Titel: | Ueber eine Verbesserung der Windöfen; von Otto Autenrieth, Mechaniker in Ulm. |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LV., S. 177 |
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LV.
Ueber eine Verbesserung der Windöfen; von
Otto Autenrieth,
Mechaniker in Ulm.
Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1859, Nr.
50.
Mit einer Abbildung.
Autenrieth, über eine Verbesserung der Windöfen.
Vor mehreren Jahren setzte ich in einem Parterre-Locale einen Windofen
(sogenannten Amerikaner), dessen Rauchrohr in einen Hof ausmündete, in welchem sich
bei Südwest die Luftströmung so fing, daß das Feuer ausgelöscht und die Stube mit
Rauch erfüllt wurde, wenn dieser Wind einigermaßen stark wehte. Der Ofen wäre
deßhalb unbrauchbar gewesen, wenn es mir nicht gelungen wäre, denselben durch ein
kleines Mittel so zu verbessern, daß er seither ohne Unbequemlichkeit gebraucht
werden kann. Da dieses Mittel nach meiner eigenen Idee ausgeführt wurde, so zweifle
ich, ob dasselbe allgemeiner bekannt sey, und nehme keinen Anstand es deßhalb hier
mitzutheilen, sowie zugleich die Sache auf ihre physikalischen Gesetze
zurückzuführen, um die Nutzanwendung auch auf andere ähnliche Fälle ausdehnen zu
können.
Wenn ein Rauchrohr an einer Mauer ausmündet, auf welche ein Gegenwind bläst, so wird
dieser den Rauch zurückhalten oder sogar abwärts treiben, wenn er stärker wird.
Gegen dieses Uebel helfen weder Windfahnen, noch Hütchen oder dergleichen, sondern
nur eine Verlängerung des Kamins über die aufhaltende Wand weg. Dieses Mittel ist
aber nur selten anzuwenden und es muß also ein anderes gesucht werden. Hier gibt
sich nun als einfachste Hülfe, daß man dem Winde den Zugang
unter den Rost verschafft und dadurch den gleichen Luftdruck unter dem Feuer
herstellt, wie man früher bloß über demselben hatte. Weil nun der Druck
unten und oben ganz gleich ist, so wird das Feuer stets gleich gut brennen, es mag
der Wind von irgend einer Seite wehen oder die Luft ruhig seyn.
Im Vertrauen auf dieses Naturgesetz ließ ich den Aschenkasten des Ofens abnehmen und
einen andern von Sturz anschrauben, welcher vom Ofen durch die Mauer führte und
außen durch eine Thüre mit Luftlöchern verschlossen war, so daß die Asche von diesem
Hofe aus geschöpft werden konnte; im Zimmer aber ließ ich alle Oeffnungen des
Heizthürchens sorgfältig (durch unternietetes Blech) verschließen. Der Erfolg
entsprach ganz meinen Erwartungen: das Feuer brannte bei jedem Wind vortrefflich und
nur wenn derselbe sich zum Sturm steigerte, trieb er etwas Rauch durch die Ritzen
des Thürchens ins Zimmer. Zudem hatte ich den großen Vortheil, daß nicht die warme
Zimmerluft durch den Ofen ferner entweichen konnte, da er nur durch äußere Luft
gespeist wurde. Es ergibt sich nun aus diesem Falle folgende Nutzanwendung für
ähnliche andere.
Textabbildung Bd. 155, S. 177
Wenn ein Windofen bei conträrem Winde raucht, so lasse man die Heizthüre so genau
passend machen wie möglich, und sorge dafür, daß nicht die mindeste Oeffnung
bleibt, durch welche Rauch in das Zimmer kommen kann. Den Aschenbehälter führe
man womöglich durch die Wand in das Ofenloch, oder wenn kein solches vorhanden
ist, so versehe man ihn mit einer genau schließenden Thüre
ohne Zuglöcher und führe von demselben eine Röhre durch die gleiche
Wand, durch welche die Rauchröhre geht. Diese zweite Röhre mache man nur halb so
weit wie das Rauchrohr, und versehe sie am äußeren Ende mit einem Drahtgeflecht,
welches sich abnehmen läßt und nur dazu dienen soll, daß der Wind keine Funken
herauswehen kann. Bei diesem Ofen wird also die Asche im Zimmer herausgeschöpft,
während die Speisung desselben mit äußerer Luft und durch die engere Röhre
geschieht.
Durch die zweckmäßige Anwendung dieses leichten Mittels wird man die Hauptübelstände
der Windöfen in den meisten Fällen wo nicht ganz beseitigen, doch so weit verbessern
können, daß dieselben brauchbar sind. Zum besseren Verständniß folgt hiebei noch
eine Skizze dieser Einrichtung, welche wohl keiner weiteren Erklärung bedarf.