Titel: | Ueber Sperrränder-Bewegungen; vom Ingenieur W. Jeep in Köln. |
Autor: | W. Jeep |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. XCVII., S. 401 |
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XCVII.
Ueber Sperrränder-Bewegungen; vom
Ingenieur W. Jeep in
Köln.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Jeep, über Sperrränder-Bewegungen.
Ein Mittel zur Uebertragung einer absetzend wiederkehrenden kreisförmigen Bewegung
sind die Sperrräder mit den dazu gehörenden Sperrkegeln. Namentlich findet die
Uebertragung solcher Bewegungen bei Werkzeugmaschinen statt, und wiederum am meisten
bei solchen, bei denen die Arbeitsstücke den Schneiden oder schneidenden Werkzeugen
entgegengeführt werden und diese eine stetige kreisförmige Bewegung haben.
Es wird nun aber Jedem, welcher Werkzeugmaschinen, bei denen diese Vorkehrung
angebracht ist, zu beobachten Gelegenheit hatte, aufgefallen seyn, daß das
Vorschieben in einer Weise geschieht, welche für die Arbeitsleistung gerade nicht
sehr vortheilhaft ist, oder welche für die schneidenden Werkzeuge sehr nachtheilig
wird, indem diese stellenweis zu stark, stellenweis wieder gar nicht benutzt werden.
So z.B. besteht bei den Fräsmaschinen, bei denen eine Bewegung des Arbeitsstückes
mittelst Sperrrädern sehr gewöhnlich ist, der Nachtheil, daß ein Paar, häufig sogar
nur eine Schneide, den Span fortnehmen müssen, während die übrigen ohne zu schneiden
an dem Arbeitsstücke vorbeigehen. Die schneidenden Zähne oder Schneiden der Fräse
werden aber sehr stark in Anspruch genommen, weil dieselben, um die Leistung der
Maschine nicht zu gering zu erhalten, für ihre Stärke zu große Späne fortschneiden
müssen.
Man ist nun allerdings im Stande das Arbeitsstück continuirlich vorzuschieben, was
durch Riemscheiben, Zahnräder, Schneckenräder oder sonstige andere Mittel geschehen
wird.
Alle derartige Bewegungsübertragungen sind jedoch an den Maschinen meistens nur mit
großen Kosten anzubringen, und da die Geschwindigkeit der Messer im Verhältniß zu
der vorschiebenden Geschwindigkeit sehr groß ist, so mußten häufig große
Uebersetzungen angewandt, also mehrere Wellen mit Rädern angebracht werden. Außerdem
muß aber die Geschwindigkeit des Vorschiebens regulirt oder verstellt werden können,
je nachdem das Material, welches bearbeitet wird, hart oder weich ist.
Es werden also immer die Sperrräder die einfachsten Mittel zur Uebertragung solcher
Bewegungen seyn.
Um nun durch die Sperrräder, wenn auch keine continuirliche, so doch eine
gleichmäßigere Uebertragung hervorzubringen, wurde die nachstehend beschriebene
Vorrichtung zur Anwendung gebracht, welche sich als sehr zweckentsprechend erwiesen
hat.
Es sey A, Fig. 26, die Welle, auf
welcher das Sperrrad B befestigt ist. C und D seyen zwei Kurbeln,
welche auf der Welle A unabhängig von dieser bewegt
werden können. Von diesen Kurbeln ist auf jeder Seite des Sperrrades eine
angeordnet, damit dieselben sich in ihren Bewegungen nicht hindern. In E und F sind an diesen
Kurbeln die Drehpunkte für die Sperrkegel G und H angebracht, und über denselben in den Kurbeln Schlitze
J und K, in denen die
Enden der Stangen L und M
auf und nieder gestellt werden können, wodurch den Sperrkegeln eine größere oder
kleinere Bewegung ertheilt wird. N ist die Stange,
welche von dem Excentric oder der Kurbel die Bewegung überträgt, und welche in O mit den Stangen L und M durch Scharnier verbunden ist.
Es wird nun klar seyn, daß wenn die Stange N eine hin und
hergehende Bewegung erhält, diese auch den Kurbeln C und
D mitgetheilt wird, und also auch den daran
befindlichen Sperrkegeln, und daß, während einer dieser letzteren das Sperrrad und
also auch die Welle A fortbewegt, der andere leer über
das Rad geht, und dieser bei der umgekehrten Bewegung das Rad vorwärts bewegt.
Ein Absetzen der Bewegung findet bei dieser Art der Uebertragung eigentlich gar nicht
statt, oder wenn solches beobachtet werden kann, ist es dann, wenn die Kurbel oder
das Excentric, von welchen die Bewegung ausgeht, in dem todten Punkte steht, und nur
ein sehr geringes. Die Bewegung ist jedoch ungleichförmig und in derselben Weise, in
welcher die Bewegung der Kurbel oder des sonst betreibenden Theiles ungleichförmig
ist.