Titel: | Ueber die Bestimmung des Phosphorgehaltes in Eisen und Eisenerzen mittelst molybdänsaurem Ammoniak; von V. Eggertz, Professor in Fahlun. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. LXXIV., S. 283 |
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LXXIV.
Ueber die Bestimmung des Phosphorgehaltes in
Eisen und Eisenerzen mittelst molybdänsaurem Ammoniak; von V. Eggertz, Professor in
Fahlun.
Aus den Jernkorets annaler durch die berg- und
hüttenmännische Zeitung, 1860, Nr. 43.
Mit Abbildungen.
Eggertz, über die Bestimmung des Phosphorgehaltes in Eisen und
Eisenerzen mittelst molybdänsaurem Ammoniak.
Im Jahre 1848 entdeckten L. F. Svanberg und H. Struve, daß, wenn man unter Beobachtung von gewissen
Vorsichtsmaßregeln molybdänsaures Ammoniumoxyd zu einer Lösung setzt, welche die
geringste Spur von Phosphorsäure enthält, ein gelber Niederschlag erhalten wird,
welcher aus Molybdänsäure, Phosphorsäure, Ammoniak und Wasser besteht.
Molybdänsaures Ammoniumoxyd ist seit dieser Zeit allgemein als qualitatives
Reactionsmittel für Phosphorsäure gebraucht worden; aber man hat an der Möglichkeit
gezweifelt, daß dasselbe auch für quantitative Bestimmungen anwendbar sey, weil es
sich gezeigt hatte, daß das gelbe Salz nicht immer dieselbe Zusammensetzung
habe.
Im Jahrgang 1852 des Journals für praktische Chemie theilt Sonnenschein die Resultate von drei Analysen des gelben Salzes (getrocknet bei 120° C.)
mit, welche im Mittel 3,02 (2,9–3,1) Procent Phosphorsäure, 86,08 Proc.
Molybdänsäure und 11,18 Proc. Ammoniak enthalten; aber er scheint des Salzes
Zusammensetzung nicht als constant und wasserhaltig anzunehmen, indem er sich zwar
des molybdänsauren Ammoniaks zum Ausfällen der Phosphorsäure bedient, aber den
gelben Niederschlag dann in Ammoniak auflöst und die Phosphorsäure durch Ausfällen
mit Magnesiasalz bestimmt.
In Vetenskaps academien handlinger von 1848 werden von
Svanberg und Struve (a), in Liebig's und Kopp's Jahresbericht für 1855 und 1856 von Seligsohn (b) und von E. Nutzinger (c) folgende Analysen des fraglichen
gelben Salzes aufgestellt:
a.
b.
c.
Molybdänsäure
86,881
90,744
92,70
Phosphorsäure
3,631
3,142
3,82
AmmoniumoxydWasser
9,488
3,5702,544
8,48–
––––––––––––––––––––––––
100,000
100,000
100,00
Daß die Resultate nicht wohl übereinstimmen, dürfte theilweise davon herrühren, daß
das Salz unter ungleichen Verhältnissen von dem einen oder andern Chemiker
dargestellt wurde.
Der Mangel einer leichten und sicheren Methode für die quantitative Bestimmung der
Phosphorsäure in Eisen und Eisenerzen ist mit jedem Jahr fühlbarer geworden, weil es
scheinen wollte, als ob die Eigenschaften des Eisens, insbesondere des Stahls, auf
einer sehr geringen Verschiedenheit im Phosphorgehalt beruhten und die bisher
gebrauchten analytischen Methoden ebenso langwierig als unsicher, keineswegs
zufriedenstellend seyen.
Das molybdänsaure Ammoniak schien mir für diesen Zweck außerordentliche Vortheile vor
allen anderen gebrauchten Fällungsmitteln für Phosphor dadurch zu bieten, daß die
Arbeit einfacher und leichter werden würde, wobei man sehr große Niederschläge von
sehr kleinen Quantitäten Phosphorsäure erhalten würde; und in der Hoffnung, daß man
durch Beobachtung der größtmöglichen Gleichmäßigkeit bei der Ausführung der Prüfung
die Fällungen als von gleicher chemischen Zusammensetzung ansehen könne, fing ich
schon vor mehreren Jahren an, über die Anwendung der neuen Methode zu arbeiten. Da
das Problem endlich jetzt nach manchen aufgestoßenen Schwierigkeiten eine ziemlich
befriedigende Lösung erhalten zu haben scheint, so glaube ich nicht länger mit
Bekanntmachung derselben säumen zu dürfen.
Nachdem einmal durch zahlreiche Versuche dargethan war, daß das oben erwähnte gelbe
Salz, wenn es unter denselben Umständen, wie weiter unten angegeben werden wird, entsteht, einen
constanten Gehalt an Phosphorsäure hat, so hatte sich später gezeigt, daß das Salz
auch übrigens eine constante Zusammensetzung besitzt.
Die Phosphorsäure wurde theils dadurch bestimmt, daß man sie mit Molybdänflüssigkeit
(siehe unten) aus gewogenen Quantitäten geglühten und hierauf mehrere Tage lang mit
Salpetersäure behandelten reinen phosphorsauren Natrons ausfällte und theils
dadurch, daß man große gewogene Quantitäten des getrockneten gelben Salzes auflöste
und hieraus die Phosphorsäure mit Chlormagnesium ausfällte.
Ersterwähnte Methode hat die besten übereinstimmenden Resultate geliefert und der
Phosphorgehalt hat, theils mit, theils ohne Zusatz von Eisenlösungen, nur zwischen
3,7 und 3,75 Procent variirt, im Mittel 3,74 Proc. Bevor man erfuhr, wie das
Auswaschen des Salzes am besten zu bewerkstelligen sey, variirte dieser Gehalt
zwischen 3,7 und 3,8 Proc., gewöhnlich letzterer Zahl sich mehr annähernd.
Die Molybdänsäure ist bestimmt worden theils zusammen mit der Phosphorsäure durch so
langes Erhitzen des gelben Salzes, als durch entweichendes Ammoniak und Wasser noch
eine Gewichtsverminderung stattfand, und theils durch Auflösen des Salzes in
Ammoniak und Versetzen der Lösung mit Schwefelammonium-Schwefelwasserstoff im
Ueberschuß, worauf das Schwefelmolybdän durch Salzsäure ausgefällt, aufs Filter
gebracht, getrocknet und mit größter Vorsicht durch Rösten und Behandeln mit
Salpetersäure in Molybdänsäure übergeführt wurde.
Das Ammoniumoxyd ist aus der Lösung des gelben Salzes in concentrirter Schwefelsäure
mittelst Platinchlorid nach Zusatz von Salzsäure und Alkohol gefällt worden.
Das Wasser wurde aus dem Glühverlust des Salzes nach Abzug des Ammoniumoxyds
berechnet. Dessen wirkliche Gegenwart wurde durch Erhitzung des vorher bei
140° C. getrockneten Salzes im Probirrohr über der Weingeistlampe
bestätigt.
Beim Trocknen von so kleinen Quantitäten gelben Salzes, als man bei Prüfungen auf
Phosphor im Eisen, nämlich 1/4 Grm. oder darunter, zu erhalten pflegt, erhält man
schon binnen wenigen Stunden, gewöhnlich bei Anwendung des hier gebräuchlichen,
ungefähr eine Temperatur von 95° liefernden Wasserbades, ein constantes
Gewicht.
Bei größeren Quantitäten bedarf man einer längeren Trocknungszeit. Es hat sich
gezeigt, daß bei 100° C. beinahe schwerer ein constantes Gewicht zu erhalten
ist, als bei 95°. Bei 120° wird schon nach wenigen Stunden constantes
Gewicht erhalten, und wenn das Salz von da auf 140° (die höchste Temperatur, die Papierfilter
aushalten) gebracht wird, so nimmt es nur wenige Hunderttheile eines Procentes noch
ab.
Von 95° bis 140° betrug der Verlust im Mittel mehrerer Versuche nur
0,65 Proc., wovon ungefähr 0,4 Proc. bis 100°, 0,2 Proc. bis 120° und
0,05 Proc. bis 140° fortgehen. Auf schmelzendes Blei gelegt (325°),
behält das Salz seine gelbe Färbung, aber auf schmelzendem Zink (400°) wird
es schwarz.
Die procentische Zusammensetzung des Salzes ist folgendermaßen gefunden worden:
Gefunden nachdem Trocknenbei
95°.
Berechnet nachdem Trocknenbei
95°.
Berechnet nachdem Trocknenbei
140°.
Molybdänsäure
91,28
91,69
92,24
Phosphorsäure
3,74
3,72
3,74
Ammoniumoxyd
3,31
3,41
3,43
Wasser
1,32
1,18
0,59
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
99,65
100,00
100,00
Die Berechnung geschah nach folgenden Vorschlagsweise aufgestellten Formeln:
(5 AmO, 4 PO⁵)
+ 5 (AmO, 20 MoO³) + 10 HO
oder
(5 AmO, 2 PO⁵)
+ 5 (AmO, 20 MoO³),
nämlich nach dem Trocknen des Salzes bei 95°; nach dem
Trocknen bei 140° ist der Wassergehalt nur halb so groß, oder in der ersten
Formel an die Stelle der 10 Aequivalente Wasser sind 5 zu setzen. Daß das
Ammoniumoxyd bei dieser Bestimmung ein wenig zu niedrig ausfiel, ist, wie auch
durchaus nicht unwahrscheinlich, unmittelbare Folge davon, daß der Wassergehalt ein
wenig zu hoch gefunden wurde, indem dieser letztere aus dem Verlust beim Erhitzen
des Salzes zu berechnen war. Dieselben Atomgewichte, welche in N. S. Berlin's Lehrbuch der Chemie
angegeben sind, wurden gebraucht.
Das Salz, welches unter sehr starker Vergrößerung sich als unkrystallinisch erweist,
hat (nach dem Trocknen bei 140°) ein spec. Gewicht von 4,17. Das spec.
Gewicht der Molybdänsäure ist zu 4,50 gefunden worden, statt zu 3,49, wie es
unrichtiger Weise bei Berzelius u.a. angegeben ist.
Ein Theil Salz löst sich bei einer Temperatur von 16° in 10,000 Theilen reinem
Wasser, in 6600 Theilen Wasser mit Salpetersäure bis zu 1 Volumprocent versetzt
(diese Mischung wird zum Auswaschen des Salzes gebraucht, indem es unklar filtrirt,
sobald man nur reines Wasser anwendet), in 550 Theilen Salzsäure von 1,12 spec.
Gewicht, in 620 Theilen Alkohol von 0,80 spec. Gew. und (bei 50°) in 190
Theilen Salpetersäure
von 1,2 spec. Gew. Die Löslichkeit wurde dadurch bestimmt, daß 1 Gramm frisch
gefälltes (und mit salpetersäurehaltigem Wasser gewaschenes) Salz mit 60
Kubikcentim. Flüssigkeit 9 Stunden lang geschüttelt, hierauf die Flüssigkeit
abfiltrirt, abgedunstet und der Rückstand gewogen wurde. Eine zum Lösungsmittel
zugesetzte, halb so große Menge Molybdänflüssigkeit scheint das Lösungsvermögen
beinahe ganz und gar aufzuheben, wovon weiter unten mehr. Ein Theil getrocknetes
Salz löst sich in 3 Theilen caust. Ammoniak von 0,95 spec. Gew. und bei 100°
in 5 Theilen conc. Schwefelsäure.
Bei dem Trocknen des Salzes bis 120° scheint die Phosphorsäure zum geringen
Theile in b Phosphorsäure, die nicht durch Ausfällung
mittelst Magnesiasalz bestimmt werden kann, überzugehen, weil die Fällung sowohl
etwas in ammoniakhaltigem Wasser löslich, als auch von ungleicher Zusammensetzung
mit dem c phosphorsauren Salze ist. In diesem Umstande
dürfte möglicherweise die Ursache liegen, weßhalb Sonnenschein in dem gelben, bei 120° getrocknetem Salz einen sowohl
zu niedrigen, als auch zu sehr variirenden Phosphorsäuregehalt erhielt.
Darstellung des molybdänsauren Ammoniaks. – Das
molybdänsaure Ammoniumoxyd kann aus Schwefelmolybdän dargestellt werden, indem man
es sehr fein pulvert und in einer Muffel bei niedriger Temperatur unter beständigem
Umrühren so lange röstet, als noch ein Geruch nach schwefliger Säure bemerkbar ist.
Die durch Röstung erhaltene Molybdänsäure zieht man mittelst caust. Ammoniak aus der
beigemengten Bergart aus und filtrirt; das Filtrat wird zur Trockne gebracht und
schwach nachher unter Umrühren so lange geglüht, bis das im Anfang der Erhitzung
sich bildende blaue oder schwarze molybdänsaure Molybdänoxyd in gelbe, nach dem
Abkühlen beinahe weiße Molybdänsäure verwandelt ist. Die solchergestalt erhaltene
Molybdänsäure, welche gewöhnlich mit b Phosphorsäure
verunreinigt ist, wird mit Salpetersäure angerührt, 3 bis 4 Tage im Wasserbad warm
erhalten, um die Phosphorsäure in c Phosphorsäure zu
verwandeln, und läßt man hierauf die Säure eintrocknen; höhere als Wasserbadswärme
darf nicht angewendet werden, indem die Phosphorsäure dann leicht in b Phosphorsäure übergeht, in welcher Form sie nicht
ausgefällt oder abgeschieden werden kann.
Die Molybdänsäure wird hierauf in einer verschlossenen Flasche unter fleißigem
Umschütteln in caust. Ammoniak von 0,95 specifischem Gewicht (bei + 16°),
wovon 4 Gewichtstheile auf 1 Th. Molybdänsäure zu nehmen sind, gelöst. Die Lösung
wird, um etwas ungelöste Molybdänsäure abzuscheiden, schleunigst filtrirt und
sogleich mit 15 Gewichtstheilen Salpetersäure von 1,20 spec. Gew. (bei + 16°) gemischt; die
Molybdänlösung muß zur Salpetersäure gesetzt werden und nicht umgekehrt.
Die Flüssigkeit erhält gewöhnlich eine gelbliche Färbung und in der Flasche setzt
sich bald ein gelber Niederschlag ab, der nach früher Erwähntem aus c Phosphorsäure, Molybdänsäure, Ammoniak und Wasser
besteht. Sobald alle Phosphorsäure ausgefällt ist, wird die Flüssigkeit wasserklar.
Entsteht die gelbe Färbung oder der Niederschlag erst nach einer längeren Zeit, so
ist die Ursache die, daß die Phosphorsäure sich als b
Phosphorsäure in Lösung befindet, welche nur in dem Verhältniß niederfällt, als sie
in c Phosphorsäure übergeht.
Die im Handel vorkommende, nicht sublimirte Molybdänsäure ist oft mit Alkalien und
anderen Stoffen so verunreinigt, daß dieselbe nicht anwendbar ist.
Die auf erwähnte Art bereitete Molybdänlösung oder Molybdänflüssigkeit, wie sie zum
Unterschied von anderen Molybdänlösungen benannt werden mag, enthält auf jeden
Kubikcentimeter 0,06 Gramme Molybdänsäure. Erwärmt während 6 Stunden bis 40°,
setzt sich aus dieser Flüssigkeit kein weißer Niederschlag von Molybdänsäure oder
molybdänsaurem Salz ab, was aber bald eintritt, wenn man sie stärker erwärmt. Wenn
man mehr Salpetersäure oder saures salpetersaures Eisenoxyd und dergleichen zusetzt,
so verträgt dieselbe eine höhere Temperatur als 40°. Auch bei gewöhnlicher
Temperatur setzt sich mit der Zeit in den Flaschen, in denen die Molybdänflüssigkeit
verwahrt wird, ein weißer Niederschlag ab, namentlich in solchen Flaschen, die oft
geöffnet werden. Die Molybdänsäure, die z.B. im Flaschenhals eintrocknet und hierauf
niederfällt, löst sich nicht wieder. Von solcher Flüssigkeit, in welcher ein weißer
Niederschlag sich absetzte, muß man ein wenig mehr nehmen, als was für bestimmte
Fälle weiter unten angegeben ist.
Hat man eine Lösung von c phosphorsaurem Natron in
Wasser, die auf jeden Kubikcentim. 0,00001 Gramm Phosphor enthält und setzt zu einem
Kubikcentim. dieser Lösung, die mit Wasser oder Salpetersäure bis zu 15 Kubikcentim.
verdünnt ist, 7 1/2 Kubikcentim. Molybdänflüssigkeit, so entsteht, nachdem man die
Mischung im ersten Fall weniger als eine Stunde und im letzteren ungefähr 2 Stunden
bei 40° Wärme erhalten hat, eine schwache gelbe Trübung, welche sich als ein
dünnes Häutchen auf der Oberfläche der Flüssigkeit und an den Seiten des Glases
absetzt. Eine eben solche Fällung wird auch bei einer Temperatur von 20°
erhalten, aber erst nach etwas längerer Zeit. Damit die Fällung entstehen kann, muß
die Lösung bis zu einem gewissen Grad mit Molybdänflüssigkeit gesättigt seyn, und es
hat sich erwiesen, daß man zu einer Lösung mit nur einer Spur Phosphorsäure nicht weniger
nehmen darf, als das halbe Volum Molybdänflüssigkeit und überdieß mindestens 2
Kubikcentim. für jeden 0,001 Gramm Phosphor. Bei einem Versuche, wobei zu einer
Eisenlösung von 15 Kubikcentim., welche 0,0017 Gramm Phosphor enthielten, 4
Kubikcentim. Molybdänflüssigkeit zugesetzt wurden, wurde keine Fällung erhalten,
ungeachtet dessen, daß für diesen Phosphorgehalt eine zureichende Menge in nur 2
Kubikcentim. Molybdänflüssigkeit enthalten ist.
Phosphorfreie Lösungen (in Salpetersäure oder Salzsäure) von Kali, Natron, Kalk,
Magnesia, Thonerde, gelatinöser Kieselsäure, Eisen, Mangan, Titan, Vanadin, Chrom,
Kupfer, Antimon und Arsenik haben mit Molybdänflüssigkeit bei 40° keine Spur
einer Fällung ergeben. Wird die Temperatur gesteigert, so beginnt Arseniksäure sich
allmählich auszufällen und bei 100° geht dieß ziemlich schnell. Die Fällung
gleicht in der Farbe dem gelben phosphorsäurehaltigen Salz und besteht nach Seligsohn aus 6,31 Proc. Arseniksäure und aus
Molybdänsäure, Ammoniumoxyd und Wasser.
Gewisse organische Stoffe scheinen die Fällung der Phosphorsäure durch
Molybdänflüssigkeit ganz und gar zu verhindern. So z.B. 1 Grm. Weinsäure zu einer
Eisenlösung von 15 Kubikcentim., welche 0,0017 Grm. Phosphorsäure enthielt, gesetzt,
verhinderte selbst bei zureichender Menge Molybdänflüssigkeit die Fällung.
Die kohlenstoffhaltigen organischen Verbindungen, welche bei dem Lösen des Eisens in
Salpetersäure, mit oder ohne Zusatz von Salzsäure entstehen, haben hinwiederum bei
vielen angestellten Versuchen, wobei eine genau titrirte Lösung von phosphorsaurem
Natron u.s.w. zu Lösungen von weißem Dannemora-Roheisen gesetzt wurde, sich
nicht hinderlich für die Fällung der Phosphorsäure erwiesen. Wenn derartige Lösungen
nicht zur Trockne abgeraucht werden, so haben die erhaltenen Phosphorniederschläge,
namentlich wenn diese sehr gering sind, ein mehr oder weniger rothes oder braunes
Aussehen bekommen von mit gefällter Humussubstanz, welche jedoch keinen merkbaren
Einfluß auf das Gewicht des Niederschlags ausgeübt hat.
––––––––––
Zum Abmessen von Säure, Molybdänflüssigkeit u.s.w. bedient man sich am besten kleiner
graduirter Bechergläser.
Eine Temperatur von 40° ist mit Leichtigkeit dadurch zu erhalten, daß man eine
größere Schale, welche man mit etwas Sand und Wasser füllt, auf ein kleines
Wasserbad setzt und beim Gebrauch ein Thermometer in den Sand steckt.
Bestimmung des Phosphors in Roheisen,
Stabeisen und Stahl.
1 Gramm Eisen oder Stahl, in Form von Pulver oder Feilspänen, welche mittelst eines
Siebes mit höchstens 1/2 Millimeter weiten Oeffnungen abgesiebt wurden, werden in
kleinen Portionen jedesmal in ein kleines Becherglas, das man mit 12 Kubikcentim.
Salpetersäure von 1,20 spec. Gewicht füllte, eingetragen. Zwischen jedem Zusatz von
Eisen wird das Becherglas mit einem Uhrglas bedeckt erhalten. Das Gefäß stellt man
dann in ein Wasserbad, rührt dann und wann mit einem Glasstab um und drückt die
ungelösten Eisenpartikelchen auf den Boden des Glases, damit sich die Kohle
absondere, von welcher sie gewöhnlich umhüllt zu seyn pflegen. Sobald das Eisen
aufgelöst ist, bedeckt man das Becherglas mit Papier und verdunstet über dem
Wasserbad zur Trockne. Die Masse wird hierauf eine Stunde mit 2 Kubikcentim.
Salpetersäure und 2 Kubikcentim. Salzsäure (diese dient, um der Bildung von basisch
salpetersaurem Eisenoxyd vorzubeugen) befeuchtet, über dem Wasserbad erhalten, dann
mit 4 Kubikcentim. Wasser versetzt und durch ein Filter von ungefähr 3 Centim.
Durchmesser gegeben, wobei man Sorge dafür trage, daß durch das Auswaschen der Kohle
und der Kieselsäure die Flüssigkeit nicht mehr als 15 Kubikcentim. einnimmt und, um
das leicht beachten zu können, bedient man sich kleiner graduirter Bechergläser;
würde die Lösung 20 Kubikcentim. übersteigen, so muß man den Ueberschuß im Wasserbad
abdunsten. Durch das Eintrocknen wird alles Eisen sicherer aufgelöst, die
Humussubstanz wird zerstört und die Kieselsäure kann abfiltrirt werden, welche
letztere, wenn sie in größerer Menge vorkömmt, die Flüssigkeit schwer filtriren läßt
und zum geringen Theil sich auch mit in den gelben Niederschlag hineinzieht, und
außerdem verliert die Lösung etwas an Säure.
Jedoch kann man oft das Eintrocknen unterlassen, und nur die Probe so lange im
Wasserbad stehen lassen, bis alles Eisen aufgelöst ist, d.h. bis kein schweres
dunkles Pulver mehr zurückbleibt, was bei der Berührung mit einem Glasstab noch Gas
entwickelte. Hat die Lösung eine dunkle Farbe (sie wird um so dunkler, je mehr das
Eisen chemisch gebundenen Kohlenstoff enthält), so ist es schwer, eine geringe
Gasentwickelung genau beobachten zu können, weßhalb es am besten ist, die Lösung
abzufiltriren, einige wenige Tropfen Salpetersäure zum Rückstand zu setzen und aufs
Neue im Wasserbad unter fleißigen: Umrühren mit einem Glasstab zu erwärmen.
Im Stabeisen und Stahl findet sich immer etwas Schlacke von dunklem Aussehen, die nur
schwer von Salpetersäure angegriffen wird; doch entsteht hiervon niemals
Gasentwickelung, sobald man sie mit dem Glasstab zerdrückt. Von phosphorhaltigem
Eisen ist ein Theil äußerst schwer löslich; 0,1 Gramm Roheisen (im Tiegel erblasen),
welches 4 Proc. Phosphor enthielt, bedurfte bei zureichender Menge Salpetersäure
länger als 12 Stunden Zeit zur Lösung im Wasserbad. Durch Zusatz von wenig Salzsäure
kann ohne Zweifel die Lösung beschleunigt werden, aber dann hat man zu befürchten,
daß der Phosphor als Phosphorwasserstoff entweicht.
Zu den erhaltenen Eisenlösungen, 15–20 Kubikcentimeter Volum, werden halb so
viel Kubikcentimeter Molybdänflüssigkeit und überdieß mindestens 2 Kubikcentimeter
für jeden 0,001 Gramm Phosphor zugesetzt. Ist die Molybdänflüssigkeit nicht
vollständig klar, so wird sie in das Maaßgefäß filtrirt. Da es von größter
Wichtigkeit ist, Molybdänflüssigkeit in zureichender Quantität zuzusetzen und ein
Ueberschuß nicht schädlich ist, so kann man beim Eisen, sowohl beim geringen als
auch bei unbekanntem Phosphorgehalt, 5 Kubikcentim. außer dem halben Volum der
Lösung hinzusetzen; sie sind ausreichend für 0,25 Proc. Mit Ausnahme von wenigen
Eisensorten, die aus Grangärteserz oder aus Seeerz (Sjömalm) bereitet, dürfte man
bei anderem schwedischen Eisen selten einen größeren Phosphorgehalt finden. Auf
weiter unten angegebene Art kann man jedoch mit der größten Leichtigkeit durch eine
Vorprüfung den ungefähren Phosphorgehalt im Eisen und danach die nöthige Quantität
Molybdänflüssigkeit, von der man am liebsten einige Kubikcentim. mehr nimmt, als die
Minimalberechnung angibt, ermitteln.
Nachdem die Molybdänflüssigkeit zugesetzt, rührt man die Mischung mit einem Glasstabe
um, ohne jedoch des Glases Wandungen zu berühren, weil die entstehende Fällung (ein
gleiches ist mit phosphorsaurer Magnesia und verschiedenen anderen Stoffen der Fall)
sich viel fester an den berührten Stellen absetzt. Aus demselben Grunde vermeidet
man Bechergläser mit unebener Oberfläche zu gebrauchen, und die Vorsicht gebietet,
daß man nach jedem Gebrauch zum Auswaschen ein wenig caustisches Ammoniak verwendet,
um sie ganz rein zu erhalten. Das Becherglas setzt man 2–3 Stunden lang einer
Wärme von 40° C. aus und die Lösung sammt Niederschlag rührt man auf eben
erwähnte Art mindestens zweimal pro Stunde um. Entsteht
keine Fällung nach einer Stunde, so ist mehr Molybdänflüssigkeit zuzusetzen; ist
solche in zureichender Menge zugesetzt, so wird nach Verlauf einer Stunde ziemlich
alle Phosphorsäure, vollständiger nach 2–3 Stunden, ausgefällt; etwas
längeres Erwärmen schadet nicht, sondern ist vielmehr zu empfehlen, namentlich wenn der Phosphorgehalt sehr
gering ist.
Gewöhnlich werden unbestimmbare Spuren von Phosphorsäure immer in der Lösung
zurückbleiben, wovon man sich überzeugen kann, indem man die vom Niederschlag
abfiltrirte Lösung noch einige Stunden erwärmt, wo sich oft schon eine schwache
gelbe Färbung abscheidet, oder sicherer dadurch, daß man im Wasserbad die Lösung
abraucht, wo dann eine gelbe krystallinische Masse zurückbleibt, die Molybdänsäure,
Eisenoxyd, Ammoniak, Wasser, Arseniksäure, wenn sich solche im Eisen vorfindet, und
eine Spur Phosphorsäure enthält. Diese Masse wird mit Wasser ausgewaschen und in der
geringst möglichen Menge Ammoniak gelöst, diese Lösung zu einer dreifach so großen
Quantität Salpetersäure gesetzt und hierzu auf gewöhnliche Weise das halbe Volum
Molybdänflüssigkeit. Die erhaltene Fällung bringt man auf ein im Wasserbad wohl
getrocknetes und gewogenes Filter von circa 4 1/2
Centim. Durchmesser. Das Trocknen geschieht am besten im Tiegel, welcher gleich zum
Wägen benutzt wird, im Wasserbad, was im vollen Kochen erhalten wird. Zwei oder
selbst drei Wägungen, mindestens in Zeiträumen von einer halben Stunde zwischen
jeder, müssen übereinstimmen, um des Gewichtes sicher zu seyn. Das Filter faltet man
vor dem Trocknen nach dem Trichter und paßt es genau ein, indem der Niederschlag
sehr geneigt ist, sich über den Rand des Filters hinwegzuziehen.
Wenn die klare Lösung und das erste Waschwasser abfiltrirt ist, so wird sie unter
Zusatz von mehr Molybdänflüssigkeit abermals 40° C. warm gestellt.
Findet man nach Verlauf einer halben Stunde nur eine unwägbare Spur Niederschlag, so
setzt man das Auswaschen des größeren Niederschlags schleunigst fort; entsteht aber
eine wägbare Fällung, so kann man diese mit dem größeren Niederschlag vereinigen und
mehr Molybdänflüssigkeit zusetzen, jedoch wird das Resultat nicht so zuverläßlich,
als wenn man gleich anfänglich die nöthige Menge Molybdänflüssigkeit zusetzte.
Mittelst einer Feder wird der Niederschlag von den Wandungen des Glases
abgestrichen, jedoch, bevor man ihn aufs Filter bringt, im Becherglas ausgewaschen,
auf welchem die ganze Zeit über die Molybdänflüssigkeit nicht eintrocknen darf. Das
Waschen geschieht mit kaltem Wasser, welches mit einem Volumprocent Salpetersäure
versetzt wird (indem das Filtrat sonst unklar wird), und wird so lange fortgesetzt,
bis ein auf einem Glasstab eingedunsteter Tropfen nur einen sehr unbedeutenden, ins
Gelbe spielenden Ring hinterläßt. Nachdem der Niederschlag ausgewaschen worden ist,
was am liebsten ohne Unterbrechung geschehen muß, weil er durch die Einwirkung der Luft
und der Feuchtigkeit allmählich anfängt bis zu einem gewissen Grade zersetzt und
aufgelöst zu werden, so trocknet man denselben und wiegt ihn auf gleiche Art, wie
früher beim Trocknen des Filters angegeben wurde. Nach dem Trocknen ist gewöhnlich
das Filter mehr oder weniger blau gefärbt von molybdänsaurem Molybdänoxyd, doch hat
sich hierdurch kein merkbarer Einfluß auf das Gewicht zu erkennen gegeben. Der gelbe
Niederschlag enthält 1,63 Proc. Phosphor. Bei einem Phosphorgehalt von 0,0001 Gramm,
d. i. 1/100 Proc. von 1 Grm., wiegt daher der Niederschlag volle 0,006 Grm. Von
Eisen mit größerem Phosphorgehalt kann man gern weniger als 1 Gramm zur Prüfung
nehmen.
Zahlreiche Untersuchungen derselben Eisensorte haben, nach dieser Methode ausgeführt,
keine größeren Verschiedenheiten, als ungefähr 1/100 Proc. im gefundenen
Phosphorgehalt gezeigt.
––––––––––
Obgleich, wie schon im Vorhergehenden angedeutet wurde, die Phosphorsäure sich nicht
gleich schnell bei 20° C. fällt, als bei 40°, und deßhalb die
letzterwähnte Temperatur angewendet wurde, so haben doch spätere Versuche,
Phosphorsäure bei nur 20° aus Eisenlösung zu fällen, ganz zufriedenstellende
Resultate ergeben; doch scheint es, zum wenigsten bei Eisen mit sehr geringem
Phosphorgehalt, nöthig zu seyn, daß die Probe unter von Zeit zu Zeit geschehendem
Umrühren mindestens einen Tag (24 Stunden) bei dieser Temperatur erhalten werde. Bei
Eisen mit größeren: Phosphorgehalt hat sich eine Zeit von 6 Stunden, unter
einmaligem Umrühren pro Stunde, als hinreichend
gezeigt.
Weitere Versuche zur Bestätigung dieses Verhaltens sind gegenwärtig, im Zusammenhange
mit dem Vorkommen des Arseniks im Eisen, im Gange.
Bestimmung des Phosphors in
Eisenerzen.
1 Grm. pulverisirtes und geschlämmtes, zum wenigsten im Achatmörser fein zerriebenes
Erz wird mit 6 Kubikcentim. Salpetersäure und gleichviel Salzsäure digerirt und im
Wasserbad zur Trockne gebracht, wonach die Masse 1 Stunde lang mit 2 Kubikcentim.
von jeder dieser Säuren befeuchtet erhalten und hierauf mit 4 Kubikcentim. Wasser
versetzt wird. Das Ungelöste wird abfiltrirt und mit so wenig Wasser als möglich
ausgewaschen, und hierauf das Filtrat bis zum Volum von 15 Kubikcentim. eingeengt. Nunmehr wird
Molybdänflüssigkeit zugesetzt und die Operation auf gleiche Art, wie früher
angegeben, fortgesetzt.
Besteht die Bergart aus solchen Mineralien, die nicht von Säure angegriffen werden,
und befürchtet man, daß die Phosphorsäure sich darinnen befinde, so muß das Erz
vorher mit phosphorfreiem Alkali im Platintiegel geschmolzen, hierauf in einer
Mischung von Salpetersäure, Salzsäure und Wasser gelöst und im Wasserbad zur Trockne
gebracht werden u.s.w. Schmelzungen mit Alkali dürften bei gewöhnlichen
Eisenuntersuchungen selten nothwendig seyn, wohl aber bei Hohofenschlacken und
dergleichen.
Man prüft auch Eisenerze auf ihren Phosphorgehalt auf die Art, daß man das Erz im
Tiegel mit einer sehr kieselsäurereichen Schlacke schmilzt, wonach die
Phosphorbestimmung von dem erhaltenen Roheisen angestellt wird. Es hat sich nämlich
gezeigt, daß bei Anwendung solcher Schlacke ein größerer Theil von dem
Phosphorgehalt des Erzes in das Roheisen übergeht, als unter anderen Umständen, und
im Allgemeinen mehr, als wahrscheinlich in dem Roheisen vorkommen kann, was im
Hohofen aus diesem Erz erblasen wird.
Volumetrische Bestimmung.
Anstatt den gelben Niederschlag bei Phosphorbestimmungen auf gewogenem Filter zu
sammeln, auszuwaschen, zu trocknen und zu wiegen, habe ich gefunden, daß man
denselben auch in eine mit Trichter versehene Glasröhre bringen, dann
zusammendrücken und den Phosphorgehalt dadurch bestimmen kann, daß man die Höhe des
Niederschlages im Rohre mißt.
Textabbildung Bd. 158, S. 294
Nebenstehende Figur zeigt eine solche im Durchschnitt von ungefähr 1 Millim.
Durchmesser; nebenbei wird bemerkt, daß die Röhre nach Unten nicht enger seyn
darf, eher eine Haarbreite weiter als oben am Trichter und muß dieselbe,
besonders an dem niederen Theile, ganz frei von Unebenheiten seyn.
In das untere Ende der Röhre steckt man etwas zwischen den Fingern zusammengerollte
Baumwolle, welche nach gelindem Zusammendrücken eine Höbe von 2–3 Millimetern
einnimmt, und bringt durch den Trichter ein wenig Filtrirpapier hinein, so daß nur
eben die Oberfläche der Baumwolle bedeckt ist.
Nachdem man mittelst einer Feder den Niederschlag von den Wandungen des Becherglases
heruntergestrichen und sich die Flüssigkeit geklärt hat, wird diese in ein anderes
Becherglas gegossen oder abgehoben, so weit es möglich oder so, daß nur 1 bis 2
Kubikcentim. zurückbleiben. Darauf wird in den Trichter so viel eingegossen, daß die
Röhre gefüllt wird (es geht dieß leicht, wenn die Röhre und das kleine Filter
trocken sind, weil die Luft dann entweicht) und hierauf der ganze Inhalt des
Becherglases, nachdem man mit der Feder alles aufgerührt hat. Sollten Luftblasen im
Rohre aufsteigen, so werden diese mit einem feinen Platindraht entfernt; das
Becherglas wird mit Zuhülfenahme der Feder und aus dem Trichter zurückgegossener
klarer Flüssigkeit gereinigt. Hat sich während dieser Zeit etwas Niederschlag in der
vorher davon abgegossenen Flüssigkeit abgesetzt, so nimmt man diesen mit auf das
Filter. Nachdem man auf diese Art den Niederschlag, welcher sich gern an den
Wandungen hinaufzieht, so viel als möglich in die Röhre gebracht hat, kann man die
Gefäße mit einigen Tropfen Alkohol abspülen, indem sich die Fällung leicht sammelt.
Den in der Röhre zusammengesunkenen Niederschlag durchsticht man mit einem feinen
Platindraht, besonders wenn er bedeutend ist, und bringt hierauf einen ungefähr 1
Linie langen Cylinder, vorher in das untere Ende der Röhre eingepaßt, von erweichter
und zusammengedrückter Gutta-percha. Das Herunterdrücken geschieht mit einem
gehärteten Gußstahldraht von solcher Stärke, als der Durchmesser der Röhre
gestattet. Das untere Ende der Röhre stützt man während dieser Operation gegen
zusammengefaltetes, auf den Tisch gelegtes Filtrirpapier, welches die durch die
Baumwolle hervordringende Feuchtigkeit aufnimmt. Den Cylinder drückt man, so stark
man es vermag, mittelst des Drahtes mit der Hand zusammen und man darf damit nicht
eher aufhören, als bis die Baumwolle das Filtrirpapier nicht mehr anfeuchtet.
Geschah die Pressung hinreichend stark, so kann man die Masse dann herausstoßen,
ohne daß sie zerfällt oder sich krümmt. Ist der Niederschlag bedeutend, so wird die
Vorsichtsmaßregel nothwendig, daß man die Baumwolle herauszieht, wenn sie sich von
dem kleinen Papierpfropf ablöst und an deren Stelle etwas mehr Filtrirpapier
hineinbringt und auch von diesem Ende der Röhre den Niederschlag zusammendrückt.
Sollte sich die Masse beim Herausschieben aus der Röhre als zu lose erweisen, so
schlämmt man sie mit
etwas Lösung auf, bringt sie in die Röhre und preßt sie abermals. Niederschläge, die
nach dem Pressen eine größere Höhe als 3 Centim. einnehmen, können nicht gut mehr
hinreichend festgedrückt werden. Im Allgemeinen gilt überdieß, daß, je größer die
Niederschläge sind, es desto wichtiger ist, gute Röhren zu haben.
Man mißt die Höhe des Niederschlags zwischen dem Papier und der Gutta-percha
mittelst eines Elfenbeinmaaßes, welches nach der Höhe der Fällungen von 0,001 Gramm
Phosphor (erhalten aus Eisen mit genau bestimmtem Phosphorgehalt) graduirt ist.
In einer solchen Röhre nimmt dieser Niederschlag gerade 1 Decimalzoll = 3 Centim.
Höhe ein, gleichsam eine Scala, welche 0,1 Proc. Phosphor entspricht, sobald man die
Untersuchung mit 1 Gramm Eisen vornimmt. Jede Linie = 3 Millimeter zeigt also 0,01
und jeder von den feineren Graden am oberen Ende der Scala 0,002 Proc. an.
Wenn man Röhren von dem Kaliber gebraucht, daß der Niederschlag entsprechend 0,001
Gramm Phosphor, darinnen 25 = 30 Millim. einnimmt, und wenn man Eisen mit größerem
Phosphorgehalt zu untersuchen hat, so muß man nach dem Vorhergehenden mit kleineren
Quantitäten als 1 Gramm arbeiten. Hieraus folgt der Umstand, daß die Genauigkeit
eine geringere wird, aber, die Sache von der praktischen Seite betrachtet, so ist es
auch weniger wichtig, den Phosphorgehalt mit Genauigkeit auf Hunderttheile zu
bestimmen, wenn er so groß ist, als wenn er so klein, wie z.B. beim Stahleisen ist.
Feinere Röhren, als die angegebenen, sind schwer zu gebrauchen, aber stärkere können
zuweilen von Nutzen seyn.
Bei Röhren von circa 1 Millim. Durchmesser hat sich
gezeigt, daß der Niederschlag von 0,001 Gramm Phosphor, gehörig zusammengepreßt, den
Raum von 0,46 Gramm Quecksilber einnimmt. Man untersuche vorher, bis zu welcher Höhe
das ebenerwähnte Gewicht in der Röhre reicht (nachdem man etwas Filtrirpapier in das
andere Ende der Röhre gebracht hat) und bemerke dieß mit Ziffern am Trichter. Unter
der Voraussetzung, daß alle tauglichen Röhren von der Gleichmäßigkeit in ihrem
unteren Theile sind, daß eine Kalibrirung nicht nothwendig ist, so kann ein und
dieselbe Scala für alle Röhren benutzt werden.
Wenn es nicht gilt mit größerer Genauigkeit den Phosphorgehalt zu bestimmen, so kann
die Untersuchung auf folgende Art sehr schnell ausgeführt werden.
0,1 Gramm Eisen wird mit Sorgfalt in einem kleinen Maaßbecherglas in 1,25
Kubikcentim. Salpetersäure gelöst. Das Filtriren ist oft bei keinem andern, als
Roheisen nöthig, und wird dieß mit einem Filter von 25 Millim. Durchmesser bewerkstelligt. Die
Lösung nebst Waschwasser nimmt gewöhnlich den Raum von 5 Kubikcentim. ein; hierzu
fügt man eine mindestens halb so große Menge Molybdänflüssigkeit und überdieß noch 3
Kubikcentim., welche für einen Phosphorgehalt von 1 Proc. ausreichen. Das Becherglas
erhält man mindestens 1 Stunde lang 40° warm und rührt die Flüssigkeit
während dieser Zeit ein paarmal mit einer Feder um; der Niederschlag wird dann, wie
früher mitgetheilt, in die Trichterröhre gebracht etc.
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Im Zusammenhange mit dem Vorhergehenden dürften einige gemachte Beobachtungen über
den Phosphorgehalt im Eisen mitzutheilen seyn. Man dürfte annehmen können, daß kein
Eisen angetroffen wird, welches, dieser Prüfungsmethode unterworfen, nicht
wenigstens Spuren von Phosphor zeigte. Wenn auch absolut phosphorfreie Erze gefunden
wurden, was schwerlich der Fall seyn dürfte, so wird doch durch die Asche des
Brennmaterials beim Schmelzen im Hohofen eine solche Quantität Phosphor
hinzugeführt, daß derselbe auf diese Art immer aufgefunden werden kann, auch selbst
dann, wenn das Roheisen in Schmiedeeisen oder Stahl umgewandelt ist.
In den am meisten geschätzten Stahlsorten, die bisher untersucht wurden, betrug der
Phosphorgehalt nur ungefähr 0,01 bis 0,02 Proc. Im Schmiedeeisen, welches auf
gewöhnliche Art zu 1 und 1 1/2 Zoll vierkantigem Stabeisen gestreckt wurde und das
auch kalt, und zwar ohne vorhergehendes Meißeln, konnte Stück für Stück abgeschlagen
werden, fand man den Phosphorgehalt von 0,25 bis 0,30 Proc. Solches Eisen hat sich
jedoch zu verschiedenen feineren Schmiedearbeiten, als Nägel und Hufnägel, Draht und
dergleichen anwendbar gezeigt, ohne daß die Kaltbrüchigkeit geschadet hätte.
Bei der Reparatur eines alten Hauses der Bergschule sollte die Wand mit einer
sogenannten Verankerung versehen und diese durch eine Schraube bewerkstelligt
werden. Beim Einschrauben gieng dieselbe gleich unterhalb des Kopfes ab, im Bruche
dem kaltbrüchigen Eisen gleichend. Das Eisen wurde danach einer ferneren Prüfung mit
einem Schlag über dem Amboß unterworfen, aber es zeigte sich vollkommen gut und
konnte kalt ganz vollständig durch Schläge zusammengebogen werden, ohne daß es den
geringsten Grad von Sprödigkeit, nicht einmal bei der schärfsten Biegung, zeigte. Es
wurde das Eisen an der erwähnten Stelle abgehauen und feilte man daselbst etwas
Pulver zur Phosphorprobe ab, ebenso auch an der früher erwähnten kaltbrüchigen
Bruchoberfläche. Beide Proben enthielten 0,17 Proc. Phosphor. Die Ursache von diesem Umstande
schien die zu seyn, daß der Eisenstab beim Ansetzen des Kopfes zu stark erhitzt
wurde, ohne hiernach die nöthigen Hammerschläge zu erhalten und, um die Richtigkeit
dieser Vermuthung zu bestätigen, wurde ein Stück von dem starken Theile der Schraube
beinahe zur Weißgluth erhitzt und hierauf, ohne zu schmieden, erkalten gelassen.
Dieser Theil zeigte sich gleich spröde, wie die ersterwähnte Stelle, zersprang bei
einem gelinden Schlag mit einem Schlägel und zeigte glänzenden krystallinischen
Bruch.
Der Versuch, der mehrfach wiederholt, dasselbe Resultat lieferte, gibt einen neuen
Beweis von dem schon bekannten Verhalten, daß, wenn ein phosphorhaltiges Eisen,
welches um so weicher in der Hitze, je größer der Phosphorgehalt ist, erhitzt wird,
es eine krystallinische Textur annimmt und spröde wird. Wird das Eisen unmittelbar
nach der Erhitzung geschmiedet, so wird dadurch die krystallinische Textur
aufgehoben und gleichzeitig auch die Eigenschaft des Eisens kaltbrüchig zu seyn, und
dieses um so mehr, je länger das Schmieden fortgesetzt wird, so z.B. bei der
Nagelfabrication.