Titel: | Zur Bestimmung des Thonerdegehalts in Alaun, schwefelsaurer Thonerde etc.; von Dr. E. Erlenmeyer und Dr. G. Lewinstein. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. XXVIII., S. 126 |
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XXVIII.
Zur Bestimmung des Thonerdegehalts in Alaun,
schwefelsaurer Thonerde etc.; von Dr. E. Erlenmeyer und Dr. G. Lewinstein.
Aus der Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, Jahrgang
1860.
Erlenmeyer, über Bestimmung des Thonerdegehalts in Alaun,
schwefelsaurer Thonerde etc.
Gelegentlich einiger Alaununtersuchungen für technische Zwecke bedienten wir uns
neben der Gewichtsanalyse auch der in Mohr's Lehrbuch der chemisch-analytischen Titrirmethoden S.
358 angegebenen Bestimmungsweise. Statt des Ammoniaks, welches Mohr als Acidimeter anwendet, versuchten wir auch das Kali. Es ergab sich,
daß die verbrauchte Menge des Acidimeters der nach der Gewichtsanalyse erforderten
um so näher komme, je verdünnter die Alaunlösung dem Kali oder Ammoniak dargeboten
wird. Wahrscheinlich weil in verdünnterer Lösung die basisch schwefelsaure Thonerde
immer basischer wird, also mehr Schwefelsäure zur Sättigung kommt. Titrirt man blau
und kocht, so wird die Flüssigkeit wieder roth, aber man erreicht auch bei langem
Kochen keine vollständige Zersetzung der basisch schwefelsauren Thonerde.
Wir hielten es für möglich, die Bildung von basisch schwefelsaurer Thonerde ganz zu
vermeiden, wenn wir in eine pipettirte Menge normaler Kalilauge die Alaunlösung aus
einer Bürette zulaufen ließen; aber wider Erwarten fielen hier die Resultate,
wenigstens bei gewöhnlicher Temperatur, noch schlechter aus.
Es lag nun nahe, die schwefelsaure Thonerde in Chloraluminium überzuführen, weil das
basische Chloraluminium durch Ammoniak wie durch Kali vollständig und leicht
zersetzt wird. Diese Ueberführung läßt sich bekanntermaßen sehr einfach
bewerkstelligen, wenn man den Alaun mit Chlorbaryum zersetzt. Da Chlorbaryum nicht
auf Pflanzenfarben reagirt, so braucht man einen Ueberschuß nicht ängstlich zu
vermeiden. Ferner ist es nicht nöthig, vor der Titration den Niederschlag vom
Baryumsulfat zu entfernen, im Gegentheil bildet er einen sehr vortheilhaften
Hintergrund für die Erkennung des Farbenwechsels. Die Bestimmungsmethode ist
hiernach von selbst verständlich.
Es wurde eine Reihe von Analysen nach dieser Methode ausgeführt; die Resultate waren
befriedigend.
Die Prüfung anderer Thonerdesalze, z.B. des schwefelsauren Salzes, welches ebenfalls
in der Technik Anwendung findet, hat meist ihre Schwierigkeiten, weil dieselben fast
immer überschüssige Säure enthalten.
Mohr macht a. a. O. darauf aufmerksam, daß man sich von
der Neutralität eines Thonerdesalzes nicht wie von der anderer ebenfalls sauer
reagirender Metallsalze überzeugen könne. Wir glauben ein Mittel gefunden zu haben,
welches eine qualitative Prüfung möglich macht und vielleicht auch für die Titration
der freien, neben der gebundenen Säure benutzt werden kann.
Bringt man zu einer Lösung von neutralem Alaun einen Ueberschuß frischgefällten (oder
doch noch feuchten), reinen phosphorsauren Bittererdeammoniaks oder eines anderen
neutralen Phosphats einer alkalischen Erde und kocht einige Zeit, so erhält man eine
vollständig neutral reagirende Flüssigkeit.
Textabbildung Bd. 158, S. 127
vorher; nachher
Setzt man vorher nur einen Tropfen Normalschwefelsäure zu, so reagirt die Flüssigkeit
nach dem Kochen deutlich sauer.
Für die Titration wäre es nöthig, der sauer reagirenden Flüssigkeit Chlorcalcium
zuzusetzen und dann mit N. Kali zu titriren, ebenso wie es C. Clemm für die Bestimmung der freien Säure des Superphosphats
vorschreibt.
Wir werden weitere Versuche anstellen, ob die Resultate, wie die wenigen bisher
erhaltenen, unter den verschiedenen bei solchen Analysen vorkommenden Bedingungen
sicher und übereinstimmend ausfallen.
Analytische Belege.
Der Kalialaun enthält 10,83 Proc. Thonerde.
2,6503 Grm.
reiner
Alaun
brauchten
15,22
Kub. Cent.
N. Kali
= 9,86 Proc.
Thonerde
1,6655 „
„
„
„
10,3
„
„
= 10,62 „
„
2,2141 „
„
„
„
13,36
„
„
= 10,35 „
„
1,5849 „
„
„
„
9,92
„
„
= 10,76 „
„
–––––––––––––––––––––––––––
Mittel der vier Versuche:
= 10,39 Proc.
Bei Anwendung einer Alaunlösung, die in 1 Kub. Cent. 0,02248 Grm. Alaun enthielt,
brauchte man zum Rothtitriren der Kalilöfung:
2
Kub. Cent.
N. Kali
18,3
Kub. Cent.
Alaunlösung
= 8,34 Proc.
Thonerde
2
„
„
15,75
„
„
= 9,69 „
„
2
„
„
16,95
„
„
= 0,04 „
„
–––––––––––––––––––
Mittel der drei Versuche:
= 9,02 Proc.
Eine Alaunlösung (1 Kub. Cent. = 0,02248 Grm.) mit Chlorbaryum zersetzt:
10
Kub. Cent.
Alaunlösung
brauchten:
1,43
Kub. Cent.
N. Kali
= 10,92 Proc.
Thonerde
10
„
„
„
1,41
„
„
= 10,81 „
„
10
„
„
„
1,37
„
„
= 10,46 „
„
50
„
„
„
7,09
„
„
= 10,83 „
„
–––––––––––––––––––––––––––
Mittel der vier Versuche:
= 10,78 Proc.
Eine Alaunlösung von unbekannter Stärke:
50
Kub. Cent.
gebrauchten
10,3
Kub. Cent.
N. Kali
= 0,1769 Grm.
Thonerde
50
„
„
10,5
„
„
= 0,1803 „
„
50
„
„
10,4
„
„
= 0,1769 „
„
50
„
mit FeSO₄
versetzt,
gebrauchten
10,4
„
„
= 0,1786 „
„
––––––––––––––––––––
Durchschnitt:
= 0,1782 Grm.
Eine Gewichtsanalyse gab in 50 Kub. Cent. 0,1789 Grm. Thonerde.
Eine Alaunlösung mit 5 Kub. Cent. N. Schwefelsäure versetzt und auf die oben
angegebene Weise behandelt, brauchte 5,05 Kub. Cent. N. Kali zum Blautitriren, eine
zweite Probe mit 10 Kub. Cent. N. SO₃ forderte 10,2 Kub. Cent. N. Kali.
Anwendung der Methode.
Will man durch die Titration den Gehalt an Thonerde in Procenten finden, so muß man,
da 1 Kub. Cent. N. Kali 0,01717 Al₂O₃ entspricht, 1,717 Grm. des zu
prüfenden Alauns abwägen, es entspricht alsdann jeder Kub. Cent. Kali einem Procent
Thonerde; will man dagegen, wie es Mohr a. a. O.
vorschlägt, auf reinen Alaun beziehen, so muß man 15,854 Grm. abwägen, damit jeder
Kub. Cent. N. Kali 1 Proc. Alaun entspricht, oder 7,927 Grm., in welchem Falle je 1
Kub. Cent. verbrauchtes N. Kali 2 Proc. Alaun anzeigt.
Im ersteren Falle setzt man eine Lösung von 2 Grm. krystallisirten Chlorbaryums zu,
im letzteren Falle eine Lösung von 20 resp. 10 Grm. Wir fanden auf diese Weise bei
zwei untersuchten Alaunsorten den Gehalt an reinem Alaun 98,8 resp. 99,2 Proc.