Titel: | Filtrirapparat zur Fabrication von Aetznatronlauge, von Fr. C. Bakewell in London. |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. LXXXV., S. 341 |
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LXXXV.
Filtrirapparat zur Fabrication von
Aetznatronlauge, von Fr. C.
Bakewell in London.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Juli 1860,
S. 2.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Bakewell's Filtrirapparat zur Fabrication von
Aetznatronlauge.
Zur Fabrication von Aetznatronlauge behandelt man eine Sodalösung mit überschüssigem
Kalkhydrat, gießt die caustisch gewordene Natronlösung von dem gebildeten
kohlensauren Kalk ab und verwandelt sie durch Verdampfung in eine feste Masse.
Nachdem die Aetznatronlösung so viel als möglich von dem Niederschlage abgegossen
ist, bleibt aber noch eine bedeutende Menge derselben mit dem Kalk gemischt als
teigige Masse zurück, welche zum Ausziehen des Natrons eine weitere Behandlung
erfordert. Bei dem gewöhnlichen Fabricationsverfahren wird dieser zurückbleibende
Theil der Sodalösung von dem Kalkniederschlag durch Hinzufügung von Wasser getrennt,
welches man tüchtig mit dem Kalk mischt, wornach man den letzteren absetzen läßt.
Die so gewonnene verdünnte Aetznatronlauge wird vom Kalk abgegossen und der Proceß
des Waschens und Abgießens zehn- bis zwölfmal wiederholt, bis fast
sämmtliches Aetznatron aus dem Niederschlag ausgezogen ist. Bei diesem Verfahren wird
aber die Menge der zu verdampfenden Flüssigkeit sehr groß. Mittelst Filtrirens der
Lösung durch Matten oder andere Gewebe könnte man zwar in gewissem Grade diese
Schwierigkeit überwinden, aber die caustische Soda zerstört zu schnell alle
vegetabilischen und animalischen Gewebe, und selbst Filter von Sand oder anderen
ähnlichen Substanzen würden nach jedesmaligem Gebrauch erneuert werden müssen, und
außerdem schwierig zu construiren und in Ordnung zu halten seyn, überdieß würde ein
großer Theil der alkalischen Lösung durch die Capillaranziehung unter den
Kalktheilchen zurückbleiben.
Diese Hindernisse bei Anwendung der Filtration zur Trennung der caustischen Soda von
dem niedergeschlagenen kohlensauren Kalk werden durch das neue Verfahren (patentirt
in England am 5. September 1859) ganz überwunden. Hierbei geht die dem
Kalkniederschlage beigemischte Aetznatronlauge durch ein Filter von porösen Ziegeln
oder ähnlichen porösen Materialien. Dasselbe besteht aus einem flachen Behälter von
Ziegeln oder Sandsteinen, a, Fig. 15, welcher ungefähr
18 Zoll tief, 25 Fuß breit und 40 Fuß lang ist. Dieser Behälter ist wasserdicht
gemacht und steht auf einer Mauer. Sein Boden neigt sich von den Seiten aus nach
einer in der Mitte befindlichen Oeffnung, aus welcher eine Röhre d die filtrirte Flüssigkeit in ein Reservoir abführt.
Auf dem Boden des Behälters befinden sich Zwischenwände c, c,
c, welche ungefähr 12 Zoll von einander abstehen und mit einander parallel
sind; sie brauchen nur einen Zoll stark und zwei oder drei Zoll hoch zu seyn, und
müssen an ihrer unteren Kante eine Anzahl von Oeffnungen haben (Fig. 17), durch welche
die Flüssigkeit zu der Ausflußröhre d gelangen kann.
Quer über diese Zwischenwände werden Träger d, d von
passendem Material gelegt, welche einen Zoll im Quadrat stark und von Mitte zu Mitte
um die Länge der auf sie zu legenden Ziegel von einander entfernt sind.
Die Mauer- oder Dachziegel e, e, e, welche als
Filter dienen, bestehen aus feuerfestem Thon, oder aus einem strengflüssigen
kieselhaltigen Thon. Sie werden flach Seite an Seite gelegt, und die Enden
derselben, wo sie einander oder die Seiten des Behälters berühren, mit einem dünnen
Mörtel von hydraulischem Cement, mit Wasser zur Rahmconsistenz gemischt, bestrichen,
so daß zwischen den Ziegeln selbst und an den Seiten des Behälters keine Lücken
bleiben, durch welche die Flüssigkeit dringen könnte. Ist der Mörtel erhärtet, so
bilden die Ziegel einen festen Boden, auf welchem man, ohne ihn zu beschädigen,
gehen kann.
Man bereitet nun Aetznatronlauge durch Behandlung von Soda mit überschüssigem
Kalkhydrat, läßt den Kalk absetzen und zieht so viel klare Flüssigkeit als möglich
ab. Die Natronlösung welche mit dem Kalkniederschlag gemischt zurückbleibt, filtrirt
man hernach durch den porösen Behälterboden, wobei sie durch das Rohr b entweicht; sie wird also von dem Kalk ohne Verdünnung
getrennt. Auf dem Behälterboden bleibt dann der Kalk als 3 bis 4 Zoll hohe Schicht
von der Consistenz eines dicken Mörtels zurück. Derjenige Theil der Aetznatronlauge,
welcher hierbei im Kalk zurückbleibt, wird dann dadurch entfernt, daß man nach und
nach reines Wasser auf den Kalk gießt, so daß es über demselben eine 2 bis 3 Zoll
hohe Schicht bildet, wobei man aber den Kalk nirgends in dem Grade wegwaschen darf,
daß der Behälterboden entblößt wird. Durch den Druck der über dem Kalk befindlichen
Wasserschicht wird nun das Alkali nach und nach aus dem Kalk verdrängt und durch den
porösen Boden in den unteren Raum getrieben, aus welchem es durch das Rohr b abläuft. Das Wasser nimmt bei dieser Operation die
Stelle des Aetznatrons ein, ohne sich mit demselben zu vermischen und es zu
verdünnen. Man kann auf diese Weise fast sämmtliche Aetznatronlauge aus dem
Kalkniederschlage ausziehen, welcher in nahezu trockenem Zustande zurückbleibt, und
hat dann beiläufig zwei Drittel weniger Flüssigkeit zu verdampfen als bei der
gewöhnlichen Methode den Niederschlag mit Wasser auszuwaschen. Eine Fabrik, welche
wöchentlich 35 Tonnen Aetznatron darstellt, erspart durch dieses Verfahren täglich
10 Tonnen Steinkohlen.
Nachdem das Filter einige Zeit lang im Gebrauch war, sind die porösen Ziegel
theilweise verstopft, daher das Filtriren langsamer vor sich geht; man muß alsdann
die Ziegel durch neue ersetzen. Die gebrauchten Ziegel kann man aber, nachdem sie
gewaschen worden sind, zu ihren gewöhnlichen Zwecken verwenden.