Titel: | Whitworth's Verbesserungen an Geschossen und an den Maschinen zur Anfertigung derselben. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. CIV., S. 401 |
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CIV.
Whitworth's Verbesserungen an Geschossen und an den Maschinen zur
Anfertigung derselben.
Aus dem Mechanics' Magazine, August 1860, S.
68.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Whitworth's Verbesserungen an Geschossen und an den Maschinen zur
Anfertigung derselben.
Die erste der hier zu besprechenden Verbesserungen betrifft die
Form des Geschosses. Der hinter dem Schwerpunkt gelegene Theil desselben
ist nämlich hinsichtlich der Gestalt mit dem vorderen Theil in die geeignete
Beziehung gebracht. Die Gestalt des Vordertheils hängt bekanntlich von dem Zweck ab,
zu welchem das Geschoß dienen soll, und kann daher mehr oder weniger spitz oder
zugerundet oder auch ganz flach seyn. Der hintere Theil ist verjüngt zulaufend; das
Gewicht, die Gestalt und der Grad der Convergenz desselben sind von dem vorderen
Theile abhängig. Sind der vordere und hintere Theil des Geschosses einander gehörig
angepaßt, so bieten sie ihre Flächen der Wirkung der Luft unter Bedingungen dar,
welche rücksichtlich der Geschwindigkeit und Tragweite des Geschosses sehr günstig
sind. Geschossen, welche für eine große Tragweite bestimmt sind, gebe ich eine
abgerundete Stirn; der hintere Theil erhält eine verjüngt zulaufende Gestalt,
vermöge welcher die durch den Vordertheil verdrängte Luft an dem hinteren Theile so
bald wie möglich wieder ihre frühere Stelle einnehmen kann; der mittlere Theil ist
auf eine Länge parallel, welche genügt, um das Geschoß in der Fluglinie zu erhalten,
und doch die verdrängte Luft nicht hindert, ihre frühere Lage rasch wieder
einzunehmen. Geschosse von der bezeichneten Form weichen nicht so leicht aus der
Fluglinie und ricochettiren besser als solche von der früheren längeren Form.
Die zur Erzielung einer bedeutenden Tragweite geeignetste Form des Geschosses ist die
in Fig. 1 und
2
dargestellte. Dem hinteren Theile kann man die Form eines abgestumpften Kegels
geben; doch bediene ich mich, um eine hinreichende Tragfläche zu gewinnen und eine
plötzliche Unterbrechung der Linien zu vermeiden, der abgerundeten Form, welche aus
Kreissegmenten oder nach irgend einer andern geeigneten Curve construirt seyn kann. Das hintere Ende
mache ich flach, wodurch das Geschoß einen stetigen Flug erhält. Ich habe gefunden,
daß im Vergleich mit den früheren Geschossen mit zugespitztem Vordertheil und
cylindrischem Hintertheil, die in Rede stehenden Geschosse eine um 1/4 bis 1/3
größere Tragweite geben. Für kürzere Tragweiten, z.B. bei Bomben, welche in
Anbetracht der explodirenden Ladung einen Hohlraum beanspruchen, bediene ich mich
der in Fig. 3
und 4
dargestellten Form. Die Figuren 1 und 2 geben die
End- und Seitenansicht eines Vollgeschosses für eine Zwölfpfünder Kanone, die
Figuren 3
und 4 die
Endansicht und den Längendurchschnitt eines Hohlgeschosses für das nämliche
Geschütz.
Die zweite Verbesserung bezieht sich auf die Construction von
Drehbänken zum Drehen der fraglichen Geschosse. Fig. 5 stellt eine solche
Drehbank im Grundrisse dar. A ist die Bank, B sind die Hauptlager; C ist
das Bodenlager, welches durch die Leitschraube D bewegt
wird. E und G sind
verschiebbare Lager, deren Schneidwerkzeuge a und b das abzudrehende Geschoß F
von beiden entgegengesetzten Seiten angreifen. Beide Lager E und G haben zum Behuf der Adjustirung ihrer
Schneidinstrumente unabhängige Schieber, sind jedoch in transversaler Richtung durch
die rechts und links gewundene Schraube H mit einander
verbunden. An dem äußeren Ende des festen Hauptlagers befinden sich die Winkelräder
d, d, welche die Bewegung von dem Hauptlager auf
eine endlose Schraube und ein Schraubenrad f übertragen.
An der Seite des letzteren ist ein in der Abbildung nicht sichtbares Excentricum
angebracht, in welches der Hebel g greift. Dieser Hebel
ist an das Wechselrad J befestigt, welches die Bewegung
durch Vermittelung der Räder K und L der Längenachse h
mittheilt. An dem andern Ende der Achse h befindet sich
das Winkelrad M, welches in das an der rechts und links
gewundenen Schraube H befestigte Winkelrad N greift. Dieses ist mit einer Frictionsklaue und Hebel
i versehen, mit deren Hülfe sich die von dem
Excentricum J hergeleitete Bewegung leicht der Schraube
H und somit den Lagern E
und G und ihren Schneidinstrumenten mittheilen und mit
diesen Organen außer Verbindung bringen läßt. Ein anderes an dem äußeren Ende des
festen Lagers angebrachtes Rädersystem O, P, Q überträgt
die Bewegung auf die Leitschraube D. Vermöge seiner
Gestalt theilt nun das Excentricum J den
Schneidinstrumenten a und b
neben ihrer von der Leitschraube D hergeleiteten
Längenbewegung eine solche Transversalbewegung mit, daß sie das Geschoß F zu der verlangten Form abdrehen. Besteht der
Längendurchschnitt des Geschosses aus Kreissegmenten, so kann das Excentricum und
die Leitschraube nebst den Rädern O, P, Q weggelassen,
und der Achse h eine continuirliche rotirende Bewegung
ertheilt werden. In diesem Falle erhält das verschiebbare Lager eine andere
Einrichtung, indem man demselben neben den gewöhnlichen Schiebern noch krumme
Schieber beigibt, welche durch endlose Schrauben in Thätigkeit gesetzt werden, deren
Achsen mit der Längenachse h durch die Winkelräder M und N verbunden sind. Der
Halbmesser der Segmente der krummen Schienen ist fest, die Schneidinstrumente jedoch
können mittelst eines Schiebers und einer Schraube adjustirt werden, so daß sie das
Geschoß auf jeden beliebigen Radius abdrehen.
Eine andere Maschine zum Abdrehen der Projectile ist in Fig. 6 im Grundrisse
dargestellt. A ist die Bank mit der verschiebbaren
Platte B, welche durch die Schraube C in Bewegung gesetzt wird. Die letztere ist mit Rollen
a, a versehen, welche durch gekreuzte und offene
Riemen getrieben werden. An dem linken Ende der Maschine befindet sich ein Räderwerk
b, b, welches die Bewegung von der Schraube C auf die Achse D und von
dieser auf die Winkelräder c, c, c und die
Transversalwelle E überträgt. Letztere setzt mittelst
endloser Schrauben die Räder F, F in Rotation. An die
verschiebbare Platte B sind die Lager G, G befestigt, deren jedes mit einer Spindel d versehen ist, an welcher das Schraubenrad F frei rotirt. Jedes Schraubenrad besitzt eine mit
Einschnitten versehene Kuppelung, und an jedes derselben ist mit seiner
Umdrehungsachse f ein Winkelhebel e befestigt. Das untere Ende dieses Hebels greift in die Klauen H, welche an die Spindeln d,
d festgekeilt sind. Die Zahl der Einschnitte in den Kuppelungsklauen hängt
von der Seitenanzahl des Geschosses ab. Die Winkelhebel e,
e werden mit ihren Schraubenrädern F, F
herumgeführt, durch Verschiebung der Riemen erhalten die letzteren eine wechselnde
Kreisbewegung. Die oberen Enden g, g der Winkelhebel
kommen bei erfolgender Rotation mit den an die Ständer I
befestigten schiefen Ebenen oder dem Aufhälter h in
Berührung. Dadurch werden die Winkelhebel veranlaßt, sich um ihre Achsen f zu drehen und folglich die Klauen H aus den correspondirenden Klauen der Schraubenräder
F zu drängen. Die Schraubenräder fahren fort zu
rotiren; da sie aber auf ihren Spindeln d frei laufen,
so bleiben die letzteren und mithin auch ihre Klauen H
so lange in Stillstand, bis durch das Zurückziehen des Winkelhebels von dem
Aufhälter h die Klauen H
durch die Federn I, I wieder mit den Klauen F der Schraubenräder in Eingriff gebracht werden können.
Während dieser Zeit haben die letzteren einen oder mehrere Einschnitte vorwärts
bewegt und dadurch eine neue Fläche des Projectils den Instrumenten i, i zur Bearbeitung dargeboten. Die Projectile sind auf
gewöhnliche Weise zwischen Spitzen befestigt. Die Schneidinstrumente i befinden sich in Hältern L, welche, wie die vordere Ansicht Fig. 7 zeigt, mittelst
Schrauben in
bogenförmigen Rinnen k des Schiebers M befestigt sind. Die beiden zur Bearbeitung des
Geschosses dienenden Schneidwerkzeuge sind unter einem Winkel gegen einander
gestellt, der sich nach der Anzahl der Seitenflächen des Geschosses richtet.