Titel: | Ueber einige Eigenschaften des Nickelmetalls; von C. Tissier. |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LXI., S. 197 |
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LXI.
Ueber einige Eigenschaften des Nickelmetalls; von
C. Tissier.
Aus den Comptes rendus, Januar 1860. Nr.
2.
Tissier, über einige Eigenschaften des Nickelmetalls.
Das Nickel, welches in der von Berzelius aufgestellten
elektrochemischen Reihe neben dem Eisen steht, findet sich auch neben diesem Metall
in der von Thenard nach der Verwandtschaft zum Sauerstoff
angenommenen Classification der Metalle. Allerdings nähert sich das Nickel dem Eisen
hinsichtlich seines Atomgewichts und durch die Analogie seiner Verbindungen,
besonders seiner Salze, es zeigt aber ein ganz anderes Verhalten in seinem
Widerstand gegen die verschiedenen chemischen Agentien welche wir in unseren
Laboratorien anwenden. So nimmt man allgemein an, daß das Nickel nach seiner Stelle
in der elektrochemischen Reihe das Kupfer aus dessen Auflösungen fällt, gerade so
wie es das Eisen oder Zink thun würden; dieß ist aber nicht der Fall: ich ließ
geschmolzenes und gut
abgebeiztes Nickel fünfzehn Stunden lang in einer Flüssigkeit, welche ein Gemisch
von Salmiak und Kupfervitriol, im Verhältniß von 1 Theil der Salze auf 10 Theile
Wasser enthielt; nach Verlauf dieser Zeit hatte das Nickelplättchen, welches vor dem
Versuche 18,92 Grm. wog, kein Kupfer gefällt und an Gewicht nicht abgenommen. Ein
Blechstück von Aluminiumbronze hatte unter denselben Umständen 0,06 Grm. verloren,
und ein Blech von Neusilber (Kupferlegirung welche beiläufig ein Drittel Nickel
enthält) 0,07 Grm.
Die Säuren, mit Ausnahme der Salpetersäure, wirken in der Kälte nur sehr schwach auf
das geschmolzene Nickel; mit ihrem doppelten Gewicht Wasser verdünnte Schwefelsäure
löste in fünfzehn Stunden von 18 Grm. Nickel nur 0,032 Grm., und käufliche rauchende
Salzsäure in derselben Zeit nur 0,15 Grm. Metall auf.
Vergleicht man diese Resultate mit denjenigen welche das Eisen, Zink, Kupfer, Blei
und Zinn liefern würden, so sieht man wie weit das Nickel allen diesen Metallen
überlegen ist und wie sehr es sich dem Silber nähert, denn wie dieses wird es
wirklich nur von der Salpetersäure gut angegriffen.
Hiernach scheint es mir, daß das Nickel, wovon man letzt das Kilogramm unter 20
Francs im Handel beziehen kann, eine viel ausgedehntere Anwendung erhalten könnte,
als die bisherige, welche sich ziemlich auf die Fabrication des Neusilbers
beschränkt, einer Legirung, bei deren überwiegendem Kupfergehalt die Eigenschaften
des Nickels nicht mehr hervortreten. Das Nickel läßt sich hinreichend rein
darstellen, um es schmieden, walzen und mit dem Hammer ausstrecken zu können; in
diesem Zustande besitzt es beiläufig dieselbe absolute Festigkeit wie das Eisen
(nach Wertheim sogar eine größere, im Verhältniß von 90 :
70). Im reinen Zustande müßte also das Nickel für die zahlreichen Zwecke angewandt
werden, wozu es sich eignet. Ich will von denselben nur ein Beispiel anführen,
nämlich die Anfertigung der Rakeln zum Abstreichen der Farben beim Walzendruck;
gewöhnlich bestehen diese Abstreichmesser aus Stahl und werden dann beim Drucken von
Farben welche Kupfervitriol oder gewisse andere Salze enthalten, rasch zerstört.