Titel: | Ueber die Darstellung und Anwendung des Farbstoffs der schwarzen Malven; von E. Kopp in Elsaßzabern. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. XIV., S. 59 |
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XIV.
Ueber die Darstellung und Anwendung des
Farbstoffs der schwarzen Malven; von E. Kopp in
Elsaßzabern.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juni 1860, S. 332.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Kopp, über die Darstellung und Anwendung des Farbstoffs der
schwarzen Malven.
Während des letzten Jahres wurden in der Türkei 14000 Centner getrockneter Blumen der
schwarzen Malve verwendet, ohne daß man wußte zu welchem Zweck;Dieses wurde zuerst durch eine Notiz des Hrn. Dochnal im Allgem. deutschen Telegraph, 1858 Nr. 46 (polytechn.
Journal Bd. CLI S. 468),
bekannt.A. d. Red. daß die Färber sich derselben bedienten, wagte man nicht zu behaupten, weil
es bisher nicht gelang, den Farbstoff der Malve auf Wolle, Baumwolle oder Seide zu
befestigen.
Hr. E. Kopp wurde dadurch veranlaßt, Versuche mit dem in
den schwarzen Malven enthaltenen Farbstoff anzustellen. Der Preis der getrockneten
Blumen, welcher anfangs für 100 Kilogr. 424 Francs betrug, ist jetzt in Folge des
ausgedehnten Anbaues der Pflanze auf 50 Francs gesunken.
Zur Darstellung des Farbstoffs behandelt man die Blätter mit kochendem Wasser,
nachdem man vorher die Blumenstiele beseitigt hat, welche keinen Farbstoff enthalten
und an das Wasser eine zu große Menge schleimiger Substanz abgeben würden. Nach dem
Absieden mit destillirtem Wasser und Filtriren durch ein Seihetuch erhält man eine
klare, im concentrirten Zustande etwas klebrige Flüssigkeit von violettrother Farbe;
Säuren verändern dieselbe in Carmesinroth, und auf Zusatz eines Alkalis wird die
Farbe wieder violett, hernach grünlichblau; versetzt man den reinen Absud mit
Alkalien, so verwandelt sich seine Farbe sofort in Grün. Dieser Farbstoff gehört
also in die Classe derjenigen Pflanzenpigmente, welche die Eigenschaft besitzen,
durch die Säuren in Roth und durch die Alkalien in Grün übergeführt zu werden;
solche Pigmente kommen häufig vor, z.B. in den violetten Georginen, in den Blättern
des Rothkohls, in den Veilchen etc.
Um mit den Blumenblättern der Malven zu färben, muß man die Vorsicht gebrauchen,
keine freie Beize in der Flüssigkeit zu lassen, weil der Farbstoff die Eigenschaft
besitzt, sich sehr leicht auf den Erden und Metalloxyden zu fixiren, während gleichzeitig das Fleisch
der Blätter sich mit der Beize verbindet und hernach durch Anziehen von Farbstoff
das Bad schwächt. Nachdem daher die gebeizten Zeuge vollständig gereinigt worden
sind, braucht man nur in das Wasser einige Malvenblumen zu geben, den Zeug
hineinzutauchen und die Flüssigkeit einige Zeit im Sieden zu erhalten, um eine
gehörig fixirte Farbe zu erzielen. Der weiße Grund färbt sich nicht mehr ein, als im
Brasilien- oder Campecheholz. Man erhält
1) auf Baumwolle:
mit starker Eisenbeize eine schwarze Farbe;
mit schwacher Eisenbeize eine schwärzlichblaue Farbe;
mit Thonerdebeizen eine in Violett stechende blaue Farbe;
mit den Zinnsalzen ein bläuliches Violett;
2) auf Wolle:
mit Zinnchlorid ein dunkles Violett;
mit den Eisensalzen ein bläuliches Schwarz oder in Grau stechendes
Blau;
mit den Thonerdesalzen ein in Grau oder in Violett stechendes Blau;
mit den Antimonsalzen ein bräunliches Violett;
3) auf Seide:
mit den Zinnsalzen eine schöne violette Nuance.
Nach Kopp widerstehen die mittelst der schwarzen Malve
erzielten Farben der Luft und dem Licht besser als die Campecheholzfarben; mit der
Zeit verändern sie sich aber, und dem Seifen widerstehen sie wenig; ein sauer oder
alkalisch reagirendes Waschwasser ändert ihren Ton leicht.
Der Farbstoff der Malve ist in Alkohol sehr löslich; in Schwefeläther löst er sich in
geringerer Menge auf. Diese Lösungen besitzen eine sehr schöne Purpurfarbe.
Dieser Farbstoff löst sich in Schwefelsäure ohne Veränderung auf, selbst bei 60 bis
80° C. Dieses Verhalten kann man wie bei der Garancinbereitung aus Krapp
benutzen; man befeuchtet nämlich die getrockneten Blumenblätter mit concentrirter
Schwefelsäure und zerreibt das Ganze in einem erwärmten Porzellanmörser, bis man
einen dicken gleichartigen rothbraunen Teig erhält, welchen man einige Tage stehen
läßt und dann mit kochendem Wasser auszieht; letzteres färbt sich sehr dunkel
Purpurroth und auf dem Filter bleibt eine halbverkohlte holzige Substanz, welche nur
wenig Farbstoff zurückhält.
Für den Zeugdruck muß man einen alkoholischen Auszug der Malvenblätter anwenden,
welcher viel weniger Unreinigkeiten enthält als der wässerige Auszug. Zur
Darstellung desselben empfiehlt Kopp den unten beschriebenen Apparat, welcher
von ihm schon benutzt wurde um im Großen das Garancin mittelst Alkohol oder
Holzgeist zu behandeln. Verdampft man den alkoholischen Auszug der Malvenblätter im
Wasserbade, so bleibt ein schwärzlicher Rückstand von harzigem Ansehen, welcher sich
im Wasser fast gänzlich auflöst, mit Hinterlassung einiger fetten oder harzigen
Bestandtheile. Diese Auflösung, zum Färben angewandt, liefert viel reinere Nüancen
als der wässerige Auszug oder das Bad in welches man die Blätter selbst gab; er
scheint den fast reinen Farbstoff zu enthalten, aber dennoch gelang es bisher nicht,
daraus den Farbstoff in Form von Krystallen oder in hinreichend reinem Zustand für
die Analyst zu gewinnen. Der ätherische Auszug gibt zwar bei der freiwilligen
Verdunstung Krumen von krystallinischem Ansehen, an denen aber mittelst der Loupe
keine regelmäßige Structur zu entdecken ist. Bei der trockenen Destillation verkohlt
sich der Farbstoff, ohne ein krystallinisches Sublimat zu geben; es geht dabei ein
gelbliches, sauer reagirendes Oel von brenzlichem Geruch über; da kein Ammoniak
erzeugt wird, so muß man schließen daß der Farbstoff keinen Stickstoff enthält.
Kopp's Apparat zur Darstellung des
alkoholischen Auszugs der Malvenblätter.
Diesen Apparat stellt Fig. 11 im senkrechten
Durchschnitt dar.
A ist ein auf einem Gestell angebrachter eiserner
Kasten, in welchen Wasserdampf geleitet werden kann.
B ist ein Recipient, in welchem der durch den Alkohol
ausgezogene Farbstoff sich ansammelt und worin der Alkohol sofort in Dampfgestalt
abdestillirt werden kann.
C ist ein mit Dampfgehäuse versehener Cylinder, in
welchen man einen mit den zu extrahirenden Substanzen gefüllten Behälter aus
Drahtgewebe steckt; durch Hähne kann man die Verbindung desselben mit dem
Dampfkessel oder mit der äußeren Luft herstellen.
D ist ein Kondensator, aus dessen Schlange der
condensirte Alkoholdampf auf die auszuziehenden Malvenblätter zurückläuft; das kalte
Wasser tritt am Boden des Condensators ein und fließt oben ab.
E ist ein Rohr mit Kugeln welche ein wenig Quecksilber
enthalten, um die Luft austreten und wieder eintreten zu lassen, auch nöthigenfalls
überschüssigen Dämpfen den Austritt zu gestatten.
a ist ein Hahn, durch welchen man den Wasserdampf
austreten läßt, wenn die Extraction als beendigt zu erachten ist und der Recipient
abgekühlt werden muß. Durch den Hahn b kann die
Verbindung des Recipienten mit der Schlange aufgehoben werden. Mittelst des Hahns
c läßt man das in dem Kasten A
angesammelte Condensationswasser ablaufen. Durch den Hahn d läßt man den Dampf aus dem Dampfkessel in den Kasten A eintreten, während der Apparat in Betrieb ist.
Der Hahn e gestattet den Wasserdampf in das Gehäuse des
Cylinders C einzuführen, wenn der Hahn d geschlossen ist. Mittelst des Hahns f kann man den Eintritt des Dampfs in das Gehäuse des
Cylinders C absperren, wenn man nach vollständiger
Extraction der Malvenblätter die letzten Alkoholtheile in den Recipient abfließen
lassen will.
Mittelst der Hähne g, h kann man die äußere trockene Luft
in den Cylinder eintreten lassen, wenn man die ausgezogenen Malvenblätter im
trockenen Zustande herausnehmen will. i ist ein Hahn, um
nöthigenfalls alle Verbindung zwischen den ausgezogenen Blättern und der Schlange
aufheben zu können. In der Schüssel j sammeln sich die
Extracte nach ihrem Austritt aus dem Recipient B.
Mittelst des Hahns k läßt man das Condensationswasser aus
dem Mantel des Cylinders C abfließen. Durch das mit Hahn
versehene Rohr l läßt man das flüssige Extract nach
beendigter Operation abfließen.
m ist ein kleiner Hahn, mittelst dessen man während der
Operation einige Tropfen der alkoholischen Lösung abziehen kann, um nach ihrer Farbe
zu beurtheilen, wie weit die Erschöpfung des Färbematerials vorgeschritten ist.
Um die Extraction zu bewerkstelligen, füllt man den Cylinder aus Drahtgewebe mit der
auszuziehenden Substanz, die man so gleichmäßig als möglich darin aufschichtet; man
schließt dann diesen Cylinder mit einem horizontal angebrachten Wollenzeug, auf
welchen man eine mit Löchern versehene Eisenblechscheibe legt; man ordnet endlich
eine Rinne an, welche den aus der Schlange entweichenden Alkohol auf die Mitte
dieser Scheibe führt, von wo aus derselbe sich in allen Theilen der auszuziehenden
Substanz verbreitet.
Salvetat, Berichterstatter.