Titel: | Ueber eine Oelfarbe zum Anstreichen der eisernen Zuckerformen und anderer Gegenstände aus Eisenblech; von J. G. Gentele. |
Autor: | Johan G. Gentele [GND] |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. CXXIV., S. 459 |
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CXXIV.
Ueber eine Oelfarbe zum Anstreichen der eisernen
Zuckerformen und anderer Gegenstände aus Eisenblech; von J. G. Gentele.
Gentele, über eine Oelfarbe zum Anstreichen eiserner Zuckerformen
etc.
Von London aus kommt eine Oelfarbe in den Handel, welche zum Anstreichen der eisernen
Zuckerformen verwendet und von den Zuckerfabrikanten sehr gelobt wird. Sie hat die
Consistenz des angeriebenen Bleiweißes, ist weiß mit einem röthlichen Stich, und
riecht nach Leinöl. Folgendes ist die von dem Verfertiger oder Verkäufer
ausgestellte Gebrauchsanweisung:
„Bevor man die Zuckerform mit dieser Farbe anstreicht, muß sie so viel als
möglich von der alten Farbe befreit worden seyn, was am besten auf die Art
geschieht, daß man sie mit Aetzlauge abwäscht oder mit Stroh ausbrennt. Die Form
muß dann inwendig mit Sandpapier gerieben werden, bis sie ganz glatt
ist.“
„Sollte die Farbe zum Anstreichen der Form mit dem Pinsel zu dick seyn, so
kann man sie mit ungekochtem Leinöl verdünnen; dieß darf aber nur in geringem
Grade und wenn es durchaus nothwendig ist, geschehen, denn es ist eine
Eigenthümlichkeit dieser Farbe, daß sie sich schwer aufträgt, daher den
betreffenden Arbeitern Geduld und Ausdauer zu empfehlen ist.“
„Der erste Anstrich muß sehr dünn aufgetragen werden. Man trocknet dann
die Form bei einer Temperatur von 88° Reaumur aus; nach fünf Stunden wird
eine Art Glasur bemerklich seyn, und wenn dieselbe gleichförmig über die ganze
Form verbreitet ist, entfernt man letztere aus dem geheizten Raum und läßt sie
in einem geschlossenen Local, nicht in der freien Luft, erkalten. Manchmal sind
6 Stunden und mehr zum gleichförmigen Austrocknen des Anstrichs erforderlich.
Sobald die Formen kalt sind, kann man den zweiten Anstrich geben, welcher sich
von dem ersten nur dadurch unterscheidet, daß er dicker aufgetragen wird. Ein
dritter Anstrich ist selten erforderlich, wenn die beiden ersten gehörig
aufgetragen wurden; sollte er jedoch nothwendig seyn, so wird er, genau wie der erste
Anstrich, sehr dünn aufgetragen. Die Trockenmethode ist in allen Fällen
dieselbe.“
„Zuletzt kann man den Formen noch einen dünnen Ueberzug von braunem
Copalfirniß geben, welcher ohne Anwendung künstlicher Wärme angetrocknet wird.
– Die Form muß vor dem Gebrauch jedesmal mit dem zuckerhaltigen
Formtrogwasser gewaschen werden. – Preis der Farbe 8 Pfd. Sterl. per Centner. – Benjamin Rosenberg, Patentinhaber, Coleman Str. Nr. 9 in London.“
Diese Farbe wurde von mir untersucht. Sie wurde mit Aether behandelt, welcher nach
dem Verdunsten einen bleihaltigen Firniß lieferte.
Der nach der Behandlung mit Aether gebliebene Rückstand war röthlichweiß und enthielt
außer Blei kein anderes Metall. Bleizuckerlösung löste beim Kochen einen Theil
desselben auf, daher er freies Bleioxyd enthält. Mit Salpetersäure behandelt,
hinterließ er eine geringe Menge braunes Bleisuperoxyd (durch Zersetzung von Mennig
gebildet) und löste sich unter Entbindung von Kohlensäure bis auf diesen Rückstand
auf. Er ist folglich ein Gemenge von Bleiweiß, Silberglätte und Mennig.
Ein Gemenge von 10 Thln. feingemahlener Silberglätte, 5 Thln. Mennig und 85 Thln.
Bleiweiß, mit Leinöl angerieben, verhielt sich bei der Anwendung in jeder Hinsicht
dieser Anstreichfarbe gleich.
Bei der Untersuchung des extrahirten bleihaltigen Oeles entdeckte ich eine
merkwürdige Eigenschaft des aus Leinöl mit Schwefelwasserstoff gefällten
Schwefelbleies. Dasselbe oxydirt sich nämlich im Leinöl, worin es suspendirt ist, so
rasch, daß eine ganz dunkel gewordene Mischung schon nach 24 Stunden wieder hellgelb
gefärbt und von gebildetem schwefelsaurem Bleioxyd getrübt ist.