Titel: | Beschreibung der elektrischen Schießscheiben, erfunden von J. Lang und C. Chevalier zu Birkenhead. |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. VII., S. 24 |
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VII.
Beschreibung der elektrischen Schießscheiben,
erfunden von J. Lang und
C. Chevalier zu
Birkenhead.
Aus dem Mechanics' Magazine, October 1860, S.
236.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Lang's elektrische Schießscheiben.
Vorliegende Erfindung hat den Zweck, den Schützen in den Stand zu setzen, mit Hülfe
eines selbstthätigen elektrischen Apparates von der Wirkung seines Schusses
augenblicklich sich zu überzeugen, und am Schützenstande selbst anzuzeigen, welche
Stelle der Zielscheibe von der Kugel getroffen worden ist. Die Nothwendigkeit, einen
Zeiger in der Nähe der Scheibe zu postiren, ist dadurch beseitigt. Um diesen Zweck
zu erreichen, construiren die Erfinder die Scheibe aus mehreren an einem starken
Gestell aufgehängten starken Segmenten und befestigen hinter jedem derselben
isolirte Metallspitzen. Jedes Segment steht mit dem einen Pol einer galvanischen
Batterie in Verbindung, während die Spitzen hinter demselben mit dem anderen Pol
verbunden sind. An irgend einer passenden Stelle der Kette schalten sie eine
Multiplicatornadel ein. Wenn nun irgend eines der Segmente von einer Kugel getroffen
wird, so bewegt es sich zurück, bis es mit den dahinter befindlichen Metallspitzen
in Berührung kommt, dadurch die Kette schließt und die Ablenkung der Nadel
veranlaßt. Da jedes Segment seine eigene Kette und Zeigernadel besitzt, so ist man
im Stande, durch Beobachtung der letzteren sich zu vergewissern, welches Segment von
der Kugel getroffen worden ist, indem nur die zu diesem gehörige Nadel abgelenkt
wird. Anstatt jede Abtheilung der Scheibe durch einen besonderen Leitungsdraht mit
einer Indicatornadel zu verbinden, ziehen es die Erfinder in vielen Fällen vor, die
Anzahl der Leitungsdrähte, Zifferblätter und Nadeln zu reduciren, und dafür die
verschiedenen Bewegungen und Stellungen einer auf einem einzigen Zifferblatte
spielenden Nadel einzuführen.
Fig. 13
stellt die neue Zielscheibe mit Hinweglassung des Gestells in der hinteren Ansicht
dar; Fig. 14
zeigt dieselbe nebst Gestell im centralen Verticaldurchschnitt. Die Scheibe besteht
außer der Centrunplatte oder dem „Schwarzen“ („bulls-eye“) D, welche ihren eigenen Indicator hat, aus drei besonderen Platten, A, B, C. Sämmtliche Platen sind an einem starken Gestell
F, G in folgender Art aufgehängt. Jede Platte wird
unabhängig von der Centralplatte von vier Armen H, H, I,
I
getragen. Zwei der Arme
H, H jeder Platte hängen an schmiedeeisernen Oehren
K, K, welche an das der oberen Seite jedes Segmentes
gegenüberliegende Gestell festgeschraubt sind; mit dem unteren Theil jedes Segmentes sind sie durch Scharniere verbunden. Die
beiden anderen Arme I, I jeder Platte hängen von den
schmiedeeisernen Oehren L, L herab, welche an das der
unteren Seite jedes Segmentes gegenüberliegende Gestell festgeschraubt sind; diese
Arme I, I stehen mit dem oberen Theil jedes Segmentes durch Scharniere in Verbindung. Die Arme H, H und I, I sind gleich
lang und in der Mitte durch einen Bolzen M mit einander
verbunden, welcher an jedem der Arme H, H befestigt ist
und sich in einem Schlitz der Arme I, I bewegt. Diese
Art der Aufhängung bildet eine geeignete Parallelbewegung, vermöge welcher jedes der
Segmente parallel mit sich selbst sich bewegen kann. Die Löcher der oberen und
unteren Scharniere müssen ein wenig oval seyn, um den für die Parallelbewegung
erforderlichen Spielraum zu gestatten. Die Segmente werden von dem Gestell aus durch
Federn N, N nach Außen gepreßt; dieser Bewegung wird
durch eine an die äußeren Arme H, H geschraubte Stange
O eine Grenze gesetzt. Eine an die Arme I, I befestigte correspondirende Stange O' hilft die Construction verstärken. Die separate
Aufhängung der Centrumplatte D ist unabhängig von der
Aufhängung der sie umgebenden rectangulären Platte Fig. 13 und 14. An die
Rückseite der Centrumplatte sind zwei Bolzen befestigt, welche in einer an das
Traggestell F, G befestigten Röhre oder Hülse gleiten.
An der Basis dieser Röhre befindet sich eine Feder oder ein Kautschukpolster. Durch
einen an jedem der erwähnten Bolzen befindlichen Stift, welcher in Schlitzen jener
Röhre läuft, wird die Bewegung der Feder nach Außen stets so eingeschränkt, daß die
äußere Fläche der Centrumplatte D mit der vorderen
Fläche des Segmentes in einer Ebene sich befindet. Kleine messingene Federn E, E sind hinter jedem dieser Theile angeordnet. Diese
Federn sind von dem Gestell und den eisernen Theilen der Scheibe, wenn diese durch
die Feder N auswärts gedrückt wird, isolirt. Mit den
Federn E sind die Leitungsdrähte verbunden, welche nach
der galvanischen Batterie und dem Indicator führen, so daß jede der Platten ihre
eigene Kette und Zeigernadel hat. Wenn daher eine Kugel irgend eines der Segmente
trifft, so gibt dieses dem Stoße nach und kommt mit der dahinter befindlichen Feder
E in Berührung, wodurch die Kette geschlossen wird.
Der Schütze ist daher im Stande, durch einfache Betrachtung der Indicatornadel sich
zu überzeugen, welche Platte der Scheibe von der Kugel getroffen worden ist.
Fig. 15
stellt ein doppeltes Zifferblatt mit Zeigernadel im Aufrisse dar. Beide Nadeln sind aus ihrer
normalen Stellung abgelenkt, was gleichzeitig nicht nöthig ist. Fig. 16 ist ein durch die
Mitte des Gehäuses geführter Querschnitt von Fig. 15. Derselbe zeigt
die Form, die man einem solchen Instrumente gibt, um zwei Stellungen auf jedem
Zifferblatt zu registriren. Dasselbe besteht aus einem Kasten, welcher zwei
Armaturen enthält, deren jede auf übliche Weise mit einer Spirale versehen ist. Das
Ende jeder Spindel der Armatur trägt eine Zeigernadel b.
Die Vorderseite des Kastens ist mit Zifferblättern versehen, so daß 4 Schüsse notirt
werden können, nämlich das „Centrum“ (centre), „der äußere untere Theil“ (outer bottom), der „äußere obere
Theil“ (outer top) und das
„Schwarze“ (bulls eye). c, c sind kleine Haken an den Enden jeder der Stangen
d, welche mit einer an das Gestell e befestigten kleinen Feder verbunden sind, so daß durch
Anziehen des an dem Ende der Spindel d befestigten
Ringes die Nadel b nach jeder Anzeige ausgelöst werden
kann. f ist der äußere Deckel des Instrumentes; g ein kleiner Schieber an der Rückseite des
Instrumentes, um dem Innern desselben zum Behuf der Adjustirung beikommen zu können.
W, Fig. 16, ist der von der
Batterie und der Scheibe kommende Draht.
Fig. 17 zeigt
ein Verfahren, die elektrischen Drähte an der Rückseite der Scheibe anzuordnen. s¹ ist der Enddraht, welcher bei t¹, t², t³, t⁴ mit der
Centralplatte und jedem der Hauptstücke der Scheibe verbunden ist; u, u¹, u², u³ sind vier besondere gehörig isolirte
Metalldrähte, welche an dem einen Ende mit jedem Theil der Scheibe und an dem
anderen Ende mit einem Batteriepol verbunden sind. Es können zwei oder mehrere
Batterien in unmittelbarer Nähe des Scheibengestelles angeordnet werden. Die
Herstellung des Contactes geschieht hinter jedem Stück der Scheibe, wenn dasselbe
getroffen wird, und obgleich vier Batteriedrähte sichtbar sind, so bedarf es doch
nur zweier Drahtlängen zwischen der neben der Scheibe befindlichen Batterie und dem
Zeigerapparat am Schützenstande, indem je nach Umständen ein positiver oder
negativer Strom in einer einzigen Pulsation die eine der Nadeln nach der rechten
oder linken Seite ablenkt.
Fig. 18 zeigt
die Form einer kreisrunden Schießscheibe, statt der beschriebenen viereckigen, mit
einer Centrumplatte und vier dieselbe umgebenden Segmenten; Fig. 19 zeigt die dazu
gehörige, der Zielscheibe vollkommen ähnliche Indicatorscheibe, deren Segmente jedes
mit einem Zeiger versehen sind und durch Drähte mit der galvanischen Batterie und
der Zielscheibe in Verbindung stehen.
Fig. 20 ist
eine kreisrunde Zielscheibe, deren Centralplatte von 12 Abtheilungen umgeben ist;
Fig. 21
ist die correspondirende Indicatorscheibe am Schützenstand. Jede Abtheilung hat ihre
Zeigernadel.
Fig. 22
stellt eine andere Methode dar, den Contact zwischen den Metallplatten der
Zielscheibe und der Batterie herzustellen. Jedes Stück a
ist auf eine geeignete Weise, unabhängig von den übrigen, gelagert. Der dasselbe
treffende Stoß theilt sich dem Federhammer b mit,
welcher den Contact bewirkt, die Kette schließt und dadurch eine Ablenkung der
Zeigernadel veranlaßt. Anstatt die Platte der Zielscheibe selbst beweglich zu
machen, und um die Nothwendigkeit ihrer empfindlichen Aufhängung zu beseitigen,
befestigt man sie auch hie und da mittelst zwischengelegter Kautschuckstücke an das
Gestell. Hinter jeder Platte befindet sich ein Hammer, welcher durch die Feder c gegen die Rückseite der Platte gepreßt wird. Dicht
hinter diesen Hämmern sind isolirte Metallspitzen befestigt. Die Hämmer stehen mit
dem einen, die isolirten Spitzen mit dem anderen Pol der Batterie in Verbindung, in
deren Kette ein Indicator eingeschaltet ist Der Stoß einer Kugel gegen die
Vorderfläche der Platte schnellt einen oder mehrere mit der letzteren in Contact
befindliche Hämmer zurück gegen die Metallfedern e,
schließt dadurch die Kette und bewirkt die Ablenkung der Nadel. Die erwähnten
Metallspitzen sind an den Enden jener feinen Federn e
angebracht, damit diese den Hämmern nachgeben und auf solche Weise mit den letzteren
länger in Berührung bleiben.
Zum Messen der Flugzeit des Projectils von dem Momente des Abfeuerns bis zum Momente
der Ablenkung der Nadel in Folge seines Anprallens gegen die Zielscheibe, kann eine
stellbare Tertienuhr dienen, oder ein durch ein Uhrwerk in Bewegung gesetztes
Papierband, über welches ein Bleistift sich hinbewegt, oder ein Bleistift, dem eine
Transversalbewegung rechtwinkelig zur Bewegung des Papiers ertheilt wird.
Um die Stärke und den Ort des Stoßes auf der Scheibe zu registriren, kann man sich
folgender Methode bedienen. An der Rückseite jedes Theiles der Scheibe ist eine
metallene Hervorragung von krummer oder stufenförmiger Gestalt befestigt. Die krumme
Fläche ist ungleichförmig, oder die Stufen sind von verschiedener Länge, so daß bei
einem geringen Stoß nur eine Stufe oder ein kleiner Theil der Curve mit einer
entsprechenden Anzahl von Batteriedrähten in Berührung gebracht wird. Jedes
Drahtende, welches durch die verstärkte Kraft des Stoßes in Contact gelangt,
vermehrt die Intensität des galvanischen Stroms, welche mittelst eines am
Schützenstande oder Standort des Geschützes befindlichen Galvanometers gemessen
wird.
Wir bemerken schließlich, daß die elektrische Zielscheibe bei mehreren freiwilligen
Schützencompagnien mit bestem Erfolg eingeführt worden ist.