Titel: | Die neuesten Betriebsresultate der Braunkohlenpresse auf der Grube von der Heydt (früher Theodor); von C. Zincken in Halle an der Saale. |
Autor: | Carl Friedrich Jacob Zincken |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. IX., S. 42 |
Download: | XML |
IX.
Die neuesten Betriebsresultate der
Braunkohlenpresse auf der Grube von der Heydt (früher Theodor); von C. Zincken in Halle an der Saale.
Zincken, über die neuesten Resultate der Braunkohlenpresse auf der
Grube von der Heydt.
Anschließend an meine früheren Mittheilungen über die Braunkohlenpresse auf der Grube von der Heydt (früher Theodor) in diesem
Journal Bd. CLVI S. 5
und Bd. CLVII S. 59, bringe ich im Folgenden die neuesten Resultate des Betriebes
dieser Presse, welche mit Recht die Aufmerksamkeit der technischen Welt in hohem
Grade in Anspruch nimmt.
Nachdem im August dieses Jahres der Preßkasten der Presse gesprungen und durch einen
neuen, zufällig noch vorhandenen gleicher Construction so schnell als thunlich
ersetzt worden war, um bei der lebhaften Nachfrage nach Preßsteinen die Zeit der
Unterbrechung des Betriebes der Presse möglichst zu verkürzen, ist dieselbe seit circa einem Vierteljahre in gutem und so ungestörtem
Betriebe gewesen, als die noch unvollkommen eingerichtete Localität des Preßraumes,
welcher vor dem Eindringen des Staubes nicht geschützt ist, und andere Uebelstände
ihn gestatten.
Der Betrieb geht zwar Tag und Nacht fort, erleidet aber dadurch längere
Unterbrechungen, daß nach 6- bis 8stündiger Dauer eine gründliche Reinigung
der Presse und der dieselbe treibenden Dampfmaschine vorgenommen werden muß –
eine Arbeit, welche einen Zeitaufwand von mehreren Stunden in Anspruch nimmt.
Gleichwohl werden binnen 24 Stunden durchschnittlich mindestens 36,000 Stück
Preßsteine excl. Bruch geliefert, à 6 Zoll 2 Linien rhn. Maaß lang, 3 Zoll 4 Linien breit und 1 1/12
bis 1 1/8 Zoll stark. Das Gewicht von 1000 Steinen differirt zwischen 7 1/2 und 8
Zollcentnern; auf diesen gehen also circa 130 Stück.
Es muß hier bemerkt werden, daß den mir gewordenen Angaben zufolge die Steine nur bis
zu einer Stärke von 1 1/4 Zoll noch die erforderliche Dichtigkeit erhalten, daß aber
über diese Stärke hinaus die Kraft der Preßvorrichtung unzulänglich erscheint, um
gehörig dichte Fabrikate zu liefern. Versuche, 1 1/2 Zoll starke Steine zu erzeugen,
gaben das Resultat, daß die Agglomerirung des Kohlenpulvers eine noch so
unvollkommene war, daß die erhaltenen Steine wenig von den mit den Formmaschinen
hergestellten oder von guten mit der Hand geformten Steinen sich unterscheiden.
Der bei der Fabrication der Preßsteine erfolgende Abfall an Bruchsteinen wird zu 5
Proc. angegeben, was vielleicht etwas zu niedrig gegriffen worden ist. Uebrigens muß
hervorgehoben werden, daß die zerbrochenen Steine, wenn auch nicht gerade eine gut
verkäufliche Waare, doch für die meisten Verwendungen einen wenig oder gar nicht
geringeren Brennwerth haben, als die unterbrochenen.
Zu einer durchschnittlichen Production von 36,000 Stück Preßsteinen in 24 Stunden
werden bei den jetzigen Dimensionen der Steine circa 119
Tonnen à 7 1/9 Kubikfuß Braunkohlen consumirt, so
daß per 1000 St. 3 1/3 Tonnen erforderlich sind. Zur
Heizung des Dampfkessels der beiden Dampfmaschinen zum Betriebe der Preßmaschine, so wie des
Kohlenquetschwerkes und des Röhrenapparates in den 3 Trockencylindern werden jetzt
in 24 Stunden 46 Tonnen und zum Heizen der letzteren 5 Tonnen verbraucht.
Zum Vortrocknen der Förderkohle bei Winterszeit oder regnigem Wetter sind zwei große
Trockenplatten angelegt worden, welche mittelst der darunter hindurch geleiteten und
hin und her geführten Verbrennungsproducte von zwei kleinen Rostfeuern mäßig erwärmt
werden. Das Consum dieser Feuerungen an Brennmaterial ist noch nicht festgestellt
worden, dürfte aber keineswegs hoch ausfallen. Die neue Anlage scheint ein
Fortschritt in der Fabrication zu seyn, indem es bisher als ein wesentlicher
Uebelstand angesehen werden mußte, daß die Kohle bei Mangel an trocknenden Wetter
etc. fast grubenfeucht in die Trockencylinder gebracht werden mußte.
Zur Ermittelung des Verhältnisses des spec. Gewichtes der Preßsteine zu demjenigen
der Förderkohle habe ich sorgfältige Wägungen an beiden und zwar unter Anwendung der
Luftpumpe vorgenommen. Es ergab sich dabei das spec. Gewicht
1) einer erdigen Varietät der Förderkohle zu
1,17
2) einer festeren Varietät der Förderkohle zu
1,29
3) einer holzartigen Varietät der Förderkohle zu
1,18
4) einer leichten, brockligen Varietät der Förderkohle
zu
0,87.
Die Temperatur des zu den Wägungen verwendeten destillirten Wassers, aus welchem die
Luft vollständig ausgesogen worden war, betrug 13 1/2 bis 15° R.
Vorausgesetzt nun, daß die gepreßten Kohlensteine zur Hälfte aus der gewöhnlichen
Sorte, zum vierten Theile aus einer schwereren, und zum vierten Theile aus der
leichteren Varietät bestehen, welche Annahme dem Sachverhalts nahe kommen dürfte, so
würde das durchschnittliche spec. Gewicht auf 1,13 sich berechnen.
Das spec. Gewicht von zwei verschiedenen Preßsteinen, zu verschiedenen Zeiten von der
Grube erhalten, betrug
bei der ersten Probe 1,31,
bei der zweiten Probe 1,30.
Das Verhältniß der spec. Gewichte der Förderkohle und der Preßsteine ist also = 1,13
: 1,30 = 100 : 123,9 oder nahezu wie 4 : 5.
Ich will hier beiläufig anführen, daß die Bestimmung dieser spec. Gewichte insoferne
eine sehr mühsame war, als die Entfernung der atmosphärischen Luft aus den Kohlen
viele Schwierigkeiten machte und jede Probe von der geringen Größe von 3 bis 5 Gr.
wie sie absichtlich zur Wägung angewendet wurde, mindestens 4 bis 6 Stunden unter
dem Recipienten einer
kräftigen Luftpumpe gehalten werden mußte, ehe die Entwickelung der Luftblasen aus
der Kohle aufhörte. Eine festere, holzartige Varietät war nach 1stündiger Behandlung
(nämlich in Perioden von 6, 4 und 4 Stunden) mit der Luftpumpe noch nicht völlig
entluftet worden und konnte deßhalb zur Gewichtsbestimmung nicht benutzt werden.
Versuche über die Heizkraft der Preßsteine sind noch nicht vorgenommen, dagegen die
Verwendung dieses neuen Heizmaterials zur Feuerung von Locomotiven versucht worden.
Ein Lastzug von 120 Achsen wurde damit fortbewegt; die Steine brachten schnell die
erforderliche Dampfspannung hervor und unterhielten dieselbe in hinreichender Weise,
ungeachtet der für Steinkohlenfeuerung eingerichtete Rost für Braunkohlen zu weite
Fugen hatte und die Form der Steine für den vorliegenden Zweck nicht ganz geeignet
war. Umfassendere Versuche und zwar bei Schnellzügen werden beabsichtigt.
Der Verbrauch der Steine in den Haushaltungen hat sich wesentlich ausgebreitet und
ist die Nachfrage nach solchen weit größer als die Production.
Was nun endlich die Productionskosten der Preßsteine anbetrifft, so stellen sich
dieselben in Folge der eingeführten, wesentlichen Verbesserungen schon weit
günstiger als früher, wo sie nach einer von mir gegebenen Berechnung, so weit eine
solche bei der damaligen Sachlage überhaupt möglich war, auf 1 Thlr. 16 Sgr. 2 Pf.
pro 1000 Stück Steine sich beliefen.
Dieselben betragen jetzt nur circa 1 Thlr. 8 Sgr. 6 Pf.
und zwar
für 3 1/3 Tonne Braunkohlen à 4 Sgr
– Rthlr.
13 Sgr.
4 Pf.
„ 1,14 Tonne
deßgleichen zum Betriebe der
beiden Dampfmaschinen und der
Trockenöfen à 4 Sgr.
– „
4 „
7 „
„ Arbeitslöhne
– „
5 „
10 „
„ Verzinsung des
Anlagecapitals von ca. 12,000 Rthlr.
„ Amortisation
desselben „ Reparaturen etc.
5 Proc.10
„ 5 „
20 Proc.
– „
8 „
4 „
„ Generalkosten = 20
Proc. der Selbstkosten
– „
6 „
5 „
–––––––––––––––––––––––
Summa
1 Rthlr.
8 „
6 „
Da der Verkaufspreis per 1000 Stück loco Grube 2 Thlr. beträgt, so bleibt noch ein Nutzen
von 21 Sgr. 6 Pf. Bei der Annahme von 250 Arbeitstagen und Nächten und einer
Production von 36,000 Stück Steinen per 24 Stunden
würden jährlich 9 Millionen Steine mit einem Gewinne von circa 6450 Thlr. fabricirt werden.
Halle a. d. Saale, im November 1860.