Titel: | W. A. Fairbairn's Achsenbüchsen und Kuppelungsstangen für Locomotiven. |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. CVI., S. 412 |
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CVI.
W. A. Fairbairn's Achsenbüchsen und
Kuppelungsstangen für Locomotiven.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Februar
1859, S. 61.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Fairbairn's Achsenbüchsen und Kuppelungsstangen für
Locomotiven.
Der Erfinder führt ein elastisches Kissen von vulcanisirtem Kautschuk zwischen den
Achsenbüchsen und dem Gestell der Locomotive ein, um den Rädern zu gestatten, den
Krümmungen der Eisenbahn sich anzuschmiegen, und somit die Abnützung an den
Flantschen der Räder und den Seiten der Achsenbüchsen zu vermindern. Die
Kautschukfeder kommt in Vertiefungen zu liegen, welche in den Wangen der Hornplatten
zu jeder Seite der Achsenbüchse angebracht sind, und eine Metallplatte mit einer
glatten verstählten Oberfläche, auf welcher die Achsenbüchse vertical gleitet, wird
dazwischen gelegt. Die elastische Wirkung des Kautschuks ist hinreichend, um die
Achsen der Räder rechtwinkelig zu den geraden Theilen der Eisenbahn zu halten,
jedoch der Reibung der Schienen gegen die Räder in Curven nachzugeben, und dadurch
den Achsen zu gestatten eine Stellung anzunehmen, welche die Räder tangential zur
Curve stellt. Die Elasticität des Kautschuks dient zugleich dazu, die Achsenbüchsen
stets mit den Seiten der Hornblöcke in gutem Anschluß zu erhalten.
Figur 10 bis
15 zeigen
die Anwendung dieser Construction auf die Räder einer Locomotive. Fig. 10 ist ein halber
Durchschnitt, Fig.
11 der Grundriß einer Achsenbüchse der Leiträder, Fig. 12 eine
Seitenansicht der Kautschukscheiben.
A ist die Achsenbüchse selbst; B sind die Wangen der Platte, zwischen denen die Büchse gleitet. Diese
Wangen sind mit Vertiefungen zur Aufnahme der Kautschukfedern C und der Deckplatten D versehen. Diese
Platten sind verstählt und bilden daher eine außerordentlich glatte Fläche, auf
welcher die Achsenbüchsen gleiten; sie ruhen auf den Kautschukfedern C und zwischen ihnen und den Wangen B der Hornblöcke ist ein Raum von 1/8 Zoll gelassen,
welcher der Achsenbüchse einen eben so großen Spielraum nach beiden Richtungen längs
der Maschine gestattet, wenn überhaupt der Stoß auf die Räder hinreicht um den
Kautschuk so weit zu comprimiren. Um die Räder noch weiter adjustiren zu können, ist
der Achsenbüchse seitwärts in der Richtung der Achse ein kleiner Spielraum
gestattet, indem man die Vertiefung in der Büchse, worin die Platte D gleitet, um 1/2 Zoll breiter als die Platte selbst
macht. Um jedoch die Achsenbüchsen bei geraden Bahnstrecken in ihrer Lage zu halten,
sind die Platten D im Querschnitt keilförmig, so daß die
Elasticität des Kautschuks die centrale Lage der Büchsen wieder herstellt, sobald
der Druck gegen die Flantschen des Rades nachlaßt. Die Neigung des Keils ist so
eingerichtet, daß eine seitliche Verschiebung der Achsenbüchse um 1/4 Zoll den
Kautschuk um 1/8 Zoll comprimirt.
Der Kautschuk wird in Gestalt von 13/16 Zoll dicken Ringen oder Scheiben angewendet.
Um einen genauen Anschluß zwischen den wirksamen Flächen der Achsenbüchsen zu
erzielen, sollten diese Scheiben an ihrem Orte um 3/16 Zoll comprimirt werden, was
einem Drucke von ungefähr 1 Tonne gegen jede Seite der Büchse entspricht. Mit diesem
Drucke gleiten die Büchsen freier auf der gestählten Oberfläche der Platten D als bei der gewöhnlichen Construction, während die
Bewegung, welche den Rädern gestattet sich der Bahnkrümmung anzuschmiegen, die
Oscillation der Maschine nicht im geringsten erhöht. Diese Einrichtung verhütet die
außerordentliche Abnützung der Schultern der Zapfen sowie der Räderflantschen. Eine
Kautschukscheibe, welche von der Büchse des Laufrades einer Locomotive, das 17,000
englische Meilen zurückgelegt hatte, abgenommen wurde, zeigte sich noch
unbeschädigt, und hatte seine ursprüngliche Elasticität vollkommen beibehalten.
Die Treibräder der Locomotive anlangend, ist es nicht rathsam, den Achsenbüchsen
einen so großen Spielraum zu gestatten. Fig. 13 und 14 stellen die
Hälfte einer Achsenbüchse derselben im Durchschnitt und Grundriß dar. Die
Kautschukfeder E besteht hier aus einem 12 1/2 Zoll
langen, 2 1/2 Zoll breiten und 3/8 Zoll dicken flachen Bande. Sie ist durch eine
verstählte schmiedeiserne Platte F bedeckt, die jedoch
nicht keilförmig ist, weil im vorliegenden Falle jeder seitliche Spielraum vermieden
werden muß. Nur ein
longitudinaler Spielraum von 1/32 Zoll ist zu beiden Seiten zwischen der Platte F und den Blöcken G
gestattet, damit die Kautschukfeder wirken kann. Letztere wird im vorliegenden Falle
dergestalt comprimirt, daß sie einen Anfangsdruck von ungefähr 15 Tonnen auf jede
Seite der Achsenbüchse ausübt. Der Kautschuk dient zugleich als ein elastisches
Kissen, welches die Stöße der Maschine auffängt. Ein kleiner Lederstreifen H, Fig. 13, verhindert den
Zutritt des Oels zu dem Kautschuk.
Die vollkommene Freiheit der Bewegung, die geringe Abnützung der Achsenbüchse in
Folge der Verstählung der Schieber, die Leichtigkeit, womit die Maschine die Curven
durchläuft, und die verminderte Abnützung der Radflantschen sind wichtige Vortheile,
die aus vorliegender Construction entspringen.
Fig. 15 und
16 zeigen
eine ähnliche Anwendung der Kautschukfeder auf die äußeren Kuppelungsstangen der
Locomotive. Die Anwendung einer Stellschraube K an dem
Ende der Stange, in Verbindung mit einer Schließmutter welche das Lockerwerden
derselben verhindert, macht die Anwendung von Keilen zum Antreiben der Lagerbacken
entbehrlich.