Titel: | Ein Oeltropfglas nach A. Vogel. |
Autor: | Prof. Dr. August Vogel [GND] |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. LIX., S. 249 |
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LIX.
Ein Oeltropfglas nach A. Vogel.
Mit Abbildungen.
Vogel's Oeltropfglas.
Textabbildung Bd. 158, S. 249
Zum Schmieren von Maschinentheilen oder schneidenden Werkzeugen in mechanischen
Werkstätten und chemischen Laboratorien ist eine Vorrichtung, um Oel
aufzutragen, ein wichtiges Erforderniß. Im Haushalte bedient man sich zu diesem
Zwecke gewöhnlich eines Federbartes in einer offenen Flasche, in Werkstätten
eines Metallstäbchens, das man in einer mit Oel gefüllten Metallkapsel auf der
Werkbank stehen hat. Die Art dieser Aufstellung schützt aber das Oel Nicht gegen
zufällig hineinfallenden Staub, Drehspäne, Feilspäne etc. Das Herausheben des
Stäbchens hat häufig ein Abtropfen des Oeles und somit ein Beschmutzen des
Tisches zur Folge. Ueberdieß wird das Oel bekanntlich in offenen Gefäßen an der
Luft sehr bald dickflüssig und daher zu dieser Anwendung ungeeignet. Allen
diesen Mißständen wird durch die in beigefügter Skizze deutlich gemachte
einfache Vorrichtung vorgebeugt. Für dieselbe spricht ein seit Jahren
fortgesetzter Gebrauch, so wie die Anerkennung und Nachahmung aller Mechaniker,
welche die Vorrichtung in Augenschein zu nehmen Gelegenheit hatten.
a ist eine gewöhnliche weithalsige Glasflasche, die nach
Bedürfniß von sehr verschiedener Größe seyn kann, für Uhrmacher z.B. natürlich bei
weitem kleiner als in anderen Werkstätten. Die Mündung der Flasche ist mit einem
doppelt durchbohrten Korke b geschlossen; durch die eine
Oeffnung des Korkes geht eine im Winkel von 35° gebogene Glasröhre c, am Mundstücke d etwas
erweitert; durch die andere Oeffnung des Korkes geht ein im Winkel von 45°
gebogenes Glasrohr e, gegen die Mündung r mit einer massiven in Haarröhrchen-Ende
auslaufenden Spitze versehen, beinahe bis auf den Boden der Flasche. Es ist nun
einleuchtend, daß durch Hineinblasen in das Rohr c das
Oel in die Röhre e hinaufgetrieben wird und aus der
Spitze abläuft. In dieser einfachen Construction wäre der Apparat noch insofern
unpraktisch, als zum Hinauftreiben des Oeles ein Zeitverlust durch längeres Blasen
veranlaßt wird und überdieß der Tropfen aus der Haarröhrchenöffnung nicht ruhig,
sondern spritzend abfließt. Dieß wird vollkommen vermieden, wenn man an dem unteren
Ende f der Röhre e, welches
sich im Oele befindet, ein einfaches Ventil anbringt. Als höchst zweckmäßig und auch
schon in anderen Fällen erprobt hat sich die in der vorstehenden Skizze gegebene
Form eines Ventils gezeigt.
g ist ein Glasrohr, an welchem ein zweites weiteres
cylinderförmiges, oben geschlossenes Glasrohr angelöthet ist. In der Mitte des
cylinderförmigen Ansatzes befindet sich eine kleine Oeffnung x ungefähr in der Größe eines Stecknadelkopfes. Ueber die Oeffnung legt
sich ein Kautschukring n, welcher als Ventil wirkt, das
sich öffnet, sobald man in das Rohr c hineinbläst,
übrigens dem umgebenden Medium, Oel, Wasser etc., den Eintritt in den inneren Raum
des birnförmigen Körpers nicht gestattet. Dieses Ventil wird mittelst eines
durchbohrten Korkes an dem unteren weiteren Theile f der
Röhre e befestigt, so daß die Spitze nach Unten zu
stehen kommt. Hiedurch wird das Zurücklaufen des durch Blasen hinaufgetriebenen
Oeles natürlich verhindert und es bedarf, da auf diese Weise das Rohr immer mit Oel
gefüllt bleibt, nur eines sehr geringen Druckes durch Blasen, um einen Tropfen
austreten zu lassen.
Der Kautschukring gewinnt durch die Berührung mit dem Oele mit der Zeit an seiner
Fähigkeit, einen vollkommen dichten Schluß herzustellen, wird aber natürlich nach
längerem Gebrauche endlich zu weich und muß alsdann durch einen neuen ersetzt
werden, was durch die Einrichtung des Apparates ganz leicht gestattet ist. Es wurde
auch versucht, das Kautschukventil durch ein Glasventil zu ersetzen, in der Absicht,
den Apparat noch dauerhafter zu machen. Obgleich derartige Ventile leicht und mit
dem vollständigsten Schlusse herzustellen sind, so können sie doch in diesem Falle nicht zur
Anwendung kommen, weil das Ausfließen des Tropfens alsdann nicht ruhig, sondern
stoßweise stattfindet. Ich bemerke noch, daß ich den hier beschriebenen Apparat in
verschiedenen Größen zu besorgen in den Stand gesetzt bin.