Titel: | Ueber die Bestimmung der im Wasser enthaltenen organischen Substanzen; von Em. Monnier. |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. XXXIII., S. 132 |
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XXXIII.
Ueber die Bestimmung der im Wasser enthaltenen
organischen Substanzen; von Em.
Monnier.
Aus den Comptes rendus, Juni 1860, Nr.
24.
Monnier, über die Bestimmung der im Wasser enthaltenen organischen
Substanzen.
Unter den Reagentien, welche bisher vorgeschlagen wurden, um die in den Wässern
enthaltenen organischen Substanzen zu entdecken und annähernd zu bestimmen, ist das
übermangansaure Kali das zweckmäßigste. Da das Gewicht, welches von diesem Salze
zersetzt wird, demjenigen der organischen Substanzen nahezu proportional ist, so
braucht man zur Lösung der Aufgabe nur das Gewicht des Chamäleons in Milligrammen zu
bestimmen, welches durch 1 Liter dieser Wässer entfärbt wurde.
Bei derartigen Versuchen habe ich gefunden, daß die Wässer der Brunnen von Paris 3
bis 12 Milligramme Chamäleon per Liter zersetzen. Das
Seinewasser bei Bercy (flußaufwärts) zersetzt 6 Milligramme Chamäleon per Liter, und dasjenige bei Passy 7,1 Milligr.; das
flußabwärts genommene Wasser hat also ein auffallend größeres Entfärbungsvermögen,
offenbar in Folge der vom Seinewasser während seines Laufes durch Paris
aufgenommenen organischen Substanzen; diese fremdartigen Substanzen von sehr
complicirter Zusammensetzung kommen aus den Gossen und hauptsächlich aus der
Bièvre hinein; das Wasser der Bièvre zersetzt nämlich bis 58 Milligrm.
Chamäleon per Liter, und enthält also ungefähr zehnmal
so viel oxydirbare Substanzen, als dasjenige der Seine flußaufwärts.
Fabrikwasser. – Um den Grad der Veränderung zu
bestimmen, welche das Wasser eines Flusses auf seinem Wege durch einige Fabriken,
wie Branntweinbrennereien, Stärkefabriken etc. erlitten hat, braucht man nur ein
flußaufwärts und flußabwärts dieser Fabriken geschöpftes Wasser vergleichend zu
probiren; die Quantität des zersetzten Reagens ergibt annähernd die flußabwärts
erfolgte Zunahme an organischen Substanzen. Durch diese sehr einfachen Proben erhält
man eine genaue Vorstellung über die Veränderung des Wassers eines Flusses durch die
Producte einer Fabrik, welcher Art die von demselben aufgenommenen ungesunden
Substanzen auch seyn mögen.
Destillirtes Wasser. – Das destillirte Wasser
enthält oft bestimmbare Mengen von organischen Substanzen; das käufliche destillirte
Wasser zersetzt per Liter 1 bis 3 Milligrm.
übermangansaures Kali; man kann ein von diesen Substanzen ganz freies Wasser
erhalten, wenn man es
mit ein wenig übermangansaurem Kali destillirt. Ertheilt man dem so erhaltenen
Wasser eine kaum sichtbare rosenrothe Färbung, so kann sich diese schwache Färbung
zehn Tage lang erhalten, selbst am Tageslicht. Das nach dieser Methode erhaltene
Wasser verwendet man zur Bereitung der Maaßflüssigkeiten.
Beschreibung des
Probirverfahrens.
Maaßflüssigkeit. – Um dieselbe für meine Proben zu
bereiten, löse ich 1 Gramm reines übermangansaures Kali in 1 Liter destillirten
Wassers auf; jeder Kubikcentimeter dieser Flüssigkeit entspricht 1 Milligrm. dieses
Salzes. Wenn das Reagens chemisch rein ist, muß 1 Grm. desselben 1,992 Grm.
Oxalsäure zersetzen:
C²O³, 3HO + O = 2CO² + 3HO.
Gang der Operation. – Man gießt 1/2 Liter von dem
zu probirenden Wasser in einen Kolben, erhitzt es auf 70° C., setzt mittelst
einer Pipette 1 Kubikcentimeter reine Schwefelsäure zu, und gießt dann so viel
Maaßflüssigkeit hinein, daß man eine bleibende Färbung erhält; die Anzahl der
zugesetzten Kubikcentimeter gibt unmittelbar in Milligrm. das Gewicht des zersetzten
Reagens pro 1 Liter Wasser. Bei einer Temperatur von
ungefähr 70° C. erfolgt die Oxydation der organischen Substanzen rasch; bei
der gewöhnlichen Temperatur wären mehr als 24 Stunden zu ihrer Beendigung
erforderlich.