Titel: | Ueber einen auf Rollen laufenden Hobel neuer Construction; von Professor Dr. August Vogel in München. |
Autor: | Prof. Dr. August Vogel [GND] |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LXXVI., S. 253 |
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LXXVI.
Ueber einen auf Rollen laufenden Hobel neuer
Construction; von Professor Dr. August
Vogel in München.
Mit einer Abbildung.
Vogel, über einen auf Rollen laufenden Hobel neuer
Construction.
Unter den Werkzeugen des Holzarbeiters ist der Hobel in seinen verschiedenen
Abänderungen ebenso nothwendig, wie den Metallarbeitern die Feile. Ein
Haupthinderniß bei der Anwendung des Hobels, welcher Art er auch seyn mag, ist die
gleitende Reibung der Sohle des Hobels auf dem zu bearbeitenden Gegenstande. Um
diese Reibung möglichst zu verringern, ist man auf die Idee gekommen, die Sohlen der
Hobel von Schmiedeeisen,
hartem Gußeisen, ja sogar von gehärtetem Stahle herzustellen. Das Härten stählerner
Hobelsohlen hat indeß, weil sie dabei leicht krumm werden oder sogar Sprünge
bekommen können, in der Ausführung so große Schwierigkeiten, daß man trotz der
Vortheile, die sich theoretisch aus der Vorrichtung ergeben müßten, von derselben
fast gänzlich zurückgekommen ist.
Der Widerstand der gleitenden Reibung wird jedenfalls herabgestimmt, wenn es gelingt,
die gleitende in die drehende Reibung überzuführen. Dieß hat mich zu dem Vorschlage
veranlaßt, die Sohle des Hobels durch in dieselbe eingesenkte Metallrollen leichter
beweglich zu machen. Vielfache Versuche haben gezeigt, daß zwei Metallrollen,
hobelspandick hervorstehend an den beiden äußeren Enden der Sohle angebracht,
vollkommen genügen.
Aus der beigegebenen Abbildung ergibt sich die einfache Anordnung des Werkzeuges von
selbst, so daß ich keine weitere Beschreibung hinzuzufügen für nöthig erachte.
Textabbildung Bd. 155, S. 253
Es ist eine bekannte Thatsache, daß der Arbeiter mit einem schweren Hobel leichter
arbeitet, als mit einem von geringerem Gewichte, indem bei einem ziemlich großen
Gewichte der Hobel fester auf dem Arbeitsstücke steht und so die Anwendung des
erforderlichen Druckes und Schwunges erleichtert ist. Die Metallrollen erfüllen
daher einen doppelten Zweck, da sie nicht nur die gleitende Bewegung in die drehende
verwandeln, sondern auch das Gewicht des Werkzeuges erhöhen.
Der Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Hobel und dem hier beschriebenen
Rollenhobel ist ungefähr derselbe, wie zwischen einem Schlitten und einem Wagen, da
ja der Hobelkasten des Rollenhobels vermöge der in der Sohle angebrachten beiden
Rollen in der That einen Rollwagen darstellt.
Auf meine besondere Veranlassung ist bereits der Rollenhobel in der hier
mitgetheilten Construction von mehreren Tischlern und sonstigen Holzarbeitern vielfach praktisch in
Gebrauch genommen und als höchst zweckmäßig erkannt worden. Wenn gleich einer
allgemeinen Einführung dieses Werkzeuges in die betreffenden Werkstätten gegenwärtig
noch so manches Hinderniß, wie z.B. der Preis, im Wege steht, so dürfte doch nicht
zu bezweifeln seyn, daß durch weitere technische Ausbildung der von mir nur
vorläufig zur Ausführung gebrachten Idee, diese zu einer allgemein nützlichen
Anwendung Veranlassung geben könne. Hierüber muß indeß Mechanikern von Fach, zu
denen ich mich natürlich nicht rechne, die entgültige Entscheidung vorbehalten
bleiben.
Da das Schwinden der Holzsohle des Rollenhobels begreiflich nicht wohl zu vermeiden
ist, wodurch unter Umständen ein Steckenbleiben der Rollen bedingt wird, so dürfte
es wahrscheinlich nothwendig werden, in der Folge den ganzen Hobelkasten statt von
Holz von Gußeisen anzufertigen. Ich will noch bemerken, daß ich durch eine Münchener
mechanische Werkstätte in den Stand gesetzt bin, Bestellungen von Rollenhobeln
verschiedener Größe in schöner Ausführung und zu verhältnißmäßig billigen Preisen
besorgen zu lassen.