Titel: | Ueber die Löslichkeit des reinen Traubenzuckers in Weingeist; von E. Friedr. Anthon. |
Autor: | Ernst Friedrich Anthon [GND] |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. CXI., S. 386 |
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CXI.
Ueber die Löslichkeit des reinen Traubenzuckers
in Weingeist; von E. Friedr.
Anthon.
Anthon, über die Löslichkeit des reinen Traubenzuckers in
Weingeist.
Eine technisch-chemische Frage gab Veranlassung zur genauern Ermittelung der
Löslichkeit des Traubenzuckers in Weingeist. – Die zu diesem Behufe
angestellten Versuche und erlangten Resultate waren folgende.
Der angewandte Traubenzucker war chemisch rein, hart krystallisirt und so weit
getrocknet daß er noch 0,2 Proc. Wasser enthielt. Er wurde im feinpulverisirten
Zustand in kleinen abgewogenen Portionen in die verschiedenen Weingeistproben
eingetragen, und damit so lange fortgefahren, bis die zuletzt eingetragene Portion
sich selbst bei sehr anhaltendem Schütteln des wohl verschlossenen Fläschchens nicht
mehr auflöste.
Die so bei 14° R. erhaltenen Lösungen enthielten, und zwar:
100
der
mit
Weingeist
von
0,837
bereiteten
Lösung
1,95
Traubenzucker
100
„
„
„
„
0,880
„
„
9,30
„
100
„
„
„
„
0,910
„
„
17,74
„
100
„
„
„
„
0,950
„
„
36,45
„
und es waren sonach zum Auflösen von 1 Gewichtstheil
Traubenzucker nöthig:
50,2
Gewichtstheile
Weingeist
von
0,837
9,7
„
„
„
0,880
4,6
„
„
„
0,910
1,6
„
„
„
0,950.
Diese durch Umschütteln bei 14° R. erhaltenen geistigen Zuckerlösungen, bei
deren Herstellung eine Erwärmung durch die Hand vermieden worden war, setzten
dennoch bei mehrstündigem Stehen Traubenzucker als krystallinischen Bodensatz ab,
dessen Menge um so größer erschien, je größer das spec. Gewicht des angewandten
Weingeistes somit je schwächer derselbe gewesen ist.
Als die Menge der Krystalle sich nicht mehr vermehrte, wurde diejenige Menge
Traubenzucker durch Abdampfen bestimmt, welche im Weingeist sich gelöst erhalten
hatte.
Diese betrug:
beim
Weingeist
von
0,837 – 1,94 Proc,
„
„
„
0,880 –
8,10 „
„
„
„
0,910 – 16,00 „
„
„
„
0,950 – 32,50 „
Worin der Grund dieser so eigenthümlichen Erscheinung zu suchen ist, müssen weitere
Versuche lehren. In einer etwaigen Wärmeentwickelung beim Auflösen des
Traubenzuckers in schwachem Weingeist liegt er nicht, denn als ich einen Theil des
angewendeten pulverförmigen Zuckers mit etwa der gleichen Menge Weingeist von 0,950
schüttelte, fand nicht nur keine WärmeentwickelungWärmeenwickelung, sondern sogar noch eine bedeutende Temperatur-Erniederung von
4° R. (nämlich von 12 auf 8°) statt.
Jedenfalls glaube ich die letztere Zahlenreihe als die dem wirklichen
Löslichkeitsvermögen des Weingeistes gegen den Traubenzucker entsprechendere ansehen
zu müssen, in welchem Falle alsdann zum Auflösen von 1 Gewichtstheil (nahezu
wasserfreiem) Traubenzucker folgende Mengen Weingeist nothwendig sind:
50,54
Weingeist
von
0,837
11,34
„
„
0,880
5,25
„
„
0,910
2,07
„
„
0,950.
Berechnet man hiernach die Mengen Traubenzucker welche hierbei von dem in dem
angewendeten Weingeist enthalten gewesenen Wasser aufgelöst worden sind, so ergibt
sich, daß
100„„„
Wasser„„„
im„„„
Weingeist„„„
von„„„
0,837 – 12,370,880 – 25,920,910 –
40,520,950 – 72,95
Gewichtstheile
Traubenzucker aufgelöst haben.
100 Gewichtstheile Wasser lösen 81,68 wasserfreien Traubenzucker bei 14° R.
auf.
Hieraus ergibt sich, daß die Löslichkeit des Traubenzuckers in Weingeist nicht im
Verhältniß steht zu dem in demselben enthaltenen Wasser, und daß eine bestimmte
Menge desselben um so weniger Traubenzucker aufzulösen vermag, als dasselbe in
stärkerem Weingeist enthalten ist.
Außer diesen, das Löslichkeitsverhältniß des Traubenzuckers in Weingeist bei
14° R. betreffenden Versuchen, nahm ich auch eine Reihe von Versuchen über
die Löslichkeit des Traubenzuckers in, bis zum Siedepunkt erhitztem Weingeist vor,
wobei ich zu folgenden Resultaten gelangte:
100
Weingeist
von
0,837
lösten
beim
Siedepunkt
21,7
Traubenzucker
100
„
„
0,880
„
„
„
136,7
„
oder es sind zum Auflösen von 1 Gewichtstheil Traubenzucker
folgende Mengen Weingeist nöthig:
4,6
Gewichtstheile
Weingeist
von
0,837
0,73
„
„
„
0,880.
Diese Auflösungen setzen beim Auskühlen Traubenzucker in Menge ab, doch enthalten
dieselben nach Verlauf von 7 Tagen noch eine größere Menge davon aufgelöst, als die
bei gewöhnlicher Temperatur gesättigten Auflösungen enthalten.
So enthielten 100 Gewichtstheile der mit Weingeist von 0,837 bereiteten Auflösung
nach 6 Tagen noch 2,9, und die mit Weingeist von 0,880 bereitete noch 12,4
Gewichtstheile Traubenzucker.
Noch muß ich schließlich hervorheben, daß die angeführten Zahlen sich auf den
wasserfreien, oder doch nahezu wasserfreien Zustand beziehen. Traubenzucker mit 1
und mit 2 Atomen Wasser wird jedenfalls eine größere Löslichkeit zu erkennen
geben.