Titel: | Ueber die Anwendung der Elektricität zum Anzünden von Gasflammen; von A. Wilson in New-York. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. VI., S. 26 |
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VI.
Ueber die Anwendung der Elektricität zum Anzünden
von Gasflammen; von A.
Wilson in New-York.
Im Auszug aus dem Civil Engineer and Architect's Journal,
August 1860, S. 239.
Wilson, über die Anwendung der Elektricität zum Anzünden von
Gasflammen.
Die Haupterfordernisse, welche ein Apparat zum Anzünden von Gasflammen mittelst
Elektricität erfüllen muß, sind Einfachheit, Leichtigkeit der Zusammenstellung,
Wohlfeilheit und vor Allem Sicherheit der Wirkung. Auf zweierlei Art kann die
Elektricität die Entzündung bewirken: entweder durch den überspringenden Funken oder
durch Erhitzen eines Platindrahtes zum Rothglühen.
Folgendes sind die bei Anwendung des Funkens auftretenden Schwierigkeiten: 1) bei der
Stärke des erforderlichen Stromes ist es kaum möglich eine lange Leitung ohne Gefahr
für mangelhafte Isolirung zu construiren; 2) die bisher angewandten Elektricitätserreger sind gegen
atmosphärische Einflüsse so empfindlich, daß sie bei feuchter Luft gänzlich
unwirksam werden.
Die Hindernisse, welche der Anwendung des glühenden Platindrahtes entgegenstehen,
sind ebenfalls nicht zu übersehen. Als Elektricitätserzeuger dient eine galvanische
Batterie, daher stetige Abnahme des Stromes, Nothwendigkeit häufigen Ersatzes der
verbrauchten Metalle und Säuren. Außerdem erfordert eine Vermehrung der Anzahl der
zu entzündenden Flammen eine Vergrößerung der Batterie, womit die Kosten für
Herstellung und Instandhaltung natürlich in gleichem Verhältniß wachsen. Ferner
reicht schon die geringste Unregelmäßigkeit in der Dicke oder Länge der einzelnen
Platindrähte hin, die Entzündung entweder durch das Schmelzen des einen oder die zu
geringe Erhitzung des andern Drahtes zu verhindern. Auch werden die Drähte leicht in
Folge ihrer Lage in der brennenden Gasflamme so mit Ruß überzogen, daß ihre
Wirksamkeit nachher sehr fraglich wird, ganz abgesehen davon, daß schon ein Luftzug
ausreichen kann, durch die bewirkte Abkühlung des Drahtes die Entzündung zu
verhindern oder doch auf einige Zeit zu verzögern. Endlich ist die geringste
Unterbrechung in der ganzen Leitung ebenso schwierig aufzufinden, als nachtheilig
durch ihre Wirkung, indem dadurch die Entzündung sämmtlicher Flammen des
Leitungscomplexes vereitelt wird.
Diesen, wie es scheint, unbesiegbaren Hindernissen gegenüber ist es wohl
gerechtfertigt, wieder zur Anwendung des elektrischen Funkens zurückzugehen und nach
einem Apparate von hinreichender Kraft zu suchen, der zugleich gegen atmosphärische
Einflüsse vollkommene Sicherheit böte.
Durch Anwendung des elektrischen Funkens wird sowohl die Nothwendigkeit der
ununterbrochenen Leitung, wie die Benutzung der feinen Platindrähte mit all ihren
Uebelständen umgangen, und durch die Möglichkeit, den Funken durch einen Inductionsstrom hervorzurufen, der Einfluß der
atmosphärischen Feuchtigkeit gänzlich beseitigt.
Diese Anwendung des Inductionsstromes ist es demnach, welche hier zu dem in Rede
stehenden Zweck empfohlen werden soll, wie sie sich nach zahlreichen Versuchen als
vollkommen zweckentsprechend herausgestellt hat. Die Einrichtung der Leitung und
ihre Verbindung mit den Brennern ist folgende:
Alle Brenner, deren Gasstrom entzündet werden soll, müssen, um möglichst an
elektrischer Kraft zu sparen und mit einer kleinen Batterie auszureichen, isolirt
seyn; das geschieht durch Einschaltung eines nichtleitenden Körpers, nämlich zweier
Stücke vulcanisirten Kautschuks zwischen Brenner und Gasrohr, so daß das eine am
Gasrohr, das andere am Brenner befindlich ist und beide mittelst eingeschnittener Schraube und Mutter an
einander befestigt werden können. Bevor dieß geschieht, wird ein feiner Kupferdraht
mit umgebogenem Ende – Nr. 24 – über die Schraube gelegt und dann der
Brenner angeschraubt. Dieser Draht wird nun so umgebogen, daß sein Ende gerade
außerhalb des Gasstroms, in eine Entfernung von 1/16–1/18 Zoll von der Spitze
des Brenners zu stehen kommt. Dann wird ein solcher Draht mit einem Brenner, oder je
zwei Drähte mit zwei Brennern nach einander und endlich mit dem Elektricitätsapparat
verbunden, bis die ganze Leitung vollständig ist. Der Strom geht sicher selbst über
feinen nicht umsponnenen Kupferdraht, z.B. Nr. 36, den man also ohne Gefahr des
Mißlingens anwenden kann. Wenn der Inductionsstrom erregt wird, überspringt er den
Raum zwischen den gebogenen Drahtenden und den Brennern als Funke und entzündet das
Gas im selben Augenblicke.
Als Erreger dient der verbesserte Ritchie'sche
Inductionsapparat. Die Batterie, als Quelle der Elektricität, reicht für sich allein
kaum hin, um den Draht zur Entzündung zweier Flammen zu erhitzen. Verbunden mit der
Inductionsrolle vermag der Strom, der dennoch auch die feinen Leitungsdrähte nicht
zu erhitzen vermag, beim Ueberspringen zwischen Draht und Brenner 500 bis 1000
Flammen zu entzünden. Der Funke, der zwischen den Polen der Rolle, wenn sie 1 1/4
Zoll entfernt sind, nicht überspringt, zeigt sich dennoch an sämmtlichen kleinen
Zwischenräumen an den Brennern, wenn dieselben auch zusammen sechsmal so viel
betragen. Befindet sich aber irgendwo in der Leitung eine kleine Unterbrechung, so
wird sie durch das Geräusch des daselbst überspringenden Funkens sofort
angezeigt.
Natürlich ist die Spirale, dieses wichtige Stromverstärkungsmittel, keiner Abnutzung
unterworfen, welche allein bei der kleinen Batterie stattfindet, die indessen
monatlich für 1 Shilling im Stande zu halten seyn wird. Bei Anwendung der Smee'schen Batterie reicht das Verhältniß von 1 Th. Säure
auf 24–30 Th. Wasser vollkommen hin. Das Ganze zeichnet sich durch
Einfachheit und Dauerhaftigkeit aus. Eine Batterie von fünf Smee'schen Elementen, jedes von 8 Quadratzoll, gibt mit sehr schwacher
Säure einen Strom, der bei einer Leitung von 600 (engl.) Meilen Telegraphendraht
ohne Relai Funken von 2 1/2 Zoll liefert, so daß eine derartige Vorrichtung wohl zu
allen Zwecken ausreichen wird.
Die wesentlichen Vortheile dieser Methode sind demnach folgende:
1) sie erheischt nicht die große Sorgfalt zur Erhaltung einer ununterbrochenen
metallischen Leitung;
2) auch die feinsten Drähte werden durch keine Veränderung in der Kraft der Batterie
gefährdet;
3) durch die Verbindung mit dem Inductionsapparat sind die Kosten für Materialien und
Abnützung auf das geringste Maaß vermindert;
4) bei vorkommender Unterbrechung der Leitung wird dennoch ein großer Theil der
Flammen entzündet und die schadhafte Stelle durch den Funken angezeigt;
5) weder erhöhter Gasdruck, noch der Wind vermag die Wirkung des Funkens zu
stören;
6) es wird viel Gas erspart, da dasselbe erst im Moment des Gebrauches entzündet zu
werden braucht; ebenso werden die Lampen und Kerzen zum Anzünden entbehrlich;
7) die Leitung, deren Isolirung keine Schwierigkeit darbietet, kann ohne Gefahr auch
durch die entzündlichsten Stoffe hindurch geführt werden, da der angewandte Strom
auch den feinsten Draht nicht zum Glühen bringt;
8) die Einfachheit des Apparates setzt Jeden in den Stand, denselben auch für die
ausgedehnteste Anwendung zu handhaben.