Titel: | Ueber die Anfertigung der zu optischen Versuchen bestimmten Spiegel aus gehärtetem Stahl; von F. P. Le Roux. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. X., S. 38 |
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X.
Ueber die Anfertigung der zu optischen Versuchen
bestimmten Spiegel aus gehärtetem Stahl; von F. P. Le Roux.
Aus den Annales de Chimie et de Physique, August 1860, S.
458.
Ueber die Anfertigung der Spiegel aus gehärtetem Stahl.
Die Stahlspiegel würden vielleicht bei mehreren optischen Instrumenten häufiger
angewandt werden, wenn ihre Anfertigung wegen der Wahl des Materials und wegen der
demselben zu ertheilenden Politur nicht so schwierig wäre. Ich bedurfte einiger
solcher Spiegel und wollte sie selbst anfertigen, wobei ich auf die gewöhnlichen
Ursachen ihrer Unvollkommenheiten aufmerksam wurde, und Mittel fand denselben
abzuhelfen.
Der Fehler vieler Stahlspiegel besteht darin, daß sie beim Poliren graue Theile
zeigen, welche eine weniger schöne Politur als die benachbarten annehmen und sich
viel schneller oxydiren. Es sind dieß verhältnißmäßig weiche Theile. Meistens, wenn
man sucht sie verschwinden zu machen, sieht man deren andere zum Vorschein kommen,
und der Spiegel muß verworfen werden. Der Grund davon ist offenbar einerseits die
mangelnde Gleichartigkeit des Materials, so daß Theile von verschiedener Härte durch
die Arbeit entblößt werden.
Um diesen Uebelstand so viel als möglich zu vermeiden, gilt daher die Regel, die
homogensten Stahlsorten zu wählen und auch das oberflächliche Häutchen, welches die
größte Härte besitzt, nicht zu dünn werden zu lassen.
Es ist aber sehr schwierig, wirklich homogenen Stahl aufzufinden, selbst unter den
besten Gußstahlsorten. Eine vollkommene Gleichartigkeit zeigt sich bei Stahlproben
nur sehr selten, und meistens besitzt solche eine Stange auch nicht in ihrer ganzen
Länge. Ich habe eine große Anzahl der vorzüglichsten Stahlsorten geprüft, ohne ein
ganz tadelloses Material anzutreffen.
Die oberflächliche Schicht betreffend, zeigt sich hier eine andere Schwierigkeit;
beim Härten bewirkt das Ablöschungsmittel keineswegs eine gleichförmige Abkühlung
auf der ganzen Oberfläche des Stückes; einige Theile erlangen bei dieser Operation
immer eine geringere Härte als die benachbarten, weil sie in Folge einer Oxydation oder aus
einer sonstigen Ursache nicht eben so gut mit der Flüssigkeit in Berührung kommen
konnten. Man muß sich daher entweder die Ungleichheiten der Härtung gefallen lassen,
oder unter dem Häutchen eine zwar gleichartigere aber viel weniger harte Schicht
aufsuchen.
Auf folgende Weise ist man im Stande mit Sicherheit einen guten Stahlspiegel
anzufertigen. Man verwendet einen Stahl, welcher so homogen als möglich ist und
stellt die reflectirende Oberfläche so nahe als möglich in der Form her, welche sie
besitzen muß. Hernach cementirt man das Stück in Kohle von Lederschnitzeln oder Horn
drei bis vier Stunden lang bei einem gemäßigten Feuer. Die Oberfläche, welche
benutzt werden soll, muß überdieß symmetrisch in Bezug auf die Wände der Büchse,
worin das Cementiren geschieht, angeordnet werden. Nach hinreichendem Cementiren
nimmt man das Stück ganz rothglühend aus der Büchse und härtet es in Wasser, welchem
ein wenig Salmiak zugesetzt wurde. Am sichersten ist es aber, um eine vollkommen
regelmäßige Härtung Zu erhalten, das aus der Cementirbüchse genommene Stück nochmals
in einem Gemisch zu erhitzen, welches aus beiläufig gleichen Theilen
Kali-Bicarbonat und gelbem Blutlaugensalz besteht, die in einem Tiegel bei
der Kirschrothglühhitze in Fluß erhalten werden. Das aus diesem Bade herausgezogene
Stück wirft man schnell in Wasser. Die Wirkung dieses Salzbades beruht auf seinen
desoxydirenden Eigenschaften, und auch darauf, daß es auf der Oberfläche des
herausgezogenen Stückes eine Art Firniß bildet, welchen das Wasser viel leichter
benetzt als das rothglühende Metall.
Endlich wird man vielleicht folgendes Verfahren nützlich finden, um ohne ein
kostspieliges Poliren ermitteln zu können, ob ein zur Anfertigung eines Spiegels
bestimmtes Stahlstück weiche Theile besitzt. Hierzu braucht man nur die Oberfläche
mit ein wenig Oel auf einem künstlichen Smirgelstein von feinem Korn zu reiben,
indem man zuletzt allen Strichen dieselbe Richtung gibt. Wenn man dann die
Oberfläche unter verschiedenen Neigungen ansieht, kann man leicht die
Unvollkommenheiten erkennen, welche die Schönheit einer nachfolgenden vollkommenen
Politur beeinträchtigen würden.