Titel: | Ueber die Anwendbarkeit des Zinkoxydes zum Feinschliff und Poliren des Glases; von Professor Dr. J. J. Pohl in Wien. |
Autor: | Joseph Johann Pohl [GND] |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. XLVIII., S. 201 |
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XLVIII.
Ueber die Anwendbarkeit des Zinkoxydes zum
Feinschliff und Poliren des Glases; von Professor Dr. J. J. Pohl in Wien.
Pohl, über die Anwendbarkeit des Zinkoxydes zum Feinschliff des
Glases.
Zum Feinschliff und Poliren des Glases, Vorzugsweise des zu optischen Zwecken
bestimmten, wird gegenwärtig nebst Zinnoxyd (Zinnasche) in überwiegender Menge
Eisenoxyd (Colcothar, Engelroth, Caput mortuum) benutzt.
Da es für Gläser zu optischen Instrumenten vom größten Belange ist, selben den
höchsten Grad von Politur zu geben, so sucht man hierzu ein möglichst feinkörniges
Eisenoxyd darzustellen. Vogel gelang esPolytechn. Journal Bd. CXXXII S. 275
und Bd. CXXXIV S. 270. durch vorsichtiges Erhitzen des oxalsauren Eisenoxyduls ein Eisenoxyd zu
erhalten, das nach Steinheil's Urtheil sowie jenem von G.
Merz und Söhnen das
gewöhnliche als Polirmittel gebrauchte Oxyd bei Weitem übertrifft. Allein abgesehen
davon, daß Vogel's Präparat nicht allgemein im Handel
vorkommt, bietet es, wie jedes Eisenoxyd, einen großen vom Glasschleifer wohl
gekannten Uebelstand dar. Es macht nämlich alle damit polirten Gläser düster und
bräunlichgelb aussehen. Diese Erscheinung rührt davon her, daß sich die feinsten
Theilchen des Eisenoxydes in die Poren des Glases einreiben. Je weniger sorgfältig
somit ein Glas auspolirt ist, desto düsterer zeigt sich dessen Farbe und man kann in
scheinbar rein polirten Gläsern unter dem Mikroskope zahlreiche Theilchen von
Eisenoxyd wahrnehmen. Wie sehr unter solchen Umständen bei Vereinigung mehrerer
Gläser zu einem optischen Instrumente die Lichtstärke und Klarheit der Bilder leiden
könne, bedarf keines weiteren Beweises. Weit besseren Glanz erzielt man mit Zinnoxyd
als Polirmittel, das aber theurer als das gewöhnliche Eisenoxyd zu stehen kommt und
auch weniger kräftig wirkt.
Seit dem Jahre 1854 ließ ich mehrfach den Versuch anstellen, statt der genannten
Polirmittel, Zinkoxyd, wie es als Zinkweiß im Handel vorkommt, anzuwenden. Der
Erfolg entsprach der gehegten Erwartung. Es wurden die Sorten: feinstes Zinkweiß I, fein Hamburger Zinkweiß und Zinkgrau benutzt, welche
die Fabrik zu Peterswalde in Schlesien in den Handel bringt. Hievon eignet sich das
Zinkgrau zum Feinschliff, das Hamburger Weiß als für gewöhnliche Zwecke genügendes
Polirmittel, und das
feinste Zinkweiß endlich als zur sogenannten Hochpolitur, zumeist der optischen
Gläser, vortrefflich. Das Zinkweiß polirt nicht nur rasch, sondern mit der feinsten
Sorte erhält das Glas auch den höchsten rein weißen Glanz (Feuer), wie man sich
leicht durch vergleichweises Auspoliren mit Zinnoxyd überzeugen kann. Unter dem
Mikroskope erscheinen bei Anwendung des Zinkweißes viel weniger Theilchen davon ins
Glas eingerieben, als bei Benutzung von Eisenoxyd oder Zinnoxyd. Zur Hochpolitur für
die kostbarsten optischen Instrumente dürfte sich jedoch vorzugsweise das in
Frankreich unter dem Namen „Blanc de
neige“ bekannte Zinkweiß eignenAusgezeichnet schön liefert dieses Zinkweiß die Société anonyme du blanc de zinc in Paris (rue basse du Rempark No. 30), das Kilogr. zu 1
Fr. 20 Cent., welches viel feiner und weißer als die beste Sorte der Peterswalder Farbe
ist.