Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. , S. 75 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der Giffard'sche
Kesselspeiseapparat.
In den Versammlungen des österreichischen Ingenieur-Vereins am 3. und 10. März
d. J. besprach der Ingenieur Hr. Rudolph Ritter von Grimburg den Injecteur automoteur von M. H.
Giffard, sonst auch die „Giffard'sche Dampfstrahlpumpe“ genannt
(beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLIV S.
409). Dieser merkwürdige Apparat, eine der schönsten Erfindungen auf dem
Gebiete der Mechanik, hatte gleich nach seiner Veröffentlichung großes Aufsehen in
allen Kreisen der Ingenieurwelt erregt. Das Eigenthümliche seiner Wirkungsweise,
seine Theorie, und die Wichtigkeit der Anwendung, seine Praxis, rechtfertigen
dasselbe. Es ist dabei anzuerkennen, daß er weniger einem bloßen Zufalle, als
vielmehr der consequenten Verfolgung der Idee, die lebendige Kraft des Dampfes
unmittelbar als Motor zu benützen, seine Entstehung verdankte. Der Sprecher
erörterte das Princip des Apparates und erklärte seine verschiedene Anwendung als
Speisepumpe für Locomotiven und stabile Dampfmaschinen, für Schiffsmaschinen und als
selbstständige Pumpe zu mannichfachen industriellen Zwecken. Er zeigte die Zeichnung
eines solchen Apparates für eine Locomotive von 200 Pferdekräften und erklärte an
derselben dessen Einrichtung, Constructionsverhältnisse und richtige Handhabung. In
Bezug auf den letzten Punkt bemerkte er, daß der Apparat nicht nur nie ein Verhalten
gezeigt habe, welches ihm den Charakter der Zuverlässigkeit rauben würde, sondern im
Gegentheile bereits durch mehrere Monate mit der größten Sicherheit auf zwei
Maschinen der k. k. österr. Staatseisenbahngesellschaft als Speisepumpe
ausschließlich verwendet worden sey. Es hat die Direction dieser Gesellschaft eine
lange Reihe von Versuchen anstellen lassen, welche theils zur Aufklärung von
Principienfragen, theils zur Feststellung absoluter Zahlen bestimmt waren.
Der Sprecher unterzog die in dem Programme für die Versuche aufgestellten Fragen der
Reihe nach einer genauen Erörterung. Er hob namentlich die Abhängigkeit der
gespeisten Wassermenge vom Kesseldrucke und von der Stellung des Wasserregulators
hervor, und bemerkte, daß sich für diese zwei Grenzen ein Maximum und ein Minimum
auffinden ließen, welche man nicht überschreiten könne ohne den Gang des Apparates
zu hemmen. Diese Grenzwerthe werden durch die mechanischen Wirkungen der ins Spiel
tretenden Massen von Wasser und Dampf bedingt, können aber nach Umständen durch den
Einfluß der rein physikalischen Eigenschaften dieser Körper modificirt oder ganz
verrückt werden. Der
Sprecher gab für das besprochene Maximum und Minimum des gespeisten Wassers, für die
Grenzen des zulässigen Vorwärmens im Tender, für die Ueberwucht des eindringenden
Wassers über den Kesseldruck, und für das verbrauchte Dampfquantum die den
wichtigsten Kesselspannungen entsprechenden Mittelwerthe an, welche aus den
Beobachtungen berechnet worden waren.
Um für den Dampfverbrauch des neuen Apparates einen Maaßstab zu gewinnen, wurde
derselbe auch für eine gewöhnliche Dampfpumpe durch Versuche bestimmt. Eine
oberflächliche Vergleichung beider Resultate fiele unläugbar zu Gunsten der
Dampfpumpe aus, indem dieselbe mit einer bestimmten Dampfmenge viel mehr Wasser in
den Kessel zu pumpen vermag, als der Giffard'sche
Apparat. Allein es wäre dieß eine ganz einseitige Beurtheilung für den Effect dieses
Apparates, weil hier nicht übersehen werden darf, daß der ganze von demselben
verbrauchte Dampf im gespeisten Wasser sich wieder findet, dem er beinahe seine
ganze Wärme abgegeben hat. Der Redner beleuchtete diese Anschauung durch eine auf
die Versuchsresultate gestützte Berechnung, welche zeigte, daß bei diesem Apparate
die lebendige Kraft des Dampfes (das mechanische Aequivalent seiner Wärme) sogar in
höherem Grade benutzt werde, als bei allen gegenwärtigen Dampfmaschinen. Schließlich
erörterte der Hr. Sprecher die Vortheile, welche man von der Einführung des
Apparates als ausschließlicher Speisepumpe der Locomotiven in ökonomischer und
technischer Beziehung für den Betrieb und die Erhaltung der Maschinen zu hoffen
berechtigt sey. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereins, März
1860, S. 60.)
Der Ventilator des Maschinenbauers Wedding in Berlin.
In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monate
März (zu Berlin), erklärte Hr. Geh. Regierungsrath Wedding einen von dem Maschinenbauer Wedding
construirten und aufgestellten Ventilator, welcher, in Verbindung mit einer kleinen
Dampfmaschine, viele Vorzüge vor den bisherigen Ventilatoren besitzt.
Die Dampfmaschine hat 4'' Kolbendurchmesser und 6'' Hub; ungefähr nur ein Drittel
Expansion, aber die für den kleinen Schieber sehr große Voreilung von fast 4/8''.
Bei einem beiläufig 20 Fuß langen Dampfrohr von 3/4'' innen macht sie, wenn der
Ventilator bei geschlossenen Düsen getrieben wird, 300–320 Umdrehungen in der
Minute mit einem Kesseldruck von 42 Pfd. pro
Quadratzoll, d.h. 3 Atmosphären. Es stellt sich hiernach theoretisch ein Nutzen von
5 Pferdekräften heraus. Bei Berechnung der Expansion und des Verlustes durch Reibung
etc. bleibt immer noch ein praktischer Nutzen von 1 1/2 bis 2 1/2 Pferdekräften; ein
Beweis, daß die allgemeine Furcht – für kleinere Werkstätten sey eine
Dampfmaschine eine zu kostbare Auslage – eine unbegründete ist. Eine solche
Maschine treibt bequem mehrere Drehbänke und kleine Hobelmaschinen und würde sich
für eine kleine Schlosserei in kurzer Zeit bezahlt machen. Der Preis ist 200
Thaler.
Um nun dem mit der Dampfmaschine verbundenen Ventilator eine schnelle Bewegung von
6000 Umdrehungen zu geben, war – da die Dampfmaschine wohl kaum mehr als 300
Umdrehungen machen darf – eine Uebertragung von 1 : 20 nöthig. Da die auf der
Welle des Ventilators sitzende Scheibe nur 1 1/2'' Durchmesser, das Schwungrad aber
36'' Durchmesser hat, so mußte ein einfacher aufgelegter Riemen, um nur einigermaßen
zu treiben, so stark gespannt werden, daß bei einem gemachten Versuche sofort das
Oberlager des Ventilators und das Unterlager des Schwungrades heiß wurden, auch
diese Reibung großen Kraftverlust bedingte. Eine Uebertragung durch Friction war aus
demselben nur umgekehrt sich zeigenden Grunde unmöglich. In dem vorgezeigten
Ventilator ist Beides vereint. Eine zwischen beide Scheiben gelegte Rolle hält
dieselben auch bei der enormsten Riemenspannung immer so weit auseinander, daß eine
Reibung in den Lagern eigentlich nur durch die eigene Schwere des ganzen Systems,
und zwar nur in den Lagern der langsamer gehenden Schwungradswelle stattfindet. Die
damit verbundene Ventilatorwelle schwebt frei in der Luft und wird nun einerseits
von der Zwischenrolle, andrerseits von dem mit gleicher
Peripherie-Geschwindigkeit laufenden Riemen wie ein Quirl zwischen zwei
Händen umgedreht. Abnutzung kann, da alle drei Rollen von Eisen sind und mit den
Stirnen nicht reiben, sondern auf einander rollen, nicht stattfinden.
Der Ventilator selbst ist mit seiner Welle und seinen Schaufeln aus einem Stück
gegossen. Mit der gußstählernen Welle der die Bewegung erhaltenden Scheibe ist er
innerhalb des langen Lagers mit einer ein wenig beweglichen Kuppelung verbunden. Er
ist vollständig symmetrisch gebaut, so daß er, einmal in schneller Bewegung, sich
seine Drehachse wählen und ohne irgend welchen Druck auf irgend welche Lagerstelle
frei in der Atmosphäre schwingen kann, daher fast gar keines Oeles bedarf. Das etwa
aus den Lagern auslaufende Oel wird in eingegossene Vertiefungen des Untertheils
angesammelt und läuft von dort quer durch das Gestell in Röhrchen nach Außen
angehängten Kästchen und kann dann wieder benutzt werden. Die sonst so unangenehme
Unreinlichkeit gewöhnlicher Ventilatoren, die meist in einem Oelsumpf stehen, ist
hierdurch vermieden. Der Deckel ist leicht abzunehmen, und dann jeder Punkt des
Ventilators zugänglich.
Die Leistung ist bei geschlossenen Düsen ein Druck von 10'' Wassersäule, also nahe
1/2 Pfund pro Quadratzoll, bei einer offenen 20 Fuß
langen Röhre von 5'' Durchmesser 4 1/2 Kubikfuß Wasser. Dieß entspricht einer
Leistung von 1200 Kubikfuß pro Minute wirklichen
Nutzeffects bei 300 Umdrehungen der Dampfmaschine oder 6000 des Ventilators. Preis
complett 300 Thlr. mit Dampfmaschine, die, wenn der Ventilator nicht geht, andere
Maschinen mittelst aufgelegten Riemens treiben kann. (Verhandlungen des Vereins zur
Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1860, zweite Lieferung, S. 63.)
Neuer Wasserstandsregulator an Gasmessern.
In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monate
April (zu Berlin), machte Hr. Stumpf, Ingenieur der
Fabrik für Gasbeleuchtungs- und Wasseranlagen von Schäffer und Walcker in Berlin, Mittheilung
über einen Wasserstandsregulator an Gasmessern und bemerkte hierzu: Es sey schon
lange eine einfache Vorrichtung gewünscht worden, um in Gasmessern den Wasserstand
zu reguliren, weil letzterer durch die Verdunstung des Wassers selbstverständlich
sinke und alsdann der freie Raum in der Trommel eine über das Aichungs-Maaß
hinaus gehende Quantität Gas fasse und mithin bei Umdrehung der Trommel eine
geringere Gasmenge wie die wirklich consumirte durch den Meßapparat als verbraucht
angezeigt werde, so daß die Differenz an manchen Gasmessern sich bis auf 10 Proc.
herausstelle. Die in Rede stehende Vorrichtung besteht aus einem zweiten Behälter,
welcher mit Wasser gefüllt wird und nach Maaßgabe der Verdunstung in den Gasmesser
selbstthätig so viel Wasser einläßt, als zur Aufrechthaltung des normalen
Wasserspiegels nothwendig ist. Der Apparat ist den HHrn. Schäffer und Walcker patentirt. (Verhandlungen
des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1860, zweite Lieferung, S.
65.)
Ueber das Anbohren und Verbinden von Röhrenleitungen unter
Druck, ohne das Wasser abzusperren.
Um die Störungen zu vermeiden, welche bei der Absperrung von Wasserleitungen für die
Wasser-Consumenten entstehen, ist es von Wichtigkeit, ohne solche
Absperrungen das Anbohren und Verbinden der Wasserleitungsröhren vornehmen zu
können. Zu diesem Zweck empfiehlt sich folgendes Verfahren: Das Eisengußrohr der
Haupt- oder Straßenleitung wird bis zu einer geringen Wandstärke angebohrt,
eine Rohrschelle mit Gewinde und Verdichtung darüber geschoben, ein Hahn mit einer
Fräse und schwach steigendem Gewinde in die Schelle eingesetzt, vermittelst eines
Schlüssels gedreht und dadurch die nach der Anbohrung noch schwache Metallwand
durchbrochen. Eine derartige Operation, welche in Magdeburg bereits durchgängig
angewandt wird, läßt sich in dem Zeitraum von 20 Minuten bewerkstelligen.
Auf das vorstehend beschriebene Verfahren wurde den HHrn. Schäffer u. Walcker, Fabrik für
Gasbeleuchtungs- und Wasseranlagen in Berlin, ein Patent für den preußischen
Staat ertheilt. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen, 1860, zweite Lieferung, S. 66.)
Eisenblecherne Fußböden.
Die HHrn. Tarte und Toovey
haben ein System von zwei parallelen Eisenblechen erfunden, die durch
dazwischengelegte T- Schienen und Nietung mit
einander verbunden werden, wodurch das Ganze ungemein widerstandsfähig wird, was
durch Versuche, die am 3. April in den Werkstätten der Gebrüder Keyn vor einer zahlreichen Versammlung von
Sachverständigen angestellt wurden, bestätigt wurde.
Die Dimensionen des vorliegenden eisernen Fußbodens betrugen circa 4 Quadratmeter, d.h. circa 40
Quadratfuß, indem die Länge jeder Seite etwa 2 1/10 Meter oder 6 Fuß 8 1/2 Zoll
ausmachte. Diese Platte war an den Seiten mit circa 2
Zoll auf festen Unterlagen aufgelagert, so daß also obige 40 Quadratfuß Fläche ganz
frei lagen. Der Fußboden erschien wie eine feste Eisenplatte von 3/4 Zoll
Durchmesser. Als die oben erwähnten Sachverständigen sich versammelten, fanden sie
den erwähnten Fußboden mit einem Gewichte von 112 Ctr. beschwert, welches dort seit
dem vorigen Tage lag. Unter dieser Belastung hatte sich der Mittelpunkt des Stücks
nur um 5/8 Zoll gesenkt. Nach Entfernung des Gewichts bis auf 26 Ctr. betrug die
Einsenkung nur noch 7/16 Zoll, nach Entfernung des ganzen Gewichts die bleibende
Durchbiegung etwa noch 7/10 Linien. Der Fußboden zeigt nach dem Aufheben und
sorgfältiger Untersuchung nicht die mindeste Verletzung oder Veränderung.
Im Verfolg dieser Versuche wurde die Belastung auf dem Mittelpunkte der oben
erwähnten Platte aufgehäuft. Die Einbiegung betrug:
bei einer
Belastung
von
6,4
Ctr.
0,132
Linien,
„
„
„
12,7
„
0,220
„
„
„
„
20,1
„
0,352
„
„
„
„
25,5
„
0,418
„
„
„
„
32,6
„
0,528
„
An einem der folgenden Tage wurde eine Belastung von 44 Ctr. auf einer ringförmigen
Unterlage mitten auf jenen eisernen Fußboden aufgebracht. Die Einbiegung betrug
hierbei 1 1/8 Zoll, blieb auch bei längerer Dauer des Versuchs unverändert, und ging
endlich nach vollständiger Entlastung wieder auf ein Minimum zurück.
Dieses System von Fußböden scheint in der That das Problem absolut feuerfester
Gebäude der Lösung sehr nahe gebracht zu haben. Es ist richtig, daß man schon früher
durch Anwendung eiserner Balken und dazwischen geschlagener flacher Gewölbe eine
vollkommene Unverbrennlichkeit derartiger Decken erreicht
hat. Da indessen der Schub dieser Gewölbe durch eingezogene Anker aufgehoben werden
mußte, diese Anker aber bei unterhalb des Gewölbes ausbrechendem Feuer sich
ausdehnten und dadurch den Einsturz der Gewölbe veranlaßten, so konnte dadurch die
Weiterverbreitung des Feuers stattfinden, und sind diese neuen eisernen Fußböden
daher jedenfalls vorzuziehen und bestens zu empfehlen. (Moniteur des inter. mater.; Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 11.)
Neues Adoucirverfahren zur Erzeugung des schmiedbaren
Eisengusses.
Ein sehr einfaches und sicheres Verfahren zum Entkohlen des Gußeisens hat Prof. H. K.
Eaton in Elisabethport, New Jersey (Vereinigte
Staaten), entdeckt. Es besteht darin, die Gußstücke in das weiße Zinkoxyd, statt in Eisenoxyd einzuhüllen und das Ganze
auf die Rothglühhitze zu bringen, wodurch der Kohlenstoff des Eisens abgeschieden
wird, während metallisches Zink überdestillirt, welches man in einem Wasserbad
verdichtet. Bei dem bisherigen Adoucirverfahren wird die Hitze gewöhnlich acht bis
neun Tage lang ohne Unterbrechung unterhalten, und nach beendigtem Entkohlungsproceß
muß man oft mit großer Mühe einzelne Metalltheile entfernen, welchen das als
Cementirpulver angewandte
Eisenoxyd fest anhaftet. Diese mühsame und daher kostspielige Arbeit fällt bei Prof.
Eaton's Methode ganz weg; bei diesem Verfahren
bewirkt das Zinkoxyd nicht nur die Entkohlung in beiläufig vierzig Stunden, sondern
dieselbe erfolgt auch bei einer verhältnißmäßig niedrigen Temperatur, und von dem
angewandten Cementirpulver kann an der Oberfläche der Eisengüsse nichts haftend
bleiben. Man hat bis jetzt Ringe, Schnallen, Pferdegebisse und Steigbügel,
verschiedene Messerschmiede-Waaren und kleine Maschinentheile von Eisenguß
mit dem besten Erfolge nach dem neuen Verfahren behandelt. Dasselbe liefert nicht
nur ein hämmerbares Eisen von viel besserer Qualität, sondern auch mit viel
geringeren Kosten, weil die Hitze bei weitem nicht so lange wie bisher unterhalten
werden muß und man aus dem Cementirpulver das darin enthaltene Zinkmetall
großentheils gewinnt. 40 Th. Zinkoxyd enthalten 32 Th. Zink und 8 Th. Sauerstoff;
wenn daher ein Quantum Eisengüsse, welches 6 Pfd. Kohlenstoff enthält, in 40 Pfd.
Zinkoxyd eingehüllt wird, so trennen sich 8 Pfd. Sauerstoff vom Zink und verbinden
sich mit dem Kohlenstoff des Eisens zu 14 Pfd. Kohlenoxydgas, welches in die
Atmosphäre entweicht, während 32 Pfd. reines metallisches Zink überdestilliren und
die Eisengüsse um 6 Pfd. leichter werden.
Ein wichtiger Umstand bei dem neuen Verfahren die Eisengüsse durch Entkohlung
hämmerbar zu machen, ist auch die Sicherheit der Operation; denn wenn man besorgt
war einen Ueberschuß von dem Zinkoxyd anzuwenden, und es destillirt kein Zink mehr,
so weiß man daß der Entkohlungsproceß gänzlich beendet ist und kein Kohlenstoff mehr
dem Eisen entzogen werden kann. (Chemical News, 1860,
Nr. 26.)
Ueber Versilbern des Glases und Porzellans; von Ed. R. Unger.
Ich habe zufällig in einer flachen Abdampfschale eine kleine Quantität einer starken
Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd mit einer ebenfalls kleinen Quantität einer
dicken alkoholischen Gerbstofflösung versetzt. Als ich diese Schale nach einer
Stunde wieder besichtigte, fand ich zu meinem Erstaunen, daß die Oberfläche in der
Schale mit einer dünnen, glänzenden, gleichförmigen Schicht von metallischem Silber
überzogen war. Ich habe dann diesen Versuch mehrmals mit demselben Resultate
wiederholt. Hernach dampfte ich die Flüssigkeit zur Trockne ab, indem ich die Schale
auf ein warmes Sandbad stellte; sobald die Schale ganz trocken war, zeigte sich der
Ueberzug auf dem Porzellan so fest, daß er nur mit der Spitze eines scharfen
Federmessers weggekratzt werden konnte.
Aus diesen Versuchen möchte ich schließen, daß man Porzellan, überhaupt jede irdene
und glatte Fläche, auf diesem Wege mit Silber überziehen kann.
Schließlich bemerke ich, daß es mir auch gelungen ist, mittelst derselben
Gerbstofflösung aus einer gesättigten Kupfervitriollösung einen glänzenden
metallischen Ueberzug zu erhalten. (Chemical News, 1860,
Nr. 25.)
Ueber eine neue Methode der Glasversilberung.
In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monate
April (zu Berlin), zeigte Hr. Professor Rammelsberg
verschiedene Gegenstände vor, welche in dem chemischen Laboratorium des königl.
Gewerbe-Instituts von den Zöglingen der Anstalt hergestellt waren, namentlich
Glasversilberungen nach der Liebig'schen Methode; ein
größerer Planspiegel; Gläser und Becher mit doppelten Wänden etc. An den vorgelegten
Proben zeigte es sich, daß die genannte Methode, wegen ihrer leichten
Ausführbarkeit, geeigneter sey als die früheren unsicheren Verfahrungsarten, in die
Praxis eingeführt zu werden.
Hr. Dr. Weber machte dann die
Mittheilung, wie die Glasversilberung auf eine einfache Weise sich folgendermaßen
erzielen lasse. Man versetzt eine verdünnte Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd
so lange mit Ammoniak, bis der hierdurch entstandene Niederschlag wieder
verschwindet. Alsdann fügt man einige Tropfen Weinsteinsäurelösung hinzu, bis ein
geringer Niederschlag wieder entsteht. Mit dieser Flüssigkeit werden die zu versilbernden Glasgegenstände
gefüllt und solche alsdann mäßig erwärmt. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung
des Gewerbfleißes in Preußen, 1860, zweite Lief., S. 62 und 64.)
Einfaches Mittel, um im Natron das Vorhandenseyn von Kali
wahrzunehmen.
In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monate
April (zu Berlin), erwähnte Hr. Dr. Weber der von Bunsen gemachten
interessanten Entdeckung eines einfachen Mittels, um im Natron das Vorhandenseyn von
Kali, auch wenn solches darin in sehr geringer Quantität enthalten ist,
wahrzunehmen. Natron färbt bekanntlich die Alkoholflamme gelb, Kali roth; etwas
Natron färbt die Kaliflamme ebenfalls gelb, deßhalb ist wenig Kali in viel Natron
schwer zu entdecken. Betrachtet man aber die fragliche Flamme durch ein mit Kobalt
gefärbtes Glas, so wird ein kleiner Kaligehalt im Natron sichtbar, indem das gelbe
Licht der Natronflamme nicht durch das Glas hindurch geht. Von verschiedenen Seiten
wurde auf die praktische Anwendbarkeit dieses Mittels bei technischen Arbeiten
hingewiesen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen, 1860, zweite Liefer., S. 65.)
Die Herstellung künstlicher Perlen.
In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monate
April (zu Berlin), legte Hr. Geißler künstliche Perlen
vor, wie sie unter dem Namen Wachs-, Fisch-,
unächt-orientalische oder Bourgignon-Perlen in den Handel kommen, und
deren Herstellung ihm derart gelungen ist, daß seine Fabricate mit den französischen
concurriren können. Die Hauptbestandtheile derselben sind: leere Glasperlen, Glanz
von den Schuppen des Cyprinus albuonus; Fischleim oder
Hausenblase und Wachs. Zuerst wird von den Schuppen des Fisches das sogenannte
Silber gewonnen, gereinigt, mit der aufgelösten Hausenblase vermischt und
vermittelst besonderer Einbläser in die leeren Perlen, welche über der Lampe
geblasen sind, gebracht, wobei dieselben stets in rollender Bewegung gehalten werden
müssen, damit sich die Farbe in den Perlen an allen Seiten gleichmäßig ansetzen und
nach nach erstarren kann. Ist dieß geschehen, so bedürfen die Perlen immer noch
einige Tage Zeit, damit die Farbe inwendig gehörig trocken und fest wird. Will man
den Perlen einen schöneren undurchsichtigen Glanz geben, so füllt man sie mit Wachs
aus, wodurch sie auch eine größere Haltbarkeit erlangen. Da jede Perle 5 bis 6mal
durch die Hände gehen muß, so scheint die Fabrication eine sehr mühsame zu seyn,
aber durch gute Einrichtungen ist es möglich, daß dieselben zu sehr geringem Preise
geliefert werden können. Die ganze Arbeit kann durch Kinder- und Frauenhand
verrichtet werden. Der Bedarf ist übrigens ein bedeutender; das Fabricat kann in
Berlin billiger als in Paris hergestellt werden, und der Vortragende erklärte sich
bereit, mit einem Capitalisten in Verbindung zu treten, um diesen lohnenden
Industriezweig auszubeuten. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1860, zweite Lieferung, S. 66.)
Der Wachsstrauch, von Dr. C. Scherzer.
Während meiner Ausflüge ins Innere der Cap-Colonie ist mir ein Strauch bekannt
geworden, welcher durch seine Nützlichkeit und die Naturverhältnisse, unter welchen
derselbe gedeiht, der besonderen Berücksichtigung der kaiserlichen Expedition werth
erschien.
Es ist dieß der sogenannte Wachsstrauch (Myrica
cordifolia), welcher eine Beere liefert, die eine so reiche Quantität
vegetabiles Wachs enthält, daß die Bewohner der Küste dasselbe vielfach zur
Kerzenbereitung verwenden. Der Wachsstrauch gedeiht hauptsächlich in sandigem Boden auf den
sogenannten „downs“ oder Sanddünen,
entlang der Küste zwischen Tafelbai und Falsebai, wo er wild fortkommt und
gewissermaßen der Pionnier für alle anderen Gewächse ist. Erst nachdem der
Wachsstrauch einige Jahre Wurzel gefaßt, siedeln sich andere Gesträuche und Pflanzen
an. Der Wachsstrauch blüht im November und trägt kleine dunkle Beeren im März oder
April. Drei Büschel (bushel) Samen geben 9–10
Pfund Wachs, wenn der Same ganz reif ist; je älter der Same, desto mehr gibt er
Wachs. Die Wachsgewinnung ist sehr einfach.
Man schüttet den Samen in einen Kübel mit heißem Wasser, worauf sich das Wachs von
der Hülse der Beere absondert und bloß abgeschöpft zu werden braucht. Da die Ernte
des Wachsstrauches in der Cap-Colonie in den Monat März oder April fällt, dem
Winter des Caps, so dürfte in Dalmatien und anderen Theilen der Küste Istriens die
Aussaat im März oder April, die Ernte im September geschehen. Man könnte jedenfalls
den Versuch der Aussaat im März machen und im September wiederholen. Beim Säen sind
keine besonderen Rücksichten zu beobachten. Sandiger, trockener Boden ist eine
Hauptbedingung des Fortkommens des Strauches; da derselbe entlang der Küste der
Tafelbai in großer Menge wild vorkommt, so hat man auf dessen Cultur bisher noch
nicht die geringste Sorge verwendet. (Niederösterr. Gewerbevereinsblatt.)
Agave, ein Surrogat für Roßhaare.
Ueber dieses neue Polstermaterial, das aus der bekannten Aloë, Agave americana, in Mexico gewonnen wird, bringen die
„neuesten Erfindungen“ folgende Untersuchungen des Prof.
Kletzinsky. Diese Pflanzenfaser ist der
verschiedensten Färbungen fähig und im ungekräuselten Zustande auch für andere
Zwecke, als: Bürsten, Besen, Crinolinen etc. vollkommen tauglich. Die Länge der
Faser ist 24–30 Zoll. Agave soll weit dauerhafter als Haar und, als
Pflanzensubstanz, den Insecten, Unreinigkeit und Ansteckung bei weitem nicht so, ja
fast gänzlich unzugänglich seyn. Die mit diesem Stoffe vorgenommenen Versuche
bestätigen in vollem Maaße die Angaben des Londoner Berichtes. Die Agave, die ich
untersuchte, stellte unter dem Mikroskope schwarzgefärbte, derbe Fasern von
Cellulose dar, deren Rindensubstanz sich genau, als ligninreicher, von der
centralen, blasseren Marksubstanz unterscheiden ließ, welche letztere namentlich
durch Schwefelsäure und Jodlösung rasch und tief gebläut wurde. Die Fasern hatten
eine so bedeutende Zähigkeit, daß 10 der dünnsten Agavefasern bei 14 Pfund Belastung
noch nicht rissen, während 11 der dicksten Roßhaare von gleicher Länge mit der Agave
bereits bei 7pfündiger Belastung plötzlich entzwei gerissen waren. Die gewählte
Anzahl der Fäden stand eben im umgekehrten Verhältnisse der Dicke, da dieselbe bei
der Agave zu der des Roßhaares sich verhielt wie 11 : 10. Dreißig Fäden der Agave
wogen im Mittel 17; 30 Fäden des Roßhaares von gleicher Länge im Mittel 16
Centigramme. Das specifische Gewicht beider ist nicht sehr verschieden und schwankt
um 1007 herum, wenn Wasser = 1000 ist. 25 Gramme Agave wurden zu einem lockeren
Ballen geformt, der gleich hoch war mit einem 25 Gramme schweren Ballen von Roßhaar.
Beide Ballen wurden nacheinander leise belastet mit einer horizontal aufgesetzten
Platte von 321 Grammen Gewicht: der Agaveballen behauptete unter dieser Belastung 75
Millimeter Höhe, während der Roßhaarballen 85 Millimeter hoch blieb; hierauf wurde
die Platte nacheinander auf jeden der Ballen aus Leibeskräften niedergedrückt; nach
Aufhören des Druckes erreichte die Agave die Höhe von 45, das Roßhaar aber die Höhe
von 50 Millimetern. Obwohl dieser rohe Versuch über den Elasticitätsmodul beider
Stoffe keinerlei absolute Bezifferung desselben gestattet, so eignet er sich doch
sehr gut zu einem relativen Vergleich derselben, welcher ergibt, daß die Elasticität
der Agave allerdings, aber nur unbedeutend geringer sey als die des Roßhaares,
ungefähr im Verhältniß wie 88 : 100, und daß diese Differenz bei zunehmendem Druck
noch geringer werde. Im Mittel wird man nicht irren, wenn man der Agave die
Elasticität 9 zuerkennt, wenn das Roßhaar die Elasticität 10 hat. (Breslauer
Gewerbeblatt.)