Titel: | Ueber die Maximilianshütte in Bayern und den Puddelbetrieb daselbst; vom k. k. Hüttenverwalter Anton Hauch. |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XCVI., S. 363 |
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XCVI.
Ueber die Maximilianshütte in Bayern und den
Puddelbetrieb daselbst; vom k. k. Hüttenverwalter Anton Hauch.
Aus dem berg- und hüttenmännischen Jahrbuch, Wien
1859, Bd. VIII S. 121.
Hauch, über die Maximillianshüte in Bayern.
In der Nähe von Regensburg, 2 1/2 Meilen nördlich an der Poststraße nach Amberg,
wurde im Jahre 1851 eine Walz- und Puddelhütte zur Erzeugung von Schienen,
Achsen, Bandagen etc. durch eine Actiengesellschaft auf die in unmittelbarer Nähe
des Werkes abgelagerten Braunkohlflötze gegründet.
Die Braunkohle (meist Lignite oder bituminöses Holz), in einer Mächtigkeit von
10–30 Fuß, wird durch Pfeilerbau und Stollenbetrieb gewonnen und kommt in 3
nach der Teufe an Mächtigkeit zunehmenden Flößen vor; sämmtliche Strecken sind mit
Eisenbahnen versehen und wird die Kohle gleich am Ort in hölzerne, ganz einfach
gebaute Waggons, die circa 40 Kubikfuß fassen, gefüllt
und zu einer zu Tage liegenden Separationsvorrichtung abgeführt und dort gestürzt.
Die Separationsvorrichtung besteht im Wesentlichen aus einer geneigten Ebene,
welche, an ihrer Oberfläche mit Rundeisen versehen, ein Gitter bildet, durch welches
die kleine Kohle fallen kann; die größeren Stücke rutschen an der schiefen Ebene
herab und isoliren sich durch Fallen in Trichter, die unten mit einer Thür versehen,
über einem künstlichen aus Holzzimmerung hergestellten Stollen liegen, von dem
Klein-Kohl.
Der oben erwähnte Stollen hat die Bestimmung, diejenigen Wagen aufzunehmen, welche
das aus der Grube geförderte, circa 40–50 Proc.
Feuchtigkeit haltende Kohl zu den im Umfang des Werkes liegenden Trockenkammern zu
verführen bestimmt sind, und werden durch einfaches Oeffnen der am Trichter
befindlichen Thüren gefüllt.
Die Förderung aus den etwas weiter liegenden Gruben wird durch die günstige Lage des
Terrains, welches gegen das Eisenwerk ziemlich bedeutend abfällt, sehr begünstigt
und mittelst Herabrollen der Wagen durch ihr eigenes Gewicht, auf der geneigten
Eisenbahn bewerkstelliget, und es bilden 5 Stück der oben angegebenen Waggons einen
Train, der von einem Arbeiter durch Anspannen der an den letzten Wagen angebrachten
Bremse in seinem Laufe regulirt wird. Auf dieselbe Art werden die Kohlen von der
Separation zu den Trockenkammern verführt, nur mit dem Unterschied, daß hier jeder
Wagen einen Arbeiter zur Führung hat, der ihn aber dann leer zurückstoßen muß, während die 5
leeren Wagen zu den entfernteren Gruben durch 1 Pferd zurückgefahren werden.
Die Trocknung der Braunkohle geschieht in gewölbten Kammern auf folgende Art:
Die Kohle wird aus den Wagen durch Oeffnungen, welche in dem Gewölbe der Kammern
angebracht sind, auf einen in der Kammer und zwar 2' 6''–3' über dem Boden
(Sohle) derselben vorgerichteten Rost, gebildet durch Aneinanderlegen von 2
1/2–3'' dicken Holzstöcken, gestürzt, hier auf eine Höhe von circa 9–12'' aufgeschichtet. Zum Trocknen werden
die durch einen Ventilator angesaugten Verbrennungsproducte eines an der Stirnseite
des Trockengebäudes gelegenen Feuerherdes benützt, im Ventilator selbst aber noch
mit gewöhnlicher atmosphärischer Luft gemengt und der Wärmegrad auf circa 60° R. gehalten, indem bei höherer
Temperatur die Kohle wegen ihres großen Schwefelgehalts sehr leicht der Entzündung
ausgesetzt ist. Dieses Gemisch von warmer und atmosphärischer Luft wird nun durch
den Ventilator in einen Canal getrieben, aus dem Oeffnungen, mit Schiebern
verschließbar, in die oberen Räume der circa 8' im
Lichten hohen Kammern münden; hier angelangt, muß dasselbe durch das auf dem Rost
befindliche Kohl strömen und kann dann so geschwängert mit der Feuchtigkeit der
Kohle durch an der Sohle der Kammern angebrachte Oeffnungen ins Freie entweichen.
Die Trocknungskosten belaufen sich per Kubikfuß auf 0,62
kr. C.-M., wobei aber die Zinsen von der zum Betrieb der Ventilatoren
dienenden Dampfmaschine und dem Gebäude nicht inbegriffen sind. Die Dauer des
Trocknens beträgt circa 48–60 Stunden, und
verlieren die Kohlen beinahe die Hälfte ihres Gewichtes, wie es auch mit der obigen
Angabe des Feuchtigkeitsgrades zusammenstimmt.
Nach geschehener Trocknung werden die Kohlen in 2räderigen Karren zu den einzelnen
Oefen verführt, vorerst aber noch sortirt, so daß das Grobkohl zum
Schweißofenbetriebe, das Kleinkohl aber zum Puddlingsbetriebe verwendet wird. Zum
Puddelbetriebe wird meistens Holzkohlroheisen, aus Roth- und Brauneisenstein
grau erblasen, verwendet; selten findet sich halbirtes zur Gattirung vor. Der
Einsatz beträgt für diejenigen Oefen, welche auf sehniges oder weiches Product
arbeiten, 700 Pfd. bayr. Gewicht, für die auf körniges oder hartes Eisen arbeitenden
aber bloß 600 Pfd., weil die Arbeit im Ofen selbst bei letzteren etwas anstrengender
ist; der Abgang beträgt bei sehnigem Eisen 9–10 Proc., und werden bei
ersterem 7–8 Chargen, bei letzterem 6 bis 7 Chargen in einer 12stündigen
Schicht gemacht. Der Brennstoffaufwand stellt sich auf 120 bis 130 Pfd. Braunkohle
geringer Qualität per Centner Rohschienen.
Das körnige Eisen findet seine Verwendung namentlich zu Schienenköpfen, Bandagen und
Achsen, und werden zu diesem Behufe gewöhnlich die 3'' und 4'' breiten, 1'' dicken
Rohschienen zu Paqueten von 9'' Höhe und 7'' Breite und einem Gewichte von 550 Pfd.
zusammengestellt, geschweißt und zu 7'' breiten, 1'' dicken Platinen ausgewalzt, die
dann als Deckplatten zu den Schienen- und Bandagen-Paquets verwendet
werden, wogegen das sehnige Product zu den verschiedenen Eisensorten, als:
Winkeleisen, Speichen, Schienen für Eisenbahnen etc. verwendet wird, bei den
letzteren aber bloß den Steg und Fuß der Schiene bildet, da der Kopf, wie schon oben
bemerkt, aus hartem oder körnigem Eisen angefertigt wird.
Sämmtliche Oefen sind mit horizontalen Rösten und Verbrennungswind über der
Feuerbrücke eingerichtet, und, wie der oben angegebene Einsatz annehmen läßt, mit 2
gegenüberliegenden Arbeitsthüren versehen, also sogenannte Doppelpuddelöfen; sie
haben zur Bedienung 5 Mann, nämlich 2 Vorarbeiter, 2 Helfer und 1 Heizer, die im
Geding arbeiten und per Ctr. guter Waare, d. i. per Ctr. Rohschienen 13 1/2 kr. C.-M.
erhalten.
Der Verbrennungswind circulirt in der Fuchs- und Feuerbrücke, und geht in
schlangenförmig gebogenen Röhren unter den Rost, wo er noch durch den herabfallenden
Cinder erwärmt wird, von da erst zur Verbrennungsbatterie, die aus 7 Stück 3/4'' im
Durchmesser haltenden Düsen besteht.
Den praktischen Betrieb anlangend, muß bemerkt werden, daß das Roheisen mit Wind
eingeschmolzen, dann aber derselbe abgesperrt und mehr oder weniger mit Flamme
gearbeitet wird; namentlich ist bei Erzeugung von sehnigem Eisen darauf zu sehen,
daß das Roheisen ganz flüssig eingeschmolzen werde. Bei körnigem Eisen wird mehr
kalt gearbeitet, und beim Aufbrechen und Wenden des garenden Eisens immer bloß der
obere Theil desselben umgewendet, auch muß während des ganzen Processes mit weniger
Flamme, überhaupt trockener gearbeitet werden, als beim sehnigen, weßhalb sich auch
der Bau der Oefen für körniges Material durch eine höher liegende Feuerbrücke von
denen für sehniges unterscheidet, damit die Flamme nicht so sehr auf das
geschmolzene Metall einwirken kann.
Die erzeugten Luppen, gewöhnlich 8 per Ofen, werden unter
einer Luppenquetsche gezängt und dann unter den Luppenwalzen zu 3 und 4'' breiten,
1'' dicken Rohschienen ausgewalzt und auf Paquetlänge geschnitten.
Der Roheisenbedarf wird dem Werke durch 3 eigene Holzkohlhohöfen wenigstens
theilweise gesichert, außerdem aber ziemlich viel von Privaten angekauft und alte
Schienen verarbeitet. Die Production der 3 Hohöfen beträgt jährlich an
90–100,000 Ctr., die jährliche Erzeugung circa
130–150,000 Ctr. fertiger Waare.
Die ganze Anlage ist nach belgischem System mit voller Benutzung von Dampfkraft
eingerichtet und es besteht da:
eine 90 pferdekr.
horizontale Dampfmaschine zum Betrieb der Schienenstraße u. Säge.
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Dampfmaschine zum Betrieb der Luppenwalzen und Quetsche.
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„ Stabeisenstraße.
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„ Blechstraße für Grobblech.
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„ Deckplatten und Blechscheere nebst
Lochmaschine.
Außerdem mehrere kleinere Dampfpumpen von je circa 2
Pferdekraft; ferner eine Gebläsemaschine von 90 Pferdekraft mit 10 oscillirenden
Gebläsecylindern.
Behufs Dampferzeugung sind je 2 Puddelöfen mit einem Kessel von 5' Durchmesser und
34' Länge versehen, ebenso je 2 Schweißöfen.
Im currentencurrrenten Betriebe sind 8 Doppelpuddelöfen mit 3–4 Schweißöfen.
Außer dem Obigen befindet sich da eine gut eingerichtete Maschinenwerkstätte mit
Hobel-, Bohrmaschine und mehreren großen und kleinen Drehbänken, die von
einer 16 pferdekräft. verticalen Dampfmaschine bewegt werden.
Das erzeugte Product, sowohl Halbfabricat, als fertige Waare, ist ausgezeichnet,
namentlich die in letzterer Zeit ins Leben getretene Stahlmanipulation dürfte obiges
Eisenwerk als eines der hervorragendsten bezeichnen.
Die sämmtliche Leitung des Etablissements, sowohl in technischer als administrativer
Hinsicht, ist dem intelligenten und rationell gebildeten Hüttendirector Hrn.
Ernst Fromm, einem
Rheinländer, anvertraut, unter dessen Leitung dieses Werk es zu der jetzigen
Vollkommenheit gebracht hat.