Titel: | Beschreibung eines neuen Meßtisches; von Prof. Dr August Junge in Freiberg. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. XCII., S. 345 |
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XCII.
Beschreibung eines neuen Meßtisches; von Prof. Dr
August Junge in
Freiberg.
Aus dem Civilingenieur, 1860, Bd. VI S.
363.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Osterland's Meßtisch.
Der in Fig. 34
in seinen oberen Theilen dargestellte vom Hrn. Mechanicus Osterland in Freiberg gebaute
Meßtisch unterscheidet sich wesentlich von allen mir sonst bekannten Meßtischen und
hat sich bereits den ungetheilten Beifall aller Sachverständigen, die ihn kennen
lernten, erworben, so daß es gerechtfertigt erscheint, durch das Nachfolgende die
Aufmerksamkeit der Geometer und Markscheider in weiteren Kreisen auf denselben zu
lenken.
Das Stativ a, Fig. 34, des Osterland'schen Meßtisches stimmt in seiner Form
vollständig mit denjenigen Stativen überein, welche man bei Theodoliten,
Nivellirinstrumenten und Boussolen als Untersetzer benutzt. Der Kopf des Meßtisches,
welcher vom Stativ ebenso leicht abgenommen, als auf demselben befestigt werden
kann, besteht zunächst aus einem Dreifuß, wie man ihn ebenfalls bei den genannten
Instrumenten vorfindet. Von diesem Dreifuß sind in Figur 34 nur zwei Arme
mit den Stellschrauben b und c sichtbar. In den Dreifuß ist der Ständer d
eingeschraubt und fest eingelöthet. Dieser Ständer endigt nach Unten in einem
freiliegenden Schraubengewinde, welches jedoch in der Figur der mittlere Theil des
Dreifußes bedeckt, und welches zum Befestigen des Kopfes auf dem Stative benutzt
wird. Diese Befestigung erfolgt mit Hülfe der in Fig. 35 gesondert
dargestellten cylindrischen Stange, welche aus einer, dem so eben erwähnten
Schraubengewinde am Ständer entsprechenden Schraubenmutter e und einem Schraubengewinde besteht, in welches Letztere die Mutter f eingreift. An dieser Stange befinden sich das
halbkugelförmige Messingstück g und die Spiralfeder h, welche beiden Theile durch die Schraubenmuttern e und f vor dem Herabgleiten
geschützt sind. Das untere Ende dieser Stange wird von einem, auf einem
parallelepipedischen Ansatz gesteckten Kopf i gebildet,
der durch den eingeschraubten Haken k festgehalten wird.
Nachdem man diesen Haken k, den Kopf i und die Mutter f entfernt
hat, kann man die Spiralfeder h und das halbkugelförmige
Messingstück g abnehmen und nun die Stange durch ein
entsprechendes Loch I, Fig. 34, in der Platte
des Stativs hindurchstecken, was so geschieht, daß sich die Schraubenmutter e über der Stativplatte befindet. Unterhalb derselben
werden sodann an der Stange das halbkugelförmige Messingstück g, die Spiralfeder h, die Schraubenmutter f, der Kopf i und der Haken
k wieder angebracht. Ist dieß geschehen, so kann die
Stange nicht aus dem Stativ herausfallen und wird auch für gewöhnlich nicht aus
demselben herausgenommen. Wenn der Meßtischkopf auf dem Stativ befestigt werden
soll, so schraubt man die Stange an den Ständer d, wobei
die Mutter e in das obenerwähnte Schraubengewinde am
Ständer eingreift. Mit Hülfe der Mutter f und der
Spiralfeder h drückt man sodann noch das
halbkugelförmige Messingstück g gegen eine entsprechende
Vertiefung in der Stativplatte mäßig stark an, so daß die Spiralfeder h noch das Horizontalstellen mit Hülfe der drei
Stellschrauben im Dreifuß gestattet. Ist das Horizontalstellen erfolgt, so muß man
die Mutter f soweit fest anziehen, daß die Windungen der
Spiralfeder h fast unmittelbar aneinander liegen. Ist
dieß geschehen, so ist ein Verrücken des Kopfes ganz unmöglich. Beim Aufsetzen des
Kopfes auf das Stativ kommen die Stellschrauben unmittelbar auf Holz zu stehen.
Unterlagen von Metall mit conischen Vertiefungen für dieselben haben sich nicht
nöthig gemacht.
Am Teller in des Meßtischkopfes befindet sich ein conischer Zapfen, die Drehachse,
welche genau in eine entsprechende Ausbohrung des Ständers (Büchse) eingeschliffen
ist, und zwar so, daß gleichzeitig die untere Tellerfläche auf dem oberen Rande der Büchse aufliegt.
Diese Form erhöht nicht allein die Stabilität, sondern macht auch, daß die
Horizontalbewegung eine sichere und leichte bleibt.
Das Menselblatt, welches auch zum Verschieben eingerichtet werden kann, wird in der
gewöhnlichen Weise auf dem Teller aufgeschraubt.
Den oberen Theil des Ständers d umschließt ein
aufgeschlitzter mit den Backen u und o versehener Ring, welcher den Arm p und die Feder q trägt, und
welcher mit Hülfe der Klemmschraube r fest an den
Ständer angepreßt werden kann. Der Arm p und die Feder
q greifen in einen am Teller angebrachten Rahmen s ein. Wenn die Klemmschraube r gelöst ist, so kann man den Teller mit dem Menselblatt nach Belieben
horizontal drehen und so die Orientirung bewirken. Ist dieß geschehen, so wird die
so eben erwähnte Schraube r fest angezogen und das
Menselblatt kann sodann nur noch soweit gedreht werden, als es der Arm p und die Feder q im Rahmen
s gestatten. Diese Drehung, durch welche die
Feinstellung bewirkt wird, erfolgt mit Hülfe der Stellschraube t, welche in den Rahmen s
eingreift und gegen den Arm p drückt, wobei die Feder
q einen Gegendruck ausübt. Die Feder q kann dem Druck, welchen das Menselblatt beim Arbeiten
mit dem Meßtisch auszuhalten hat, allein nicht genug Widerstand entgegen setzen. Es
ist daher noch eine besondere Klemmschraube u
angebracht, welche nach erfolgter Feinstellung fest angezogen wird. Ist dieß
geschehen, so steht das Menselblatt unverrückbar fest.
Ich habe bereits drei Meßtische nach der so eben beschriebenen Construction bauen
lassen, und es ist im Laufe von zwei Jahren sowohl von mir selbst als auch von
meinen Zuhörern vielfach mit denselben gearbeitet worden. Dabei habe ich gefunden,
daß dieselben einen hohen Grad von Stabilität besitzen, daß man dieselben mit
derselben Leichtigkeit und Genauigkeit horizontal stellen kann, wie das
Nivellirinstrument und den Theodoliten, daß die Orientirung schnell und bequem mit
großer Präcision bewirkt werden kann und daß sich die Horizontalbewegung der
Menselblätter leicht und sicher erhalten hat, ohne daß das Fett an den Drehachsen
erneuert worden ist.
Nach beendigter Arbeit wird der Meßtischkopf vom Stativ abgenommen und in einem
besonderen Kästchen aufbewahrt. Dieß gewährt den großen Vortheil, daß die edleren
Theile des Instruments beim Transport vor jeder Beschädigung gesichert sind.
Das Stativ dieses Meßtisches kann natürlich auch als Untersetzer für Theodoliten,
Nivellirinstrumente und Boussolen benutzt werden. Ferner kann man aber auch den
ganzen Meßtisch selbst leicht in ein Nivellirinstrument oder eine Boussole
umwandeln.
Es ist hierzu nur nöthig, daß man sich ein Fernrohr mit aufsetzbarer Libelle und eine
Boussole in der Weise anfertigen läßt, daß man dieselben leicht an der Stelle des
Menselblattes auf dem Teller des Meßtischkopfes aufschrauben kann. Hieraus erwächst
denjenigen Geometern und Markscheidern, welche bei ihren Arbeiten diese sämmtlichen
so eben genannten Instrumente benutzen, der Vortheil, daß sie dieselben mit
vermindertem Kostenaufwand erlangen und beim Transportiren in einem engeren Raume
verpacken können.
Bei diesem Meßtisch kommt das Stativ und der Kopf mit Einschluß eines Kastens zum
Verschließen des Letzteren auf 32 Thaler zu stehen. Es ist daher der Preis nicht
höher als bei Meßtischen von anderer