Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. , S. 154 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Verbesserungen in der Construction und im Gebrauche des
Woltmann'schen
hydrometrischen Flügels.
Der Mechaniker und ehemalige Dirigent der fürstlich Salm'schen Maschinen-Fabrik zu Blansko bei Brünn in Mähren, Hr.
L. Georg Treviranus,
dermalen Privatier in Brunn, hat uns ersucht bekannt zu machen, daß er schon im
Jahre 1820 (damals in Bremen) die Platten des hydrometrischen Flügels so construirte
und bei seinem jetzt noch vorhandenen Instrumente mit gutem Erfolg in Anwendung
brachte, daß jeder der Radien des Flügels ein gleiches Vermögen hat sich
gleichzeitig um das Centrum drehen zu können; daß nebstdem, weil bei dieser
Construction die Platten sich bis zum Centrumstück erstrecken und daran unmittelbar
(d.h. ohne die sonst gewöhnlichen dünnen Arme) befestigt sind, hiedurch der Flügel
nicht nur fähig wird dem stärksten Strom ohne Nachtheil widerstehen zu können,
sondern auch, theils wegen der vergrößerten Flügelfläche und theils wegen deren
Form, die Geschwindigkeit schwacher Strömungen mit mehr Genauigkeit als sonst zu
messen.
Zu diesen die Flügelplatten betreffenden Verbesserungen hat sich, wiewohl erst in
neuerer Zeit, eine anderweitige noch wichtigere Erfindung gesellt, welche gestattet,
während der Flügel seine Rotationen im Wasser macht, ihn gleichzeitig seitwärts quer
über den Strom zu führen (sey dieses nun mit Hülfe einer Nothbrücke oder eines
Schiffes und einer Fährleine), demnach die mittlere Zahl der Flügelumläufe, welche
zu einer Horizontalen des Querprofils unter der Oberfläche des Wassers (oder auch
bei einer Verticalbewegung zu einer Perpendiculären) correspondirt, in der
beobachteten Zeit auf einmal, und weil dabei alle Strompunkte der Linie
eingeschlossen sind wohl ohne Zweifel richtiger als durch die einzelnen Messungen
auf der Perpendiculären zu bekommen, indem man sich bei diesen doch nur durch ihre
Vervielfältigung der Wahrheit mehr nähern kann.
Bei dem neuen Meßverfahren ist überdies der Zeitgewinn und die Wahrscheinlichkeit daß
man mit der Messung vor einer Veränderung des Wasserstandes und Zuflusses zum Ende
kommt, so groß, daß man z.B. bei einem 30 Fuß breiten Mühlgraben und etwas lebhaften
Strom die Seitenbewegung des Flügels ganz wohl in einer Minute machen kann, wogegen
es, um auf etwa 7 einzelne Punkte zu messen, eben so viele Minuten braucht; die Zeit
aber von einer Messung bis zur folgenden, im Ganzen nur mit 13 Minuten in Rechnung
gebracht, ergeben sich für die Messung auf den 7 Punkten der Querlinie nicht weniger
als 20 Minuten, da doch, wie gesagt, die ununterbrochene oder stete Messung nur eine
Minute verlangte und hiebei der Zeitgewinn unbeschadet der Genauigkeit jetzt
einleuchtend seyn wird, wenn er sich auch bei einem schwachen Strom von nur etwa 6''
Geschwindigkeit per Secunde nicht ganz so günstig
herausstellt, und natürlich, wie bei dem gewöhnlichen Flügel, solche Messungen nicht
mehr als verläßlich können betrachtet werden, wo es dem Strom an Kraft gebricht den
Flügel in gleichförmiger Bewegung zu erhalten.
Noch wird bemerkt, daß bei mehreren Vergleichungen der beiden Messungsmethoden, wenn
sonst die Seitengeschwindigkeit bei der ununterbrochenen Messung eine gleichförmige,
deßgleichen, in dem andern Falle die Zahl der Punkte auf der Querlinie nicht zu
klein angenommen war, die beiden Resultate, besonders beim lebhaften Strom, immer
ohne Weiteres schon mehr übereinstimmten; näher aber noch, wenn die auf den
Strompunkten beobachteten Umlaufszahlen, nach einer anscheinend wohlbegründeten
Annahme und graphischen Darstellung der Geschwindigkeitscurve, je nach deren Form,
entweder etwas erhöht oder erniedrigt wurden. Dasselbe gilt auch vom schwachen
Strom, obgleich da in den Umlaufszahlen, wenn man sonst die Beobachtungszeit nicht
verlängert, wegen der Einrichtung des Zählwerkes vom Flügel mehr gefehlt werden
kann, weil dieses nur ganze Umläufe in der Art angibt, daß für weniger als 1/2
Umlauf mehr die vorhergehende ganze Zahl und für 1/2 + die nächstfolgende Zahl
erscheint.
Wie aber auch die Stromgeschwindigkeit (versteht sich übrigens nicht unter der noch
zulässigen) auf einer Quer- oder Verticallinie des Profils im Mittel genommen
seyn mag, so erscheint doch kein Hinderniß, darüber nach beiden Messungsarten
(freilich mit sehr verschiedenem Zeitaufwand) stets zu nahe übereinstimmenden
Schlüssen zu gelangen, weßhalb diese dann, wenn man Zweifel in deren Richtigkeit
setzt, zur gegenseitigen Controle dienen können.
Sachverständige werden aus dem bis soweit Gesagten wohl schon entnommen haben, daß es
sich hier nicht etwa um geringfügige, in ihren Nutzen oft sehr zweifelhafte
Veränderungen, sondern um für die Wissenschaft und Praxis der Hydrometrie wirklich
wichtige Verbesserungen in der Construction und im Gebrauch des hydrometrischen
Flügels handelt.
Der Genannte ist indessen jetzt in den Jahren bereits zu weit vorgerückt, um etwa
durch Anfertigung und den Verkauf solcher Wasserinstrumente nebst Zubehör die
Ausbeutung seiner Erfindungen und Verbesserungen selbst in die Hand nehmen zu
können, wünscht auch nicht mit Einzelnen deßhalb in Unterhandlung zu treten, sondern
vorzugsweise entweder durch Vermittelung einer deutschen gelehrten Gesellschaft oder
auch eines technischen Vereins gegen ein billiges, die Versuchskosten und den
Zeitaufwand einigermaßen ausgleichendes Honorar die Sache zu einem Gemeingute zu
machen.
Auf bedingte Anträge, welche unter der Adresse L. Georg Treviranus am großen Platz Nr. 91 zu Brünn in Mähren, an diesen gelangen
mochten, wird bis Ende Juli d. J. eine Erwiederung erfolgen, ob aber auch noch
weiterhin, ist vorläufig zweifelhaft. Die Redaction.
Ueber Dampfkessel aus österreichischem Stahlblech; von Carl
Kohn.
Die wichtigste Rolle unter den Maschinen der Neuzeit spielt unstreitig die
Dampfmaschine in den verschiedensten Gestalten und zu den mannigfaltigsten Zwecken.
Man ist im Dampfmaschinenwesen schon so weit vorgerückt (wie es die bisherigen
stabilen Maschinen, transportablen, Schiffsmaschinen, Locomotive der Jetztzeit
genügend beweisen), daß es unnütz wäre, all ihre Vorzüge speciell hervorzuheben.
So sehr in diesem Fache fast alle früher dargebotenen Schwierigkeiten schon gehoben
sind, so bleibt doch noch immer ein Umstand zu wünschen übrig, nämlich auch jene
Schwierigkeit beseitigt zu wissen, welche der Dampferzeugungsapparat verursacht. Die
Dampferzeugung geschieht bekanntermaßen in Dampfkesseln. In der ersten Zeit des
Dampfmaschinenbetriebes bediente man sich der Kessel von Gußeisen. Solche Kessel
waren sehr schwerfällig, schon ihrer Wanddicke wegen, die sie haben mußten, um nur
einer Atmosphäre Dampfspannung zu widerstehen, sie
consumirten vermöge ihrer Wanddicke auch bedeutend mehr Brennmaterial und boten
überdieß noch wenig Sicherheit in Betreff des Zerreißens vermöge des oft
vorkommenden mangelhaften Hohlgusses dar.
Man ist aber nicht lange bei derartigen Dampfkesseln geblieben, um so mehr, als man
anfing Hochdruckmaschinen zu bauen, die schon 2 bis 3 Atmosphären und darüber
Spannung aushalten mußten, und nahm die Zuflucht zu Kupferblechen, die allerdings eine bedeutende Erleichterung in jeder
Beziehung auf Heizung und Dampfbildung darboten, die sich jedoch bei größeren
Anlagen, wo nämlich Kessel von 200 bis 300 Quadratfuß Feuerfläche und darüber nöthig
waren, viel zu kostspielig erwiesen, wie es schon die Natur des Rohstoffes mit sich
bringt. Man machte hierauf, da die gewalzten Eisenbleche bedeutendere Verbesserungen
sowohl in ihrer Homogenietät als in ihren Dimensionen erlangten, Dampfkessel von
Eisenblech, wie es noch bis heute üblich ist. Durch diesen ersten Fortschritt
erlangte man zwar gute Resultate, die den Bedürfnissen des Dampfmaschinenwesens
entsprachen, aber im Ganzen genommen noch immer viele Unannehmlichkeiten darbieten,
wie es viele der Dampfkesselbesitzer mehr oder weniger erfahren haben werden.
In den meisten Fällen, wo man zur ungelegenen Zeit den Dampfmaschinenbetrieb
unterbrechen mußte, war immer die Ursache den Dampfkesseln zur Last zu rechnen. Bald
ist es die Kesselsteinbildung, in Folge welcher die Kessel von Außen verbrennen, und somit an den
Wechseln leck werden, theils ist es das Eisenblech, welches zu kalt gewalzt, unganz
oder brüchig ist, was insbesondere bei den aus England bezogenen Kesseln größtentheils der Fall ist, obwohl die äußere Appretur
solcher Bleche sehr schön ist.
Bei Anwendung einer schwefelhaltigeren Steinkohle kommen erst recht alle verborgenen
Fehler zum Vorschein, und es entstehen Spaltungen in den dem Feuer am meisten
ausgesetzten Stellen, die der Art sind, daß oft Höhlungen sich bilden, die nach
Außen und Innen eine kugelförmige Gestalt von manchmal 1 Schuh Größe annehmen, wo
dann Reparaturen unausbleiblich sind.
So sehr man sich schon abgemüht hat, die Kesselsteinbildung von Innen und das
Verbrennen von Außen abzuhalten, was die vielen auf diesen Gegenstand Bezug habenden
Patente darthun, wurde bisher sehr wenig oder gar nichts
erreicht, was eben die häufig vorkommenden Reparaturen an Dampfkesseln trotz der
Anwendung genannter Schutzmittel thatsächlich beweisen. Man kann daher mit
einiger Sicherheit behaupten, daß man bisher und mit den bisherigen Dampfkesseln noch keine vollkommene Sicherheit des ununterbrochenen
Betriebes erlangt hat, was die kostspieligen Anschaffungen von Reservekesseln, wo man ununterbrochen arbeiten will,
darthun.
In der neuesten Zeit, wo in Oesterreich der Aufschwung der
Eisen- und Stahlfabrication die riesenhaftesten Fortschritte gemacht
hat, wie selbe in keinem Lande in so kurzer Zeit gemacht
wurden, wo Gegenstände vom feinsten Gußstahl in den colossalsten Dimensionen ausgeführt werden, die nicht nur den besten englischen Erzeugnissen zur Seite gestellt werden
können, sondern dieselben in der Qualität noch bedeutend
übertreffen, ist man leicht in der Lage, zur Anfertigung von Dampfkesseln
solche österreichische Stahlbleche anzuwenden.
Hr. Regierungsrath Ritter von Burg hatte schon längst
vorgeschlagen, Dampfkessel von Stahlblech
anzufertigen, und diese Anregung war und ist von großer Tragweite in diesem
Industriefach. Stahlblech hat eine zweimal so große absolute Festigkeit als
Schmiedeisen, braucht daher nur halb so dick angewendet zu werden als
Eisenblech, der Preis ist mäßig, und ein Stahlkessel von gleicher Größe und
Widerstandsfähigkeit wiegt um die Hälfte weniger als ein gleicher eiserner, hat eine
bessere Wärmeleitungscapacität wie Eisen, und wer den Unterschied kennt, wie
dünnbödige Generatoren gegen dickbödige arbeiten, wird bald die Unzerstörbarkeit
derselben einsehen lernen.
Vor 5 Jahren wurde in Paris von Petit-Gondin ein Stahlkessel angeschafft, und derselbe geht
heute nach den jüngsten Erkundigungen noch makellos ohne alle Reparatur. Dieser
Kessel war in der Pariser Industrie-Ausstellung.
Die Anfertigung von dergleichen Blechen und Winkelschienen wird in Steiermark in
großem Maaßstabe betrieben. Franz Mayr in Leoben, einer
unserer unternehmendsten Eisen-Industriellen, erzeugt Stahl in jeder Form und
Dimension, gewalzte Bleche für Dampfkessel in jeder Dicke und Ausdehnung von der vorhin erwähnten Qualität; Director Haßwell hat
aus Mayr'schen Stahlblechen
Feuerkästen für stehende Locomotivkessel angefertigt, das Blech kalt gelocht, gebohrt und kalt aufgezogen, kurz so behandelt,
als wäre es das geschmeidigste Kupfer, und es ließ Alles
mit sich vornehmen, ohne zu brechen. Haßwell baut
gegenwärtig die erste Locomotive, die gänzlich von Mayr'schein Stahl angefertigt ist, Kessel, Rohre, Achsen, excentrische
Kurbeln, Führungen, Träger u.s.w., kurz alle sonst geschmiedeten Bestandtheile von
genanntem Stahl. Solche Wagenachsen, wovon hier ein
abgedrehter Span von 80 Fuß vorliegt, bieten dem Reisenden die größte
Garantie. Von eben diesem österreichischen Stahl, der zu den stärksten
Locomotivbestandtheilen verarbeitet wird, werden die Abfälle zu Bohrern,
Schneidewerkzeugen, Supportstählen und Gewindbohrern benutzt, als Beweis der Güte
dieses Stahles Hingegen aber scheint bei den aus England
bezogenen Blechen von gewissen Seiten mit derselben Escamotage vorgegangen zu
werden, wie es mit den englischen Eisenbahnschienen der Fall war.
Die Preise der Mayr'schen Stahlbleche sind gegenwärtig circa 36 bis 40 fl. per 1
Ctr. loco Wien: englisches Blech 36 fl. loco Wien; somit ist es leicht zu ermitteln, wie hoch
sich die Stahlkessel stellen, indem sie, wie schon erwähnt, um die Hälfte leichter
sind, als gleich große eiserne. In England werden die Schiffskörper von 1 1/2 Linien dickem
Stahlbleche angefertigt. Dampfkessel für Schiffsmaschinen für 4 Atmosphären Spannung
werden aus 2 Linien dicken Stahlblechen angefertigt, die genügende Sicherheit
gewähren. (Mittheilungen des niederösterreichischen Gewerbevereins, 1859 S. 19.)
Bahnschienen mit Stahlköpfen.
Man hat jetzt in der Hütte zu Montigny-sur-Sambre für die belgische Regierung
Eisenbahnschienen gefertigt, welche in dem oberen Theile des Kopfes aus Stahl, im
übrigen aber wie gewöhnlich aus sehnigem Eisen bestehen; die Aufgabe eines guten
Schweißens zwischen Eisen und Stahl ist daher hier im großen Maaßstabe praktisch
gelöst worden. (Mon. des Int. Mat. p. 98, durch die
Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr.
15.)
Locomotivheizung mit Braunkohle.
In der Statistik der preuß Eisenbahnen für das Jahr 1857 (V. 1858. Berlin bei Ernst und Korn) findet sich S. 138 angegeben: „Auf der
königl. Ostbahn wurde eine Güterzugmaschine versuchsweise mit Braunkohlen
geheizt. Sie legte hierbei 10,8 Meilen vor Güterzügen, 71,0 Meilen leer und beim
Rangiren der Züge, also zusammen 81,8 Locomotiv-Meilen zurück und
verbrauchte incl. Anheizen und Stationiren 108,58
Ctr. Braunkohle, daher auf die Locomotiv-Meile 132,7 Pfd. Der
Netto-Verbrauch pro Nutzmeile berechnet sich
auf 166,7 Pfd. (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und
Hüttenwesen, 1859, Nr. 15.)
Ueber Blitzableiter.
Die Redaction der Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins wurde vor einiger
Zeit aufgefordert über Blitzableiter zu berichten und freut sich jetzt Diesem durch
die in der Note1)Anweisung zur Errichtung der Blitzableiter (Bericht an die Pariser
Akademie.) Poggend. Annalen der Physik Bd. I (1824) S. 403. Polytechnisches
Journal Bd. XVI S. 145.2) Bigot: Anweisung zur Anlegung der
Blitzableiter. Glogau 1834.3) Eisenlohr (Professor der Physik): Anweisung zur
Ausführung der Blitzableiter. Carlsruhe 1848. aufgeführte Literatur, sowie besonders durch Mittheilung einer Verhandlung
über diesen Gegenstand der Leipziger polytechn. Gesellschaft (Deutsche
Gewerbezeitung, Heft 7, 1858, S. 382) entsprechen zu können. „Herr
(Architekt?) Mothes
theilte daselbst mit, daß man früher Blitzableiter
auf den höchsten Stellen der Häuser, eine oder mehrere hohe Stangen, sogenannte
Fangstangen, angebracht, und diese durch metallische Verbindung an der
Außenseite des Hauses bis in den Erdboden verlängert habe. Jetzt sey man von den
Fangstangen ganz abgekommen, da dieselben manchmal die Entladung eines Blitzes
nach der Erde bin veranlaßt haben, die sonst nicht vorgekommen wäre. Nur da, wo
man eine Fangstange nicht auf dem Hause zu errichten brauche, sondern im Freien
aufrichten kann, bediene man sich derselben noch, doch sey dieß nur bei
niedrigen und nicht zu umfangreichen Gebäuden möglich, denn eine Fangstange
schütze nur auf 60 Fuß im Radius. Wenn man von den Dächern der Gebäude, mögen
nun auf diesen Fangstangen errichtet seyn oder nicht, die Elektricität nach dem
Boden leiten wolle, so geschehe dieß mit Hülfe von eisernen Stangen, diese
müssen jedoch an der Mauer des Gebäudes befestigt werden, was vermittelst eiserner Stücke geschehe,
und somit könne man die Verbindung des Blitzableiters mit dem Hause nicht ganz
vermeiden und es komme hin und wieder der Fall vor, daß der Blitz zwar im
Blitzableiter nach dem Erdboden zufließe, den Blitzableiter aber plötzlich
verlasse, und durch ein zur Befestigung desselben dienendes in die Mauer des
Gebäudes hineingeschlagenes Stück in das Haus eindringe und da oft Verwüstungen
anrichte. Ein solcher Fall sey vor 8 Jahren z.B. vorgekommen, als der Blitz in
die Frauenkirche zu Dresden eingeschlagen habe. Um solchen Fällen vorzubeugen,
habe man viele Vorschlage gemacht, welche darauf hinausgehen, die Stücke zu
isoliren und dadurch ein Eindringen des Blitzes in das Haus unmöglich zu machen.
In der neuesten Zeit seyen besonders zwei Vorrichtungen der Art erfunden worden.
Die eine von Hrn. Schlossermeister
Heinecke in Meißen erfundene beruhe darauf, daß man die
Eisenstäbe an den Stellen, wo sie gestützt werden, durch eine Umhüllung von
Gutta-percha isolire, die andere von Hrn. Schieferdecker Carl in Leipzig erfundene
beruhe darauf, daß man an jenen Stellen die Leitung durch ein Kupferdrahtseil
bewerkstellige, welches durch isolirende Glasplatten hindurchgehe. Hr. Mothes legt beide Vorrichtungen
zur Ansicht vor, nebst der Bemerkung, daß die Verfertiger derselben der
Modellsammlung der Gesellschaft ein Geschenk damit machten. Zugleich bemerkt Hr.
Mothes jedoch, daß
auch diese Vorrichtungen noch einige Uebelstände zeigten, indem bei starkem
Blitzstrahl oder Regen, welcher die Isolirung benetze, die Leitung einestheils
zu unvollkommen sey, die Isolirung anderntheils aufhöre. Er glaubt es würde
besser seyn, wenn man die Isolirung nicht ringförmig, sondern zangenförmig, mit
dem offenen Ende von dem Gebäude abgewendet, anbringen würde. Hr. Stöhrer
Der um elektromagnetische Apparate und Rotationsmaschinen viel verdiente
Leipziger Mechaniker. setzt hierauf sehr klar und ausführlich die Verhältnisse auseinander,
welche beim Anbringen eines Blitzableiters zu berücksichtigen sind, und welche
sich auf die Wirkung des Blitzableiters beziehen. Er hebt besonders hervor, daß
die Fangstangen, die man auf den Häusern anbringe, nicht nur dazu dienen, um die
Elektricität aus einer über dem Gebäude schwebenden Gewitterwolke anzuziehen und
in die Erde zu leiten, sondern daß diese Auffangstangen eben so gut auch
Ausströmungsstangen seyen. Wenn nämlich eine mit bestimmter Elektricität
beladene Gewitterwolke über der Erde schwebe, so bewirke die in der Wolke
vorhandene Elektricität eine sogenannte elektrische Vertheilung, wobei sich die
entgegengesetzte Elektricität an dieser Stelle anhäufe, so daß nun dasselbe
Verhältniß zu der gegenüberstehenden Erdoberfläche stattfindet, wie zwischen
zwei mit entgegengesetzten Elektricitäten beladenen Wolken, welche sich
gegenseitig anziehen. Es träte daher nicht allein ein Ausströmen von
Elektricität von der Wolke nach der Erde, sondern umgekehrt ein Ausströmen von
Elektricität von der Erde nach der Wolke ein. Wenn nun eine Wolke gerade über
einem Gebäude stehe, so träte die Elektricität aus dem Erdboden in das Gebäude
ein und sammle sich an dessen höchsten Punkten an und aus diesem Grunde schlage
der Blitz besonders leicht in vereinzelt stehende hohe Bäume oder Gebäude. Sey
nun das Gebäude mit einer Fangstange versehen, die in eine feine Spitze von
Platin oder Gold endigt, so ströme die auf dem Dache sich ansammelnde, aus der
Erde aufsteigende Elektricität viel leichter nach der Wolke aus, bewirke eine
Ausgleichung und verhüte das Einschlagen des Blitzes, als wenn solche
Fangstangen auf dem Dache des Hauses fehlen; denn auf dem flachen Dache könne
sich weit mehr Elektricität anhäufen, ohne auszuströmen, wodurch die Gefahr
eines heftigen Einschlagens des Blitzes sehr vergrößert werde. Uebrigens sehen
wir nicht immer die Spuren vom einschlagenden Blitzstrahl, da sich dieser häufig
sehr verästelt und vertheilt. Hr. Stöhrer spricht sich nun für die Ansicht aus, daß die
Fangstangen weniger zum Auffangen der aus der Wolke herausströmenden
Elektricität, sondern mehr zum leichtern Ausströmenlassen der in der Erde frei
werdenden Elektricität dienen, und hält es nun aus diesem Grunde durchaus nicht
für gerechtfertigt, diese Stangen bei Anbringung von Blitzableitern auf den
Häusern wegzulassen. Im Gegentheil räth er an, das obere, den Wolken
entgegenragende Ende der Stangen anstatt mit einer, lieber, wenn man es
verästelt, mit möglichst vielen Spitzen zu versehen, um das Ausströmen dadurch zu
erleichtern. Der wichtigste Punkt, der jedoch gerade am häufigsten
vernachlässigt werde, sey ferner ein guter vollständiger metallischer Verband
der am Hause befindlichen Stangen unter einander und vorzüglich mit dem
Erdboden. Man kann mit Hülfe eines Elementes einer galvanischen Batterie leicht
prüfen, ob die Verbindung vom Dache bis zum Erdboden gut sey, indem man nur zu
beobachten habe, ob der elektrische Strom des Elementes sich im Blitzableiter
ungestört fortpflanze. Es ist fehlerhaft, wenn man die eiserne Stange selbst in
den Erdboden leitet, da das Eisen gerade da wo es in das Erdreich mündet, sehr
leicht rostet, und dadurch der Blitzableiter unbrauchbar wird. Man führe daher
die eiserne Stange nur bis über den Erdboden, umgebe sie hier mit einem
Kupferstreifen, verlängere diesen bis in die Erde und führe ihn so tief ein, bis
er stets feuchtes Erdreich hat. Am besten ist es dann, um den im Erdboden
ausmündenden Kupferstreifen Kohlen herumzulegen. (Mittheilungen des
hannoverschen Gewerbevereins, 1858 S. 369.)
Reparatur der Gasbrenner aus Speckstein, nach Dr. A. Bauer.
Es ereignet sich öfters, daß die Gasbrenner aus Speckstein, welche man gegenwärtig
häufig in den Laboratorien verwendet, zerbrechen. Es gelingt aber mit einer
concentrirten Losung von Wasserglas leicht sie wieder zu kitten, nur muß man beide
aneinander zu klebende Stellen mit Wasserglas bestreichen, dann die Flächen gut
aneinander drücken und den Brenner zum Trocknen hinstellen. Ist der Bruch nicht
gerade unmittelbar an der Stelle, wo die Flamme brennt, so kann man ihn sogleich
während er noch naß ist, anzünden, die erhöhte Temperatur trocknet ihn rasch und er
ist nach dem Trocknen eben so fest, wie ehedem. (Chemisches Centralblatt, 1859, Nr.
15.)
Färben der Zeuge in der Vitriolküpe, mit Ersparung an Indigo
auf der Rückseite.
John Brazil und Mac Kinnell,
Kattundrucker in Manchester, bedrucken (klotzen) zu diesem Zweck die Rückseite der
Zeuge mit schwefelsaurem oder salzsaurem Manganoxydul, wo dann nach dem Ausfärben in
der Vitriolküpe die Rückseite nur hellblau erscheint, während die Vorderseite
dunkelblau ist, wodurch beträchtlich an Indigo erspart wird. – Patentirt in
England am 30. August 1858. (Repertory of
Patent-Inventions, April 1859, S. 297.)
Bereitung des Alizarins mittelst Schwefelkohlenstoff, von
Louis Vilmorin.
Man behandelt das käufliche Garancin (den mit Schwefelsäure verkohlten Krapp) in der
Wärme zwei- bis dreimal mit einer Auflösung von sehr reinem
Ammoniak-Alaun in Wasser (indem man halb so viel Alaun als Garancin
anwendet); die Flüssigkeit zeigt nach dem Filtriren eine sehr schöne, in Orange
stechende Scharlachfarbe. Man dampft sie ab, und rührt dabei häufig um, damit der
Alaun nur kleine Krystalle bilden kann, welche mit amorphem Alizarin berustet sind.
Dieses Product wird ausgetrocknet, dann zerrieben und im Wasserbade (von jedem Feuer
entfernt) mit kochendem Schwefelkohlenstoff behandelt, welcher bloß das Alizarin
auflöst und den Alaun hinterläßt, der dann zu einer neuen Operation verwendbar ist.
Die Auflösung des Alizarins im Schwefelkohlenstoff ist glänzend goldgelb; man
filtrirt sie sofort und sieht daß beim Erkalten die Wände des Glases, in welches sie
filtrirt wurde, sich mit sternförmigen Gruppen seidenglänzender Nadeln überziehen.
So erhält man auf nassem Wege vollkommen krystallisirtes Alizarin. Dieses Verfahren
dürfte wegen seiner Einfachheit wohl eine technische Anwendung gestatten.
Anstatt des Schwefelkohlenstoffs kann man auch kochenden absoluten Alkohol benutzen,
welchen ich Anfangs anwandte; ich erhielt mit der so erzeugten Lösung auf Wolle viel
reinere Nüancen als mir die alkoholische Auflösung von sublimirtem Alizarin
lieferte. (Journal de Chimie médicale, April
1859, S. 255.)
Verfahren, Abfälle von vulcanisirtem Kautschuk wieder
verwendbar zu machen, von N. S. Dodge in London.
Diese Abfälle werden möglichst fein zertheilt, worauf man sie beiläufig 48 Stunden
lang in Wasser kocht, um eine plastische Masse zu erhalten, welche zur Fabrication
von Artikeln aus vulcanisirtem Kautschuk verwendbar ist. – Um ein bloß zu
gewissen Zwecken verwendbares Material aus den Abfällen von vulcanisirtem Kautschuk
zu erhalten, empfiehlt der Patentträger dieselben ebenfalls zuerst fein zu
zertheilen, dann durch erwärmte Walzen zu Passiren, um daraus Blätter zu bilden,
welchen hierauf 20 Proc. Harz oder Pech, oder 40 Proc. Steinkohlentheer mittelst
wiederholten Durchnehmens durch die Walzen einverleibt werden. Sollten die zu
behandelnden Kautschukabfälle mit Zeug oder faserigem Material verbunden seyn, so
kann man letzteres ohne Nachtheil für den Kautschuk zerstören, indem man dem Wasser,
womit derselbe gekocht wird, Kalk oder Alaun beigibt, oder indem man ihn mit einer
Mischung von 1 Th. Schwefelsäure und 9 Th. Wasser kocht. – Patentirt in
England am 30. Juli 1858. (Repertory of
Patent-Inventions, April 1859, S. 315.)
Anwendung des Glycerins beim Papiertapetendruck.
Aus den bisher angestellten Versuchen läßt sich schließen, daß der Zusatz von
Glycerin zum Papierzeug die Oberfläche des Papiers hinreichend absorbirend macht,
damit es trocken mit den Farben bedruckt werden kann. Dieß wäre ein großer Vortheil,
weil beim Bedrucken des Papiers im feuchten Zustande die zarten Muster sehr oft
verdorben werden. (Armengaud's
Génie industriel, April 1859, S. 176.)
Verfahren zum Reinigen des Paraffins, von John Mitchell, Probirer in London.
Das Paraffin wird geschmolzen und dann beiläufig ein Zehntel seines Gewichts
gepulverter thierischer Kohle eingerührt und mit ihm gemischt, worauf man das
Paraffin eine halbe Stunde bis zwei oder drei Stunden lang im geschmolzenen Zustande
erhält, je nach seiner Güte. Es wird hierauf durch Leinwand vonvou der Kohle abfiltrirt. – Man kann aber auch das geschmolzene
Paraffin durch grob gepulverte Kohle in einer Reihe von Filtern passiren lassen,
welche so heiß erhalten werden, daß das Paraffin in geschmolzenem Zustande
verbleibt.
Dasselbe Verfahren wendet der Patentträger an, um das mittelst Schwefelkohlenstoff
nach Alcan's Methode
(polytechn. Journal Bd. CXLVIII S. 317)
gereinigte Paraffin noch vollends zu reinigen. – Patentirt in England am 3.
Juni 1858. (Repertory of Patent-Inventions, April
1859, S. 300.)