Titel: | Ein haltbares Stärkepräparat zu Maaßanalysen; von Dr. Fr. Mohr. |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. LXXXVII., S. 346 |
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LXXXVII.
Ein haltbares Stärkepräparat zu Maaßanalysen; von
Dr. Fr. Mohr.
Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, 1860, Bd. CXV S.
211.
Mohr, über ein haltbares Stärkepräparat zu
Maaßanalysen.
Bei den vielfachen Anwendungen der Jodlösung und des unterschwefligsauren Natrons in
der Maaßanalyse ist es eine große Belästigung, daß man jedesmal sich zuerst eine
Stärkelösung durch Kochen bereiten muß, und daß dieselbe frisch bereitet nicht klar
seyn kann, sondern erst durch Filtriren oder Absetzenlassen klar werden muß. Um ein
lange Zeit haltbares Stärkepräparat darzustellen, kocht man Stärke in der
gewöhnlichen Art zu einem sehr dünnen Kleister, der sich in hohen Glasgefäßen durch
Absetzen sehr bald klärt. Das Klare gießt man ab, den Rest bringt man auf ein
Filtrum und filtrirt durch. In diese frisch bereitete klare Stärkelösung wirft man
Kochsalz und schüttelt um, so lange sich noch davon löst. Die durch Absetzen
vollkommen geklärte Flüssigkeit füllt man in 3 bis 4 Unzen Gläser und bewahrt sie im
Keller, eines zum Gebrauch im Laboratorium. Für ein halbes Jahr Haltbarkeit habe ich
Erfahrung.
Wenn man Stärke mit wenigen Tropfen Wasser vertheilt und nun eine concentrirte
Chlorzinklösung in einer Schale mittelst eines Pistills damit verreibt, so entsteht
bei gewöhnlicher Temperatur ein vollständiger Kleister bis zum Fadenziehen. Durch
allmähliches Beimischen von Wasser erhält man eine trüber aber ganz gleichmäßige
starke Stärkelösung, die mit Jodlösung die Stärkereaction wie gekochter und
filtrirter Kleister zeigt. Dieser Chlorzinkkleister wird durch Filtriren nicht klar,
allein er läßt sich in den meisten Fällen als Reagens benutzen. Es müssen vielleicht
nur die Fälle ausgeschlossen seyn, daß man Schwefelalkalien mit Jodlösung, oder selbst Zink mit
Ferridcyankalium bestimmen wollte. Sonst ist er überall als Stärkepräparat
anzuwenden, namentlich bei allen chlorometrischen Arbeiten. Fällt man das Zink
daraus durch kohlensaures Natron, so erhält man durch Filtriren eine vollkommen
klare Stärkelösung von sehr starker Reaction mit Jodlösung. Man hat also hier den
Vortheil, eine Stärkelösung ohne Kochen bereiten zu können. Bekanntlich übt
Chlorzink eine Wirkung auf Holzfaser aus, wie die etwas verdünnte Schwefelsäure bei
Bereitung des Pergamentpapieres. Von einer concentrirten Chlorzinklösung wird ein
Filtrum in eine schmierige Masse verwandelt, und man kann nicht filtriren. Dieser
Versuch scheint zu beweisen, daß das Chlorzink die Hüllen der Stärkekörnchen löst,
wodurch dann der Inhalt in Wasser löslich wird. Man erhält wenigstens eine ganz
klare Stärkelösung von großer Concentration, welche niemals erwärmt worden ist.
Ueber die Haltbarkeit der Chlorzinkstärke habe ich noch keine Erfahrung, da ich den
Versuch erst kürzlich anstellte. Die Kochsalzstärkelösung, deren Anwendung in keinem
Falle ausgeschlossen ist, dürfte ihren Platz auf dem Reagentientische eines jeden
Laboratoriums einnehmen können.