Titel: | Rauchverzehrender Ofen mit Schürapparat, von dem Ingenieur George zu Paris. |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. LXXXIV., S. 332 |
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LXXXIV.
Rauchverzehrender Ofen mit Schürapparat, von dem
Ingenieur George zu
Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, Decbr. 1858, S.
281.
Mit einer Abbildung aus Tab. VI.
George's rauchverzehrender Ofen mit Schürapparat.
Der von Hrn. George erfundene
rauchverzehrende Apparat beruht auf dem Princip der stufenweisen Verkohlung des
Brennmaterials unmittelbar vor seiner Benutzung in dem Ofen, eine Bedingung welcher
man dadurch entspricht, daß man das Brennmaterial nach und nach und von unten auf
den Rost schafft, wo dasselbe verzehrt wird.
Der von Hrn. George zur
Anwendung dieses Princips erfundene Apparat, dessen Wirksamkeit hinsichtlich der
Rauchverzehrung und Brennmaterialersparniß täglich durch die Erfahrung bewiesen
wird, ist einfach ist der Anlage, dauerhaft und leicht zu dirigiren.
Fig. 8 stellt
ihn in Verbindung mit einem Dampfkessel und mit Steinkohlen gefeuert, dar.
Die ganze Vorrichtung besteht aus zwei Haupttheilen:
1) dem Vertheiler, einem tragbaren Apparat, welchen man in dem Aschenfall unter dem
Rost anbringt, der aber von dem Rost und dem Ofen unabhängig ist;
2) dem Rost, welcher einen Theil des Ofengemäuers bildet und in der Mitte eine
Oeffnung zum Einführen der Steinkohlen hat.
Der Schürapparat oder Vertheiler besteht aus drei Haupttheilen:
a) einer sich drehenden Schale, in welche man mit der
Schaufel das zur Speisung des Herdes bestimmte Brennmaterial wirft;
b) einem schraubenförmigen Elevator, welcher sich mit
der Schale dreht und dazu dient, aus derselben ununterbrochen das darin befindliche
Brennmaterial auf den Rost zu heben;
c) einem festen, hohlen Cylinder, welcher im Innern mit
Riffeln versehen ist, der Schraube als Mantel dient und den Zweck hat, das
Brennmaterial bei seiner aufsteigenden Bewegung zu leiten, indem er es verhindert
sich mit der Schraube zu drehen.
Der vordere Theil des Cylinders und der Boden der Schale sind mit Schneiden versehen,
durch deren Kreuzung bei der drehenden Bewegung die großen Kohlenstücke zerbrochen
werden, damit sie leichter durch die Windungen der Schraube gehen. Die auf diese
Weise pulverisirte Kohle bereitet sich besser zur Verbrennung vor, gibt ein gut
genährtes und regelmäßiges Feuer.
Die zur Bewegungsübertragung dienenden Theile, wie Räderwerk, Wellen, Rollen, Kurbeln
und Supports etc., sind vor dem Aschenfall angebracht, man mag nun die Bewegung mit
der Hand jedesmal dann bewirken, wenn die Speisung des Ofens erforderlich ist, oder
man mag von einer Maschine aus eine selbstwirkende Speisung herstellen.
Der ganze Schürapparat ist auf einem mit Rollen versehenen Gestell vorgerichtet, um
ihn nach Belieben unter dem Rost vorziehen zu können, sey es um ihn oder den
Aschenfall zu reinigen, oder um Reparaturen am Ofen oder am Vertheiler
vorzunehmen.
Wenn man der Schraube mittelst des obigen Mechanismus eine langsame und
continuirliche Drehung ertheilt, so kann man Kohlen, die gewöhnlich sehr viel Rauch
geben und schwer verbrennlich sind, mit vollkommener Rauchfreiheit verbrennen. Bei
einer solchen Einrichtung schürt sich der Rost von selbst; der Heizer hat weiter
nichts zu thun, als von Zeit zu Zeit frische Kohlen in die Schale zu werfen, den
Apparat mittelst des Ausrückapparates, je nach der erforderlichen Wärmeerzeugung,
anzuhalten oder in Betrieb zu setzen, so wie von Zeit zu Zeit nachzusehen, ob der
Herd sich in gutem Zustande befindet. Um den Apparat in ununterbrochener Bewegung zu
erhalten, ist eine verhältnißmäßig sehr geringe Triebkraft erforderlich, was daraus
hervorgeht, daß sich die Bewegung leicht mit der Hand bewirten läßt.
Die Schraube ist wegen ihrer eigenthümlichen Gestalt der charakteristische Haupttheil
des Apparates; der feste, im Innern cannelirte Mantel hat aber eine verhältnißmäßig
gleiche Wichtigkeit, denn die aufsteigende Bewegung des Brennmaterials wird nur
durch die Combination dieser beiden Theile erzielt. Ohne die geradlinigen Kerben
oder Riffeln, welche im Innern des Mantels angebracht und mit der Schraube verbunden
sind, würde die Brennmaterialmasse nicht in ihrem Bestreben, die rockende Bewegung
mit zu machen, aufgehalten werden und würde also nicht auf den Rost gehoben.
Uebrigens können die Schraube und ihr Mantel senkrecht, schief oder horizontal
angebracht werden.
Ungeachtet des Widerstandes, welchen die longitudinalen Kanten des Mantels der
drehenden Bewegung entgegensetzen, die das Brennmaterial anzunehmen strebt, wird
doch stets eine gewisse Menge desselben in die drehende Bewegung der Schraube hineingezogen und
kann daher nicht gehoben werden. Die gehobene Quantität steht im Verhältniß zu der
Verdichtung welche der Brennmaterialmasse durch das Zusammendrücken gegen die Wände
ertheilt wird; etwas befeuchtete Kohle hebt sich besser als trockene. Die Praxis hat
gezeigt, daß die Menge der auf den Rost emporgehobenen Kohle im Durchschnitt nur ein
Drittel von derjenigen beträgt, welche nach der Theorie gehoben worden seyn sollte;
die Schraube muß also drei Umdrehungen machen, um die Kohlenmenge auf den Rost zu
schaffen, welche bei einer einzigen Umdrehung gehoben werden würde, wenn die ganze,
zwischen den Schraubengängen eingeschlossene Masse, durch die Riffeln im Innern des
festen Cylinders vollständig gegen die rotirende Bewegung geschützt wäre. Eine
Schraube von 15 Centimetern Durchmesser, welche etwa 5 Umgänge in der Minute macht,
kann bei einer ununterbrochenen Bewegung den Ofen eines Dampfkessels von 10 bis 15
Pferdekräften schüren.
Der Rost besteht aus zwei Theilen: aus dem in der Mitte befindlichen Trichter oder
Aufnehmrost, und den Roststäben, welche parallel mit jenem angebracht sind. Die
erweiterte Gestalt, welche dem Rost über der Einführungsöffnung nach allen
Richtungen ertheilt wurde, hat den Zweck, die Verbreitung des Brennmaterials auf
seiner ganzen Oberfläche zu erleichtern. Uebrigens hebt der in der Mitte in die Höhe
kommende Theil der Kohlen die Masse, welche sich theilt und in glühenden Stücken auf
die Seiten zurückfällt, sich folglich auf den ebenen Theilen des Rostes verbreitet.
Der mittlere Theil desselben kann in einem einzigen Stück gegossen oder aus mehreren
Stäben zusammengesetzt seyn, die in einem beweglichen Rahmen vereinigt sind; die zu
beiden Seiten angebrachten Stäbe, durch welche der Rost vervollständigt wird, sind
gewöhnliche.
Bei schon vorhandenen Oefen kann der neue Rost statt eines gewöhnlichen alten
angebracht werden, ohne die bestehende Einrichtung wesentlich zu verändern. Er kann
auf dieselben Stützen und in demselben Rechteck des Ofens gelegt werden; die alten
Stäbe lassen sich zu den Seitentheilen des neuen Rostes verwenden, so daß nur der
mittlere Theil verändert zu werden braucht.
Da die Ofenthür zum Schüren nicht benutzt wird, so öffnet man sie nur, um den Rost
und den Herd überhaupt von Schlacken, welche der kalten Luft den Durchgang
versperren, zu reinigen.
Die Asche, welche durch die Zwischenräume des Rostes in die Schale des Vertheilers
fällt, wird, im Gemenge mit den frischen Kohlen, wieder auf den Rost emporgehoben,
wo sie dann gänzlich verzehrt wird, denn die Asche und die Cinders bestehen großentheils aus Kohks,
mit Schlacken gemengt.
Die kleinen Schlackentheilchen, welche durch den Rost fallen und zu dem Herde
emporgebracht werden, vereinigen sich dort zuletzt zu derben Massen, welche entweder
frei oder festgebacken auf der Rostoberfläche liegen bleiben. Diese Schlackenmassen,
welche den einzigen Abgang bilden, muß man beim Reinigen des Herbes durch die Thür
herausschaffen.
Wenn der Vertheiler Reparaturen erfordert, welche viel Zeit beanspruchen, so genügt
es zur Vermeidung von Betriebsunterbrechungen, einige feuerfeste Ziegelsteine oder
gußeiserne Stäbe über die Oeffnung zu legen, durch welche das Brennmaterial auf den
Rost geschraubt wird, um sich dieses Rostes, welchen man durch die Ofenthür schürt,
einstweilen bedienen zu können.
Wie man sieht, ist bei diesem System allen Bedingungen entsprochen, welche für die
praktische Anwendung gestellt werden müssen, nämlich: Einfachheit und Festigkeit des
Mechanismus, leichter Betrieb der Apparate, Schutz der beweglichen Theile gegen die
Einwirkung der Wärme, Unmöglichkeit der Verstopfung dieser Theile, Abhaltung kalter
Luftströme vom Herde; mögliches Zurückziehen des Vertheilers unter dem Rost, um
Reparaturen im Innern des Ofens leicht vornehmen zu können; endlich die Möglichkeit
nöthigenfalls Reparaturen der mechanischen Theile vornehmen zu können, ohne den
Betrieb der Feuerung zu unterbrechen.
Die Rauchverzehrung und BrennmaterialersparungBrenmaterialersparung werden hauptsächlich durch die rationelle Verkohkungsart erzielt, indem
die Gase im Augenblick ihrer Bildung verbrannt werden, zum Theil sind sie auch eine
Folge der Regelmäßigkeit und Gleichförmigkeit womit die Verbrennung bewerkstelligt
wird.
Das Schüren von Unten aufwärts mittelst des mechanischen Vertheilers ist dem
gewöhnlichen Schüren von Oben mit der Schaufel weit vorzuziehen, denn bei dem neuen
System wird eine regelmäßige und constante Verbrennung erzielt und die
Wärmeentwickelung im Herde niemals unterbrochen. Bei dem gewöhnlichen Schüren lassen
sich hingegen solche Resultate nur schwierig erlangen, theils weil das Oeffnen der
Thür das Einströmen kalter Luft gestattet, theils weil beim frischen Schüren eine
Abkühlung des Feuers und folglich eine Rauchentwickelung unvermeidlich ist.