Titel: | Ueber Wood's leichtflüssiges Metall; von A. Lipowitz. |
Autor: | A. Lipowitz |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. C., S. 376 |
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C.
Ueber Wood's leichtflüssiges Metall; von A. Lipowitz.
Lipowitz, über Wood's leichtflüssiges Metall.
Die unter dem Namen Rose'sches, Newton'sches, d'Arcet'sches Metall bekannten
Legirungen, welche wegen ihrer leichten Schmelzbarkeit in der Technik häufig
Verwendung finden, bestehen sämmtlich aus Wismuth, Blei und Zinn in verschiedenen
Verhältnissen.
Die bekanntesten Compositionen sind:
4
Theile
Wismuth
1
Theil
Blei
und
1 Theil
Zinn
schmilzt
bei
+ 94° C.
8
„
„
5
„
„
und
3 „
„
„
„
+ 98° C.
Wollte man noch leichter schmelzbare Mischungen herstellen, welche schon bei +
70° erweichen oder flüssig werden, so mischte man den vorgenannten Legirungen
Quecksilber zu. Die damit hergestellten Mischungen ändern jedoch sehr bald ihren
Aggregatzustand und erleiden wohl auch mit der Zeit einen Quecksilberverlust,
weßhalb sie zu Löthungen keine Verwendung fanden, und nur zum Plombiren der Zähne
dienten; für letzteren Zweck verwendet dürften sie der Gesundheit wohl nicht sehr
zuträglich seyn.
Durch Dr. Wood in Nashville im
Staate Tennessee ist neuerlich eine Vorschrift zu einer leichtflüssigen Legirung
mitgetheilt worden, welche schon bei 65 bis 71° C. schmilzt, und nur aus
soliden Metallen besteht. Dr. Wood gibt an (S. 271 im vorhergehenden Heft): 1 bis 2 Theile Cadmium, 2
Theile Zinn, 4 Theile Blei, 5 bis 7 bis 8 Theile Wismuth zusammenzuschmelzen.
Da ich für gewisse technische Zwecke Platten aus Zinn und Britannia-Metall oft
mußte löthen lassen, so war mir diese Mittheilung um so erwünschter, als ich dadurch
den bisher zur Löthung verwendeten schwerflüssigen Wismuth, ein Loth, welches große
Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit des Arbeiters erfordert, durch obige
leichtflüssige Legirung ersetzen zu können erwartete.
Ich fand denn auch, daß eine Legirung, aus 8 Theilen Blei, 15 Theilen Wismuth, 4
Theilen Zinn und 3 Theilen Cadmium bestehend, welche nach der Reihe, wie die Metalle
angeführt sind, in einen vorsichtig erhitzten Tiegel eingetragen und geschmolzen
war, die nachfolgenden Eigenschaften besaß.
Die Legirung ist fast silberweiß und nimmt hohen metallischen Glanz an; sie ist nicht
zu spröde und hart, so daß sie, in dünnen Lagen ausgegossen, biegsame Bleche
liefert; sie hat einen feinkörnigen Bruch, und läßt sich feilen ohne die Feile zu verschmieren. In
möglichst trockener Luft hält sich die Politur glänzend. Beim Erkalten der flüssigen
Legirung tritt eine Ausdehnung ein, welche jedoch nicht so bedeutend ist, als die
des Wismuths und des Antimons; das specifische Gewicht beträgt 9,4 bis 9,41; sie
erweicht bei + 55 bis 60° C. und wird bei einigen 60° C. vollständig
flüssig, so daß man die geschmolzene Metallmasse mit an Wärme gewöhnten Fingern
umrühren kann, ohne sich zu verbrennen. Nach dem Schmelzen und schnellen Abkühlen,
konnte ich eine spätere Erwärmung der Metallmasse, durch Veränderung ihres
Aggregatzustandes entstanden, nicht beobachten.
Diese Eigenschaften sichern der Cadmiumlegirung Verwendung in der Praxis; und ich
führe einige von mir erprobte Verwendungsarten an. Zum Plombiren der Zähne ist sie
wohl allen bisherigen Quecksilbercompositionen vorzuziehen; wobei nicht zu fürchten
ist, daß sie durch heißes Getränk oder heiße Speisen im Munde zum Schmelzen kommt,
da der Mund eine Temperatur von + 60° C. wohl nur schnell vorübergehend
ertragen kann.
Als Loth eignet sich die Legirung ganz vortrefflich überall da, wo Gegenstände keiner
starken Erwärmung ausgesetzt werden, und sich beim Löthen mit schwerflüssigerem
Lothe leicht verziehen oder Politur und Glanz verlieren. Zinn, Blei und
Britanniametall können im heißen Wasser von 70° C.
ohne Weiteres an den rein geschabten Stellen zusammengelöthet werden. Zink, Kupfer,
Eisen, Messing und Neusilber werden gleichfalls mit der größten Leichtigkeit unter
Wasser gelöthet, wenn diesem vorher einige Tropfen Salzsäure zugesetzt sind.
Die Leichtflüssigkeit der Legirung ist so groß, daß man auf jedem Stückchen Papier
eine Quantität davon über einer Spiritus- oder Lichtflamme schmelzen kann.
Theelöffel daraus hergestellt schmelzen in jedem heißen Getränk, und können zu
artigen Scherzen dienen.
Bei Herstellung der Legirung rathe ich auf möglichste Güte und Reinheit des
verwendeten Wismuths Rücksicht zu nehmen, und darauf zu sehen, daß dieses Metall
nicht grauweiß, sondern in dem ihm eigenthümlichen röthlichen Lüstre erscheint, weil
sonst gar keine flüssige, sondern eine breiige schwerflüssige Legirung
resultirt.