Titel: | Ueber den Brennmaterialgehalt der Torfmoore; von Dr. F. H. Schröder, Lehrer an der Baugewerkschule zu Nienburg a. d. Weser. |
Autor: | F. H. Schröder |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. LXXVI., S. 312 |
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LXXVI.
Ueber den Brennmaterialgehalt der Torfmoore; von
Dr. F. H. Schröder, Lehrer an
der Baugewerkschule zu Nienburg a. d. Weser.
Schröder, über den Brennmaterialgehalt der Torfmoore.
In meinen, in diesem Journale mitgetheilten Abhandlungen „zur
Torfbereitungsfrage“ und „über das Verhältniß zwischen den
Productionskosten des Maschinentorfs und des Stichtorfs“ (Bd. CLVI S.
128 und in diesem Bande S. 39) habe ich Gelegenheit gehabt, beiläufig einige Data
für die Bestimmung des Brennmaterialgehalts eines Torfmoores mitzutheilen. Es ist
vielleicht von Interesse, hier kurz die betreffenden Gesetze und die daraus für die
verschiedenen Flächenmaaße sich ergebenden Zahlen für diesen Gehalt
zusammenzustellen.
Eine genaue Bestimmung des Brennmaterialgehalts eines
Torfmoors, d.h. seines Gehaltes an lufttrockenem Torfe ist freilich ohne eine sehr
sorgfältige Untersuchung desselben nicht auszuführen, und ist selbst dann noch nicht
sehr zuverlässig; eine oberflächliche Abschätzung aber, um beurtheilen zu können,
auf wie lange Zeit von einer bestimmten Fläche eine jährliche Ausbeute von
bestimmter Größe zu erwarten ist, so wie zur Lösung ähnlicher Fragen, ist mit hinreichender Genauigkeit schon lediglich auf Grund der
Ausdehnung und der nutzbaren Mächtigkeit des Moores, unter Berücksichtigung des
Grades der Entwässerung desselben, auszuführen.
Die Mächtigkeit eines Torfmoores ist bekanntlich sehr leicht zu bestimmen. Eine
zugespitzte runde eiserne Stange läßt sich ohne Mühe durch das Moor bis auf den
Untergrund hinab stoßen, wenn sie nicht gerade auf ein festes Stück Holz oder dergl.
trifft; der Untergrund selbst bietet ihr aber einen festen Widerstand. Bei
Bestimmung dieser Mächtigkeit ist aber wohl zu beachten, daß die oberste Schicht des
Moores als Bunkerde vor dem Torfgraben abgeräumt wird, in einer Stärke, die je nach
der Beschaffenheit des Moores und den Verkaufspreisen der verschiedenen Torfsorten
zwischen 1 und 3 Fuß variirt, daß also nur die übrige Mächtigkeit des Moores als nutzbar in Betracht kommt.
Die Ausbeute, nach dem Volumen des lufttrockenen Torfes berechnet, wechselt wie ich
a. a. O. weiter nachgewiesen habe, in der Art, daß es am Zweckmäßigsten ist, für
allgemeine Veranschlagungen dasselbe gar nicht zu berücksichtigen, sondern nur das
Gewicht zu bestimmen, für welches eine hinreichende Gleichmäßigkeit herrscht. Wo das Volumen
des Torfes für anderweitige Verhältnisse in Betracht kommt, ist es dann auf Grund
des specifischen Gewichtes der verschiedenen Torfsorten aus dem Gewichte zu
berechnen. Dem Volumen nach ist die Ausbeute im Allgemeinen um so größer, je
geringer das specifische Gewicht des luftrockenen Torfes, und zugleich auch je
geringer das absolute Gewicht der Ausbeute ist.
Wenn das Moor soweit entwässert ist, daß es zum Torfstich in Angriff genommen werden
kann, so kann man im Allgemeinen annehmen, daß der hannoversche Kubikfuß Moor unter
Abrechnung des Materialverlustes auf dem Moore, so weit er unter gewöhnlichen
Verhältnissen und bei einem richtig geleiteten Betriebe unvermeidlich ist, sowohl
bei leichteren als bei schwereren Torfsorten beinahe gleichmäßig, wenn auch bei
schwererem Torfe etwas mehr als bei leichterem, 5 Pfd. vollkommen lufttrockenen
Torf, d.h. mit etwa 20 Proc. hygroskopischem Wasser, liefert. Ist das Moor noch
nicht so weit entwässert, so ist von der gemessenen Mächtigkeit, weil das Moor durch
die Entwässerung zusammensinkt, um so mehr abzusehen, je unvollständiger die
Entwässerung ist. Man kann im Allgemeinen annehmen, daß ein bis dahin nicht
entwässertes Moor durch die vor Eröffnung der Torfgräberei nothwendige Entwässerung
mindestens 1/5 seiner Mächtigkeit verliert. Wenn das Moor durch längeren Betrieb
einer Torfgräberei sehr stark entwässert und dadurch noch weiter zusammengesunken
ist, und ebenfalls bei sehr hohem specifischen Gewichte des lufttrockenen Torfes,
kann die Ausbeute per Kubikfuß Moor bis auf etwa 8 Pfd.
Torf steigen; viel höher kommt sie aber nicht leicht, wenn auch beide Ursachen
zusammenwirken, außer bei den allerschwersten Sorten Erdtorf und Pechtorf, und für
den Anfang des Betriebes ist es in den meisten Fällen räthlich die Ausbeute, für die
zu dieser Zeit stattfindende Mächtigkeit berechnet, nicht höher als zu 5 Pfd.
anzunehmen. Tief liegende Moore, auch wenn sie so tief liegen, daß gar keine
Entwässerung möglich ist, und somit nur Bagger-Arbeit stattfinden kann,
liefern im Allgemeinen denselben Ertrag wie gewöhnliche Hochmoore, weil sie meistens
schwerere Torfsorten enthalten, und dadurch in Bezug auf den Gehalt an Torfmasse der
Nachtheil der geringeren Entwässerung vollkommen ausgeglichen wird. Dem Ertrage zu 5
Pfd. per Kubikfuß entspricht für den hannoverschen
Morgen (120 Quadrat-Ruthen à 256 Quadratfuß) für jeden Fuß Mächtigkeit
ein Ertrag von 1536 Zoll-Centner lufttrockener Torf. Aus den Verhältnißzahlen
für die verschiedenen Flächenmaaße und unter Berücksichtigung der Differenz in der
Länge des Fußes folgt demnach als Ausbeute an lufttrockenem Torf (mit etwa 20 Proc.
hygroskopischem Wasser) für jeden Fuß (jedesmaliges Landesmaaß) nutzbare Mächtigkeit
des Moores
von
1 braunschweigischen Morgen
1432
Zoll-Centner
„
1 hannoverschen Morgen
1536
„
„
1 preußischen Morgen
1609
„
„
1 württemberger Morgen
1812
„
„
1 bayerischen Tagwerk
1995
„
„
1 badischen Morgen
2165
„
„
1 sächsischen Acker
3144
„
„
1 österreichischen Joch
3650
„
Wenn der Torf als Stichtorf gewonnen und auf dem Moore selbst getrocknet wird, so ist
die Größe der möglichen jährlichen Ausbeute wesentlich von der Ausdehnung der Fläche
des Moores abhängig, dagegen unabhängig von der Mächtigkeit desselben. Sofern nicht
andere Rücksichten, namentlich die Transportkosten des Torfes und die
landwirthschaftliche Benutzung sowohl des Moores als auch des Untergrundes nach
erfolgter Ausbeutung des Moores dagegen sprechen, wird man die Torfgruben auf einer
auszubeutenden Fläche immer möglichst vertheilen, um dadurch eine stärkere
Entwässerung und somit aus den a. a. O. weiter auseinander gelegten Gründen
billigere Production für die späteren Jahre zu erzielen, und unter gewöhnlichen
Verhältnissen möchte bei einem Ertrage von 5 Pfd. für den hannoverschen Kubikfuß als
Maximum der jährlich zulässigen Ausbeute anzusehen seyn
für
1 hannoverschen Morgen
450
Zoll-Centner
„
1 brannschweiger Morgen
429
„
„
1 preußischen Morgen
438
„
„
1 württemberger Morgen
541
„
„
1 bayerisches Tagwerk
585
„
„
1 badischen Morgen
618
„
„
1 sächsischen Acker
950
„
„
1 österreichisches Joch
988
„
Soll die Ausbeutung aus irgend einem Grunde forcirt werden, so ist mit Leichtigkeit
der dreifache Ertrag zu erzielen, aber allerdings mit etwas höheren
Productionskosten, die freilich unter speciellen Verhältnissen durch anderweitige
Vortheile, namentlich Verminderung der Transportkosten des trockenen Torfes,
vollkommen wieder ausgeglichen werden können.