Titel: | Ueber Giffard's Dampfstrahlpumpe. |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. LVII., S. 245 |
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LVII.
Ueber Giffard's Dampfstrahlpumpe.
Aus der Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins,
1860 S. 61.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Ueber Giffard's Dampfstrahlpumpe.
Giffard's selbstwirkender Einspritzer, auch
Dampfstrahlpumpe genannt, ein Speiseapparat für Dampfkessel, so wie ein
Wasserhebemittel im Allgemeinen, hat in neuerer Zeit die Aufmerksamkeit sowohl der
gelehrten, als der industriellen Welt auf sich gezogen. Dieses Aufsehen scheint
durch die neue, beinahe paradoxe Wirkungsweise des Apparates einerseits, durch
dessen praktischen Werth anderseits vollständig gerechtfertigt zu seyn.
Die Dampfstrahlpumpe wurde von H. Giffard in Paris
erfunden und von H. Flaud ausgeführt.
Im Frühjahre 1859 hatte der Verfasser Gelegenheit, die in verschiedenen Anstalten zu
Paris zur Probe aufgestellten Apparate zu beobachten, und kurz nachher führte die
Direction der Staatseisenbahngesellschaft die ersten Dampfstrahlpumpen in
Oesterreich ein.
Außer einer Anleitung zur Manipulation des Giffard'schen
Apparates, und einer Broschüre von Hrn. Bougère
über dessen Vorzüge und Anwendungen, erschien im Monate Juni vorigen Jahres eine
theoretische Abhandlung von Hrn. Combes
Polytechn. Journal Bd. CLIV S.
409. über die so eigenthümliche Wirkungsweise der neuen Pumpe. Seit jener Zeit
aber machte die Literatur der Dampfstrahlpumpe keine weiteren Fortschritte, und der
Apparat hat sich bereits in der Praxis eingebürgert, ohne die Resultate einer
strengen Untersuchung oder einer wissenschaftlichen Paßkarte abzuwarten. Die einzige
Mittheilung, welche uns über ausführliche Versuche aus dem Auslande zukam, ist eine
englische Flugschrift von J. Robinson (Atlas Works, Manchester), auf welche wir später
zurückkommen werden.
Wir glauben daher zur näheren Kenntniß der Leistung des Apparates einen erwünschten
Beitrag zu liefern, wenn wir die Resultate mittheilen, welche sich aus zahlreichen,
auf Veranlassung der General-Direction der österreichischen
Staatseisenbahngesellschaft in Wien vorgenommenen Versuchen ergaben.
Wie schon aus der Benennung hervorgeht, beruht der Vorgang auf der Wirkung eines
Dampfstrahles, welcher zuerst einen luftverdünnten Raum erzeugt, sodann vom
gesaugten Wasser ringförmig umgeben und condensirt wird, und diesem Wasser jene
Geschwindigkeit mittheilt, deren es bedarf, um den Gegendruck (Kesseldruck oder
Wassersäule) zu überwinden.
Ein Apparat für einen Kessel von 200 Pferdekräften ist auf Tab. IV dargestellt. Fig. 1 ist ein
Längenschnitt durch die Achsenlinie, Fig. 2 eine Seitenansicht,
Fig. 3
eine Ansicht von Vorne, Fig. 4 ein cotirtes Detail
der wichtigsten Theile, nämlich der Dampf- und Wassermündungen und des
engsten Querschnittes im Druckrohre.
Der Apparat besteht hauptsächlich aus einem Dampf- und einem
Wasserzuleitungsrohre, ferner aus einem mittlern Raume, wo die Condensation und
zugleich die Geschwindigkeitsübertragung vom Dampf auf das Wasser vor sich geht,
endlich aus einem Druckrohre sammt Ventilkopfe.
Der Dampf wird durch das Rohr A (Fig. 1) vom Kessel
hergeleitet, dringt durch die kleinen Löcher o in den
innern Körper B, und strömt durch die Mündung b aus demselben heraus. Die Mündung b ist durch ein kleines kegelförmiges Schraubenventil
c, c zu verschließen, welches durch die Kurbel a gehandhabt wird.
Das Wasser wird durch das Rohr C aus einem Behälter
hergeleitet, oder auch nach Umständen gesaugt; da sich der innere Körper B durch Umdrehung der Kurbel d in der Stopfbüchse e verschieben läßt, so
kann der ringförmige Wasserzufluß f, f nach Bedürfniß
regulirt werden.
Ferner strömt das Wasser mit dem bereits condensirten Dampfe aus der Mündung g durch die freie Luft, so daß der Strahl durch die
Lichtöffnungen h, h gesehen werden kann. Diese
Oeffnungen können mittelst eines verschiebbaren Ringes K
(Fig. 2)
bedeckt werden. Der Strahl dringt nun in das Druckrohr D, wo er
im Halse i den engsten Querschnitt erreicht; dann
erweitert er sich, verliert somit allmählich seine große Geschwindigkeit, hebt das
Ventil L, welches während der ganzen Dauer der Speisung
nie auf seinen Sitz zurückfällt, und fließt in einem continuirlichen Strome durch
das Rohr E in den Kessel. F
ist ein Ablaßrohr, welches dem Wasser, das beim Anlassen oder bei etwaigen Störungen
nicht in den Kessel dringt, einen Abfluß gestattet.
Der Apparat wird folgenderweise in Gang gebracht.
Nachdem der Wasserregulator in die gehörige Stellung gebracht worden, wird das kleine
Schraubenventil c etwas gelüftet, so zwar, daß nur ein
schwacher Dampfstrom entweicht, welcher die Luft mit sich fortreißend einen
luftverdünnten Raum über dem Wasserspiegel im Rohre C
erzeugt und somit das Saugen veranlaßt. Sobald das gesaugte Wasser bis zur
Dampfmündung gestiegen ist, wird letztere durch rasches Umdrehen der Kurbel a
vollständig frei gemacht und ferner unberührt gelassen.
Bei gutem Gange soll weder Wasser seitwärts spritzen oder unten ablaufen, noch soll
Dampf den freien Strahl umwölken; beiderlei Erscheinungen sind Uebelstände, welche
die Unterbrechung der Speisung bewirken können.
Dem Rückströmen und Seitwärtsspritzen des Speisewassers kann leicht durch
allmähliches Schließen des Wasserregulators abgeholfen werden. Nimmt aber der Dampf
überhand, so muß schnell abgesperrt und bei vergrößertem Wasserzufluß von Neuem
angelassen werden. Es ist übrigens wohl zu bemerken, daß solche Störungen niemals als willkürliche oder, unvermeidliche zu
bezeichnen sind, sondern stets von unverständiger Manipulation herrühren.
Das Absperren wird einfach durch rasches Schließen des großen Dampfwechsels erzielt.
Es ist nicht rathsam, das innere Dampfventil c zum
Absperren zu benützen, indem durch gewaltsames Hineindrücken desselben in seinen
conischen Sitz eine schädliche Abnützung entsteht. Außerdem darf der große
Dampfwechsel nicht stets offen bleiben, damit die Liederung r, r, welche Dampf und Wasser trennt, nicht zu rasch durch beständige
Berührung mit dem Dampfe verbrannt werde.
Kehren wir zu den Versuchen zurück, deren Programm folgende fünf Punkte betraf:
1) Wie groß ist die Wassermenge, welche durch die Dampfstrahlpumpe gepumpt wird, und
durch welche Umstände wird dieselbe bedingt?
2) Innerhalb welcher Grenzen ist das Vorwärmen gestattet?
3) Innerhalb welcher Grenzen der Dampfspannung ist der Apparat verwendbar, und wie
groß ist der Gegendruck, welchen der Wasserstrahl nach Umständen zu überwinden im
Stande ist?
4) In welchem Verhältnisse steht die verbrauchte Dampfmenge zur gepumpten Wassermenge
und wie viel beträgt der stündliche Dampfverbrauch bei verschiedenen Werthen des
Kesseldruckes?
5) Wie verhält sich die Leistung des neuen Apparates zu derjenigen der gewöhnlichen
Dampfpumpen?
Der Beantwortung dieser fünf Fragen sey eine kurze Beschreibung der angestellten
Versuche vorausgeschickt. Die hiezu verwendeten Apparate waren von der stärksten
Gattung (Nr. 10) für Kessel von 200 Pferdekräften, folglich für die stärksten
Locomotivkessel genügend.
Sie waren an den Maschinen Raab und Pápa angebracht, welche auf der Wien-Neuszönyer Linie
gemischte Züge von 5000 Ctr. Belastung mit circa, vier
Meilen Geschwindigkeit befördern.
Seit vier Monaten wird die Speisung beider Maschinen anstandslos durch die alleinige
Dampfstrahlpumpe bewirkt, indem die alten Pumpen abgenommen oder verschraubt wurden.
Unter gewöhnlichen Umständen ist die Pumpe während 1/3 der ganzen Fahrzeit im
Gange.
Die genaueren Versuche wurden am Wiener Bahnhofe vorgenommen, und zwar zerfallen
selbe in zwei Reihen, indem sie entweder Kesselspeisung oder die Speisung in ein
offenes Gefäß betreffen.
Die erste Reihe mußte selbstverständlich auf eine möglichst geringe Anzahl beschränkt
werden, da der Kessel dabei bedeutend zu leiden hatte. Da ferner das Kesselwasser
vom tiefsten bis zum höchsten Stande in Zeit von vier bis höchstens acht Minuten
gehoben wurde, so eignete sich die Kesselspeisung nicht zur Ermittelung genauer
Werthe, welche länger fortgesetzte Versuche voraussetzt. Man fand sich daher
bestimmt, die Verbindung zwischen Kessel und Druckrohr zu unterbrechen, und das
gepumpte Wasser durch einen Schlauch in einen Bottich oder in einen zweiten Tender
zu leiten, wo dasselbe gemessen oder abgewogen und dessen Temperatur ermittelt
werden konnte.
Man wurde jedoch sehr bald gewahr, daß die Speisung ohne Gegendruck viel reichlicher
war, als jene bei Ueberwindung des Kesseldruckes. Um einen entsprechenden Widerstand
künstlich zu erzeugen, wurde eine in Fig. 5 skizzirte
Vorrichtung zur Ventilbelastung am Ventilkopfe angebracht. Diese Vorrichtung diente
dann auch bei Kesselspeisungen zur Ermittelung der Uebermacht des Wasserstrahles im
Vergleich zum Kesseldrucke. Zur Controle der Ventilbelastung, sowie auch zur
directen Messung des durch den Wasserstrahl auf das geschlossene Ventil ausgeübten
Stoßes wurde der
Manometer A (Fig. 5) angebracht,
welcher durch ein dünnes Kupferrohr mit dem Druckrohre verbunden war. Da der
gewaltsame Stoß die hier angebrachten Manometer augenblicklich dienstesunfähig
machte, so mußte der Wechsel D eingeschaltet werden,
welcher leise geöffnet und vor dem Absperren des Apparates geschlossen wurde.
Es wurde auch versucht, den Stoß des Wasserstrahles direct an jener Stelle zu messen,
wo derselbe durch die freie Luft strömt; man hielt zu diesem Zwecke eine enge
Manometerröhre in den Strahl, allein die Resultate waren nur approximativ, indem der
Zeiger des Manometers heftig zitterte; im Allgemeinen stimmten diese Angaben mit
denjenigen des hintern Manometers. Die aus sämmtlichen Versuchen gewonnenen
Resultate sind in drei im Anhange, folgenden Tabellen
zusammengestellt.
Tabelle I enthält vier Serien von Versuchen. Die drei
ersten Serien betreffen Speisungen ins Freie mit oder ohne Belastung des
Ventils.
Die Versuche der Serie I wurden sämmtlich bei constanter Stellung des
Wasserregulators vorgenommen. Die in Serie II enthaltenen bezweckten insbesondere
die Ermittelung der größten und kleinsten Wassermengen, welche unter bestimmten
Dampfspannungen durch Reguliren des Wasserzuflusses gepumpt werden können.
Die Versuche der Serie III dienten zur Bestimmung des Dampfverbrauches durch directe
Messung des verdampften Wasserquantums, weßhalb auch diese Versuche längere Zeit
dauerten, und in mehrere Abtheilungen zerfallen.
Schließlich bietet die Serie IV die maßgebendsten Resultate in Bezug auf wirkliche
Kesselspeisung.
Die Tabellen II und III enthalten die größten Ventilbelastungen, welche bei den
Versuchen der Tabelle I zulässig waren; so wie auch die Angaben des hintern
Manometers.
Zur leichteren Uebersicht wurden die gespeisten Wassermengen, so wie der
Dampfverbrauch auf die Zeitdauer einer Stunde zurückgeführt. Ventilbelastungen und
Manometerangaben beziehen sich auf den Quadratzoll und sind in Wiener Pfunden
ausgedrückt. Bei den übrigen Gewichtsangaben gilt der leichtern Berechnung wegen das
Zollpfund als Einheit.
Unter der gespeisten oder gepumpten Wassermenge versteht man die wirklich aus dem
Tender oder Reservoir geschöpfte Menge, abgesehen von dem Zuwachs, welcher im
Apparate durch Kondensation des Dampfes hinzukömmt.
Wir gehen nun auf die nähere Erörterung der fünf oben
gestellten Fragen ein:
1) Wie groß ist die Wassermenge, welche durch die
Dampfstrahlpumpe gepumpt wird, und durch welche Umstände wird dieselbe
bedingt?
Die Menge des Wassers, welcher eine zur Ueberwindung des Kesseldruckes genügende
Geschwindigkeit ertheilt werden kann, hängt von dem Kesseldrucke selbst und von der
innerhalb gewisser Grenzen variablen Stellung des Wasserregulators ab.
Es genügt ein Blick auf die in der zweiten und sechsten Rubrik der Tabelle I
enthaltenen Zahlen, um sich zu überzeugen, daß die gespeiste Wassermenge unter sonst
gleichen Umständen mit der Dampfspannung zu- und abnimmt, daß ferner einer
jeden Dampfspannung keine constante Wassermenge entspricht, sondern, daß mittelst
Regulirung des ringförmigen Wasserzuflusses eine beliebige zwischen gewissen Grenzen
begriffene Menge anstandslos gespeist werden kann. Diese Grenzen, welche je nach dem
Dampfdrucke verschieden sind, wurden für Hoch- und Mitteldruck ermittelt und
in der folgenden kleinen Tabelle zusammengestellt:
Kesseldruckper
Quadratz.in Wien. Pfund.
Gespeiste Wassermengepro Stunde in Wien. Kubikf.
Temperatur-Erhöhungin Graden
Reaumur beim
Maximum
Minimum
Maximum
Minimum.
Speisung ins
Freie.
65
216
100
31
54
35
170
64
23
54
Kesselspeisung
67
146
94
40
68
36
126
–
27
–
Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, daß die auf wirkliche Kesselspeisung
bezüglichen Grenzen einander näher liegen als diejenigen, welche bei der Speisung in
die Atmosphäre beobachtet wurden.
Folgende Tabelle wurde nach den Versuchen Robinson's mit
einem Apparate Nr. 4Die von Flaud in Frankreich eingeführte und bisher
auch im Auslande beibehaltene Nummerirung der Apparate in Bezug auf deren
Leistungsfähigkeit beruht auf folgendem Grundsatze: Die Leistung des
Apparates hängt vom Durchmesser des engsten Querschnittes im Druckrohre ab;
ist dieser gegeben, so sind zugleich alle anderen Dimensionen des Apparates
bestimmt. Die Nummer des Apparates, wodurch seine Leistungsfähigkeit
bezeichnet wird, ist besagter Durchmesser in Millimetern ausgedrückt. aufgestellt.
Dampfspannung in Wiener Pfunden pro Quadratzoll
4
8
16
24
32
40
81
Wiener Kubikfuß pro Stunde
13
17
25
26
30
35
37
Robinson erwähnt mit keinem Worte den Einfluß des
Regulators auf die gespeiste Wassermenge; es ist daher wahrscheinlich, daß er bloß
Maxima berücksichtigte. Große Bedeutung legt er hingegen auf die ursprüngliche
Temperatur des zur Speisung bestimmten Wassers. Es ist dieß allerdings ein wichtiger
Punkt, welcher bei Gelegenheit der zweiten Frage zur nähern Betrachtung kommen wird;
allein, daß dieser Umstand durchaus keinen Einfluß auf die Menge des gespeisten
Wassers hat, geht aus zahlreichen vergleichenden Versuchen deutlich hervor.
Vergleicht man z.B. die Versuche Nr. 5 und 6 Serie II und Nr. 9 Serie I mit einander,
so findet man nur unbedeutende Differenzen in den Wassermengen, während die
Temperatur im Saugwasser von 12° bis 32° variirte. Diese Temperatur
kommt nur dann in Betracht, wenn es sich um das Minimum handelt; es kann nämlich
dann der Fall eintreten, daß eine Menge Wasser, welche bei niedriger Temperatur zur
Condensation des Dampfes genügte, denselben nicht mehr zu condensiren vermag, wenn
das Wasser bereits vorgewärmt ist. Das Minimum bedingt folglich eine größere Anzahl
von Kubikfußen warmen als kalten Wassers. Dieß beweist ein Vergleich zwischen den
Versuchen Nr. 4 und 7 der Serie II.
Man begreift gleichfalls, daß bei Hochdruck das Minimum nummerisch höher zu liegen
kommt, als bei Niederdruck; wenn nämlich der Dampf heißer und dichter ausströmt, so
erfordert er eine größere Wassermenge, um vollständig condensirt zu werden.
Vergleicht man ferner den Versuch Nr. 3 Serie II mit Post-Nr. 10 Tab. II, so
bemerkt man, daß in beiden Fällen dieselbe Wassermenge als Maximum erreicht wurde,
obwohl unter sonst gleichen Umständen im ersteren Falle das Ventil unbelastet, im
zweiten Falle hingegen mit 91 Pfd. pro Quadratzoll
beschwert war.
Aus diesem Vergleiche, sowie aus vielen ähnlichen, ist man berechtigt zu schließen,
daß die Belastung im Allgemeinen keinen Einfluß auf die gespeiste Wassermenge habe.
In der Nähe des Maximums wurde jedoch ein solcher Einfluß öfter wahrgenommen; wird
nämlich bei belastetem Ventil der Wasserregulator allmählich geöffnet, so erreicht
man eine Grenze, wo das Wasser anfängt überzulaufen und seitwärts zu spritzen;
entlastet man dann das Ventil, so kann dadurch der ruhige Gang manchmal wieder
hergestellt werden. Daß der Widerstand des Kesseldruckes anderer Art ist als derjenige, welcher durch
Belastung des Ventils hervorgerufen wird, beweist schon der Umstand, daß bei
Kesselspeisung das Maximum stets tiefer liegt als bei der Speisung in ein offenes
Gefäß.
Giffard schätzt seine Apparate auf eine Leistung von je
30 Liter per Pferdekraft; für unsere Apparate Nr. 10 für
200 Pferdekräfte, entspräche dieß einer Leistung von circa 180 Kubikfuß per Stunde. Dieses Quantum
wurde aber während der Versuche niemals erreicht, und übersteigt das beobachtete
Maximum im günstigsten Falle noch um 18 Proc.
Die Versuche der Serie I wurden bei ziemlich gleicher Stellung des Wasserregulators
vorgenommen, und doch bemerkt man, daß je mehr der Dampfdruck fällt, desto größer
die gepumpte Wassermenge ist. Dieser Umstand läßt sich nur durch die Tendenz
erklären, welche hochgespannter Dampf besitzt, sich ein Loch durch das Wasser zu
schlagen; erfolgt die Condensation nicht augenblicklich, so geht ein Theil des
Geschwindigkeitsmomentes des Dampfes nutzlos verloren. Bei hoher Spannung muß also
dem Dampfe eine größere Wassermenge dargeboten werden.
Die bei Serie I constante Regulatorstellung ist eine mittlere, welche bei Mitteldruck
dem Maximum, bei Hochdruck aber beinahe dem Minimum der gespeisten Wassermenge
entspricht.
Schließlich noch ein Wort über die Temperaturerhöhung, welche dem Wasser in Folge der
Condensation des Dampfes zu Theil wird. Das durch die Dampfstrahlpumpe gespeiste
Wasser ist nothwendigerweise warm, und hierin besteht ein wesentlicher Vorzug des
neuen Apparates. Die Temperatur des Speisewassers hängt offenbar von der
ursprünglichen Temperatur desselben, von der Dampfspannung und dem Dampfquantum, und
endlich von dem Verhältnisse zwischen letzterem und dem Wasserquantum ab.
Bei constanter Dampfspannung wird aber die dem Wasser ertheilte Temperaturerhöhung
lediglich durch die Stellung des Wasserregulators bedingt. Da nämlich die vom
ausströmenden Dampfe abgegebene Wärmemenge bei constantem Kesseldrucke ebenfalls
constant bleibt, so steht die Temperaturerhöhung des Wassers im umgekehrten
Verhältnisse zur Wassermenge.
Die Richtigkeit dieses Schlusses wird durch die Erfahrung vollständig bewährt.
Berechnet man nämlich die Producte aus den Zahlen der 5. mit den entsprechenden
Zahlen der 6. Rubrik der Tabelle I, so ist das Product für jeden Werth des
Kesseldruckes constant, wächst und fällt mit dem letzteren. Demnach läßt sich von
der Temperaturerhöhung auf das Wasserquantum schließen.
2) Innerhalb welcher Grenzen ist das Vorwärmen des Wassers
gestattet?
Daß eine Grenze existiren muß, ist augenscheinlich. Da nämlich der ganze Vorgang auf
Condensation des Dampfes beruht, so darf das Wasser nicht schon im Voraus in dem
Grade erhitzt seyn, daß es die Condensation zu bewirken nicht mehr im Stande
wäre.
Bei 65 bis 70 Pfd. Dampfdruck darf nach unseren Erfahrungen das Wasser bis auf
32° R., bei 35 Pfd. Druck bis auf 48° R. vorgewärmt werden. Je
niedriger der Dampfdruck, desto höher darf die Temperatur des zur Speisung
bestimmten Wassers seyn.
J. Robinson theilt hierüber folgende Tabelle mit, wo er
für verschiedene Werthe der Dampfspannung die entsprechenden höchsten zulässigen
Temperaturen des Wassers vor der Speisung angibt.
Dampfspannung über die Atmosphäre in Wiener
Pfunden
8
16
24
32
40
81
Temperatur des Saugwassers in Graden
Reaumur
52°
47°
43°
41°
40°
35°
In den Atlas Works zu Manchester, wo Robinson seine
Versuche anstellte, wird das Condensationswasser der Dampfmaschinen wie bisher zur
Speisung der Kessel benützt, allein es ist wohl zu beachten, daß warmes Wasser nur
sehr schwer gesaugt wird; bei Anbringung des Apparates an Condensationsmaschinen ist
daher das Saugen zu vermeiden.
3) Innerhalb welcher Grenzen der Dampfspannung ist die
Dampfstrahlpumpe anwendbar, und wie groß ist der Gegendruck, welchen der
Wasserstrahl nach Umständen zu überwinden im Stande ist?
Die Speisung der beiden mit den Giffard'schen Apparaten
versehenen Locomotivkessel erfolgte bei allen Werthen der Dampfspannung von 10 Pfd.
aufwärts.
Wenn jedoch der Kesseldruck unter 30 Pfd. sinkt, so kann ein theilweises Ueberfließen
des Speisewassers nicht mehr vermieden werden. Der Grund hievon liegt Wohl nicht im
Princip, sondern in der Construction der Apparate, welche für Hochdruck bestimmt
waren. J. Robinson bediente sich der Dampfstrahlpumpe
ohne Anstand von 4 Pfd. bis 88 Pfd. Dampfdruck. Aus Gründen, welche hier nur
angedeutet werden können, ist zu vermuthen, daß bei sehr hohem Drucke einer
principiellen Grenze für die Wirksamkeit der Dampfstrahlpumpe begegnet wird. Die
Wirkung des Apparates beruht nämlich auf der Verschiedenheit der Dichtigkeiten zwischen Dampf und
Wasser, kraft welcher das Wasser zum Ueberwinden des Kesseldruckes einer geringeren
Geschwindigkeit bedarf, als der Dampf von demselben Drucke erhält. Daraus folgt, daß
1 Pfd. ausströmenden Dampfes eine gewisse Wassermenge mit genügender Geschwindigkeit
befördern kann, um den Kesseldruck zu überwinden. Allein je höher die Dampfspannung,
desto dichter der Dampf, desto geringer das Verhältniß der respectiven
Geschwindigkeiten von Dampf und Wasser, desto geringer schließlich die Wassermenge,
welche durch 1 Pfd. Dampf befördert werden kann; es ist daher eine Grenze zu
erwarten, wo diese Menge zur Condensation des Dampfes unzulänglich seyn wird, und
somit der ganze Vorgang unmöglich wird.
Ueber die Kraftäußerungen des Wasserstrahles ist aus den Tabellen II und III das
Nähere zu ersehen. Die Uebermacht des Strahles über den Kesseldruck ist schon daraus
zu entnehmen, daß bei der Kesselspeisung das Ventil noch bedeutend belastet werden
konnte. Diese Uebermacht läßt sich für Hoch- und Mitteldruck auf 30 Proc.
schätzen. Dieselbe wird zur Ueberwindung der Reibungen und der Ventilbelastung
verwendet, und falls sie nicht ganz verbraucht wird, so äußert sie sich durch die
für den Nutzeffect ganz verlorene Geschwindigkeit, welche das Wasser noch beim
Einströmen in den Kessel besitzt.
Aus Tabelle I ist zu bemerken, daß während des Ganges des Apparates die Belastung
allmählich gesteigert werden kann: dieß kann einfach von der Ueberdeckung des
Ventils herrühren, welche dem Wasserstrome eine größere Fläche bietet, sobald es
gehoben wird.
Die letzte Rubrik der Tabellen I und II enthält die Werthe des Druckes, welchen der
Wasserstrahl gegen eine unbewegliche Wand, folglich gegen das geschlossene Ventil
ausübt. Die Zahlen der vorletzten Rubrik sind Resultate sehr verschiedener
Einwirkungen, als Ventilbelastung, Reibung am Ventile, Kesseldruck und
Wasserquantum.
Vergleicht man die Angaben des hintern Manometers, welche einem constanten
Kesseldrucke entsprechen, so bemerkt man, daß der Wasseranprall um so heftiger ist,
als mehr Wasser zugelassen wird, woraus man schließen kann, daß auch die Geschwindigkeit des Wassers mit dessen Menge
wächst.
Robinson bediente sich zur Bestimmung der fraglichen
Uebermacht einer Einrichtung, welche bei den obigen Versuchen nicht zu Gebote stand.
Er brachte nämlich die Dampfstrahlpumpe zwischen zwei Dampfkesseln an, wovon der
erste den Dampf zum Apparate lieferte, der zweite aber das gepumpte Wasser aufnahm.
Indem man nun die Spannung im zweiten Kessel steigerte, so konnte man leicht den größten
Ueberdruck ermitteln, welchen das gespeiste Wasser zu überwältigen im Stande
war.
Die Resultate dieser Versuche sind in folgender Tabelle enthalten:
Versuche.
TemperaturdesSaugwassersin
Graden
Spannungin Wien. Pfund.im
Kessel
DifferrenzderSpannungen.
Differenzin
ProcentdesGegendruckers.
Reaumur.
Nr. 2
Nr. 1
Versucha.
19°
47
40
7
17 Proc.
Kleiner Ueberlauf
–
44
32
12
37 „
Großer dto.
–
45
30
15
50 „
Speisung beinahe eingestellt
24°
46
29
17
58 „
Versuchb.
19°
41
40
1
2
Proc.
Kleiner Ueberlauf
–
39
30
9
30 „
Großer dto.
–
40
26
14
54 „
Speisung beinahe eingestellt
29°
42
24
18
75 „
Versuchc.
19°
38
36
2
6
Proc.
Kleiner Ueberlauf
–
36
27
9
33 „
Großer dto.
–
36
25
11
44 „
Speisung eingestellt
33°
39
19
20
100
„
Nimmt man die Werthe des Ueberdruckes, welche dem angehenden Ueberlaufe entsprechen,
als maaßgebend an, so stimmen Robinson's Zahlen genau mit
den auf ganz verschiedenem Erfahrungswege gewonnenen und bereits oben augeführten
Resultaten.
4) In welchem Verhältnisse stehen die respectiven Dampf-
und Wassermengen, und wieviel beträgt der stündliche Dampfverbrauch bei diversen
Werthen des Kesseldruckes?
Das für jeden Versuch ermittelte Verhältniß zwischen Dampfverbrauch und gespeister
Wassermenge wurde in der siebenten Rubrik der Tabelle I aufgezeichnet.
Diese Werthe wurden mittelst einer Hülfstabelle berechnet, welche hier nur
beispielsweise für die IV. Serie mitgetheilt wird.
Textabbildung Bd. 157, S. 256
Post-Nummer; Absolute
Dampfspannung in Atmosphären; Temperatur-Erhöhung in Graden Celsius A; In
1 Pfund Dampf enthaltene Wärmeeinheiten B; Temperatur in gespeisten Wasser in
Graden Celsius C; Differenz B – C; Quotient D = (B – C)/A;
Wasserquantum pro Stunde in Zollpfunden E; Verbrauch an trockenem Dampfe pro
Stunde in Zollpfd. E/D
Die angenommene Wärmeeinheit ist die Wärmemenge, welche erforderlich ist, um die
Temperatur von 1 Pfd. Wasser um 1° C. zu erhöhen. Die Werthe der im Dampfe
enthaltenen Wärmemengen wurden nach Zeuner's neuesten
Angaben angenommen; da nach der modernen Theorie ein Theil der zur Verdampfung
verwendeten Wärme in Arbeit verwandelt wird, so fällt die im Dampfe enthaltene
Wärmemenge etwas schwächer aus, als bisher angenommen wurde; die auf Grundlage
dieser Werthe berechneten Verhältnißzahlen zwischen Dampf- und Wassermengen
sind daher ungünstiger für die Leistung des Apparates, als dieß bei irgend einer
älteren Hypothese der Fall gewesen wäre. Der Gang der Berechnung sey durch ein
Beispiel erläutert:
Post-Nr. 1. – Die in 1 Pfd. Dampf enthaltene Wärmemenge beträgt B = 611 Einheiten; die Temperatur aber des gespeisten
Wassers und folglich auch des condensirten Dampfes ist C
= 97°C.; folglich bleiben B = C = 514 Einheiten unter D
Pfd. Wasser à A = 85 per Pfund zu vertheilen, der Quotient (B
– C)/A = 6 ist
folglich die Wassermenge, welche auf 1 Pfd. Dampf kommt.
Aus der Kenntniß des Verhältnisses D und der stündlich
gespeisten Wassermenge E schließt man nun auf den
stündlichen Dampfverbrauch E/D.
Aus den Zahlen der achten Rubrik, Tabelle I, ist ersichtlich, daß für jeden
bestimmten Werth der Dampfspannung der berechnete Dampfverbrauch ziemlich constant bleibt; man kann daher, ohne viel zu irren,
annehmen, daß bei den verwendeten Apparaten, wo der Querschnitt der Dampfausströmung
24 Quadratlinien betrug, bei 65 Pfd. Dampfdruck 900 Pfd., bei 35 Pfd. Druck aber
500 Pfd. trockenen Dampfes per Stunde dem Kessel entzogen werden. Es ist jedoch wohl zu beachten, daß
dieser Verbrauch an Dampf und folglich an Wärme nur scheinbar ist, indem beinahe alle Wärme im Condensationswasser dem Kessel
wieder zugeführt wird.
Bei obiger Berechnung wurde vorausgesetzt, daß der Dampf trocken aus dem Kessel
ausströme. Dieser Fall kommt jedoch nie vor, und directe Messungen beweisen, daß bei
den Versuchen an den Locomotiven Raab und Pápa der unmittelbar über der Feuerkiste
entnommene Dampf sehr stark mit Wasser geschwängert war.
Die Resultate der directen Beobachtung sind in der vorletzten Rubrik der Tabelle I
eingetragen. Der Dampfverbrauch wurde nämlich auf zweierlei Arten controlirt, und
zwar: erstens durch Abwiegen der gespeisten Wassermenge; zweitens durch directe
Messung des Wasserabganges im Kessel. Erstere Methode wurde bei Serie I angewendet.
Hiebei wurde das Wasser aus dem Tender der Maschine gesaugt und vom Apparate in
einen großen Bottich geleitet. Nachdem der Abgang im Tender einerseits, der Zufluß
im Bottiche anderseits ermittelt worden, ergab die Differenz die Menge des
condensirten Dampfes. Die auf diesem Wege ermittelten Werthe sind sämmtlich etwas zu
schwach, indem ein gewisser Wasserverlust beim Ablassen des Apparates unvermeidlich
war; da die Speisung nicht immer augenblicklich ihren normalen Gang annimmt, so
herrscht auch über die Dauer der Versuche eine kleine Ungewißheit, welche um so
bedeutender hervortritt, als diese Dauer überhaupt kürzer war. Die Resultate der bei
Serie III angewandten Methode sind, daher zuverlässiger als die eben angeführten.
Vor jedem der betreffenden Versuche wurde der Wasserstand in der kalten Maschine
gemessen, nach einem möglichst lange fortgesetzten Gange wurde der Wasserstand
wieder nach erfolgter Abkühlung des Kessels gemessen. Der Abgang an Kesselwasser,
welcher der Verdampfung entsprach, wurde durch genaues Abwägen bestimmt und
nöthigenfalls wegen Temperatur-Differenzen corrigirt.
Auf Grundlage der auf dem Erfahrungswege ermittelten Werthe des
Brutto-Dampfverbrauches läßt sich nun auch ein Verhältniß zwischen den
entsprechenden Dampf- und Wassermengen aufstellen; diese Verhältnißwerthe
wurden in der letzten Rubrik der Tabelle I aufgenommen.
5) Wie verhält sich die Leistung der Dampfstrahlpumpe zu
derjenigen der gewöhnlichen Dampfpumpe?
Die Leistung des Giffard'schen Apparates als Pumpe
überhaupt ist offenbar eine äußerst geringe; denn während in gewöhnlichen
Dampfpumpen 1 Pfd. Dampf
zur Beförderung von 100 bis 200 Pfd. Wasser unter einem der Dampfspannung
gleichkommenden Gegendrucke genügt, so kann in der Dampfstrahlpumpe 1 Pfd. Dampf
kaum 10 bis 20 Pfd. Wasser befördern. Die Verwendung des Apparates ist folglich nur
dann ökonomisch, wenn die Temperatur des gepumpten Wassers von Wichtigkeit ist.
Dieser Fall kommt bei zahlreichen Industriezweigen, ganz vorzüglich aber bei der
Kesselspeisung vor.
Der neue Motor ist daher speciell ein Kesselspeisungsapparat; als solcher aber
besitzt er über alle anderen Speisevorrichtungen so bedeutende Vorzüge, das er
letztere bei Stabil-, Locomobil- und Locomotivkesseln ohne Zweifel
vollständig verdrängen wird.
Es ist daher wichtig, die Leistungen der Dampfstrahlpumpe in diesem speciellen Falle
möglichst genau zu ermitteln. Nach den bisher allgemein verbreiteten Grundsätzen der
Physik wäre kein Grund vorhanden, daß irgend ein Kraft- oder Wärmeaufwand bei
der Speisung verloren ginge. Da nämlich das Condensationswasser sämmtlich in den
Kessel dringt, so wird demselben die ganze im ausströmenden Dampfe enthaltene Wärme
rückerstattet, insoferne von den zufälligen Verlusten durch Abkühlung der Rohre
abgesehen wird. Allein schon der reine Praktiker ahnt in diesem Vorgange eine Art
Perpetuum mobile und behauptet daher, es müsse irgendwo ein Verlust an Arbeit oder
an Wärme stattfinden; so lange nun dieser Verlust geheimnißvoll erscheint, bleibt
ein wohlbegründetes Mißtrauen den glänzenden Versprechungen des neuen Motors
gegenüber aufrecht.
Wir haben im Nachstehenden versucht, nach Anleitung der mechanischen Wärmetheorie,
den Wärmeverbrauch, welcher der verrichteten Arbeit der Kesselspeisung entspricht,
möglichst genau zu bestimmen. Der theoretische Wärmeverlust besteht darin, daß der
Dampf, wenn er condensirt wird, nicht die ganze zu seiner Bildung erforderlich
gewesene Wärmemenge abgibt; dieser Verlust beträgt circa
7 Proc. Suchen wir nun, wie hoch sich dieser Verlust in der Praxis herausstellt, und
wählen wir, behufs dieser Erörterung, den Versuch Nr. 2 Serie III. Wie viel
Wärmeeinheiten gehen bei der Condensation auf das Wasser über, und wie viel solche
Einheiten werden dem Kessel entzogen?
Die Differenz beider Zahlen wird den Verlust an Wärme darstellen.
Bei erwähntem Versuche wurden in einer Stunde 182 Kubikfuß oder 11466 Zollpfund
Wasser gepumpt, und dessen Temperatur um 36° R. oder 45° C. erhöht,
wobei 11466 × 45 = 515970 Wärmeeinheiten rückgewonnen wurden. Nehmen wir nun
an, wie dieß auf Grundlage von Versuchen der Wahrheit sehr nahe kommen wird, daß der
hier unmittelbar über der Feuerung gewonnene Dampf 30 Proc. seines Gewichtes an Wasser enthielt, so
theilt sich die Gesammtmenge von 1345 Pfund Dampf in 941 Pfund trockenen Dampf und
404 Pfund Wasser. Die absolute Dampfspannung war 6 1/2 Atmosphären, die Temperatur
im Kessel 162° C. Die zur Bildung von 1 Pfund Dampf erforderliche Wärmemenge
betrug somit 656 Einheiten; 941 Pfund Dampf entzogen folglich dem Kessel
Wärmeeinheiten
941 × 656 =
617296
Hiezu
kommt die im mitgerissenen Wasser enthaltene Wärme
mit404 × 162 =
65448
–––––––––––––
Zusammen
682744
Hievon
ist jedoch diejenige Wärmemenge abzuziehen, welche
demcondensirten Dampfe noch innewohnte; da die Temperaturdes
Condensationswassers 55° C. betrug, so enthielten 1345Pfund
condensirten Dampfes noch 1345 × 55 =
73975
––––––––––––––
Rest
608709
Vergleicht man nun diesen Bruttoverbrauch mit dem obigen Rückgewinne, so ergibt sich
eine Differenz oder ein Wärmeverlust von 92799 Einheiten, d. i. 15 Proc. der
Gesammtwärme. Da von diesen 15 Proc. Verlust kaum 7 Proc. theoretisch gerechtfertigt
sind, so bleiben 8 Proc. zur Last der zufälligen Verluste, welche durch zweckmäßige
Einrichtungen auf ein Minimum zu beschränken wären.
Um die Bedeutung des Wärmeverlustes noch faßlicher darzustellen, bemerke man, daß, da
bei einer Speisung von 11466 Pfund Wasser 92799 Wärmeeinheiten verbraucht oder
verloren wurden, auf je 100 Pfd. gespeisten Wassers ein Verlust von 810 Einheiten
entfällt. Nachdem aber zur Bildung von 1 Pfund Dampf 656 Einheiten erforderlich
sind, so hätten diese 810 Einheiten zur Bildung von 1,23 Pfd. Dampf verwendet werden
können. Der Wärmeverlust, welcher bei einer Speisung von 100 Pfund Wasser
stattfindet, ist also einem reellen Verluste von 1,23 Pfd. Dampf äquivalent. Man
kann hieraus schließen, daß der Nutzeffect der
Dampfstrahlpumpe als Speiseapparat von demjenigen der gewöhnlichen Dampfpumpen
wenig verschieden ist. Es sey jedoch beigefügt, daß wir eines der
ungünstigsten Erfahrungsresultate als Beispiel einer nummerischen Berechnung
gewählt, um dem Vorwurfe der Parteilichkeit durchaus keinen Anhalt zu geben.
Wenn auch durch Einführung der Dampfstrahlpumpe als Speiseapparat keine Ersparniß an
Brennstoff zu erwarten ist, so läßt sich doch behaupten, daß der neue Motor in
keiner Beziehung den alten Pumpen gegenüber im Nachtheile steht. Derselbe besitzt
hingegen wesentliche Vorzüge; welche hier mit Berücksichtigung der Verwendungen des
Apparates kurz angedeutet seyen:
Die Dampfstrahlpumpe eignet sich:
1. Zur Speisung von Stabilkesseln.
Der Apparat kann in beliebiger Lage beim Kessel und ganz unabhängig von der Maschine
angebracht werden. Die Herstellung ist wenig kostspielig, die Erhaltungskosten
fallen beinahe ganz weg. Der Mechanismus der Dampfmaschinen wird durch Weglassung
der Speisepumpen vereinfacht, die Speisung des Kessels kann bei einem schwachen
Dampfdrucke erfolgen, welcher zur Ingangsetzung der Maschine nicht hinreichend
wäre.
2. Zur Speisung von Locomotivkesseln.
Da die Wirkung der Dampfstrahlpumpe von der Bewegung der Maschine ganz unabhängig
ist, so ersetzt dieselbe sowohl die Excenterpumpe als die Noth- oder
Dampfpumpe. Sie bietet eine viel größere Sicherheit als die bisherigen Pumpen: eine
Menge Betriebsstörungen, welche durch Versagen, Einfrieren oder Beschädigungen an
den Pumpen verursacht wurden, können künftighin vermieden werden.
Die so zahlreichen und kostspieligen Pumpenreparaturen fallen beinahe ganz weg.
Abnützung kann bei einem Apparate nicht stattfinden, bei welchem kein Theil in
constanter Bewegung ist. Es wurde nachgerechnet, daß die Erhaltungskosten der
gegenwärtigen Locomotivpumpen in einem Jahre die Anschaffungskosten eines Giffard'schen Apparates schon übersteigen.
Ferner wird durch stete Speisung mit warmem Wasser der Kessel sehr geschont, das
Rohrrinnen vermindert, und die Dampfspannung leichter erhalten. Der Mechanismus wird
vereinfacht, und die Anlage der ganzen Maschine erleichtert. Was die Ablagerung von
Kesselstein betrifft, so beweisen die am Wien-Raaber Bahnhofe mit äußerst
schlechtem Wasser gemachten Versuche, daß eine solche in den engen Dampf- und
Wassermündungen nie stattfinden wird.
3. Für Dampfschiffe.
Hier ist die Raumersparniß oft von der größten Wichtigkeit. An Bord eines Schiffes
kann die Dampfstrahlpumpe außer der Kesselspeisung noch andere wichtige Dienste
leisten; sie kann als Feuerspritze oder als Schöpfwerk verwendet werden. Diese
Vorzüge wurden längst von der französischen Marineverwaltung gewürdigt, indem sie
die erste praktische Verwendung der Giffard'schen
Erfindung auf dem Linienschiffe „l'
Aigle“ in großem Maaßstabe veranlaßte.
4. Für diverse Zwecke.
Ueberall, wo Verwendung von heißem Wasser mit Hebung desselben verbunden ist, wird
die Dampfstrahlpumpe mit Vortheil verwendet. Dieß ist vorzüglich bei Badanstalten
und Färbereien, nebenbei aber auch bei zahlreichen anderen Industriezweigen der
Fall.
In manchen Localitäten, wo der Brennstoff werthlos, die Erhaltung von Maschinen aber
kostspielig ist, in Kohlengruben z.B., kann die Dampfstrahlpumpe selbst als
Schöpfwerk gegen die mechanischen Vorrichtungen in die Schranken treten.
Bevor wir diesen Abschnitt schließen, sey uns noch gestattet, eine von Robinson aufgestellte Formel mitzutheilen, welche im
Vorhergehenden ihren Platz nicht finden konnte. Diese rein empirische Formel soll
zur Bestimmung der Hauptdimensionen, nämlich des engsten Querschnittes im Druckrohre
eines Apparates von bestimmter Leistung dienen.
Ist n die Nummer des Apparates oder der
Durchmesser jenes Querschnittes in Millimetern;
p der Dampfdruck in Atmosphären;
M die zu speisende Wassermenge per Stunde in Wiener Kubikfuß, so soll
M = 0,9 n² √ p
Textabbildung Bd. 157, S. 261
Hiemit schließen wir die Mittheilungen der Resultate, welche aus der Praxis der
Dampfstrahlpumpe zu unserer Kenntniß gelangten.
Zur Vollendung unserer Aufgabe bleibt uns noch eine Kritik der Combes'schen Theorie vom Standpunkte der Erfahrung vorzunehmen.
P. Reinhardt, Ingenieur-Assistent
der k. k. pr.
österreichischenStaatseisenbahngesellschaft.
Tabelle I.
Textabbildung Bd. 157, S. 262
Temperatur in Graden Reaumur;
Post-Nr; Dampfspannung über die Atmosphäre in Wien Pfd. pro Quadratz; des
gesaugten Wassers a; des gespeisten Wassers b; Erhöhung b – a; Gespeiste
wassermenge pro Stunde in Kubikfuß c; Berechnet; Gewichtsverhältniß der
verbrauchten Dampf- zur gespeisten Wassermenge d : c; Dampfverbrauch pr.
Stunde in Zollpfunden d; Serie I.; Serie II.
(Fortsetzung der Tabelle I.)
Textabbildung Bd. 157, S. 263
Temperatur in Graden Reaumur;
Post-Nr; Dampfspannung über die Atmosphäre in Wien Pfd. pro Quadratz; des
gesaugten Wassers a; des gespeisten Wassers b; Erhöhung b – a; Gespeiste
wassermenge pro Stunde in Kubikfuß c; Berechnet; Gewichtsverhältniß der
verbrauchten Dampf- zur gespeisten Wassermenge d : c; Dampfverbrauch pr.
Stunde in Zollpfunden d; Serie III.; Serie IV. (Kesselspeisung)
Tabelle II.
Speisung in den Kessel.
Textabbildung Bd. 157, S. 264
Post-Nummer; Dampfspannung
über die Atmosphäre in Wiener Pfd. pr Quadratz.; Gespeistes Wasserquantum pro
Stunde in Kubikf.; Maximalbelastung des Ventils in Wr. Pfd. pro Quadratz. der
innern Ventilfläche; beim Anlassen; während des Ganges; Angaben des hinteren
Manometers in Wiener Pfund; ohne Belastung; bei belasteten Ventil; Beim
Anlassen; während des Ganges; bei geschlossen Ventil.
Tabelle III.
Speisung in ein offenes Gefäß.
Textabbildung Bd. 157, S. 264
Post-Nummer;
Versuchs-Nummer laut Tabelle I; Dampfspannung über die Atmosphäre in Wr.
Pfund pro Quadratz.; Gespeistes Wasserquantum pro Stunde in Kubikfuß;
Ventilbelastung pro Quadratz. der innern Ventilfläche in Wiener Pfund; Angaben
des hinteren Manometers in Wiener Pfund; ohne Belastung; bei belastetem Ventil;
bei geschlossenem Ventil.