Titel: | Zur Berechnung des Wärmeeffectes des bei der Reduction des Eisenoxyds sich bildenden Kohlenoxyds bei seinem Verbrennen zu Kohlensäure; von Dr. Th. Plagge zu Darmstadt. |
Autor: | Th. Plagge |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. XXXII., S. 129 |
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XXXII.
Zur Berechnung des Wärmeeffectes des bei der
Reduction des Eisenoxyds sich bildenden Kohlenoxyds bei seinem Verbrennen zu
Kohlensäure; von Dr. Th. Plagge
zu Darmstadt.
Plagge, über den Wärmeverlust im Puddelofen.
Angenommen der Puddelofen ergibt per 24 Stunden 30
Chargen, jede von 200 Pfd. Eisen; der für Magneteisenerze erforderliche
Kohlenstoffzusatz (zu 40 Proc. per 100 Pfd. Eisen
angenommen) ergibt einen Totalzusatz von 6000 × 40/100 = 2400 Pfd. Kohlenpulver (1 Pfd. Kohle
enthält durchschnittlich 8/10 Kohlenstoff) mit 2000 Pfd. Kohlenstoffgehalt zum
Erzpulver für die Reduction des Eisenoxyds; diese 2000 Pfd. Kohlenstoff verwandeln
sich durch die Einwirkung des Sauerstoffs des Eisenoxyds in (765 : 1765 = 2000 : x) = 4645 Kohlenoxyd (da 200 Kohlenstoff sich mit 2645
Sauerstoff zu Kohlenoxyd vereinen). Zur Verwandlung dieser 4645 Kohlenoxyd in
Kohlensäure sind erforderlich 2645 Sauerstoff oder 60 × 2000 = 120000
Kubikfuß Luft = 9035 Pfd. Luft.
Nehmen wir ferner an, der Verbrennungswind sowohl wie das Kohlenoxyd aus den
Reductionsröhren treten mit einer mittleren Temperatur von 200° C. in den
Verbrennungsraum, und setzen wir die mittlere specifische Wärme der
Verbrennungsproducte = 0,25, so finden wir (da 1 Aeq. Kohlenoxyd = 1,765 bei seiner
Verbrennung zu Kohlensäure 6260 Wärmeeinheiten frei macht) daß bei der Verbrennung
obiger 4645 Kohlenoxyd, welche 2000° C. enthalten, 12520000 W. E. frei
werden. Addiren wir hierzu die 685000 W. E., mit welchen die (4645 Kohlenoxyd + 9035
Pfd. Luft oder sage =) 13700 Pfd. Verbrennungsproducte ((13700 × 200 ×
25)/100 = 685000) Feuerraum treten, so ergibt sich als Gesammtsumme 12520000 +
685000 = 13205000 W. E. Die Temperatur der Verbrennungsproducte berechnet sich
hiernach theoretisch auf 13205000/13700 × 100/25 = 3855° C. Treten nun
die Verbrennungsproducte mit einer Temperatur von 1700° C. aus dem
Vorbereitungsherde, so verbleiben nach Abzug obiger 13205000 W. E. als effectiv für
den Luppenherd verwendbar 7382500 W. E.
Würden die zur Reduction des Eisenoxyds verwendeten 2400 Pfd. Kohle (mit 2000 Pfd.
Kohlenstoffgehalt) direct verbrannt worden seyn, so hätten sie zu ihrer Verbrennung
zu Kohlensäure die doppelte Luftmenge bedurft, mithin = 240000 Kubikf. = 18070 Pfd.
Luft. 2000 Pfd. Kohle zu Kohlens. verbrannt erzeugen 2000 × 7858 = 15716000
W. E. Nehmen wir an, die Luft und das Brennmaterial träten mit einer Temperatur von
20° C. in den Verbrennungsraum, so ist ihr Gehalt an Wärme = 20 ×
(2000 + 1800 × 25)/100 = 100000 W. E. Es ergibt sich mithin für die
Verbrennungsproducte die Gesammtsumme von 15816000 W. E. Die Temperatur der
Verbrennungsproducte ist mithin = 3163° C.
Verlassen nun die Verbrennungsproducte den Puddelofen mit einer Temperatur von
1700° C., so gehen dadurch für den Puddelofen 8500000 W. E. verloren, es
bleiben mithin bloß 7316000 W. E. nutzbar, selbst wenn das Brennmaterial vollständig
zu Kohlensäure mit dem Minimum von Luft verbrannt wurde. Dieß ist aber bei
gewöhnlicher Feuerung unerreichbar; es wird bei dieser entweder eine unvollständige
Verbrennung der Kohle zu Kohlenoxyd stattfinden, oder wie in den meisten Fällen ein
Ueberschuß von Luft zugeführt werden müssen. Ebelmen's
Untersuchungen wiesen in den von ihm untersuchten Puddelofengasen von 4,5 bis 22
Proc. der Verbrennung entzogene Luft nach, im Mittel kann man sie auf 7 bis 8 Proc.
annehmen. Berücksichtigt man ferner den großen Wärmeverlust den die Wärme führenden
Gase durch die Entfernung der Feuerung von der zu erhitzenden Substanz, durch den
Wassergehalt des Brennmaterials etc. erleiden, so dürften in wenigen Puddelöfen mit
gewöhnlicher Feuerung die Verbrennungsproducte den Herd mit einer höheren Temperatur
als 2000° C. erreichen, und da dieselben, nachdem sie die beabsichtigte
Wirkung, Entkohlung des Eisens, Verschlackung der Verunreinigungen desselben und
Erhitzen des gahren Eisens zur Schweißhitze hervorgebracht haben, so wie den Herd
selbst erhitzten, bei ihrem Austritt offenbar eine Temperatur haben, welche
mindestens derjenigen gleich kommt, die sie mittheilen sollen, also ungefähr
1700° C., so erklärt sich leicht, daß die durch den Fuchs entweichende
Feuerluft mindestens 80 Proc. der gesammten Wärmemenge mit sich führt. Die Größe des
Wärmeverlustes, welche durch die große Entfernung des Feuerherdes vom Puddelherde
und die unvollständige Verbrennung des Brennmaterials bei gewöhnlicher Feuerung
resultirt, dürfte nach den an mit Gasen betriebenen Puddelöfen gemachten Erfahrungen
und nach den Untersuchungen von Thomas, Bischoff, Ebelmen
u.a. auf mindestens 50 Proc. des verwendeten Brennmaterials zu veranschlagen
seyn.
Aus dem Angeführten ergibt sich, wie wichtig es für den
Puddelofenbetrieb ist, eine möglichst hohe Temperatur auf dem Herde zu
erzeugen.