Titel: | Aultman und Miller's Ernte-Maschine; mitgetheilt von W. Hauff in New-York. |
Autor: | W. Hauff |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. LXXXIX., S. 340 |
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LXXXIX.
Aultman und Miller's Ernte-Maschine;
mitgetheilt von W. Hauff in
New-York.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Aultman und Miller's Ernte-Maschine.
Auf Maschinen zum Ernten von Getreide oder zum Abmähen des Grases wurden in England
schon seit vielen Jahren Patente in großer Menge ertheilt, ohne daß eine derselben
in allgemeinen Gebrauch kam; die erste derartige Maschine, welche wirklich Erfolg
hatte, ist die für J. Mac Cormick im Jahr 1845 in den
Vereinigten Staaten patentirte Ernte- und Mäh-Maschine.Polytechn. Journal Bd. CXXII S.
257. Seit der Zeit sind diese Maschinen in den Vereinigten Staaten und mehr oder
weniger auch in England, Frankreich und Deutschland in Aufnahme gekommen, und eine
genaue Beschreibung einer solchen Maschine mit den neuesten Verbesserungen wird
daher nicht ohne Interesse für die Leser des polytechnischen Journals seyn.
Die hier zu beschreibende Maschine von Aultman und Miller in New-York gehört in die Classe von
Ernte- und Mäh-Maschinen, wobei hin und her sich bewegende Sicheln
angewandt sind, welche an einem mit dem Gestell der Maschine in Verbindung stehenden
und mit Fingern versehenen Rahmen festgemacht sind, und der Zweck der Erfindung ist,
diesen Rahmen mit den Fingern und Sicheln so einzurichten, daß derselbe den Unebenheiten des Bodens frei
folgen und schnell gehoben werden kann, um etwaige im Wege liegende Hindernisse zu
vermeiden, daß er ferner mit sammt den Sicheln und Fingern auf das Gestell der
Maschine zurückgeschlagen werden kann wenn dieselbe von einem Platze zum andern
transportirt werden soll. Ein weiterer Zweck dieser Erfindung ist, die Räder in
solche Verbindung mit der Achse zu bringen, daß eines oder das andere, oder beide
mit den arbeitenden Theilen der Maschine in Verbindung gesetzt und somit als
Triebräder benutzt oder auch, daß beide außer Verbindung mit der Achse gesetzt
werden können, je nachdem die Umstände es erfordern, und so, daß bei einer
rückgehenden Bewegung die Räder sich drehen, ohne eine Bewegung der Arbeitstheile
der Maschine hervorzurufen.
Fig. 13
stellt eine Seitenansicht dieser Maschine dar, in welcher der Rahmen mit den Fingern
und Sicheln nach der Linie xx in Fig. 14 durchschnitten
ist;
Fig. 14 ist
eine vordere Ansicht der Maschine, und Fig. 15 ein umgekehrter
Grundriß derselben.
Die gleichen Buchstaben in den verschiedenen Ansichten bezeichnen dieselben Theile
der Maschine.
A bezeichnet das Hauptgestell der Maschine; dasselbe
ruht auf zwei Rädern B, B, welche lose auf der Achse C stecken, deren Lager, worin sie sich frei drehen kann,
fest an der untern Seite des Hauptgestelles angebracht sind. Auf der Achse sind nahe
bei den Rädern B, B zwei Sperrräder D, D aufgekeilt; mit jedem Rade ist durch Niete oder
Bolzen b ein Sperrhaken E
verbunden, an dessen äußerer Seite eine Feder c
befestigt ist, die gegen einen Stift d druckt, welcher
über der innern Fläche des betreffenden Rades vorsteht, so daß die Sperrhaken durch
die Wirkung der Federn in Eingriff mit den Sperrrädern D
gehalten werden. Wenn die Haken auf diese Weise mit den Sperrrädern in Eingriff sind
und wenn die Maschine vorwärts gezogen wird, bewirken die Räder B, B ein Drehen der Achse C
und die Arbeitstheile der Maschine folgen ihrer Bewegung; wenn jedoch die Maschine
rückwärts geht, so schleifen die Haken E über die Zähne
der Sperrräder D weg und die Achse C bleibt stille stehen. Diese Haken und die auf sie
wirkenden Federn sind so eingerichtet, daß der Treiber von seinem Sitze aus
dieselben auslösen kann, und die Federn c und Stifte d dienen auch dazu, die Haken in der ausgelösten
Stellung zu erhalten. Auf diese Weise ist der Treiber in den Stand gesetzt, eines
oder beide Räder B als Triebräder für die Achse C zu benutzen; in einzelnen Fällen, z.B. wenn dichtes
Gras zu schneiden ist,
ist es sehr wünschenswerth, beide Räder mit der Achse verbunden zu haben, während
für gewöhnlich bloß das eine von dem Fingerrahmen entferntere Rad als Triebrad
benützt wird, um einen Zug nach der Seite hin zu verhüten. Die Deichsel G ist an dem Vordertheil des Hauptgestells A fest, und an dessen unterer Seite ist eine gebogene
Stange H angebracht, welche das Lager einer Achse I trägt, die von dem vordern bis zum hinterm Ende des
Gestelles sich erstreckt und an ihrem hintern Ende das Getriebe e trägt, welches in ein auf einer mit der Achse I parallelen Achse g festes
Rad F greift, und ein auf dem innern Ende der Achse g festes conisches Getriebe h greift in das auf der Hauptachse C feste Rad
i ein, so daß ein Drehen der Hauptachse die Achse
I in Bewegung setzt. Das vordere Ende der Achse I trägt ein Kurbelrad J,
welches durch eine Stange K mit der Sichel L in Verbindung steht, und diese Sichel bewegt sich auf
einem Rahmen M, welcher mit Fingern j von der gewöhnlichen Form versehen ist. Die Zähne k der Sichel haben, wie dieß gebräuchlich ist, die Form
von Sägezähnen. – Mit der untern Seite der Stange H ist mittelst eines Scharniers l eine andere
Stange N verbunden, welche sich wenig über die Seite des
Hauptgestelles hinaus erstreckt und mit dieser Stange ist der Fingerrahmen M mittelst eines Scharniers m verbunden. O und P sind zwei Streben, welche beide mit einem Ende fest mit der Stange N verbunden sind; das lose Ende der Strebe O ist mit dem Hauptgestell A
durch ein Scharnier n und das lose Ende der Strebe P durch ein Scharnier o mit
dem innern Schuh p des Fingerrahmens verbunden, so daß
die Stange N sich frei in den Scharnieren l auf und ab bewegen kann und daher dem freien Steigen
und Fallen des Fingerrahmens kein Hinderniß in den Weg legt, ohne jedoch die
Festigkeit der Stellung des Fingerrahmens in jeder andern Richtung zu
beeinträchtigen. An dem innern Ende des Fingerrahmens M
ist ein Hafen g fest, welcher, wenn der Rahmen etwas
gehoben ist, gegen die Stange N ansteht und auf diese
Weise den Rahmen in seiner Stellung hält, so daß vermittelst dieses Hakens der
Fingerrahmen mit sammt der Sichel über jedes im Wege liegende Hinderniß weg gehoben
werden kann; zugleich gestattet dieser Haken Spielraum genug, daß der Fingerrahmen
sich den Unebenheiten des Bodens anschmiegen kann. – Zum Heben des
Fingerrahmens und der Sichel dient ein Sector Q, welcher
mit Sperrzähnen s versehen ist, die über eine an dem
Hauptgestell feste Platte t greifen und den Fingerrahmen
in jeder beliebigen Höhe halten. Der Sector Q wird
mittelst eines Handgriffs R von dem Bock F aus bewegt.
Wenn die Maschine von einem Orte zum andern geschafft werden soll, so kann der
Fingerrahmen mit sammt der Sichel quer auf das Hauptgestell
A hinaufgezogen werden, wie dieß in Fig. 14 in fein
punktirten Linien vorgestellt ist.
Die Erfinder dieser Maschine besitzen darauf ein Patent in den Vereinigten Staaten
und sind vor einigen Monaten auch um ein Patent in England eingekommen.