Titel: | Ueber Erzeugung und Verwendung körnigen Stabeisens, insbesondere zur Darstellung von Eisenbahnschienen mit harten Köpfen; vom Director P. Tunner zu Leoben. |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. CXVI., S. 435 |
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CXVI.
Ueber Erzeugung und Verwendung körnigen
Stabeisens, insbesondere zur Darstellung von Eisenbahnschienen mit harten Köpfen; vom
Director P. Tunner zu
Leoben.
Aus dem berg- und hüttenmännischen Jahrbuche, Bd.
VIII S. 164, durch Hartmann's allgemeine berg- und hüttenmännische Zeitung, 1859,
Nr. 22.
Tunner, über Erzeugung und Verwendung körnigen Stabeisens,
insbesondere zur Darstellung von Eisenbahnschienen mit halten Köpfen.
Die Darstellung der Schienen mit körnigen, d.h. dichten und harten Köpfen, wird auf
den Hütten in der Mehrzahl so schlecht durchgeführt, daß bei einer genauem
Untersuchung vielleicht die Minderzahl derselben mit körnigen Köpfen erscheint; und
die sich mit solchen darstellen, sind in der Regel doch nur von geringer Härte und
Festigkeit. Der Grund hiefür ist darin gelegen, daß beim Puddeln nicht eigens, nicht
mit Sicherheit auf körniges Eisen hingearbeitet, sondern bloß nach einem etwas rohen
Gange im Herde getrachtet wird, und die erhaltenen Luppen, wenn sie etwas roher
aussehen, auf Kopfschienen verarbeitet werden. Wahrscheinlich scheut man die etwas größeren
Kosten, welche mit der eigentlichen gesicherten Arbeit auf körniges Eisen verbunden
sind.
Um mit Sicherheit körniges Eisen zu erzeugen, sind folgende Rücksichten zu
nehmen:
1) Der Puddlingsofen soll ein einfacher, nicht sogenannter
Doppelofen seyn, welche namentlich in Innerösterreich, der
Brennmaterial-Ersparung wegen, sehr gewöhnlich zu treffen sind. Im einfachen
Ofen hat man den ganzen Puddlingsproceß besser in der Gewalt, und die Chargendauer,
welche bei der Darstellung des körnigen Eisens ohnedieß verlängert wird, fällt
kürzer aus, was namentlich im letzten Stadium der Charge sehr wichtig ist. Bei der
kürzeren Chargendauer leidet der Boden von der vielen flüssigen Schlacke weniger,
welche bei Erzeugung des körnigen Eisens nothwendig vorhanden seyn muß. Bei der
ungeändert belassenen Größe der gewöhnlichen Herdfläche eines einfachen
Puddlingsofens soll die Gewölbshöhe über dem Herde um
circa 4 Zoll vermehrt werden
u. z. dergestalt, daß um 2 Zoll die beiden Brücken wie die Arbeitsplatte höher zu
liegen kommen, damit mehr Schlacke im Ofen behalten werden könne, und ingleichen das
Gewölbe über der Arbeitsplatte und den beiden Brücken um 2 Zoll höher liegt, damit
der atmosphärische Sauerstoff weniger energisch auf die Entkohlung einwirken
könne.
Im Falle als Gasöfen gebraucht werden sollen, darf der Oberwind (oder
Verbrennungswind, die Windbatterie) nicht, wie gewöhnlich, auf das Metallbad
stechend gerichtet seyn, sondern er muß darüber weg, also mehr parallel dem Gewölbe, oder aber, nach Art der schwedischen Schweißöfen,
vor der Feuerbrücke nahe lothrecht nieder, also dem
Gasstrom entgegen gerichtet seyn. Die Ursache dieser Windführung, wie leicht
einzusehen, ist in der nothwendigen Verminderung der zu energischen Einwirkung des
atmosphärischen Sauerstoffs gelegen.
Daß der unvermeidliche Zutritt der äußern Luft durch die Arbeitsund Schüröffnung auf
ein Kleinstes gebracht werden soll, bedarf kaum der Erwähnung, sowie auch, daß bei
einem Zugofen der Essentemper und die Esse selbst in gutem Stande erhalten werden
sollen, obschon in dieser Beziehung eine so strenge Anforderung wie bei einem
Stahlpuddlingsofen nicht nothwendig ist.
2) Eine richtige Wahl in dem zu verpuddelnden Roheisen trägt wesentlich zum Gelingen
des Processes bei. Es soll ein kohlenreiches schwerfrischendes, also ein weißes,
strahliges bis spieglichtes Roheisen verwendet werden. Spieglichtes Roheisen für
sich allein verwendet, würde jedoch einen zu rohen Gang verursachen. Vom
Spiegeleisen wird demnach nur 1/4–1/2 mit anderem leichtfrischenden Roheisen
vermengt.
Strahliges und halbirtes Roheisen können für sich allein, graues in Mengung mit
weißem verpuddelt werden. Wo möglich soll getrachtet werden, einen solchen Grab der
langsamen Gaarung durch die Wahl des Roheisens zu erzielen, daß durchschnittlich mit
6 Krücken gerührt werden muß. Bei einer geringeren Krückenzahl erfolgt das Gaaren zu
rasch, in Folge dessen statt körnigem sehniges Eisen erhalten wird; bei einer
größeren Krückenzahl dauert die Charge zu lange, wodurch die Procedur zu kostspielig
wird. Was in dieser Beziehung durch das Roheisen nicht zu erlangen ist, muß in der
Manipulation durch Schlacke und Hitze nachgeholfen werden.
Wie aus meinem Berichte über die Pariser Industrie-Ausstellung Seite 73 und 74
zu entnehmen, wird auf dem bekannten großen Eisenwerke zu Creusot für die Rails sonderheitlich ein weißes bis stark halbirtes
Kohksroheisen erblasen, während dasselbe für gewöhnliches Stabeisen grau bis
höchstens schwach halbirt ist. In Schlesien verwendet man für die Railsköpfe meist
das aus Niederschlesien kommende, aus Raseneisensteinen erblasene kaltbrüchige
Eisen. Für gewöhnliches Stangeneisen würden dich unreinen weißen Roheisensorten
schlecht seyn, für Rails hingegen, namentlich zur Darstellung der Kopfschienen, wo
ein geringer Grab von Kaltbruch weniger empfunden wird, ist dasselbe am ersten noch
zu verwenden. Besser jedoch ist ein reines weißes Roheisen, ähnlich dem, welches zur
Erzeugung des Puddlingsstahles verwendet wird.
3) Die Hitze, in welcher der Puddlingsproceß durchgeführt wird, verglichen mit dem
gewöhnlichen Verfahren zur Erzeugung des sehnigen Eisens, ist in den ersten Stadien
beim Einschmelzen und Rühren etwas höher, in den letzten Stadien aber etwas
niederer. Diese Abnahme in der Temperatur darf jedoch nicht durch minderes Schüren,
sondern soll mit dem Essentemper bezweckt werden, weil gerade in der letzten Periode
der Zutritt des atmosphärischen Sauerstoffes möglichst hintangehalten werden muß;
aber jedenfalls muß der Temper so viel geöffnet bleiben, daß die Temperatur
schließlich nicht zu tief sinkt, und die letzten Luppen noch gehörig ganz gemacht
und gedrückt werden können.
Durch die höhere Temperatur in der ersten Periode wird der Proceß verlängert und der
Vergleichungsweise dünnflüssige Zustand der Masse gestattet ein gleichförmiges,
längeres Durchrühren. Daß sechs Krücken als Normalmaaß für die zweckmäßigste Dauer
der Rührperiode anzusehen seyen, ist bereits bei der Wahl des Roheisens angeführt
worden. Das lange und fleißige Durchrühren trägt wesentlich bei zur Erzeugung eines
gleichförmigen Productes.
4) Von großer Wichtigkeit für das Gelingen des Processes ist die Menge, wie die Beschaffenheit
der zugesetzten Schlacke. Im Vergleiche mit dem Vorgang bei der Darstellung des
sehnigen Eisens muß stets mehr und namentlich gegen Ende
des Processes rohere Schlacke vorhanden seyn. Man
verwendet zunächst die Schlacken von der eigenen Arbeit, die an und für sich schon
roher als gewöhnliche Puddlingsschlacken sind, und welche durch den Einfluß des
kohlenreichen Roheisens noch roher gemacht werden müssen. Zur allenfallsigen
Regulirung in dem Grad der Gaare dient einerseits der Walzensinter und andererseits
die Schweißofenschlacke. Der größte Theil der Schlacke wird zum Beginn der Charge
vor dem Eintragen des Roheisens, hauptsächlich nach beiden Brücken hin, in den Ofen
geworfen; der übrige Theil aber wird während der Rührperiode nach Bedarf
nachgetragen, gefüttert.
Es treten bezüglich der Qualität und Quantität der Schlacke alle die Rücksichten ein,
wie beim Stahlpuddeln, nur wird das Ganze bei der Darstellung des körnigen Eisens
nicht so genau genommen. Auf mehreren Orten im In- wie im Auslande, wo man
Puddlingsstahl zu erzeugen beabsichtigt, ist man zunächst nur bis zu dem körnigen
Eisen gekommen und auf einigen dieser Orte auch dabei stehen geblieben, indem man
gefunden hat, daß dieses körnige Eisen für viele Verwendungen ein ganz vorzügliches
Product sey, zu dem man also nur unerwartet gekommen ist. Man hat hie und da von
vorne herein sich eines Zuschlages von Braunstein, Kochsalz und Thon bedient, wie
dieß auf mehreren Stahlpuddlingswerken üblich ist, und sodann diesen Zuschlag auch
für die Darstellung des körnigen Eisens beibehalten. Solche mehr oder weniger
kostspielige Zuschläge können für das Stahlpuddeln, besonders wenn das dazu
verwendete Roheisen nicht von vorzüglicher Beschaffenheit ist, allerdings angezeigt
seyn; indessen zur Erzeugung des körnigen Eisens kann man sie füglich entbehren, es
wäre denn, daß man aus geringeren Roheisensorten ein möglichst reines körniges
Stabeisen, wie z.B. Gewehreisen, Drahteisen u. dgl., darzustellen beabsichtigt.
5) Bezüglich der Manipulation wurde ein Unterschied, nämlich das vermehrte Rühren,
bereits angeführt. Nachdem bei der Darstellung des sehnigen Eisens, wenn anders nach
einer guten Qualität getrachtet wird, in der Regel 4–5 Krücken gerührt
werden, und bei der Darstellung des körnigen Eisens die Dauer der Rührperiode
ebenfalls nicht zu sehr ausgedehnt werden soll, so kann man sagen, daß bei letzterem
durchschnittlich um 1–2 Krücken oder beiläufig 1/4 Stunde länger gerührt
werden müsse. Nach beendetem Rühren wird in der Regel nur einmal, selten zweimal u.
z. sehr behend in möglichst kleinen Partien umgesetzt, während bei sehnigem Eisen
zwei- bis dreimal umgesetzt wird. Nach vollbrachtem Umsetzen wird ebenso rasch zum
Luppenmachen geschritten, und die fertigen Luppen sogleich aus dem Ofen zum Hammer
geschafft.
Die längere Rührperiode wird demnach durch das abgekürzte Umsetzen und Luppenmachen,
wenn nicht ganz, so dock nahezu wieder hereingebracht. Auf Piela-Hütte in
Ober-Schlesien, wo die Darstellung des körnigen Eisens, wie die des sehnigen,
sehr vollkommen betrieben wird, findet in der That wenig Unterschieb in den
Chargendauern bei ein und der andern Sorte Stabeisens statt; in 12 Stunden wurden
bei nicht vorgewärmtem Roheisen meist 6 Chargen à
400 Pfund mit 9–10 Procent Calo gemacht. Auf Laura-Hütte hingegen, wo
der Proceß durch die Wahl des Roheisens weniger begünstigt werden konnte, und für
sehniges Eisen der Proceß durch kühleres Arbeiten und Füttern mit Gaarschlacke
beschleunigt wurde, war die Chargendauer für körniges Eisen um nahe 1/2 Stunde
länger und der Calo um 1–2 Procent größer, als beim sehnigen Eisen. Bei
letzterem erfolgten durchschnittlich 7, bei ersterem nicht viel über 5 Chargen per Schicht.
Von dem Stahlpuddeln, wenigstens wie dasselbe zu Eibiswald in Untersteier
durchgeführt wird, unterscheidet sich die Arbeit auf körniges Eisen durch einen um
50 Pfd. schwereren Roheiseneinsatz und durch das Umsetzen und Luppenmachen. Während
beim Stahl kurz vor oder nach beendetem Rühren der Temper völlig geschlossen, der
Arbeitsraum ganz von einer rauchenden Flamme erfüllt und das Metall setzen gelassen
wird, bleibt beim körnigen Eisen der Temper halb geöffnet, so zwar, daß man immer
noch im Herde zur Noth Alles sehen kann. Beim Stahl wird ohne Umsetzen sofort zum
Luppenmachen geschritten und jede Luppe sogleich aus dem Herde genommen; beim
körnigen Eisen hingegen wird rasch umgesetzt, und werden alle Luppen gemacht, bevor
die erste aus dem Ofen kommt. Die Manipulation für das körnige Eisen ist sonach ein
wahres Mittelding zwischen der für sehniges Eisen und für Stahl. Bei dem körnigen
Eisen schreitet das Metall nach beendetem Rühren weiter in der Gaare vor, bis die
Luppen vollendet sind, während beim Stahl dieses Vorschreiten nach Möglichkeit
unterdrückt werden muß.
6) Die Behandlung der fertigen Luppen ist insoferne von dem üblichen Verfahren für
sehniges Eisen abweichend, daß das Drücken unter dem Hammer mit mehr Vorsicht und
etwas weiter getrieben wird, und hiernach das Auswalzen bei Anfangs mehr geöffneten
Kalibern, mit 2–3 vermehrten Durchgängen geschehen muß. Für den Fall, daß
eine Luppe nach der Behandlung unter dem Hammer schon zu kalt geworden wäre, was
ausnahmsweise bei den letzteren einer Charge vorkommt, so werden dieselben sogleich
in den Puddlingsofen zur Wiedererhitzung zurückgegeben, und sodann erst ausgewalzt,
wodurch die Chargendauer um beiläufig 1/4 Stunde verlängert wird. Wesentlich aber
ist, daß von den erhaltenen Rohschienen die letzten einer jeden Charge im kalten
Zustande gebrochen werden, um sich von der körnigen Textur die Ueberzeugung zu
verschaffen, und nöthigenfalls eine Sortirung nach der mehr oder weniger erzielten
körnigen Textur vornehmen zu können.
Wenn die solchergestalt erhaltenen Rohschienen in noch glühendem Zustande ins Wasser
geworfen werden, erhalten dieselben zum Unterschiede vom Puddlingsstahl nur eine
geringe Härte. Zum Abbrechen dieser Schienen sind viel stärkere Schläge erforderlich
als beim sehnigen Eisen; sie biegen sich nur wenig und brechen endlich mit einem
klingenden Tone.
Wenn die Darstellung des körnigen Eisens mit den angeführten Rücksichten durchgeführt
wird, dann kann man überzeugt seyn, daß nach der ersten Packetirung die körnige
Textur in den dargestellten Waaren erhalten bleibt, und um so vollkommener, wenn das
Schweißpacket nicht überhitzt und allenfalls vorerst noch unter dem Hammer ganz
gemacht und nach abermaliger gelinder Erhitzung ausgewalzt wird, wie dieß für
Maschineneisen üblich ist. Im Vergleich mit dem gewöhnlichen sehnigen Eisen kann
allerdings der Centner derartiges körniges Eisen in den Gestehungskosten um ungefähr
1 Gulden höher kommen; allein wenn davon nur der vierte oder fünfte Theil in das
schließliche Schweißpacket gegeben wird, wie dieses z.B. bei Erzeugung der Rails mit
harten Köpfen der Fall ist, so stellt sich hiedurch das fertige Product per Centner doch nur um 1/4 oder 1/5 Gulden, d. i. um
circa 4–5 Procent höher, als das ordinäre
Fabricat, während es in der Anwendung eine ungleich längere Dauer hat. – Für
die Erzeugung der Rails begnügt man sich in der Regel damit, daß zu den Kopfschienen
bloß die einzelnen rohen Luppen von den verschiedenen Chargen ausgehalten werden,
wobei eine bestimmte einzuhaltende Gränze nicht aufgestellt werden kann, und
überdieß die einzelnen rohen Luppen nothwendig in sich selbst sehr ungleich seyn
müssen. Wenn diese ausgehaltenen rohen Luppen weiters vorerst nur unter dem Hammer
zu flachen prismatischen Stücken gedrückt, und dann zwei über einander gelegt in den
Schweißofen, aus diesem wieder unter den Hammer gebracht und sofort erst nach
abermaliger gelinder Erhitzung zu den Kopfschienen ausgewalzt werden, so ist damit
zwar ein dichteres Eisen, aber immer noch keine entsprechende Gleichförmigkeit und
keine Sicherheit in der körnigen Textur erreicht.
In Oesterreich, besonders in Innerösterreich, thut man sich sehr viel darauf zu Gute,
daß die Stahl- und Stabeisen-Qualität eine vorzügliche sey. Wenn sich
dieser Vorzug aber lediglich auf die Beschaffenheit der Erze und sofort der besondern
Qualität des Roheisens stützt, so kann derselbe weder für alle Fälle zureichend groß
seyn, noch ist darin irgend eine Befriedigung für einen denkenden Hüttenmann
gelegen. Die vorzüglichste Qualität des innerösterreichischen Roheisens soll für die
betreffenden Besitzer und Hüttenleute eine Aufforderung seyn, daraus wirklich, den
verschiedenen Anforderungen entsprechend sortirt, die beste Qualität darzustellen.
Leider mußte ich, um ein Beispiel anzuführen, bei der Münchner
Industrie-Ausstellung zugestehen, daß von andern Fabricaten, aus geringeren
Roheisensorten erzeugt, viel bessere Eisenbahnschienen ausgestellt waren, als von
Oesterreich. Die Roheisenqualität allein reicht also nicht aus, es muß auch die
Verarbeitung desselben für die verschiedenen Anwendungen eine entsprechende seyn.
Ist das Letztere aber der Fall, dann allerdings hat Innerösterreich durch die Güte
seines Roheisens vor beinahe allen anderen Ländern und Staaten einen bedeutenden
Vorsprung.
So lange ohnedieß alles erzeugte Stabeisen zu lohnenden Preisen Absatz findet, und
eine vorzüglichere, zugleich theurere Sorte nicht verlangt und nicht bezahlt wird,
ist allerdings directe wenig Aufforderung vorhanden, sich scheinbar unnöthig Mühe
und Kosten mit der Darstellung einer bessern Stabeisensorte zu machen; allein in
Zeiten der Roth sind derartige Fortschritte noch schwieriger durchzuführen, obschon
am Ende nichts anderes übrig bleibt, um nicht von anderen Seiten ganz überflügelt zu
werden. Ein umsichtiger Eisenfabrikant weiß seinen bessern Producten schließlich
immer die gebührende Anerkennung zu verschaffen, wenn gleich von vorne herein mit
einigen Opfern. Diese anfänglichen Opfer und unvermeidlichen Lehrgelder sind viel
leichter in guten als in schlechten Zeiten zu verschmerzen, so wie man beim Bergbau
dann am meisten Hoffnungsschläge betreiben soll, wenn die vorhandenen reichen Mittel
am meisten Ausbeute geben. Wie leicht könnte auf einer großen Puddlingshütte
wenigstens 1 Ofen für die Erzeugung des körnigen Stabeisens eingerichtet, und dafür
in Betrieb erhalten werden.
In der vermehrten Anwendung schwerer Hämmer, in der Darstellung von Cement-
und Puddlingsstahl, in den verbesserten Herdfrischmethoden, theilweise selbst in der
Erzeugung des Gußstahles hat Innerösterreich in den letzten Jahren für ein
vollständigeres Sortiment in seinen Erzeugnissen Erhebliches geleistet. Möchte die
geregelte und gesicherte Darstellung des körnigen Puddeleisens bald folgen! Bei der
fortschreitenden Abnahme der Herdfrischerei erscheint dieß um so Wünschenswerther,
weil das körnige Puddlingseisen mit die Bestimmung hat, die Vorzüge des guten
Herdfrischeisens in sich aufzunehmen. So wie Innerösterreich, bevortheilt durch sein
vortreffliches Roheisen, vor allen anderen Ländern in der Stahlerzeugung das Meiste zu leisten berufen
ist, in ganz gleicher Weise ist dasselbe für die Production des körnigen Stabeisens
vor allen anderen begünstigt. Daß das körnige Eisen, in jeder Beziehung ein
Mittelding zwischen sehnigem Stabeisen und Stahl, ein großes, vielleicht das größte
Feld in der Verwendung finden werde, ist meines Erachtens nicht einen Augenblick zu
bezweifeln. Die Anwendung desselben zu den Köpfen der Eisenbahnschienen ist nur ein
einziges Beispiel, wovon bloß für das Maschinenwesen allein eine große Anzahl
aufgeführt werden könnte.