Titel: | Das viertel-schwefelsaure Kupferoxyd als grüne Malerfarbe; von Friedr. Kuhlmann. |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LXII., S. 199 |
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LXII.
Das viertel-schwefelsaure Kupferoxyd als
grüne Malerfarbe; von Friedr.
Kuhlmann.
Aus den Comptes rendus, December 1859, Nr.
25.
Kuhlmann, über das viertel-schwefelsaure Kupferoxyd als
grüne Malerfarbe.
Vor einigen Jahren habe ich die Beobachtung gemacht, daß wenn man Kreide in einer
ganz neutralen und eisenfreien Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd erhitzt, der
Stein sich schön grün färbt, und daß sich Kohlensäure entbindet sobald die
Temperatur 60° C. erreicht hat.
Das Resultat der Reaction ist nach meiner Untersuchung ein Gemenge von schwefelsaurem
Kalk und basisch-schwefelsaurem Kupferoxyd; letzteres hat die Zusammensetzung
des im Mineralreich ziemlich selten vorkommenden Brochantits (4CuSO³ + 3CuO),
und entsteht nach folgender Formel:
4SO³CuO + 3CO²CaO = (SO³CuO + 3CuO) +
3SO³CaO + 3CO².
Um das so entstandene viertel-schwefelsaure Kupferoxyd von dem beigemengten
schwefelsauren Kalk zu befreien, kocht man es mit einer großen Menge Wasser. Es hält
3 Aequiv. Wasser zurück.
Diesem basischen Salz analoge Verbindungen erhält man nach Proust, Berzelius und Brunner, wenn man durch
Kali oder Ammoniak gefälltes Kupferoxyd oder Zinkoxyd mit neutralem schwefelsaurem
Kupferoxyd in Berührung bringt, und nach Kühn wenn man
eine Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd-Ammoniak in Berührung mit der
Luft stehen läßt.
Wo man diese grüne Farbe mit Kupfervitriol und fein pulverisirtem Dolomit
(natürlicher kohlensaurer Bittererde) darstellen kann, wird sie am wohlfeilsten zu
stehen kommen; denn man erhält dabei als Nebenproduct einerseits Bittersalz und
andererseits gasförmige Kohlensäure, welche zur Fabrication künstlicher
Mineralwasser oder des Natron-Bicarbonats verwendbar ist.
Diese grüne Farbe ist zwar weniger dunkel und matter als das Schweinfurter Grün, hat
aber den Vorzug einer größeren Beständigkeit; sie sollte in der Malerei und
Papiertapeten-Fabrication statt des, wegen seines Arsengehalts der Gesundheit
so nachtheiligen Schweinfurter Grüns eingeführt werden.
Handelt es sich bloß um die Darstellung dieser schönen grünen Farbe, so kann man eine
Auflösung von 3 Aequiv. Kupferchlorid in der Wärme mit 2 Aequiv. Kalkhydrat
behandeln. Das hierbei erzeugte Chlorcalcium benutzt man zur Umwandlung des
Kupfervitriols in Kupferchlorid.