Titel: | Der Patent-Etagen-Rost von Eugen Langen. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. LVI., S. 241 |
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LVI.
Der Patent-Etagen-Rost von
Eugen
Langen.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Langen's Patent-Etagen-Rost.
Die dem Hrn. Eugen Langen zu
Köln für das Inland und Ausland unter der Bezeichnung
„Etagenrost“ patentirte neue Rostfeuerung unterscheidet
sich von den bisher üblichen Feuerungs-Vorrichtungen im Wesentlichen dadurch,
daß bei ihr das frische Brennmaterial nicht wie bei dem liegenden Rost auf die brennende Kohlenschicht, sondern unter derselben auf den Rost eingeführt wird.
Der vielfach angewandte Treppenrost erfüllt die Bedingungen einer vollständigen
Verbrennung nicht, abgesehen von der praktischen Unbrauchbarkeit desselben für
backende Steinkohlen.
Zur Verwirklichung des vorerwähnten Princips ist der unter einem Winkel von circa 28° geneigt liegende Rost in mehrere Etagen
getheilt, derart, daß zwischen jeder Etage in der ganzen Breite des Rostes ein
freier Raum von ca. 4'' Höhe bleibt, durch welchen die
frische Kohle auf den Rost geschoben wird. Der Natur der Einrichtung nach erfolgt
also die Entzündung des Brennmaterials von Oben nach Unten. Die Destillation der
Gase geht daher continuirlich unter stetem Luftzutritt von Unten vor sich, und
dieses Gemisch von Gas und Luft ist gezwungen, durch die darüber liegende glühende
Kohlenschicht zu streichen, wo es die zu einer vollständigen Verbrennung
erforderliche Temperatur vorfindet.
Es sind somit alle Bedingungen zu einer vollständigen und in Folge dessen rauchlosen
Verbrennung in sehr einfacher Weise und ohne Hülfe jeder mechanischen Vorrichtung
erfüllt.
Bei jedesmaliger Beschickung gewinnt begreiflich das Feuer an Lebhaftigkeit, indem
während des Vorschiebens der frischen Kohle das darüber liegende Brennmaterial
gelockert und der Verbrennung daher neue Flächen dargeboten werden. Die
Leistungsfähigkeit der Dampfkessel wird mithin bei Anwendung von Etagenrosten
gesteigert und hat die Erhöhung derselben in vielen Fällen 20 Proc. und mehr
betragen.
Es ist bei Etagen-Rosten der Verlust an feiner Steinkohle, welche bei
liegenden Rosten in nicht unbedeutenden Quantitäten in die Asche fällt, vollständig
beseitigt, indem die etwa von der obersten Etage durchfallende feine Kohle auf der
zweiten Etage, die etwa von dieser Etage durchgefallene Kohle auf der dritten Etage
eingeführt wird.
Während bei horizontalen Rosten die eintretende kalte Luft während der Beschickung
die Verbrennung stört und den Feuerraum abkühlt, findet beim Etagenrost eine solche
Unterbrechung und ein ungebührlicher Zutritt von kalter Luft nie statt, weil keine
Thüren vorhanden und zu öffnen sind. Unmittelbar auf der Rostfläche befindet sich
nur frische Kohle, welche den Rost kühl hält und denselben vor Abnützung und
Verschlackung schützt.
Die Einrichtung des Rostes selbst ist aus Fig. 1 und 2 ersichtlich. Fig. 1 ist die
vordere Ansicht desselben, Fig. 2 ist ein
Längendurchschnitt durch die Mittellinie des Feuers.
Zwei Wangen oder Seitenplatten a, a begrenzen die Breite
der Feuerung; sie stehen in der Längenrichtung des Kessels parallel neben einander
und sind an ihren oberen Enden durch die Kopfplatte c,
und an dem unteren und nach dem Kessel zu liegenden Theil durch die beiden
Rostträger c₁ und c₂ verbunden. Das Fußende dieser Wagenplatten steht auf dem
Seitengemäuer des Aschenfalles; sie sind mit horizontalen Leisten m, m, m versehen, auf welchen die zur Aufnahme von
frischen Kohlen bestimmten Platten d₁, d₂, d₃ ruhen.
Diese Platten sind bis dicht an die Flächen geschoben, auf welchen die Verbrennung
erfolgt, und diese Verbrennungsflächen bestehen für die auf den beiden oberen
Platten aufgegebenen Kohlen aus gebogenen Roststäben e,
f, welche durch die auf Leisten der Seitenplatten ruhenden durchbrochenen
Balken von Gußeisen b, b getragen werden; von x – y stützen sie
sich unter die Platten d₁ und d₂. In ähnlicher Weise sind die geraden Roststäbe
g der untersten Etage befestigt. Die Platten d₁, d₂, d₃ sind von Oben durch die
Keile k, k geschlossen, um ein Aufheben derselben zu
verhüten.
In verticalem Anschluß an die Roststäbe g der untersten
Etage stehen zwei durch Rostflächen gebildete Klappenthüren z, z, welche mit Hülfe der Gabel h, h
niedergelegt oder geschlossen werden können. Die Drehzapfen dieser Thüren ruhen auf
den Angüssen i, i, i, i des Rostträgers c₂; zwischen diesen und dem Rostträger c₁ liegt eine horizontale Rostfläche gewöhnlicher
Construction, welche an ihrem hinteren Ende durch das Kesselgemäuer begrenzt
wird.
Wenn man sich den Apparat in vollem Betriebe und die Rostfläche mit einer brennenden
Kohlenschicht bedeckt vorstellt, so wird die Manipulation des Feuerns in folgender
Weise vorgenommen.
Die mit dem Spaten auf die Platte d₂ geworfenen
Kohlen werden mit dem in Fig. 4 dargestellten Eisen
durch die zwischen dem schrägen Rost und der Platte freigelassene länglich schmale
Oeffnung geschoben; das von a – b, siehe Fig. 3,
liegende Brennmaterial wird verdrängt und rutscht auf der schrägen Fläche b – d; der Theil a
– b wird nun mit frischer Kohle angefüllt seyn. In diesem Zustande
verbleibt das Feuer, bis etwa nach 20 Minuten ein abermaliges Nachschieben, resp.
Aufbringen von frischer Kohle erforderlich wird.
Die bei dem vorigen Einschieben aufgebrachten, seit dieser Zeit zwischen a und b ruhenden Kohlen,
haben unter dem Einfluß der darüber liegenden glühenden Schicht, die am leichtesten
flüchtigen Theile in Form von Gasen abgegeben und sind verkohkt.
Die vorher verdrängten und zwischen b, d liegenden Kohks
sind in der Verbrennung fortgeschritten und bilden nun als stark glühende Materie
die Decke für das auf der darunter liegenden Platte aufgeworfene Brennmaterial.
Bei jedesmaligem Einschieben, was auf allen drei Etagen nach einander vorgenommen
werden muß, beginnt man mit der untersten; die brennende Kohlenschicht wird durch
das Vorschieben gelockert und die sich etwa festbackenden Kohlen werden gleichfalls
fortbewegt und sammeln sich die nicht brennbaren. Theile in Form von Schlacken auf
der untersten horizontalen Rostfläche an, von wo sie von Zeit zu Zeit durch die
Klappenthüren leicht zu entfernen sind.
Die Spalten zwischen den einzelnen Roststäben bleiben ganz geöffnet und gestatten den
ungehinderten Zutritt der Luft, während durch den mit heißen Schlacken gefüllten
Schlackenkasten in der Nähe der Feuerbrücke eine weitere Zuführung von durch die
Schlacken selbst erhitzter Luft stattfindet.
Die Verbrennung geht mit heller aber dichter Flamme von Statten, und wiederholt
angestellte Versuche haben gegen gut und zweckmäßig angelegte Feuerungen eine
Brennmaterial-Ersparniß von 20 bis 28 Proc. ergeben.
Die Ausführung der Etagenroste für Deutschland ist der
Friedrich-Wilhelms-Hütte bei Siegburg übertragen worden, welche
bereits circa 200 Stück ausgeführt und in Thätigkeit
gesetzt hat.
Sie haben vortheilhafte Anwendung gefunden für verschiedene Kohlen der Ruhrzechen,
für Saarkohlen, sächsische, Miesbacher und englische Kohlen, sowie auch für
Braunkohlen.
Bei allen diesen verschiedenen Brennmaterialien gewähren sie, wie in den
ausgestellten Zeugnissen wiederholt ausgesprochen wird, eine vollständig rauchlose
Verbrennung, wie überhaupt eine vollständige Ausnutzung der Kohle.
Die Etagen-Roste sind mit gutem Erfolge angewandt nicht allein für einfach
cylindrische Dampfkessel, sondern auch für Kessel mit Siederöhren, Cornwall'sche und
Locomotivkessel, auch befinden sich auf der Friedrich-Wilhelms-Hütte
bei Siegburg seit einigen Monaten mehrere dieser Apparate für Puddelöfen mit gutem
Erfolge in Thätigkeit.
Man ist damit beschäftigt, die Etagenroste auch für Schweiß- und Flammöfen in
Anwendung zu bringen; dieselben eignen sich auch für Porzellan-,
Ziegel- und andere Oefen.
Viele Fabriken, welche zunächst versuchsweise einen Etagenrost aufgestellt hatten,
ließen in Folge der erzielten Resultate ihre sämmtlichen Kessel mit dieser neuen
Feuerung versehen, unter anderen die Herren:
Gebr. Hilger in Lennep, Tuchfabrik,
Joh. Wülfing und Sohn in
Lennep, Tuchfabrik,
Vorster und Grüneberg in Kalk
bei Deutz, chemische Fabrik,
J. J. Langen und Söhne in Köln,
Zuckerfabrik,
Augsburger Baumwoll-Feinspinnerei in Augsburg,
Gebr. Schäuffelen in Heilbronn, Papierfabrik,
Gebr. Rauch in Heilbronn, Papierfabrik,
und mehrere Andere.
Außer den Nachweisen, welche die folgenden Zeugnisse geben, könnten noch eine Menge
von Fabriken genannt werden, welche ohne Zweifel gern bereit seyn werden, über die
Erfolge des Etagenrostes Auskunst zu ertheilen. Um nur Einzelne anzuführen,
bezeichnen wir:
die Augsburger Maschinenfabrik,
Thurneisen'sche Papierfabrik zu
Maulburg im Wiesenthal (Baden),
Schlieper und Baum in
Elberfeld,
Reyscher und Bergmann in Hilden
bei Düsseldorf,
Rammelberg zu Wolmirstedt.
Zeugnisse.
Der Friedrich-Wilhelms-Hütte bei Siegburg bestätigen wir hiemit, daß
wir mit dem uns von gedachter Hütte gelieferten Etagenrost eine rauchlose und
überhaupt vollständige Verbrennung und dadurch eine Ersparung gegen unsere frühere
Heizung von 28 Proc. Kohlen erzielt haben. Der Rost ist nun seit fünf Monaten in
Thätigkeit und die Haltbarkeit desselben läßt nichts zu wünschen übrig.
Maulburg im Wiesenthal (Baden), den 25. October 1860.
gez. Thurneisen'sche Papierfabrik.
––––––––––
Nachdem ich bei meiner Dampfmaschine einen von der
Friedrich-Wilhelms-Hütte bei Siegburg gelieferten Etagenrost seit fünf
Monaten im Betrieb habe, kann ich bestätigen, daß durch richtige Bedienung beim
Gebrauch von Ruhrkohlen der Rauch vollständig vermieden wird und die Kohlen nach der
Verbrennung nur Schlacken übrig lassen.
Vor Anlage des Rostes bezweckte ich die Anlage eines größeren Dampfentwicklers, da
ich nicht hinreichend Dampf bei meiner früheren Feuerungsanlage entwickeln konnte;
jetzt aber, beim Gebrauch des Etagenrostes, ist Dampfüberschuß vorhanden, so daß ich
nunmehr wenigstens 20 Proc. Dampfkraft mehr erziele, selbst beim Gebrauch von Kohlen
geringerer Qualität.
Hukesneagen, den 25. October 1860.
gez. Friedr. Bocklacker.
Auszug aus einem Schreiben der
Augsburger Baumwoll-Feinspinnerei.
Die Resultate, welche wir mit dem uns von Ihnen gelieferten Etagenrost erzielt haben,
veranlassen uns auch die beiden anderen Dampfkessel mit Ihren Etagenrosten zu
versehen und wir bestellen daher hiemit noch zwei Etagenroste wie der uns zuerst
gelieferte. Nachstehend einige Mittheilungen über die hier angestellten
Versuche.
Die Speisepumpe, welche bei den Versuchen benutzt wurde, steht auf einem gußeisernen
Kasten, welcher genau 650,6 Pfd. Wasser enthält.
1ster Versuch, mit Miesbacher Stückkohle.
Mit 2693,5 Pfd. Stückkohle, auf dem Etagenroste verbrannt, wurden verdampft 22,5
× 650,6 Pfd. Wasser von 11° R., mithin pro
1 Pfd. Kohle 5,432 Pfd. Wasser.
In dem nebenliegenden, ganz gleichen Kessel mit Planrost wurden mit 2876 Pfd.
Stückkohle 20,5 × 650,6 Pfd. Wasser von 11° R. verdampft, oder pro 1 Pfd. Kohle 4,637 Pfd. Wasser. Dieß ergibt zu
Gunsten des Etagenrostes eine Mehrverdampfung von 17,1 Proc.
2ter Versuch, mit Miesbacher Kleinkohle.
Der Kessel mit dem Etagenrost verdampfte mit 2840 Pfd. Kohlen 22 × 650,6 Pfd.
Wasser, oder pro 1 Pfd. Kohle 5,04 Pfd. Wasser, dagegen
der Kessel mit dem Planrost mit 3049,5 Pfd. Kohle 20 × 650,6 Pfd. oder pro 1 Pfd. Kohle 4,29 Pfd. Wasser, mithin wurden auf dem
Etagenrost 17,26 Proc. mehr verdampft.
3ter Versuch, mit Miesbacher Kleinkohle und Auerkohle zu
gleichen Theilen gemengt.
Der Kessel mit dem Etagenrost verdampfte 26,5 × 650,6 Pfd. Wasser mit 3704
Pfd. Kohlen, oder pro 1 Pfd. Kohle 4,65 Pfd. Wasser von
11° R.; der Kessel mit Planrost dagegen mit 3786 Pfd. Kohle 21,5 ×
650,6 Pfd. Wasser, oder 1 Pfd. Kohle 3,7 Pfd. Wasser von 11° R., mithin
ergibt sich eine Mehrverdampfung auf dem Etagenrost von 25,6 Proc.
4ter Versuch, mit Miesbacher Kleinkohle und Gries zu gleichen
Theilen gemengt.
Der Kessel mit dem Etagenrost verdampfte mit 4319 Pfd. Kohlen 33 × 650,6 Pfd.
Wasser, oder pro 1 Pfd. Kohle 4,97 Pfd. Wasser von
11° R., hingegen der Kessel mit Planrost 26 × 650,6 Pfd. Wasser mit
4258 Pfd. Kohle, oder pro 1 Pfd. Kohle 3,99 Pfd. Wasser,
woraus sich für den Kessel mit dem Etagenrost eine Mehrverdampfung von 24,56 Proc.
ergibt.
Hieraus geht hervor, daß je geringer die Kohle, desto größer der Vortheil bei
Anwendung des Etagenrostes ist.
Der Etagenrost wurde heute zum erstenmale herausgenommen um die Züge zu putzen, und
wir finden zu unserer Freude, daß bei allem Forciren der Dampferzeugung doch kein
einziger Stab des Rostes angegriffen worden ist.