Titel: | Ueber die Oxydationsproducte des Zinnchlorürs und die Auflösung einiger Oxyde im Zinnchlorid; von Hrn. Scheurer-Kestner. |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LXXXIX., S. 303 |
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LXXXIX.
Ueber die Oxydationsproducte des Zinnchlorürs und
die Auflösung einiger Oxyde im Zinnchlorid; von Hrn. Scheurer-Kestner.
Aus den Comptes rendus, Januar 1860, Nr.
1.
Scheurer-Kestner, über die Oxydationsproducte des
Zinnchlorürs.
Das Zinnchlorid wird häufig aus Zinnchlorür durch Zusatz seines Aequivalents
Salzsäure und Oxydation vermittelst chlorsauren Kalis oder Salpetersäure bereitet.
Das so gebildete Chlorid ist keineswegs rein; denn im ersten Falle enthält die
Flüssigkeit Chlorkalium aufgelöst, und im zweiten bildet sich in derselben ein
krystallisirtes Doppelsalz von Zinnchlorid und Salmiak:
8 SnCl + 9 HCl + NO⁵ = 7 SnCl² + SnCl²,
NH⁴Cl + 5 HO.
Oxydirt man das Zinnchlorür durch Salpetersäure, ohne Zusatz
von Salzsäure, so findet keine Ammoniakbildung statt; bei Anwendung verdünnter
Flüssigkeiten werden ein oder mehrere Salpetersäureatome fixirt; bei concentrirten
hingegen tritt einfache Oxydation ein:
6 SnCl + 2 NO⁵ = 3 SnCl + 3 SnO² + NO²;
dabei krystallisirt aus der Flüssigkeit Zinnchlorid mit 3
Atomen Wasser anstatt 5, und das Zinnoxyd bleibt im überschüssigen Zinnchlorid
gelöst.
Das Zinnoxydul löst sich im Zinnchlorid mit der größten Leichtigkeit auf. Bei
Anwendung gleicher Aequivalente bildet sich Zinnchlorür und Zinnoxyd, welches
letztere im überschüssigen Zinnchlorid aufgelöst bleibt:
2 SnCl² + 2 SnO = 2 SnCl + SnO² + SnCl².
Das Zinnchlorür krystallisirt unter diesen Umständen mit 4 Aequivalenten Wasser
anstatt 2, und bildet ein sehr zerfließliches Salz welches schon bei 50° C.
schmilzt.
Setzt man dem Zinnchlorid einen Ueberschuß von Zinnoxydul zu, so erstarrt die ganze
Flüssigkeit zu einer Masse, und die abfiltrirte Flüssigkeit enthält bloß
Zinnchlorür, welches mit zwei Aequivalenten Wasser krystallisirt, während auf dem
Filter Zinnoxyd zurückbleibt:
SnCl² + 2 SnO = 2 SnCl + SnO².
Wenn man das Zinnchlorür durch Chromsäure oxydirt, so erhält man eine dicke
smaragdgrüne Flüssigkeit, woraus sich Zinnchlorid mit 3 Aequiv. Wasser absetzt; die
von diesen Krystallen abgegossene Mutterlauge enthält Chromoxyd aufgelöst, nebst
Zinnoxyd und Zinnchlorid:
6 (SnCl + 2 aq.) + 4 CrO³ = 3 SnCl² + 3 SnO²
+ 3 Cr²O³.