Titel: | Signallichte der HHrn. Silas und P. Ogier in Paris. |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. XXVII., S. 108 |
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XXVII.
Signallichte der HHrn. Silas und P. Ogier in
Paris.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, April 1860, S.
15.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Silas' und Ogier's Signallichte.
Diese Erfindung (patentirt in England am 8. August
1859 für J. H. Johnson in London) betrifft die
Benutzung des selbstentzündlichen Phosphorwasserstoffgases zur Erzeugung von
Signallichten.
Das Phosphorcalcium befindet sich in einem hermetisch geschlossenen Behälter, dessen
Construction das Einführen von Wasser zur Erzeugung des Gases gestattet. Soll dieser
Apparat zur See oder auf dem Wasser gebraucht werden, so wird der Behälter durch
Anhängen an ein Floß schwimmend erhalten, oder dadurch daß er die erforderliche
Menge Luft enthält. Man kann z.B. am oberen und unteren Ende des Apparats eine fest
verkorkte Röhre anbringen, von denen die untere das Wasser hinein läßt, wenn der
Behälter auf der Oberfläche schwimmt, und die obere das Gas, welches durch
Vermischen des Wassers mit dem Phosphorcalcium entstanden ist, herausläßt, welches
sich, sobald es an die Luft kommt, entzündet; nachdem dieser Apparat in das Wasser
gebracht ist, werden die Korke der Röhren dadurch durchlöchert, daß man einen vorher
eingesteckten Draht vermittelst eines Seils herauszieht, wo dann die Gaserzeugung
augenblicklich beim Zutritt des Wassers zum Phosphorcalcium beginnt.
Soll der Apparat auf dem Lande benutzt werden, so wendet man zwei Behälter oder einen
getheilten Behälter an; der obere Theil enthält Wasser und der untere das
Phosphorcalcium. Eine Röhre mit Sperrhahn verbindet beide Theile, so daß das Wasser
durch Drehen des Hahns schnell in den unteren Theil gelassen werden kann.
Dieses eigenthümliche Licht eignet sich ganz besonders zum Gebrauch auf dem Meere bei
stürmischem Wetter, da es weder durch Wind noch durch Feuchtigkeit verlöscht.
Fig. 26
stellt einen Verticaldurchschnitt der einfachsten Form des Apparats dar, wie er zur
See für Rettungsbojen zu verwenden ist. A ist eine
cylindrische Metallbüchse, deren Inneres emaillirt ist, damit das Phosphorcalcium
B nicht mit dem Metall in Berührung kommt. Ein Hals
oder Mundstück C ist auf dem Deckel D angebracht, welcher nach dem Einfüllen des
Phosphorcalciums auf den Cylinder gelöthet wird. E ist
ein Diaphragma von Blei oder einem anderen weichen Metall, welches an den Hals des
Cylinders gelöthet ist; durch dasselbe geht ein Draht F,
dessen inneres Ende mit einem Korke G im Halse des
Cylinders in Verbindung steht; dieser Kork wird auf seiner oberen Seite mit einer
scharfen kreisförmigen Schneide versehen, damit, wenn der Draht (welcher durch das
Seil H mit dem Schiffe in Verbindung steht) durch das
über Bord werfen des Apparats plötzlich angezogen und dadurch der Kork emporgehoben
wird, die Schneide ein Loch in das weiche Metall des Diaphragmas bohrt; das Wasser
kann dann durch dieses Loch frei in das Innere des Cylinders während seines
momentanen Eintauchens treten und durch Vermischung mit dem Phosphorcalcium die
gewünschte Flamme hervorbringen, welche mit intensivem Lichte aus der Oeffnung des
Cylinders so lange herausbrennen wird, bis sämmtliches Phosphorcalcium zersetzt ist.
Damit das Phosphorcalcium nicht zufällig verdrängt oder verschüttet wird, bringt man
ein Diaphragma von Drahtgewebe I über demselben im
Inneren des Cylinders an.
Dieser Apparat kann mit einer Rettungsboje oder einem Floß benutzt werden, indem er
nach dem ersten Tauchen im Wasser auf der Oberfläche schwimmt, und nun als Bake
(Lärmfeuer), Nothsignal u.s.w. dient.
Mit einer Abänderung kann derselbe bei den gewöhnlichen Rettungsbojen der königl.
(brittischen) Flotte benutzt werden. Eine Röhre, ähnlich K in Fig.
27, geht von Oben nach Unten durch den Cylinder A, und steht unter dem Boden desselben genügend hervor, um durch den
Träger der Boje zu reichen; der Cylinder selbst ruht auf dem obern Ende dieses
Trägers etwas über dem Wasser. Die Röhre hat im Innern des Cylinders zahlreiche
Löcher, und ist oben und unten durch ein Diaphragma aus Blei geschlossen, durch
welches ein Draht geht. Das Bodenende dieses Drahtes hat unten einen Knoten, während
sein oberes Ende mit dem Schiffe durch ein Seil verbunden ist. Der Apparat, welcher
beim Ueberbordwerfen an der Boje befestigt ist, verursacht, daß der Strick und
vermittelst desselben der Draht herausgezogen wird; durch dieses Herausziehen des Drahtes entsteht eine
Oeffnung in jedem der bleiernen Diaphragmen, und da die untere sich etwas unter der
Oberfläche des Wassers befindet, so verursacht die fortwährende Bewegung der Boje
oder des Floßes, daß das Wasser in der Röhre in die Höhe steigt, und durch deren
Seitenöffnungen zu dem im Cylinder A enthaltenen
Phosphorcalcium gelangt. Das so erzeugte, selbstentzündliche Gas tritt am oberen
Ende der Röhre aus, und brennt dort, trotz Wind und Wetter mit einer hellen
Flamme.
Fig. 27 zeigt
den Verticaldurchschnitt eines kleineren Apparats, welcher entweder auf dem Wasser
benutzt werden kann, indem man ihn an dem Maste eines Schiffes aufhißt, oder als
Bake oder Signal zu Lande, wenn er in eine erhöhte Stellung gebracht wird. Er ist
dem schon beschriebenen Apparat ähnlich und hat nur noch eine zweite untere
Abtheilung L, welche Wasser enthält, das durch die
Seitenröhre und das Mundstück M eingeführt wird. Das
untere Ende der Röhre K taucht in das Wasser der Kammer
L, und wenn der Draht F
aufgezogen und dadurch eine Oeffnung in dem Diaphragma N
entstanden ist, steigt das Wasser in der Röhre K auf und
gelangt durch deren Seitenöffnungen zum Phosphorcalcium in der oberen Kammer A. Augenblicklich erzeugt sich Phosphorwasserstoffgas,
entweicht durch die obere Oeffnung der Röhre K in die
Atmosphäre, entzündet sich von selbst und brennt mit einer hellen kräftigen Flamme,
längere oder kürzere Zeit, je nach der Menge des im Apparate enthaltenen
Phosphorcalciums. An den Seiten der Kammer A befinden
sich Ringe mit Seilen zum Aufhissen des Apparates an einem Mast oder einer
Stange.
Fig. 28 zeigt
den Verticaldurchschnitt einer anderen Form dieses Apparats, zum Gebrauch für
Eisenbahnen, überhaupt als Signal zu Land und zu Wasser, wo ein kräftiges,
unverlöschliches und controlirbares Licht erforderlich ist. Bei diesem Apparat ist
für die Kammer A die Kugelgestalt vorzuziehen; über dem
Behälter A befindet sich die Wasserkammer L, welche mittelst der Röhre und des Hahnes M mit dem darunter befindlichen Behälter A, der das Phosphorcalcium enthält, in Verbindung
steht.
Eine zweite Röhre mit Hahn N verbindet den obern Theil
der Wasserkammer A mit der Röhre K, welche durch das Wassergefäß L geht und als
Brenner für das Gas dient. O ist das Mundstück durch
welches Wasser in L eingelassen wird, und P ist ein ähnliches aber größeres Mundstück am Gefäß A, zum Einbringen des Phosphorcalciums. Beide Oeffnungen
werden durch eingeschraubte Pfropfen oder dichte Korke geschlossen. Q sind drei Füße, auf denen das Gefäß A steht. Die Größe des Brenners (welcher beweglich oder
fest seyn kann) richtet sich nach der Größe der gewünschten Flamme. Wenn die Gefäße A und L mit Phosphorcalcium
und Wasser gefüllt sind, und der Apparat soll gebraucht werden, so öffnet man die
Hähne M und N, worauf Wasser
in das Gefäß A tritt, sich mit dem Phosphorcalcium
mischt und das nun erzeugte Phosphorwasserstoffgas durch den Hahn N und die Röhre in den Brenner K entweicht und sich entzündet, sobald es mit der Luft in Berührung kommt.
Der Gashahn N kann bis zum Gebrauch des Gases
geschlossen bleiben, man hat beim Oeffnen desselben dann augenblicklich eine Flamme;
ebenso kann man ihn, wenn das Licht nicht mehr erforderlich ist, schließen und zu
beliebiger Zeit zur Erzeugung einer neuen Flamme wieder öffnen. Die außerordentliche
Leuchtkraft dieses Apparats, welcher seine Lichtstrahlen horizontal und vertical
aussendet, empfiehlt ihn besonders für Eisenbahnen oder Wege mit häufigen Curven; in
diesen Fällen sieht man seinen Wiederschein auf mehrere englische Meilen
Entfernung.
Fig. 29 zeigt
im Verticaldurchschnitt den oberen Theil einer vereinfachten Form des zuletzt
beschriebenen Apparats, bei dem das obere Wassergefäß weggelassen ist. Dieser
Apparat besteht bloß aus einem Gefäß A, welches das
Phosphorcalcium B wie in Fig. 26 enthält, und mit
einem Hals oder Mundstück C versehen ist, das sich auf
dem am Gefäße festgelötheten Deckel D befindet. In
dieses Mundstück wird die kurze mit einem Hahn N
versehene Röhre (der Brenner) K eingeschraubt. Das
Phosphorcalcium wird durch das Mundstück C eingeführt,
und dann die Röhre oder der Brenner K, wie die Abbildung
zeigt, eingeschraubt. Beim Gebrauch des Apparats wird eine hinreichende Menge Wasser
mittelst einer Spritze durch die Oeffnung des Brenners K
hineingetrieben, und dann der Hahn N geschlossen; wird
derselbe dann wieder geöffnet, so entströmt das Gas durch den Brenner und entzündet
sich.
Fig. 30 zeigt
den Verticaldurchschnitt des oberen Theils eines dem eben beschriebenen ähnlichen
Apparats, welcher als unterseeisches Licht (Lampe) bei Untersuchung der
Schiffsschraube, des Kiels u.s.w. oder bei Ausführung unterseeischer Operationen und
Bauten benutzt werden kann. Hier ist der Brenner K mit
einer concentrischen Röhre O umgeben, welche etwas über
ihn hinausreicht. Diese concentrische Röhre steht durch eine Abzweigung P mit einer biegsamen Röhre Q in Verbindung, die zu einer Druckpumpe an der Oberfläche führt, welche
die zur Verbrennung des Gases unter dem Wasser nothwendige atmosphärische Luft
liefert; die durch die Röhre Q heruntergetriebene Luft
wird vermittelst der den Brenner umgebenden concentrischen Röhre O mit dem ausströmenden Gase in Berührung gebracht.
So angewendet, gibt der Apparat ein Licht unter Wasser; er kann aber auch mit
derselben concentrischen Röhre auf dem Lande verwendet werden, indem dann die Röhre
Q mit einem Sauerstoff-Gasometer verbunden
wird; durch diese Zuführung von Sauerstoff wird natürlich die Flamme bedeutend
leuchtender. Man kann diese Zuführung von Sauerstoff auch bei den beschriebenen
Signalen benutzen.
Um verschiedene Combinationen von Signalen zu ermöglichen, kann man die Apparate in
farbigen Glasschirmen anbringen; solche Schirme müssen aber von sehr starkem Glase
und großem Durchmesser seyn, weil sonst die aus dem brennenden Gase sich absetzenden
Niederschläge deren Durchsichtigkeit vermindern würden. Wenn man aber der Flamme
Sauerstoff zuführt, so sind die Schirme unpraktisch, da sie bei der Explosionskraft
dieses Gasgemisches leicht springen; in diesem Falle ist jedoch das Umgeben des
Brenners mit einem Metallnetz, wie bei Davy's
Sicherheitslampe, zu empfehlen, um das Sauerstoffgas einigermaßen
zusammenzuhalten.
Eine andere Modification dieses nützlichen Apparats besteht darin, ihn als Geschoß in
Form einer hohlen Kugel von Holz oder dünnem Metallblech anzufertigen. Er besteht
dann aus zwei dicht zusammengeschraubten Hälften mit einer Wand im Centrum, welche
die Kugel in zwei Kammern theilt. In der obern Kammer wird zur Aufnahme des
Phosphorcalciums ein dünner metallener Behälter befestigt, dessen Mündung mit einem
Diaphragma von Drahtgewebe überzogen ist, wie in Fig. 28, damit das
Phosphorcalcium nicht herausfallt. Ein metallenes Mundstück wird auf die obere
Kammer geschraubt, wie in Fig. 26, und auf dasselbe
eine Bleischeibe gelöthet. Durch diese Scheibe geht ein Draht in einem Stöpsel,
worin er befestigt ist; das äußere Ende des Drahts ist, wie in Fig. 26, mit einem Seil
verbunden, um ihn beim Gebrauch des Apparats herauszuziehen. Die untere Kammer ist
vollkommen luft- und wasserdicht, um die Kugel schwimmend zu erhalten; am
Boden ist in derselben eine schwere Metallplatte befestigt, damit sich beim
Schwimmen der Kugel deren Mündung stets aufwärts befindet.
Diese Kugel dient als Nebelsignal, oder im Kriege zur Beleuchtung einer Küste wo sich
die feindliche Flotte befindet. Wenn man sie nämlich aus einer Kanone oder einem
Mörser abfeuert, so wird mittelst des Seils welches vorher an dem Geschütz oder
einer andern passenden Stelle befestigt wurde, der Draht herausgezogen, daher, wenn
die Kugel in die See fällt, das Wasser in die obere Kammer dringt und sich mit dem
darin enthaltenen Phosphorcalcium mischt. Das hierdurch erzeugte Gas brennt am
Mundstück, während die Kugel auf der Oberfläche des Wassers schwimmt. In Nothfällen kann ein
Schiff mittelst einer solchen Kugel jedes in der Nähe befindliche Schiff auf seine
Lage aufmerksam machen. Man könnte auch eine solche Kugel an der Küste wo sich die
Rettungsboote befinden, aus einem Mörser abfeuern, um die Richtung des ausgesendeten
Rettungsseils zu beleuchten.