Titel: | S. F. Munger's Schloß; mitgetheilt von W. Hauff in New-York. |
Autor: | W. Hauff |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. CX., S. 425 |
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CX.
S. F. Munger's Schloß; mitgetheilt von
W. Hauff in
New-York.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Munger's Schloß.
Seit dem Jahre 1851, wo der Amerikaner Hobbs das von der
Londoner Firma Brahma u. Comp.
auf der Weltausstellung ausgestellte Schloß öffnete und damit den Preis von 1000
Dollars gewann, haben die Amerikaner einen gewissen Vorsprung in der Fabrication
solcher Schlösser gewonnen, welche für Diebe unzugänglich sind.
Die Construction dieser Schlösser beruht darauf, daß man eine Anzahl von Schiebern
hinter dem Riegel anbringt, welcher mit einem Zapfen versehen ist, der gegen die
Schieber anstößt und nur dann das Zurückschieben des Riegels gestattet, wenn die
sämmtlichen Schieber so angeordnet sind, daß in ihnen angebrachte Schlitze genau
aufeinander passen, so daß der am Riegel befindliche Zapfen ungehindert durch
sämmtliche Schlitze passiren kann. Es ist einleuchtend, daß mit der Anzahl solcher
Schieber die Schwierigkeit, das Schloß ohne den Schlüssel zu öffnen, bedeutend wächst, und wenn ein
Druck auf den Riegelkopf nicht unmittelbar auf die Schieber wirkt, so ist es nach
dem Urtheil von Hobbs nicht möglich das Schloß anders als
mit Gewalt oder mit dem dazu passenden Schlüssel zu öffnen.
Das hier zu beschreibende Schloß gehört zu diesen Schieberschlössern; die Erfindung
besteht darin, daß die Schieber sowohl als der Riegel durch Barte oder Vorsprünge
bewegt werden, welche an einem fest mit dem Schloß verbundenen drehbaren Knopfe
angebracht sind, und daß der Schlüssel, welcher aus einem dünnen flachen Stückchen
Metallblechs mit einer Anzahl von Kerben besteht, nur dazu dient, die Schieber,
nachdem sie durch das Drehen des Knopfes gehoben sind, so anzuordnen, daß durch ein
weiteres Drehen des Knopfes der Riegel vor- oder rückwärts bewegt werden
kann.
Fig. 22
stellt die obere Ansicht eines solchen Schlosses dar, von welchem die Deckplatte
abgenommen ist, um die innere Einrichtung dem Beschauer bloß zu legen, und Fig. 23 ist
ein Durchschnitt desselben nach der Linie xx in
Fig.
22.
Die gleichen Buchstaben bezeichnen in beiden Figuren dieselben Theile.
A. ist der Kasten des Schlosses, in welchem sich der
Riegel B zwischen den Leitstiften a schiebt, und der Riegel ist von gewöhnlicher Construction mit dem dicken
Kopf b, welcher mit dem Absatz c an den Schwanz sich anschließt.
In dem gleichen Kasten A ist eine Anzahl von Schiebern
C, einer über dem andern, angebracht, so daß sie
sich kreuzweise über dem Riegel schieben, wobei sie durch die gleichen Stifte a, welche dem Riegel zur Leitung dienen, geführt werden.
Diese Schieber sind durchbrochen und jeder derselben ist an der dem Ansatz c des Riegels gegenüberliegenden Seite mit einem
Schlitze d versehen. Die unteren Enden der Schieber sind
halbrund und auf ihre oberen Seiten drücken die Federn e, welche fortwährend einen Druck nach Unten ausüben.
An der untern Seite ist der Riegel B mit einem Einschnitt
f versehen und ein Zapfen D ist quer in den Kasten A eingepaßt. Dieser
Zapfen trägt den Knopf E außerhalb des Schlosses, und
innerhalb des Kastens sind zwei Bärte oder Vorsprünge g
und h an demselben angebracht, welche auf
entgegengesetzten Seiten des Zapfens und in verschiedenen Ebenen liegen, indem der
Bart g näher bei der Deckplatte i, der andere Bart h näher bei dem Boden j des Kastens liegt.
Die unteren Enden der Schieber C sind auf jeder Seite mit
Ansätzen k, k' (Fig. 22) versehen, auf
welche der Bart g wirkt, und der Bart h wirkt auf den Einschnitt f
im Riegel B.
Nahe an dem Ansatz c ist ein viereckiger Zapfen l fest mit dem Riegel B
verbunden, und die innere Seite dieses Zapfens sowohl als die äußeren Seiten der
Schieber sind rauh gemacht.
An den oberen Enden und nach der Seite zu, wo der Kopf b
des Riegels liegt, sind die Schieber mit Vorsprüngen m
versehen, welche unter einen mit einem flachen Schlitze versehenen Cylinder F sich erstrecken. In die in dem Cylinder F befindlichen Schlitze paßt der Schlüssel G, welcher aus einem dünnen flachen Stückchen
Metallbleches besteht, und mit Kerben a versehen ist,
deren Tiefe sich nach der verschiedenen Lage der Schlitze d in den Schiebern richtet. Diese Schlitze sind in den verschiedenen
Schiebern in ungleichen Entfernungen angebracht, so daß sie nicht aufeinander
passen, wenn die Schieber der Einwirkung der Federn e
überlassen bleiben oder wenn dieselben durch den Bart g
gehoben sind.
Die Operation geschieht folgendermaßen.
Wenn das Schloß geöffnet ist, wie in Fig. 22 dargestellt, und
wenn der Schlüssel in feinem Platze steckt, so passen die sämmtlichen Schlitze d aufeinander und der Zapfen l des Riegels kann frei durchpassiren. Ein Drehen des Knopfes E von rechts nach links hat daher ein Vorschieben des
Riegels zur Folge. Ein weiteres Drehen des Knopfes E hat
zur Folge, daß der Bart g auf die Ansähe k' wirkt, und die Schieber werden alle soweit gehoben,
daß die Vorsprünge m aus den Kerben a des Schlüssels treten, daher es jetzt möglich ist, den
Schlüssel herauszuziehen; sobald nun die Hand von dem Knopfe entfernt wird, werden
die Schieber durch die Wirkung der Federn e
herabgedrückt, und der Vorsprung l ist in dem Raum b eingeschlossen. Um den Riegel vorzuschieben, ist es
zuerst nöthig die Schieber wieder vollständig zu heben, den Schlüssel einzustecken
und die Schieber wieder herabzulassen, so daß sich die Schlitze in denselben vermöge
der Kerben a im Schlüssel so anordnen, daß der Vorsprung
l durchpassiren kann, und erst jetzt kann der Riegel
durch die Wirkung des Bartes h vorgeschoben worden.
Dieses Schloß ist äußerst einfach und bietet doch alle die Vortheile dar, welche
zusammengesetztere Schlösser dieser Art haben. Da die Schieber zuerst gehoben werden
müssen, ehe der Schlüssel eingesteckt werden kann, so ist es unmöglich die Lage der
Schlitze d auszusenden, in der Absicht, das Schloß ohne
den Schlüssel zu öffnen oder einen Nachschlüssel zu verfertigen.
Der Erfinder dieses Schlosses, Hr. S. F.
Munger aus Rochester im Staate New-York, hat sich dasselbe in
den Vereinigten Staaten patentiren lassen.