Titel: | Poitevin's photographisches Copirverfahren mit Kohle und farbigen Pulvern. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. XCVII., S. 357 |
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XCVII.
Poitevin's photographisches Copirverfahren mit Kohle und farbigen
Pulvern.
Aus dem photographischen Archiv, 1860 S.
225.
Poitevin's photographisches Copirverfahren mit Kohle und farbigen
Pulvern.
Dieses Verfahren läßt sich kurz zusammenfassen: Wenn man auf einer mattgeschliffenen Glastafel arbeitet, reinigt man sie
vollständig und bedeckt
sie mit einer Mischung von 10 Grm. Eisenchlorid und 4 Grm. Weinsteinsäure, die in
100 Grm. destillirtem Wasser gelöst sind. Will man auf polirtem durchsichtigem Glase
arbeiten, so überzieht man es zuerst mit einer Schicht Collodium oder einem anderen
gummigen Stoff, der natürlich in der Kälte unlöslich seyn oder durch Coaguliren so
gemacht werden muß. Auf der noch feuchten Oberfläche breitet man die angegebene
Mischung verschiedene Male aus und läßt trocknen. Wenn die präparirte Oberfläche
vollständig trocken ist, legt man das zu copirende Negativ darauf und exponirt das
Ganze etwa 5 bis 10 Minuten in der Sonne. Beim Herausnehmen aus dem Copirrahmen ist
das Bild kaum sichtbar, es hat aber die Eigenschaft, die Feuchtigkeit der umgebenden
Luft zu absorbiren und zwar nur an den belichteten
Stellen. Man breitet die Staubfarben mit Hülfe eines Pinsels darauf aus;
sie haften nur an den durch die Lichtwirkung modificirten Orten und bilden in dieser
Weise eine Zeichnung, welche unveränderlich ist. Will man ein Transparentbild
erzeugen, so wascht man den Abdruck mit alkoholisirtem Wasser, welches mit etwas
Chlorwasserstoffsäure angesäuert ist, trocknet und firnißt. – Um eine Art
Glasmalerei zu erhalten, bedient man sich des Email oder der Metalloxyde als
Staubfarbe, indem man ein Flußmittel zusetzt, und bringt dann das Bild ins Feuer.
– Verlangt man endlich ein solches Bild auf Papier, so gießt man auf die
Glasplatte gleich nach Vollendung des Bildes (welches mit feinem Kohlenpulver
bestrichen seyn muß) eine Schicht Normalcollodium; man taucht, es dann in Wasser, um
das Collodium gut anzufeuchten, wascht es mit etwas angesäuertem und darauf mit
reinem Wasser gut ab. Dann legt man ein Blatt gelatinirtes Papier fest darauf und
läßt trocknen. Wenn man nun später das Blatt Papier von dem Glase ablöst, nimmt es
die Collodiumschicht sammt dem Kohlenbilde mit fort; man firnißt das Bild dann und
klebt es auf Cartonpapier.
Die von Hrn. Poitevin in der
photographischen Gesellschaft zu Paris vorgezeigten Probebilder sind sehr schön,
haben aber in praktischer Hinsicht den Fehler, daß sie umgekehrte Positive sind,
d.h. das Umgekehrte des dargestellten Gegenstandes.