Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. , S. 151 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber ein neues Pyroskop; von Jourdes.
Ein Pyroskop, mittelst dessen man den Zeitpunkt erkennen kann, wo die Temperatur in
einem Raume, welcher stets derselbe ist, einen bestimmten Grad erreicht hat, genügt
für die meisten industriellen Zwecke, so daß man des zur Bestimmung des
Temperaturgrades dienenden Pyrometers von Wedgwood oder
Brongniart entbehren kann. Man braucht hierzu nur
eine Metallstange in den heißen Raum zu stellen, von welcher eine gewisse Länge über
die Wand des Raumes hinausreicht. Der äußere Theil der Stange ist mit einer Höhlung
versehen und diese mit Oel oder Quecksilber gefüllt, in welches man die Kugel eines
Thermometers taucht; das Thermometer empfängt so nur die durch die Leitungsfähigkeit
der Stange übertragene Wärme. Die Temperatur des Raumes wird ziemlich die gleiche
seyn, wenn das Quecksilberthermometer denselben Grad anzeigt. (Comptes rendus, Juli 1860, Nr. 1.)
Große Eisenstäbe als Material zu den Armstrong-Kanonen.
In dem neuen Walzwerke zu Blaen-avon (Süd-Wales) arbeitet man fleißig
für das brittische Artillerie-Departement an Material zu den Armstrong-Kanonen (deren Anfertigungsweise im
polytechn. Journal Bd. CLVI S. 107
beschrieben ist). Man fertigt dort gegenwärtig eine große Anzahl von Eisenstäben von
verschiedener, durchschnittlich aber circa 70 Fuß Länge
und 22 Pfd. mittlerem Gewichte per laufenden Fuß. Es
waren dafür ganz besondere Walzen einzulegen, indem die Stäbe bei 2 3/4 Zoll Dicke
an dem einen Ende 7 7/8 Zoll und an dem anderen Ende 2 1/2 Zoll breit seyn müssen.
Andere ebenfalls ungleich breite Stücke haben das enorme Gewicht von mehr als 200
Pfd. per laufenden Fuß. (Wochenschrift des schlesischen
Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr. 29.)
Ueber Verwendungen des Nickels.
De Montefiore bemerkt in Bezug auf Tissier's Mittheilung über das Nickel (polytechn. Journal Bd. CLV S. 197) Folgendes: Man verfertigt
zwar in Amerika keine Münzen aus Nickel, wohl aber solche aus einer Legirung von
Nickel und Kupfer, in welcher das erstere nur 15 bis 18 Proc. ausmacht; diese
kleinen Münzen sind sehr schön, von röthlicher Farbe, leicht und bequem. In der
Schweiz wendet man seit mehreren Jahren für ähnliche Münzen eine Legirung von
Silber, Kupfer und Nickel an, welche 10 Proc. des letzteren Metalls enthält. In Belgien
sollen Münzen von 5, 10 und 20 Centimes aus einer Legirung von Kupfer und Nickel,
die 3 Th. des ersteren und 1 Th. des letzteren enthält, geprägt werden; diese
Legirung ähnelt sehr dem Silber und verändert sich wenig. Reines Nickel hat man
bisher wohl noch nicht für technische Zwecke angewendet. Die von Deville und Debray angegebenen
und beim Platin angewendeten Vorrichtungen zur Erzeugung einer starken Hitze dürften
aber ganz geeignet seyn auch das Nickel zu schmelzen und zu gießen.
Die dem Silber ganz ähnliche und im Wesentlichen alle seine Eigenschaften besitzende
Legirung, welche Ruolz sich patentiren ließ, besteht aus
20 bis 30 Proc. Silber mit 30 Nickel und 50 Kupfer; sie soll das Silber von 0,900
Gehalt vollständig ersetzen können. Nickel von großer Reinheit, nur 1 1/2 Proc.
fremde Materien enthaltend, kann man jetzt zum Preis von 15 Fr. per Kilogramm kaufen. (Cosmos,
vol. XVI p. 145; polytechnisches Centralblatt,
1860 S. 794.)
Ueber die Löslichkeit des Platins in Königswasser; von Dr. H. Dullo in
Königsberg.
Wenn man größere Mengen von Platin in Lösung bringen muß, so ist die lange Dauer des
Kochens mit Königswasser unangenehm, und man hat bei vielen Sorten von Platin, mag
es aus Amerika oder Rußland stammen, einen nicht unerheblichen Verlust, indem ein
schwarzgraues Pulver zurückbleibt, das der Einwirkung des Königswassers widersteht
und als unlöslich beseitigt wird. Die Menge dieses Rückstandes hat der Verf.
zwischen 1–6 Proc. des angewendeten Platins variirend gefunden. Zum Theil
besteht dieser Rückstand aus Chlorkaliumchlorplatin, zum Theil aus Kieselsäure,
welche beiden letzten Körper daher stammen, daß bei längerem Kochen mit Königswasser
das Glas stets mehr oder weniger angegriffen wird, zum größten Theil aber aus
Iridium- und Osmiumverbindungen, denn wenn man den gut ausgewaschenen
Rückstand glüht und mit Wasser kocht, löst sich Chlorkalium auf-, und wenn
man darauf mit Kali schmilzt und mit Wasser auszieht, erhält man osmiumsaures und
kieselsaures Kali in Lösung und der Rückstand löst sich darauf in Königswasser, wenn
man ihn damit unter stärkerem Druck als dem der einfachen Atmosphäre kocht.
Man erhält aber gar keinen Rückstand und man kann selbst bedeutendere Mengen von
Platin in verhältnißmäßig kurzer Zeit zur Lösung bringen, wenn man den Druck, unter
dem die Säure kocht, vergrößert, was dadurch am besten zu bewerkstelligen ist, daß
man den betreffenden Kolben mit einer Kautschukkappe verschließt und durch diese ein
gebogenes Glasrohr führt, das mit seinem längeren Schenkel unter Wasser taucht. Der
Verf. hat eine drei Fuß hohe Wassersäule angewendet und gefunden, daß die Dämpfe der
Säure diesen Druck noch überwunden haben, und daß das Platin nicht nur in sehr
kurzer Zeit gelöst wurde, sondern auch die sonst immer erhaltenen Rückstände sich
nicht zeigten, obgleich dieses Platin dasselbe war, das er schon häufig angewendet
hatte, nämlich theils alte russische Platinrubel, theils alte Platingebisse aus
amerikanischem Platin. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXVIII S. 369.)
Neues Verfahren zur Darstellung des Calciums, nach Caron.
Man bereitet ein Gemenge von 300 Th. geschmolzenem und gepulvertem Chlorcalcium, 400
Th. destillirtem Zink und 100 Th. Natrium in Stücken, und schmilzt es in einem
rothglühenden Tiegel zusammen. Der gewöhnliche Windofen mit Dom reicht aus. Die
Reaction der in diesem Gemenge enthaltenen Bestandtheile auf einander ist schwach
und nach kurzer Zeit sieht man Zinkflammen aus dem Tiegel hervorbrechen. Man muß nun
das Feuer so weit mäßigen, daß das Zink nicht zu schnell verflüchtigt wird, dasselbe
soll längere Zeit auf das Chlorcalcium einwirken, übrigens muß die Temperatur so
hoch als möglich erhalten werden. Diese Regulirung des Feuers ist der schwierigste
Theil der Operation. Nach einer viertelstündigen Einwirkung nimmt man den Tiegel aus dem Feuer und
findet dann auf dem Boden desselben einen Regulus, der meist 10–15 Proc.
Calcium enthält. Dieser darf, wenn man das Calcium daraus darstellen will, kein
Natrium mehr enthalten. Den Regulus bringt man in großen Stücken in einen aus
Gaskohle verfertigten Tiegel und treibt nun das Zink bei hoher Temperatur aus.
Der Verf. hat auf diesem Wege Calcium in Massen von 40 Grm. auf einmal dargestellt.
Solches Calcium ist auf dem frischen Striche messinggelb und hat 1,6 bis 1,8 spec.
Gew. Es enthält stets geringe Beimengungen, nämlich diejenigen Metalle, welche das
zur Reduction benutzte Zink enthielt, und aus dem Tiegel aufgenommene Substanzen.
Das Calcium verbrennt vor dem Löthrohre schwer, weil es sich sogleich mit einer
Kalkkruste überzieht, und raucht dabei nicht. Mit käuflichem Zink bereitetes Calcium
bestand aus:
Calcium
78
Blei
9
Zink
11
Eisen
2
–––
100
(Comptes rendus, t. L p. 547; chemisches Centralblatt,
1860, Nr. 29.)
Ueber die Oxydation des Eisens unter dem Einfluß eines aus
Mennig bereiteten Anstrichs.
Die eiserne Bekleidung von Schiffen wird oft mit einem Anstrich versehen, welcher aus
Mennig bereitet ist. Nach Robert Lamont hat sich nun
ergeben, daß ein solcher Anstrich, und überhaupt jeder Anstrich, welcher Blei
enthält, dem Eisen schädlich ist. Nathan Mercer bestätigt
diese Angabe, indem er bei Untersuchung eines eisernen Schiffes, dessen Bekleidung
vor seiner letzten Fahrt nach Calcutta mit einem Menniganstrich überzogen wurde,
fand, daß das Eisen bis zu bedeutender Tiefe zerfressen war. Bei näherer Betrachtung
ergab sich, daß auf dem Ueberzug viele Blasen vorhanden waren, aus denen, wenn man
sie öffnete, eine Flüssigkeit herauskam, wobei zugleich das Eisen bloßgelegt wurde,
an dessen Oberfläche dann kleine Krystalle von metallischem Blei sichtbar waren. Es
scheint also, daß aus dem Mennig das Blei durch das Eisen reducirt wird und dann mit
dem Eisen gewissermaßen lauter kleine galvanische Ketten bildet, unter deren Einfluß
die rasche Oxydation des Eisens erfolgt. Mercer ist daher
auch der Ansicht, daß bei Seeschiffen mit eiserner Schale jeder bleihaltige Anstrich
zu vermeiden sey, wenn nicht etwa die Schale erst mit irgend einer Substanz
überzogen werde, welche die Einwirkung des Eisens auf den bleihaltigen Firniß
verhindere. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1860, Bd. V S. 59.)
(Wegen der besprochenen Eigenschaft des Mennigs wendet man jetzt statt desselben zum
Anstriche von eisernen Schiffen das Eisenoxyd (Colcothar, sogenannten
Eisen-Mennig) an; man sehe polytechn. Journal Bd. CLVI S. 316.)
Bereitung von Aetzbeize auf Stahl, nach Delechamps, von Elsner.
Elsner hält es für angemessen, die bereits früher von ihm
mitgetheilte Zusammensetzung dieser Beize wieder in Erinnerung zu bringen, da
dieselbe nach dem Urtheil geschickter und erfahrener Künstler geeignet ist, selbst
auf schlechtem Stahl schön tiefe, reine Linien mit scharfen Rändern zu ätzen. Er hat
damals Vorschriften zu zwei Aetzflüssigkeiten für Stahl mitgetheilt, von denen die
eine für einen stärker aufgetragenen Aetzgrund, die
andere für einen schwach aufgetragenen Aetzgrund geeignet
ist; diese beiden Vorschriften sind nachstehende:
15
Loth Weingeist von 80 Proc. nach Richter
und
1
„ chemisch reine
Salpetersäure von 1,22 spec. Gewicht
werden mit einander gemischt und hierauf 1/2 Quentchen am
besten krystallisirtes salpetersaures Silberoxyd, in wenig destillirtem Wasser
aufgelöst, hinzugemischt, worauf dann die Beize für Stahl fertig ist.
Da diese Beize bisweilen einen schwach aufgetragenen Aetzgrund etwas auflöst, so wird
für einen schwach aufgetragenen Aetzgrund nachstehende Beizflüssigkeit
angewendet:
6
Loth Weingeist von 80 Proc. R.,
9
„ destillirtes
Wasser,
1
„ reine
Salpetersäure von 1,22 spec. Gewicht und
1/2
Quentchen salpetersaures Silberoxyd.
Die praktischen Erfahrungen, welche damals Schauer mit
diesen Beizen auf Stahl gemacht hatte und welche alle sehr günstige Resultate
ergaben, sind a. a. O. nachzulesen. (Elsner's
chemisch-technische Mittheilungen für 1858–1859.)
Ueber die Anwendung der Verkieselung mittelst Wasserglas zum
Conserviren der Monumente; von L. Dalemagne.
Die Verkieselung der Monumente durch Tränken der Steine mittelst Wasserglas nach der
Methode von Fuchs hat sich zur Conservirung derselben als
genügend erwiesen, diese Methode war aber dennoch einer Verbesserung fähig. Ich habe
nämlich schon bei meinen ersten derartigen Arbeiten die Beobachtung gemacht, daß
wenn nach der Verkieselung ein reichlicher oder andauernder Regen eintritt, ein
Theil der in die Steine eingeführten Kieselerde fortgerissen wird; ich suchte daher
ein Mittel um diesem Uebelstande abzuhelfen, und glaube es darin gefunden zu haben,
daß ich zuletzt den Stein mit einer Mischung von phosphorsaurem Kali und
Kaliwasserglas tränke. (Comptes rendus, Mai 1860, Nr.
19.)
Ueber eine einfache Bereitungsweise des antimonsauren Kalis
als Reagens auf Natronsalze; nach A. Reynoso.
Um sich schnell das gewöhnliche krümliche antimonsaure Kali als Reagens auf
Natronsalze zu bereiten, verfahre man folgendermaßen: Man fälle irgend ein
Antimonoxydsalz, z.B. Brechweinstein, mit einer Auflösung von Aetzkali, löse den
Niederschlag (Antimonoxyd) auf die sogleich zu beschreibende Weise in überschüssiger
Aetzkalilauge auf und füge dann der Lösung so lange übermangansaures Kali zu, bis
die Flüssigkeit dauernd gefärbt bleibt. Zur Entfernung des überschüssig zugefügten
übermangansauren Kalis setze man dann noch einige Tropfen von der alkalischen
Antimonoxydlösung. Wenn die Flüssigkeit auf diese Weise entfärbt worden ist, dampft
man sie gehörig ab und läßt erkalten. Es setzen sich dann kleine Krystalle von
antimonsaurem Kali ab.
Hiebei ist jedoch zu bemerken, daß wenn man Antimonoxyd in Aetzkalilösung auflösen
will, man die Auflösung des Antimonsalzes in die Kalilösung gießen muß, falls die
Lösung gelingen soll; denn in diesem Falle befindet sich das Antimonoxyd im Status nascens und löst sich in der großen Menge des
vorhandenen überschüssigen Kalis auf. Gießt man umgekehrt die Kalilösung in die
Antimonsalzlösung, so ballt sich das sich ausscheidende Antimonoxyd zusammen und
löst sich nicht mehr vollständig in dem Kali auf.
Dieses Darstellungsverfahren des antimonsauren Kalis hat den Vortheil, daß man in
kurzer Zeit ein Reagens darstellen kann, das man bisher nur nach langwierigen und
schwierigen Methoden darstellen konnte.Man vergl. polytechn. Journal Bd. CXII S.
366.
Das schnelle Darstellungsverfahren dieses Salzes erscheint um so nöthiger, wenn man
seine schnelle Zersetzbarkeit in Betracht zieht. Denn das antimonsaure Kali zersetzt
sich nach Fremy's Untersuchungen sehr bald in
gummiartiges antimonsaures Kali und in zweifach-antimonsaures Kali, so daß man ein
Gemenge von krümlichem und gummiartigem antimonsaurem Kali mit
zweifach-antimonsaurem erhält. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1860,
Nr. 11.)
Ueber Reinigung der Salzsäure von schwefliger Säure und
Chlor.
Der (aus dem Répertoire de Chimie appliquée
im polytechn. Journal Bd. CLIV S. 234
mitgetheilte) Vorschlag von Flores Domonte, die Salzsäure
des Handels von schwefliger Säure oder Chlor durch einen Strom
von Kohlensäure zu befreien, wurde auf meine Veranlassung von Hrn. Stud.
Ott von Bern einer Prüfung unterworfen, weil es
einerseits nicht sehr wahrscheinlich war, daß dieß Mittel die ihm zugeschriebene
Wirkung haben werde, und weil andererseits, wenn sich die Sache bewähren sollte,
unter Umständen Nutzen daraus gezogen werden könnte.
Es wurde eine wässerige Salzsäure von 1,076 specifischem Gewicht oder einem
Salzsäuregehalt von 15,36 Proc. mit schwefligsaurem Natron versetzt. Auf 300
Kubikcentimeter der Säure wurden 2 Gramme des Salzes genommen. Von dieser Quantität
wurden 100 Kubikcentimeter in zwei Cylinder von etwa 1/2 Zoll Weite, die nach Art
Woulf'scher Flaschen mit einander verbunden waren,
gefüllt und während zwei Stunden ein möglichst stetig erhaltener Strom von
Kohlensäuregas hindurchgeleitet. Von der auf diese Weise behandelten Säure sowie von
der, welche nicht dem Kohlensäurestrom ausgesetzt war, wurden je 50 Kubikcentimeter
abpipettirt, mit etwas chlorsaurem Kali versetzt, erwärmt und daraus mit
Chlorbaryumlösung die gebildete Schwefelsäure niedergeschlagen. Jeder der beiden
gesammelten, ausgewaschenen und geglühten Niederschläge wog 0,340 Gramme. Es war
also nicht der geringste Verlust an schwefliger Säure gemacht worden, trotzdem daß
die Kohlensäure so durchgeleitet wurde, daß die ganze Flüssigkeit beständig von den
aussteigenden Blasen berührt wurde. Es ist hiernach nicht wahrscheinlich, daß
vielleicht unter Modificationen des Apparates, die in unserer Quelle nicht benannt
sind, die schweflige Säure überhaupt könne durch einen Kohlensäurestrom ausgetrieben
werden, denn der Gehalt an schwefliger Säure, die sich durch Zerlegung des Salzes im
freien Zustande in der Lösung befinden mußte, war nicht gering, und trotzdem wurde
nichts davon entfernt; noch weniger aber scheint Hoffnung vorhanden, daß die Sache
praktisch nützlich werde. Prof. Bolley. (Schweizerische
polytechnische Zeitschrift, 1860, Bd. V S. 55.)
Anwendung von unterchlorigsaurer Thonerde als Mittel zum
Bleichen und Desinficiren, von Z. G. Orioli in
Paris.
Die unterchlorigsaure Thonerde, welche nur in wässeriger Lösung existirt, erhält man
durch Vermischen der Lösungen von Chlorkalk und schwefelsaurer Thonerde. Wegen
seiner leichten Zersetzbarkeit zerstört dieses Salz alle organischen Farbstoffe sehr
leicht. Es ist in dieser Beziehung einer Mischung von Chlorkalk und Säure zu
vergleichen, hat aber den Vorzug, immer neutral zu bleiben und nicht zu einem
Rückhalt von Salzsäure in dem gebleichten Stoffe, welcher nach Orioli bei dem gewöhnlichen Verfahren oft vorkommt und nach und nach ein
Mürbewerden des Stoffes bedingt, Anlaß zu geben. Bei der bleichenden Wirkung der
unterchlorigsauren Thonerde wirkt dieselbe lediglich durch Abgabe von Sauerstoff,
indem andererseits Chloraluminium entsteht. Beim Bleichen des Papierzeugs mit
unterchlorigsaurer Thonerde braucht das Waschen nicht mit solcher Sorgfalt wie
gewöhnlich ausgeführt zu werden, und man erhält doch ein festes und dauerhaftes
Papier. Da das Chloraluminium ein antiseptisch wirkendes Salz ist, so kann man den
Papierzeug in Berührung mit demselben im ungewaschenen Zustande längere Zeit
aufbewahren, ohne daß er eine Zersetzung erleidet. Das Bleichen des Papierzeugs mit
unterchlorigsaurer Thonerde kann man im Holländer vornehmen, indem man dem
Papierzeug eine Lösung von schwefelsaurer Thonerde und andererseits eine
Chlorkalklösung in passendem Verhältniß zufügt und nach 10 Minuten die Masse zum
Abtropfen in einen anderen Behälter fließen läßt, in welchem die Bleichung nach und nach vollständig
stattfindet.
Um Gewebe oder Garne aus Baumwolle, Leinen etc. zu bleichen, behandelt man den Stoff
erst mit Lauge und bringt ihn sodann in ein Bad, welches auf je 200 Pfd. des Stoffes
4 Pfd. unterchlorigsaure Thonerde enthält. Nach 2 bis 3 Stunden wird der Stoff
wieder herausgenommen, worauf man ihn zusammengehäuft über Nacht liegen läßt. Am
andern Tage wird er gespült und ein zweitesmal mit Lauge behandelt. Diese Procedur
wird noch einmal oder nach Umständen noch mehreremale wiederholt.
Nach Orioli soll die unterchlorigsaure Thonerde auch statt
essigsaurer Thonerde als Mordant mit Vortheil angewendet werden können. Ebenso
empfiehlt derselbe dieses Salz als Mittel zum Desinficiren fauliger Stoffe, zum
Conserviren anatomischer Präparate etc. – Patentirt in England am 20. Juli
1859. (Repertory of Patent-Inventions, April
1860, S. 337; polytechnisches Centralblatt, 1860 S. 799.)
Verfahren zum Bleichen des Bienenwachses, von Arthur Smith in Brixton.
Zur Ausführung dieses Verfahrens (patentirt in England am 13. Juni 1859) verwendet
man eine hölzerne, mit Blei ausgefütterte Kufe, welche wenigstens doppelt so groß
ist, als dem Volum des darin auf einmal zu behandelnden Materials entspricht, und
deren Höhe gleich oder etwas größer ist als die Weite. Am Boden dieser Kufe wird ein
schlangenförmiges Bleirohr angebracht, welches mit Löchern versehen ist. Außerdem
sind an derselben in verschiedener Höhe Hähne angebracht. Man bringt zunächst eine
gewisse Menge Wasser in die Kufe und leitet Dampf durch das Bleirohr, bis das Wasser
kocht und die Kufe gehörig erwärmt ist, worauf so viel Wasser abgelassen wird, daß
für je 1 Centner Wachs etwa 6 Gallons (= 30 Maaß à 2 Pfd.) zurückbleiben. Man
fügt dem Wasser sodann für je 1 Ctnr. Wachs 12 bis 15 Pfd. (je nachdem das Wachs
schwächer oder stärker gefärbt ist) zweifach-chromsaures Kali und 3 Gallons
oder circa 48 Pfd. concentrirte Schwefelsäure hinzu. Das
Wachs wird zunächst in einem andern Gefäß mit Wasser und Dampf geschmolzen und in
gewöhnlicher Manier geklärt, worauf man es entweder direct in die heiße
Bleichflüssigkeit fließen oder es erst wieder erkalten läßt und sodann im festen
Zustande hinein bringt. Nachdem das Wachs in die Flüssigkeit gebracht ist, leitet
man Dampf durch das Bleirohr und erhält die Mischung etwa 1 Stunde lang im lebhaften
Kochen. Man wendet Dampf von etwa 5 Pfd. pro Quadratzoll
Ueberdruck an; zu heißer Dampf ist zu vermeiden, weil er dem Wachs schädlich seyn
würde. Die Stoffe müssen während der Operation gut mit einander vermischt erhalten
werden, was jedoch schon durch kräftiges Einleiten von Dampf erreicht wird. Von Zeit
zu Zeit bringt man eine Probe der Masse in ein Glas und betrachtet dieselbe; wenn
sich dabei ergibt, daß das Wachs als eine grüne Schicht auf einer schwarzen
Flüssigkeit schwimmt, ist der Proceß beendigt. Man läßt die Masse dann etwa 1/2
Stunde lang ruhig stehen, zieht das Wachs von der wässerigen Flüssigkeit ab und läßt
es in eine andere Kufe laufen, welche 1 1/2 Gallons (7 1/2 Maaß) Wasser und 1 Pfd.
Schwefelsäure oder besser Oxalsäure enthält. Man erhitzt diese Mischung mittelst
Dampf, den man durch ein am Boden der Kufe befindliches Rohr leitet, zum Kochen,
welches 1 Stunde oder überhaupt so lange fortgesetzt wird, bis das Wachs die von
Chromoxyd herrührende grüne Farbe verloren hat. Zuletzt wird das Wachs mit Wasser
unter Hineinleiten von Dampf gewaschen und sodann in Formen gegossen. (Repertory of Patent-Inventions, März 1860, S.
226; polytechnisches Centralblatt, 1860 S. 798.)
Gewinnung von Potasche aus dem Schweiß der Schafwolle, nach C.
J. Maumené und V. Rogelet in Rheims.
Wenn die Schafwolle in Fässer gebracht, möglichst zusammengedrückt und mit Wasser
übergossen wird, so löst dieß einen großen Theil des Schweißes auf und bildet eine
braune Flüssigkeit,
welche unten aus dem Fasse abläuft, ohne erdige Theile mit sich zu nehmen. Auch der
fettige Theil des Schweißes bleibt, wenn man kaltes Wasser anwendet, in der Wolle
zurück. Die braune Flüssigkeit enthält Kali in Verbindung mit Fettsäuren etc., und
außerdem, abgesehen von einer Spur Kalk, keine andere Basis. Durch Abdampfen und
Glühen erhält man daraus Potasche, die kein Natron enthält, wie es bei keiner
gewöhnlichen Potasche der Fall ist. Die beim Glühen der Masse entwickelten
flüchtigen Stoffe kann man namentlich auf Ammoniak benutzen. Die dabei
zurückbleibende kohlige Masse liefert durch Auslaugen und Abdampfen die Potasche,
welche bloß mit etwas Chlorkalium und schwefelsaurem Kali verunreinigt ist.
Im Vorstehenden ist das Princip des Verfahrens angegeben, welches die Genannten sich
am 15. Juni 1859 in England patentiren ließen. Die Ausführung desselben erfolgt am
besten in der folgenden Weise: Die Wolle wird in Fässer oder Kufen gebracht, die in
solcher Weise angeordnet sind, daß eine methodische Waschung oder Auslaugung mit
Wasser darin vorgenommen werden kann. Diese Operation führt man in der Art aus, daß
eine Flüssigkeit von 1,01 spec. Gewicht gewonnen wird. Man dampft diese Flüssigkeit
ab und gewinnt dadurch das in der Wolle enthaltene Kalisalz oder Gemenge von
Kalisalzen (in der Patentbeschreibung „Suintate of
potash“ genannt) als eine schwarzbraune Masse. Diese Masse
wird entweder nach dem Erkalten im festen Zustande in die Retorten gebracht oder man
läßt sie im heißen geschmolzenen Zustande in dieselben fließen. In den Retorten wird
sie zum Glühen erhitzt, wobei Theer, Ammoniakwasser und Gase als flüchtige Producte
auftreten, die man in ähnlicher Art verwendet, wie die Producte der Destillation von
Steinkohle etc. Das Calciniren der Masse kann auch direct in Oefen vorgenommen
werden, in welchem Falle man die entweichenden Gase verbrennt und die dadurch
erzeugte Wärme zum Abdampfen der Lösung verwendet. Die beim Calciniren
zurückgebliebene Masse wird in großen eisernen Gefäßen systematisch ausgelaugt. Die
dabei erhaltene Flüssigkeit verdampft man bis zur Dichte von 30 bis 50°
Baumé und läßt sie erkalten, wobei das schwefelsaure Kali und Chlorkalium
sich größtentheils abscheiden. Die von denselben getrennte Flüssigkeit wird sodann
weiter abgedampft, wodurch man fast reines kohlensaures Kali gewinnt. Sollte
dasselbe etwas Schwefelkalium enthalten, so calcinirt man es zuletzt noch in einem
Flammofen oder behandelt es mit etwas Bleiweiß.
Statt ganz in der beschriebenen Weise zu verfahren, kann man auch die beim Waschen
der Wolle in gewöhnlicher Manier erhaltene Flüssigkeit, vorausgesetzt, daß bei
diesem Waschen nur Wasser ohne Seife oder Soda angewendet wurde, zur Bereitung von
Potasche verwenden. Man muß sie zu diesem Zweck 24 Stunden oder länger stehen
lassen, damit die erdigen Verunreinigungen sich zu Boden setzen und die fettige
Substanz, welche, wenn beim Waschen warmes Wasser angewendet wurde, auch in geringer
Menge vorhanden ist, sich auch abscheidet. Die Flüssigkeit wird dann weiter so
behandelt, wie es vorstehend angegeben ist.
Wenn das Waschen der Wolle nach dem hier vorgeschlagenen Verfahren ausgeführt wird,
erhält man dieselbe weißer wie beim gewöhnlichen Waschverfahren, wie aus folgendem
Versuch sich ergibt. Eine Portion Wolle wurde in gewöhnlicher Manier (vor dem
Kämmen) gereinigt, nämlich erst mit Wasser von ungefähr 60° C. und dann in
zwei Seifenbädern behandelt. Eine andere Portion derselben. Wolle wurde erst in
kaltem Wasser eingeweicht und dann ebenfalls mit zwei auf einander folgenden warmen
Seifenbädern behandelt. Die auf die letztere Art gereinigte Wolle war nun viel
weißer als die nach der ersten Manier gereinigte, obschon die Verschiedenheit des
Verfahrens doch bloß darin bestand, daß im ersteren Falle das Entschweißen mit etwas
erwärmtem, im zweiten dagegen mit kaltem Wasser ausgeführt wurde.
Was die Quantität der aus dem Schweiß zu gewinnenden Potasche anbetrifft, so geben
die Patentträger an, daß 1000 Pfd. rohe Wolle im Allgemeinen 140 bis 180 Pfd.
trockenes Kalisalz und dieses durch Calciniren und Auslaugen nahezu die Hälfte
seines Gewichts Potasche liefert, wonach für die aus 1000 Pfd. Wolle zu gewinnende
Potasche mit Einschluß des Chlorkaliums und schwefelsauren Kalis, die zusammen kaum
5 bis 6 Pfd. ausmachen, 70 bis 90 Pfd. betragen würde: (Repertory of Patent-Inventions, März 1860, S. 231; polytechnisches
Centralblatt, 1860 S. 796.)
Verfahren, mit Murexid gefärbten Zeug von Quecksilber zu
befreien; nach John Spiller.
Die Fixirung des Murexids geschieht gewöhnlich mittelst Quecksilberchlorid. John Spiller bemerkt, daß nach diesem Verfahren leicht etwas
Quecksilber in dem Zeug zurückbleibe, und namentlich Seidenzeug eine unlösliche
Quecksilberverbindung, welche sowohl die bedruckten als die weißen Stellen
durchdringe, zurückhalte, was die Folge habe, daß der Zeug mit der Zeit mißfarbig
werde oder gelbe Flecken bekomme, namentlich an den Stellen, wo er dem
Schwefelwasserstoffgehalt der Luft ausgesetzt sey. Spiller hat Versuche darüber angestellt, wie das Quecksilber am besten aus
dem Gewebe entfernt werden könne, ohne der Schönheit der Farbe Eintrag zu thun. Er
ist dabei zu dem Ergebniß gelangt, daß dieser Zweck dadurch am besten erreicht
werden kann, daß man die Waare zuletzt durch ein Weinsteinsäurebad (1 Pfd.
Weinsteinsäure auf 10 Pfd. Wasser) nimmt und dann wäscht. (Chemical News.)
Benutzung der Waschwässer von der Garancinbereitung, von Pr.
Faure und J. Pernod in
Avignon.
Die Genannten ließen sich am 24. Juni 1859 ein Verfahren in England patentiren, die
bei der Bereitung von Garancin und anderen Krapppräparaten sich ergebenden
Flüssigkeiten zu benutzen. Diese Flüssigkeiten, und zwar die sauren Wässer von der
Garancinbereitung, insoweit sie nicht zu verdünnt sind, und der Rückstand vom
Abdestilliren des Alkohols aus den Waschwässern von der Fabrication der Krappblumen,
werden direct auf dem Herde eines Flammofens, ähnlich wie es bei der Sodafabrication
oft geschieht, abgedampft, indem man nämlich die Feuerluft über die Flüssigkeit
hinstreichen läßt. Die Flüssigkeit liefert dabei einen festen Rückstand von
schwärzlicher Farbe, welcher neben der bei der Garancinbereitung angewendeten
Schwefelsäure verschiedene Mineralsalze, Ammoniaksalze und viel von der Einwirkung
der Säure auf das Gummi und den Zucker des Krapps herrührendes Ulmin enthält. Dieses
Product, welches sehr reich an Stickstoff ist, kann als Dünger benutzt werden, zu
welchem Zweck man es mit Kalk vermischt, um die Säure zu neutralisiren. Die aus dem
Flammofen abziehende Wärme leitet man in die Kammern, in denen das Garancin
getrocknet wird. (Repertory of Patent-Inventions,
April 1860, S. 292; polytechnisches Centralblatt, 1860 S. 799.)
Beleuchtung einiger gegen die Anlage einer Gerberei und die
möglicher Weise dadurch erfolgende Verunreinigung des Flußwassers erhobener
Proteste; von Dr. N. Gräger
in Mühlhausen in Thüringen.
Bei Gelegenheit einiger, von verschiedener Seite gegen die Anlage einer Ledergerberei
erhobener Proteste hatte ich Veranlassung, die Gründe, auf welche sich diese
Proteste glaubten stützen zu dürfen, einer genauen Erörterung und Prüfung zu
unterwerfen. Mit Thatsachen für den speciellen Fall ließ sich den Protesten deßhalb
nicht beikommen, weil die neue Anlage noch nicht existirte, um deren Einfluß auf den
Betrieb anderer, an demselben Bache (der Unstrut) unterhalb gelegener Gewerbe
beurtheilen und nachweisen zu können. Auch war vorauszusehen, daß die Untersuchung
des Wassers oberhalb der beiden einzigen Färbereien an diesem Bache, und zum andern
unterhalb dieser Anlagen, nachdem er deren Abgänge aufgenommen hatte, zu keinem
Resultate geführt haben würde, weil die Menge des Wassers, welches durch den Bach
fließt (stündlich beinahe oder über 8 Millionen Pfunde), gegen die Abhänge zu
bedeutend ist, als daß letztere eine merkliche Störung in der Zusammensetzung
sollten hervorbringen können. Mehr Aussicht auf die Gewinnung eines positiven
Resultates gewährten die Verhältnisse der inneren Stadt.
Die Stadt Mühlhausen wird nämlich von einem Bache durchflossen, der stündlich etwa
nur 3 Millionen Pfund Wasser liefert, und bestimmt ist, oder doch dazu benutzt wird,
alle möglichen Abgänge aus den Haushaltungen und Gewerben aufzunehmen. Diese Gewerbe
sind sehr mannichfaltig und zahlreich: Gerbereien, Färbereien, Wollwäschereien,
Seifensiedereien, Schlächtereien u.s.w., über hundert einzelne Etablissements. Die
innere Stadt zählt gegen 11,000 Einwohner. Was die Natur der Stoffe anlangt, die in
den genannten Gewerben Anwendung finden, und daher, wenigstens zum Theil, in den
Bach übergehen, so sind dieß hauptsächlich Schwefelsäure-Salze, namentlich
Alaun, Kupfervitriol und Eisenvitriol; in weit geringerem Maaße werden
Chlorverbindungen gebraucht; ebenfalls beschränkt ist die Anwendung von Bleizucker
(essigsaurem Bleioxyd); aus den Haushaltungen dagegen ist es vorzugsweise Kochsalz,
welches dem Bache übergeben wird. Man kann also unter diesen Verhältnissen schon von
vornherein auf eine Verunreinigung des Wassers durch Schwefelsäure,
Chlorwasserstoffsäure, vielleicht durch die eben genannten Metallsalze
schließen.
Es war nun Sache der chemischen Analyse, nachzuweisen, in wiefern und in welchem
Umfange eine Veränderung in der Zusammensetzung des Wassers während seines Laufes
durch die Stadt eingetreten war. Diese Arbeit war keineswegs eine schwierige, weil
die Zusammensetzung des Wassers, bevor es in die Stadt einmündet, mit großer
Genauigkeit mir bekannt war. Eine ebenso genaue Analyse des Wassers nach seinem
Austritt mußte folglich das gesuchte Resultat finden lassen.
Ich will aus den früheren Analysen, die sich auf die Zusammensetzung des Wassers an
seinen Quellen beziehen, nur die Bestandtheile ihrer
Menge nach aufführen, auf die es mir wesentlich ankommt, und deren Bestimmung eine
große Schärfe erlaubt. Ich fand in 1 Million Pfund dieses Wassers:
180,0
Pfund
Chlor,
294,1
„
Schwefelsäure,
504,0
„
kohlensauren Kalk,
1199,0
„
als feste Bestandtheile im Ganzen.
Die Analyse des Wassers nach Beendigung seines Laufs durch die
Stadt ergab in 1 Million Pfund:
180,0
Pfund
Chlor,
295,6
„
Schwefelsäure,
490,0
„
kohlensauren Kalk,
1191,1
„
als Gesammtmenge der festen Bestandtheile.
Im Ganzen betrachtet, würde man unbedenklich die Behauptung aufstellen können, daß,
wenn das Wasser, bevor es die Stadt erreicht, für das Bedürfniß der verschiedensten
Gewerbe brauchbar war, es auch noch in demselben Maaße nach seinem Austritte aus der
Stadt für dieselben brauchbar seyn müsse, denn seine Zusammensetzung hat sich auf
seinem Wege durch die Stadt so wenig geändert, daß man kaum eine Veränderung
erblicken würde, wenn sie nicht gerade in dem Sinne
erfolgt wäre, wie sie die Verhältnisse erwarten ließen.
Interessanter dagegen ist die Vergleichung der verschiedenen Mengen der Stoffe vor und nach dem Laufe des
Wassers durch die Stadt. Die Menge des Chlors ist
dieselbe geblieben, und man darf sich hierüber nicht wundern, wenn man bedenkt,
einerseits, daß in den Werkstätten nur wenig Chlorverbindungen Anwendung finden,
andererseits das als Kochsalz verbrauchte Chlornatrium meistens seinen Weg in den
Viehstall und aus diesem auf den Dünger findet. Die Schwefelsäure zeigt sich um 1 1/2 Pfd. vermehrt, was, auf 12 Stunden
berechnet à 3 Millionen Pfund Wasser, eine tägliche Zufuhr von 54 Pfund
beträgt. Es ist natürlich, daß diese Schwefelsäure nicht im freien Zustande
vorhanden, sondern entweder mit Kali, Natron oder Kalk verbunden ist, ganz so wie
die im natürlichen Wasser enthaltene Schwefelsäure, von welcher sie etwa den
zweihundertsten Theil ausmacht.
Der kohlensaure Kalk zeigt gegen das unvermischte Wasser
eine Abnahme von 14 Pfund auf 1 Million Pfund Wasser, also auf 3 Millionen Pfund
Wasser bezogen, eine tägliche Verminderung (à 12 Stunden) von 504 Pfund.
Dieser im natürlichen Wasser als Kohlensäure-Salz vorhandene Kalk hat
offenbar theils zur Zersetzung der schwefelsauren Salze gedient, theils ist er,
unter Verlust der freien Kohlensäure des Wassers, als unlöslicher kohlensaurer Kalk
niedergefallen. Er ist das eigentliche Reinigungsmittel, der Wiederhersteller der
Brauchbarkeit des Wassers; er fällt nicht allein Eisen-, sondern auch
Blei-, Kupfer- und Zinnsalze, Phosphorsäure und Arsensäure, von
welchen Körpern sich in dem filtrirten Wasser auch nicht die kleinste Spur
findet.
Was die Gesammtmenge der festen Bestandtheile in dem
Wasser nach seinem Durchgange durch die Stadt betrifft, so sollte dieselbe um den
Betrag des abgeschiedenen Kalks geringer, also nur 1185,0 Pfund seyn; es ist aber zu
berücksichtigen, daß ein Theil desselben durch Kali und Natron ersetzt worden
ist.
Aus Allem ergibt sich folglich, daß, da das Wasser des Straßenbachs, trotz einer
großen und mannigfaltigen Gewerbsthätigkeit, die ihm ihre sämmtlichen Abgänge
zuweist, für eine fernere Benutzung in denselben Industriezweigen nicht unbrauchbar
geworden ist, auch das Unstrutwasser, welches in Betreff seines Gehalts an
kohlensaurem Kalke mit dem Wasser in der Stadt sehr nahe übereinkommt, durch die
Anlage von nur einer Gerberei nicht
unbrauchbar werden kann. Am anschaulichsten stellt sich das Verhältniß in
der Formel dar:
A = B/C
wo A die Größe einer eintretenden
Veränderung, B den Umfang des Gewerbebetriebs an dem
Wasserbache, und C die Wassermasse dieses Baches
bezeichnen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1860, Nr. 8.)
Paraffin, fertig gebildet in Bogheadschiefer.
Im Verlauf einer Untersuchung über einige Eigenschaften fossiler Brennmaterialien,
die Hr. Stud. Merz aus Herisau auf meinen Wunsch
ausführte, fand sich in einem ätherischen Auszug der Bogheadkohle als Rückstand eine
nicht sehr tief braungefärbte mehr fettig als harzend anzufühlende Masse, welche für
1000 Gewichtstheile der Kohle 2,63 Theile betrug. Meine Vermuthung, daß sie sich
durch Wiederlösen und Behandeln mit Thierkohle werde entfärben lassen, fand sich
vollkommen bestätigt. Die fast weiße Masse wurde jedoch bei längerem Erwärmen behufs
des Austrocknens wieder etwas bräunlich. Nach dem Behandeln mit verdünnter
Natronlauge, wobei sie etwas an Gewicht verlor, wurde sie wieder weiß und blieb es
bei längerem Erwärmen. Sie ist in Aether ziemlich gut, in Alkohol wenig, in Wasser
nicht löslich. Ihr Schmelzpunkt betrug 41° C. Die Elementaranalyse ergab
86,33 Proc. Kohlenstoff und 13,32 Proc. Wasserstoff. Dieses Resultat, die
Lösungsverhältnisse, lassen keinen Zweifel, daß diese Substanz Paraffin sey.
Extracte von eigentlichen Steinkohlen ergaben beim Versuch der Reinigung nichts, was
als Paraffin angesehen werden könnte. Es ist bis jetzt meines Wissens das Paraffin
in dem Bogheadschiefer noch nicht nachgewiesen worden. In Braunkohlen fand man den
Scheererit in deutlichen vom Auge erkennbaren ausgeschiedenen Massen, und in Erdöl
fand man es ebenfalls. Vielleicht daß weitere Nachsuchungen ergeben würden, daß das
Paraffin, das wir im Theer vieler fossilen Brennmaterialien finden, immer schon
präexistirt. Im Steinkohlentheer hat man es noch nicht gefunden und man nahm an, es
sey dieß der höheren Temperatur zuzuschreiben, bei welcher der Destillationsproceß
vorgenommen werde; es ist nach Obigem jedoch auch möglich, daß es sich nicht in den
Destillationsproducten findet, weil es nicht im Rohmaterial vorkommt. Prof. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1860,
Bd. V S. 55.)