Titel: | Vergleichende Versuche über die Leuchtkraft des Holzgases bei verschiedenem Gehalte an Kohlensäure und bei Anwendung der gewöhnlichen und der Sternbrenner; von Dr. C. Stammer. |
Autor: | Karl Stammer [GND] |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. CV., S. 354 |
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CV.
Vergleichende Versuche über die Leuchtkraft des
Holzgases bei verschiedenem Gehalte an Kohlensäure und bei Anwendung der gewöhnlichen
und der Sternbrenner; von Dr. C.
Stammer.
Stammer's vergleichende Versuche über die Leuchtkraft des Holzgases
bei verschiedenem Gehalte an Kohlensäure.
Um die allgemeinen Schlüsse, welche die Anwendung von Holzgas in verschiedenem Grade
der Reinheit, besonders in Bezug auf die Verwendbarkeit desselben in mehr oder
weniger gereinigtem Zustande und bei Benutzung der früher (vorstehend) besprochenen
neuen Stern-Brenner zu ziehen Gelegenheit bot,
durch specielle Versuche zu constatiren, habe ich diese Verhältnisse in einer Reihe
von Versuchen geprüft, deren Resultate nachstehend mitgetheilt werden.
Im Allgemeinen bemerke ich in Bezug auf diese Versuche, daß es dabei nicht die
Absicht seyn konnte, absolute Werthe aufzustellen. Dazu
lag einestheils eine
Veranlassung nicht vor und anderntheils ist das Maximum des Lichteffects bei der
erforderlichen Einschaltung des Apparates – wie das ja auch anderwärts schon
beobachtet worden – wenigstens bei den Sternbrennern nicht zu erreichen
gewesen. Bei den gewöhnlichen Brennern gibt das bei einem gewissen Gasconsum
stattfindende Flattern die Gränze der höchsten erreichbaren Helligkeit an; bei den
Sternbrennern ist dieß nicht der Fall und daher gewiß noch ein größerer Effect zu
bewirken, als es bei den benutzten Apparaten möglich war. Es sind daher für manche
Sternbrenner verschiedene Bestimmungen für verschiedenen Gasverbrauch angestellt worden und man wird
demnach in den folgenden Zahlen auch Angaben finden, welche darthun, daß ein
größerer Gasverbrauch oft eine unverhältnißmäßig größere Vermehrung der
Lichtentwickelung zur Folge hat.
Es handelte sich übrigens bei den vorliegenden Versuchen nur darum, festzustellen, in
welchem Verhältnisse die Leuchtkraft des Holzgases bei wachsendem Kohlensäuregehalt
abnimmt, und wie sich diese Leuchtkraft für die neuen Brenner stellt. Es ist daher
bei sämmtlichen Experimenten auf möglichste Gleichmäßigkeit untereinander geachtet worden. Manche sind an anderen
Abenden wiederholt, und stets die gleichen Resultate erhalten worden. Da es sich,
wie gesagt, um absolute Feststellung der Lichtstärke nicht handelt, so sind alle
Flammen mit einer solchen verglichen, die sich durch gleichförmige Lichtentwickelung
auszeichnete, nämlich mit der Flamme einer Paraffinkerze, von denen 6 aufs Pfund
gehen. Eine Bestimmung über den Materialverbrauch derselben habe ich aus dem
erwähnten Grunde für überflüssig gehalten, und mich damit begnügt, durch
Wiederholung der Versuche die Unveränderlichkeit dieses Lichtmaaßes für alle diese
Bestimmungen festzustellen. Das angewandte Photometer war ein Bunsen'sches. Ebenso sind die sonstigen Umstände, welche bei derartigen
Versuchen bemerkt zu werden pflegen, wie Druck in der Röhre, im Brenner, Größe der
Flamme u.s.w. nicht weiter berücksichtigt worden, da es sich nur um den Werth der
einzelnen Brenner gegen einander und unter denjenigen ziemlich constanten
Verhältnissen handelte, wie sie praktisch angewandt werden. Ohne Zweifel können noch
Modificationen angebracht werden, die das eine oder andere Resultat verändern
werden, doch ist dieß gewiß nicht von großer Erheblichkeit, denn es dürfen die
anzuführenden Zahlen, in Folge der Sorgfalt, welche auf möglichste Gleichförmigkeit
und Anpassung an die täglichen Verhältnisse verwandt wurde, gewiß als praktische Näherungswerts gelten, deren Nutzanwendung bei
gehöriger Berücksichtigung des jedesmaligen Zweckes unbedingt erlaubt seyn wird.
Was die zur Vergleichung gezogenen Brenner betrifft, so sind die Sternbrenner I, II
und III aus den entsprechenden Schlitzbrennern, der flache Sternbrenner Nr. IV aus
dem „Fischschwanzbrenner“ hergestellt. Schlitz I ist die
gewöhnliche große Form der Holzgasbrenner, II ist ein kleinerer mit engerem Schlitz,
wie er hier vielfach als Sternbrenner angewandt wird. Schlitz III ist ein
gewöhnlicher sehr feiner Steinkohlen gasbrenner. Fischschwanz ist ein Brenner mit zwei weiten Löchern, wie er für Holzgas gebraucht wird. Der
Fischschwanz II – den ich indeß nur bei einigen Versuchsreihen benutzen
könnte – ist der entsprechende Kohlengasbrenner mit feinen Löchern und der Sternbrenner V, flach, ist der hieraus
dargestellte. Dieser Fischschwanz II gibt ebenso wie Schlitz III fast gar kein
Licht, daher dasselbe ebenso wie der entsprechende Gasverbrauch nicht bestimmt und
der Werth gleich 0 gesetzt worden ist. Wie schon oben bemerkt, sind die hieraus
dargestellten Sternbrenner für solche specielle Zwecke
brauchbar, wo es sich um ein kleines Licht handelt, und gewähren sie dabei eine
Gasersparniß, nicht weil ihre Leuchtkraft größer, sondern weil kein überflüssiges
Licht erzeugt wird.
Die folgenden Tabellen werden nun ohne weitere Erklärung verständlich seyn. Es mag
nun noch hervorgehoben werden, daß die letztere Rubrik wohl ein relatives Bild der
Verwerthung des Leuchtgases in den einzelnen Brennern liefert (die entsprechenden
Zahlen sind aus der vorhergehenden Columne berechnet, indem deren einzelne Angaben
auf eine, zu 100 angenommene Leuchtkraft – Nr. 13 – bezogen sind),
aber nicht als absolutes Maaß für wirkliche Anwendbarkeit gelten kann. Es ist ja
genügsam anerkannt, daß nicht in allen Fällen diejenige
Flamme die vortheilhafteste ist, die aus der gleichen Gasmenge das meiste Licht
liefert, da namentlich in Fabriken u.s.w. überflüssig
Helles Licht nicht als Verwerthung gelten kann. Hierzu kommt noch, daß zwar der
Verlust an Gasvolum durch Reinigung berücksichtigt werden konnte, indem alle Angaben
auf ungereinigtes Gas von 22 Proc. Kohlensäuregehalt berechnet worden sind, daß aber
der Factor der Reinigungskosten bei dieser Aufstellung
nicht in Rechnung zu ziehen war. Berücksichtigt man diesen Umstand, so wie die
jedesmal maaßgebenden Verhältnisse, so wird man den großen Vortheil, welchen diese
Sternbrenner in allen Fällen bieten, nicht verkennen können; man wird außerdem die
Uebereinstimmung dieser Resultate mit den allgemeinen Bemerkungen finden, welche in
einem früheren (dem vorhergehenden) Aufsatze über diesen Gegenstand niedergelegt
sind, und man wird endlich für jeden einzelnen Fall
diejenige Brenner- und Gassorte auswählen können, welche für diesen Fall die
meisten Vortheile bietet.
Endlich ist es klar, daß die Anwendung der Sternbrenner auch für solche Verhältnisse,
wo die gänzliche Unterlassung der Gasreinigung nicht statthaft ist, namhafte
Bequemlichkeit gewährt, indem sie Gas von verschiedenem Grade der Reinheit bis zu
einem gewissen Minimum zu brennen erlaubt, während bei Anwendung gewöhnlicher
Brenner, bei denen die Leuchtkraft mit steigender Unreinheit sehr rasch und endlich bis auf weniger als ein
Drittel der Leuchtkraft für Sternbrenner fällt, die erlaubte Gränze viel
ängstlicher eingehalten werden muß.
Hiernach wird es wohl verstattet seyn, specielle Vergleichungen dem Urtheil jedes
Einzelnen zu überlassen. Wer dabei ohne Vorurtheil verfährt, wird in der folgenden
Tabelle viele und höchst interessante Aufschlüsse finden, die zum Theil unmittelbar
in der Praxis verwerthbar sind.
Tabelle I. Kohlensäuregehalt des Gases
22 Proc.
Textabbildung Bd. 155, S. 357
Laufende Nummer.; Bezeichnung des
Brenners.; Gasverbrauch pro Stunde in engl. Kubikfuß.; Lichtstärke in
Paraffinkerzen, 6 aufs Pfd.; Gasverbrauch pro Stunde, reducirt auf Gas von 22
Proc. Kohlensäure.; Gasverbrauch pro Kerze u. Stunde, reducirt auf Gas von 22
Proc. Kohlensäure.; Lichtstärke pro Stunde u. Kubikfuß Gas (auf 22 Proc.
reducirt), in Paraffinkerzen.; Relative Leuchtkraft. Nr. 13 = 100 gesetzt (in
ganzen Zahlen).; Schlitz Nr. I.; II; III; Fischschwanz; Stern Nr. I; II; III;
Unbestimmt; annähernd wie Nr. 15.; IV, flach
Tabelle II. Kohlensäuregehalt des
Gases 16 Proc.
Textabbildung Bd. 155, S. 357
Schlitz Nr. I.; II; III;
Fischschwanz; Stern Nr. I; II; III; flach
Tabelle III. Kohlensäuregehalt des
Gases 12,2 Proc.
Textabbildung Bd. 155, S. 358
Laufende Nummer.; Bezeichnung des
Brenners; Gasverbrauch pro Stunde in engl. Kubikfuß.; Lichtstärke in
Paraffinkerzen, 6 aufs Pfd.; Gasverbrauch pro Stunde reducirt auf Gas von 22
Proc. Kohlensäure.; Gasverbrauch pro Kerze u. Stunde, reducirt auf Gas von 22
Proc. Kohlensäure.; Lichtstärke pro Stunde u. Kubikfuß Gas (auf 22 Proc.
reducirt), in Paraffinkerzen.; Relative Leuchtkraft. Nr. 13 = 100 gesetzt (in
ganzen Zahlen).; Schlitz Nr. I; II; Fischschwanz I; Stern Nr. I; Derselbe; Stern
Nr. II; Stern Nr. III; Stern Nr. IV, flach; Stern Nr. V, flach; Tabelle IV. Kohlensäuregehalt des Gases 8,5
Proc.
Tabelle IV. Kohlensäuregehalt des
Gases 8,5 Proc.
Textabbildung Bd. 155, S. 358
Schlitz Nr. I; II; Fischschwanz I;
Stern Nr. I; Derselbe; Stern Nr. II; Stern Nr. III; Stern Nr. IV, flach
Tabelle V. Kohlensäuregehalt des Gases
4,3 Proc.
Textabbildung Bd. 155, S. 359
Laufende Nummer.; Bezeichnung des
Brenners; Lichtstärke in Paraffinkerzen, 6 aufs Pfd.; Gasverbrauch pro Stunde,
reducirt auf Gas von 22 Proc. Kohlensäure.; Gasverbrauch pro Kerze u. Stunde,
reducirt auf Gas von 22 Proc. Kohlensäure.; Lichtstärke pro Stunde u. Kubikfuß
Gas (auf 22 Proc. reducirt), in Paraffinkerzen.; Relative Leuchtkraft. Nr. 13 =
100 gesetzt (in ganzen Zahlen).; Schlitz Nr. I; II; Fischschwanz I; Stern Nr. I;
Derselbe; III; IV, flach