Titel: | Hobelmaschine der HHrn. Legavrian und Sohn, Mechaniker in Moulins-Lille (Nord-Depart.). |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. III., S. 7 |
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III.
Hobelmaschine der HHrn. Legavrian und Sohn, Mechaniker in Moulins-Lille
(Nord-Depart.).
Aus Armengaud's Génie industriel, Juli 1859, S.
21.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Legavrian's Hobelmaschine.
Bei den Hobelmaschinen, welche so eingerichtet sind, daß der Meißel nur beim
Vorwärtsgange schneidet, geht für den Rückgang desselben viel. Zeit ungenützt
verloren, und es ist deßhalb zweckmäßig, die Zeit des Rückganges so viel als möglich
abzukürzen. Bei der Construction der nun zu beschreibenden Hobelmaschine wurde auf
diese Zeitabkürzung Rücksicht genommen, und die einzelnen Bewegungen derselben sind
so combinirt, daß der Meißel bei seinem Rückgange eine doppelt so große
Geschwindigkeit hat, als während er arbeitet oder schneidet.
Außer dem sehr beträchtlichen Vortheile der Zeitersparniß hat die von Hrn. Legavrian construirte Maschine noch die Eigenschaft, daß
auf derselben eine Menge von Gegenständen bearbeitet werden kann, dieselben mögen
ebene Flächen haben, oder cylindrische, wobei der Durchmesser der cylindrischen
Flächen ziemlich groß seyn kann; eben so gut lassen sich Körper, welche zum Theil
ebene, zum Theil cylindrische oder halbcylindrische Oberflächen haben, auf dieser
Maschine abhobeln.
Fig. 1 stellt
eine Seitenansicht dieser Hobelmaschine dar, während Fig. 2 der Grundriß zu
derselben ist.
Fig. 3 zeigt
einen Theil der Maschine im Durchschnitt, und man ersieht daraus, wie der Tisch der
Maschine sowohl horizontal als auch vertical bewegt werden kann.
In Fig. 4 ist
ein zum Behobeln aufgespanntes Arbeitsstück abgebildet, welches eine theilweise
cylindrische Oberfläche haben kann.
Die Bewegung wird auf den Meißel durch einen Riemenconus A übertragen, der auf eine horizontale Achse a
aufgekeilt ist, welche an ihrem Ende ein kleines Getriebe B trägt. Das Getriebe B greift in das Rad C, das auf eine Achse aufgekeilt ist, die sich in der
Hülse B' dreht, und auf deren anderes Ende die Kurbel
D befestigt ist. Die Warze dieser Kurbel ist
verstellbar, und greift in den Schlitz des Hebels E.
Durch die Verbindung dieses Hebels E, an welchen die
Zugstange F angehängt ist, mit der Kurbel, wird erreicht
daß der Meißel viel schneller zurückgeht, als er beim Schneiden vorwärts geht.
Die in Fig. 1
angegebenen punktirten Linien zeigen, in welcher Beziehung der Kurbelkreis zu dem
Hebel E und seinem Drehungspunkte steht. Hiebei ist zu
bemerken, daß der Meißel arbeitet oder schneidet, während die Kurbel die oberen zwei
Drittheile des Warzenkreises durchläuft, und von Rechts nach Links geht, und daß
sein Rückgang während des letzten Drittels der Kurbelumdrehung erfolgt.
Die Zugstange F ist mit dem Kloben e in Verbindung, der auf den Meißelträgerschlitten G aufgeschraubt ist. Letzterer läuft in einer prismatischen,
schwalbenschwanzförmigen Führung auf dem Tische H des
Gestelles, welches alle arbeitenden Theile trägt.
Während der hin – und hergehenden geradlinigen Bewegung des Meißels verschiebt
sich der Hobeltisch I horizontal, und zwar vollkommen
regelmäßig.
Der in den Figuren
1 und 2 abgebildete Mechanismus, welcher den Hobeltisch I verschiebt, auf welchen die zum Einspannen eines Körpers dienenden
Spannbacken befestigt sind, besteht aus einer Stange b,
welche auf der einen Seite mit einer kleinen Kurbelwarze c auf dem Rade C in Verbindung ist, und auf
der anderen Seite mit einem Hebel d, welcher auf die
Achse des kleinen Getriebes f lose aufgesteckt ist. Auf
diese Achse ist ein Sperrrad g aufgekeilt, in dessen
Zähne entweder aufwärts oder abwärts eine Klinke g'
eingreift, die das Rad g und folglich auch das Getriebe
f um einen gewissen Winkel dreht.
Die Bewegung des Getriebes f wird durch ein Zwischenrad
den Rädern h und h'
mitgetheilt, und da letzteres auf die horizontale Schraube i aufgekeilt ist, so wird sich auch diese drehen, und folglich den Tisch
I ein wenig verschieben, um dem Meißel das
Arbeitsstück aufs neue zuzuführen.
Der Tisch ist von der Schraube i dadurch abhängig
gemacht, daß diese durch die Schraubenmutter i' geht,
und er verschiebt sich auf dem Tischträger I', welcher
selbst nur eine verticale Bewegung machen kann.
Die auf- und absteigende Bewegung des Tischträgers I' wird durch eine verticale Schraube L
erhalten, welche durch eine Mutter T geht, die an den
Tischträger I' befestigt ist. Die Schraube L wird von Hand bewegt, und zwar mittelst des
Schraubenrades l, in das eine endlose Schraube l' eingreift, deren Achse durch die Kurbel M gedreht wird.
Der Tisch I ist auf den Schlitten des Tischträgers I' durch vier Schrauben befestigt, deren Köpfe in Ruthen
des Tischträgerschlittens eingeschoben sind, wie dieß aus Fig. 3 ersichtlich
ist.
Die Stellung der Spannbacken, durch welche das zu behandelnde Stück festgehalten
wird, geschieht durch eine Schraube in, die von Hand gedreht wird, und ihre Mutter
m' an dem beweglichen Spannbacken n hat.
Um in gewissen Fällen auch vertical abwärts hobeln zu können, ist noch ein
Mechanismus angebracht, durch welchen der Meißel auf- oder abwärts verschoben
wird, der aber jeden Augenblick außer Thätigkeit gesetzt werden kann.
Dieser Mechanismus ist hauptsächlich aus dem Durchschnitte Fig. 3, der das Innere des
Meißelträgers zeigt, und aus Fig. 1 und 2, die eine äußere Ansicht
geben, ersichtlich. Auf dem Tische des Gestelles befindet sich eine kleine Säule O, welche den Stellringen o,
o', die auf einer Stange p durch Stellschrauben
befestigt werden können, als Stütze oder Anschlag dient. Die Stange p ist mit einem Hebel p' in
Verbindung, der lose auf die Achse des Getriebes q
aufgesteckt ist. Mit dem Getriebe q ist ein Sperrrad q' verbunden, in dessen Zähne die kleine Klinke r eingreift, welche das Sperrrad nöthigt, sich jedesmal
etwas zu drehen, so oft bei der Bewegung des Schlittens der Stellring o' an der Säule O
anstößt.
Die Achse des Getriebes q trägt ein kleines conisches
Getriebe, welches mit einem ähnlichen s, Fig. 3, im Eingriffe ist.
Dieses befindet sich auf einer Achse, die an ihrem andern Ende noch ein zweites
Winkelrad t trägt, das in ein drittes t' eingreift, welches die Mutter für die Schraube u bildet. Da die Schraube u
im Meißelträger festgestellt ist, so wird bei der Drehung der Mutter t' der ganze Meißelträger auf- oder abwärts
bewegt.
Mittelst einer Kurbel, welche auf das obere Ende der Schraube u paßt, kann man, wenn diese Schraube gelöst ist, den Meißelträger sehr
rasch wieder in die Höhe schrauben; überhaupt dient diese Schraube dazu, den Meißel
auf seine richtige Höhe einzustellen, wenn es sich um das Behobeln ebener Flächen
handelt.
Um hohle halbcylindrische Flächen zu bearbeiten, dient die
nämliche Schaltung. Man rückt dann das kleine Getriebe v, welches auf einer endlosen Schraube v' steckt, in das Rad y ein, das seine Bewegung von dem Rade q erhält. Die endlose Schraube greift in einen gezahnten
Sector x, der sich auf dem Meißelträger befindet. Es ist
nun selbstverständlich, daß das kleine Getriebe v, wenn
es eingerückt ist, seine Bewegung der endlosen Schraube mittheilen wird, die den
Sector x und mit ihm den ganzen Meißelträger um seine
Achse dreht, ohne daß dabei die hin- und hergehende vollkommen geradlinige
Bewegung des Meißelträgers mit dem Meißel aufhören wird.
Die Anordnung zum Behobeln der Außenseite von cylindrischen Gegenständen, z.B. des
Auges an einer Kurbel oder an einem Hebel etc., ist der eben beschriebenen ganz
ähnlich, und aus Fig. 4 ersichtlich.
Die nämliche Schaltung, welche den Hobeltisch horizontal bewegt, dient auch zum
Behobeln von Cylindern. Die Achse, welche das Rad h
trägt, geht durch den Tischträger I' hindurch, und hat
auf ihrer Mitte eine endlose Schraube, welche mit dem Rade V in Eingriff ist, das auf einer Hülfe steckt, die sich in einer
Verstärkung des Tischträgers I' dreht. Die Achse mit dem
Doppelconus X, der zum Aufspannen der zu bearbeitenden
Körper dient, ist in die Hülse oder Büchse eingeschraubt, auf der das endlose
Schraubenrad V steckt. Ist dann der zu bearbeitende
Gegenstand zwischen die beiden Conen festgespannt, so läßt man durch die Schaltung
die Schraube mit Rad h sich drehen, die nun ihre
Bewegung dem Rade V und dem zu behobelnden Körper in der
erforderlichen Weise mittheilt, um eine glatte Schnittfläche zu bekommen.
Schließlich geben wir die Hauptmaaße, das Gewicht und den Hub dieser Maschinen an,
welche in zwei Nummern oder Größen angefertigt werden.
Längeder
Meißelbewegung.
Längedes Hobeltisches
oderdes zu bearbeitendenKörpers.
Höhedes zu
bearbeitendenKörpers.
Gewichtder
Maschine.
Nr. 1.
0,35 Met.
1,20 Met.
0,50 Met.
1900 Kilogr.
Nr. 2.
0,30 Met.
0,80 Met.
0,50 Met.
1700 Kilogr.
Wegen ihrer sehr sinnreichen Anordnungen und ihrer verschiedenen zulässigen
Anwendungen muß diese Maschine unter den Arbeitsmaschinen der Maschinenbauanstalten
einen hohen Rang einnehmen.