Titel: | Praktisches Verfahren zur Bestimmung der Güte feuerfester Thone, besonders in Hinsicht der Strengflüssigkeit; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. XIV., S. 55 |
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XIV.
Praktisches Verfahren zur Bestimmung der Güte
feuerfester Thone, besonders in Hinsicht der Strengflüssigkeit; von Dr. Carl Bischof.
Bischof's Verfahren zur Bestimmung der Güte feuerfester
Thone.
Bei der Anpreisung eines sogenannten feuerfesten Thones findet man, in Ermangelung
sonst üblicher zuverlässiger Prüfungsmittel, gewöhnlich einzig nur die Analyse
angegeben, woraus häufig die vielversprechendsten Schlüsse gezogen werden. Weiset
die Analyse außer den Hauptbestandtheilen, der Kieselerde und Thonerde, einen Gehalt von nicht mehr
als 3 Procent anderer Stoffe, namentlich Eisenoxyd, Kalk und Alkalien nach, so
rechnet man den Thon in feuerfester Beziehung zu den unzweifelhaft
empfehlenswerthen; sinkt deren Menge unter 3 Procent und zwar beträchtlich, so
glaubt man den Thon als einen ganz ausgezeichnet feuerfesten anpreisen zu
können.
Merkwürdiger Weise aber stimmen mit dieser Annahme die vorgenommenen Glüh-
oder Schmelzversuche nicht selten keineswegs überein. Auch die Preise stehen mit
dieser Beurtheilung, die das einzige Gewicht auf die größere oder geringere Menge
der fremden, flußbildenden Bestandtheile legt, oft nicht in Einklang.
Die Analyse ergibt eine Zusammensetzung, wonach der angepriesene Thon irgend einem
erfahrungsmäßig als vorzüglich bekannten schottischen sehr ähnlich ist, und doch,
glüht man beide in demselben heftigen Feuer, so wird der fragliche Thon zu einer
porzellanähnlichen Masse, oder blähet sich auf, während der schottische nicht einmal
gesintert erscheint und noch deutlich an der Zunge haftet.
Diese Nichtübereinstimmung zwischen einer selbst sorgfältig ausgeführten Analyse und
dem Glühversuche, hat ihren Grund in Verhältnissen, die bisher nicht genügend
beachtet worden sind.
Man vermißt meistens die Angabe, welche Menge der Kieselsäure chemisch mit der
Thonerde verbunden und welche nur mechanisch beigemengt ist, wie dieß Fresenius in seinen Thonanalysen ermittelt hat. Man
findet nicht angeführt, ob Eisenoxydul vorhanden oder, was hervorzuheben ist, ob bei
dem Glühen des Thones die Bildung des leichtflüssigen kieselsauren Eisenoxyduls zu
befürchten ist. Man läßt unerwähnt, ob, und wenn auch nur kleine Mengen, von
Substanzen, wie Schwefelkies, phosphorsaure Salze etc. sich vorfinden.
Und doch sind die erwähnten Verhältnisse von wesentlichem Einflusse auf die
Schmelzbarkeit eines Thones und daher zu seiner genauen vollgültigen Beurtheilung
wichtig und nothwendig.
Leicht kann man sich überzeugen, welchen bedeutenden Unterschied es macht, wenn man
zwei Thone, die sonst sehr ähnlich sind, derselben heftigen Glühhitze aussetzt, wovon der eine die Kieselsäure nur in
chemischer Verbindung mit der Thonerde und der andere zum Theil mechanisch
beigemengt enthält. So braucht man einen Thon, bei dem in der Glühhitze sich
kieselsaures Eisenoxydul bildet, nur so zu behandeln, daß das Eisenoxydul höher
oxydirt wird, und man wird ihn wesentlich verbessert finden. Ferner bewirken selbst
kleine Mengen von Schwefelkies, wie das bekannt, häufig ein Springen des Thones in
der Glühhitze und wird dieselbe gesteigert, so zeigen sich deutlich die durch ihn
verursachten Flußtröpfchen. Schon 1/4 Procent eines phosphorsauren Salzes wirkt in
heftiger Glühhitze merklich flußbildend auf einen Thon ein.
Im Wesentlichen handelt es sich bei Beurtheilung der Güte eines feuerfesten Thones um
den Grad der Strengflüssigkeit desselben. Denn wenn auch außer ihr, je nach den
verschiedenen Verwendungen des Thones, andere wichtige Anforderungen gestellt
werden, so ist doch die Frage, welchen Hitzegrad hält derselbe aus, ohne zu
schmelzen, insofern die wesentlichste, als in dieser Hinsicht, durch einfache
Mittel, nur selten eine Verbesserung zu bewirken.
Da bei derartigen Bestimmungen die höheren und höchsten Feuersgrade in Rede kommen,
so verlassen uns Thermometer und selbst die gewöhnlichen pyrometrischen Metalle oder
Metalllegirungen, und es entsteht die Aufgabe, eine andere Bestimmungsweise
aufzusuchen.
Bekanntlich ist reine Kieselerde für sich vor dem Löthrohr unschmelzbar. Wird
dieselbe vollkommen rein dargestellt, so verträgt sie eine bis zum völligen
Weißglühen gesteigerte Hitze, ohne zu schmelzen, und nur höchstens erscheint sie
gesintert. Bedient man sich möglichst reiner Quarzkrystalle, so sind dieselben in
einer Achatschale zu zerkleinern, oder wendet man einen eisernen Mörser an, mit
Salpeter-Salzsäure zu digeriren, wobei ein noch reineres, bemerkbar
strengflüssigeres Pulver erhalten wird, indem das nicht unbedeutend abgeriebene
Eisen, sowie die eingeschlossenen und etwa eingesprengten Verunreinigungen, entfernt
werden.Der selbst schönste Quarzsand ist, wenn er auch ebenso behandelt wird, nie
rein genug. Wird die saure Lösung abfiltrirt und das Pulver genügend ausgewaschen, so
erhält man ein Quarzpulver, das schön weiß ist bis aus einen Stich ins Graue, der
herrührt von dem Kohlengehalte des abgeriebenen und gelösten Eisens.
Beiläufig bemerkt, wandte ich, um das Quarzpulver für sich zu einer Probe zu
vereinigen, Gummi arabicum als Bindemittel an, das aber vorher völlig zu reinigen
ist von einem nachtheiligen Kalkgehalte, soweit daß es ohne Rückstand sich
verbrennen läßt.
Das gereinigte Quarzpulver eignet sich zu einer vergleichenden Bestimmung der
Schmelzbarkeit eines Thones, eine Bestimmungsweise, die wenn auch nicht absolute, so
doch für die Praxis hinreichend genaue Resultate geben dürfte.
Versetzt man damit einen zu prüfenden Thon und setzt das Gemenge einer intensiven Hitze aus, so ist, um ein gleich
strengflüssiges d.h. nur
mehr oder weniger sinterndes Gemenge zu erhalten, von dem Quarzpulver um so mehr zu nehmen, je leichtflüssiger der Thon ist und
umgekehrt.
Theoretisch betrachtet, ist gegen eine solche Bestimmungsweise einzuwenden, daß sie
nur richtige Resultate liefern kann, insofern wir es mit einem mechanischen Gemenge
zwischen Quarz und Thon, und nicht mit einem chemischen
Gemische zu thun haben. Ist der Quarz an sich so äußerst unschmelzbar, so liegt auf
der Hand, je mehr man davon einem Thone zusetzt, um so strengflüssiger ist
derselbe.
Dafür spricht die Erfahrung, die gewöhnliche Darstellung feuerfester Steine mittelst
Quarzzusatzes. Solche Steine bewähren sich in feuerfester Hinsicht; doch nur so
lange die Hitze eine geringere, eine Rothglühhitze, die höchstens heller
Rothglühhitze sich nähert; wird aber dieselbe gesteigert
zur Weißglühhitze, zur völligen, so geben selbst die besten feuerfesten Thone mit dem Quarzpulver eine Flußmasse.
Anders jedoch ist das Verhalten in entschieden heller
Rothglühhitze, die sich selbst der Weißglühhitze nähern darf – eine Hitze, in
der Gußstahl alsbald zum Schmelzen gebracht wird. Hier tritt der erwähnte günstige
Umstand ein, worauf die in Rede stehende Bestimmungsweise basirt ist, daß je
strengflüssiger ein Thon, eine um so geringere Menge des Quarzes er in Schmelzung zu
bringen vermag. Bei reichlichem Zusatze sieht man deutlich, daß das überschüssige
Quarzpulver sich mehr oder weniger der Schmelzung entzieht.
Demnach ist die Prüfungshitze über die gewöhnliche
Ofengluth zu steigern, aber unter völliger Weißglühhitze
zu halten, eine Hitze, wie sie gerade bei den stärksten Feuerungen, vereinzelte
Stellen größerer Hitze ausgenommen,Die deutliche Weißglühhitze, die man durch die Form des Hohofens gesehen
erblickt, kann keinen Maaßstab abgeben für die in den oberen Regionen
herrschenden, unzweifelhaft geringeren Hitzgrade; sowie die an den Zügen
nicht maaßgebend ist für den ganzen Ofen. herrschend ist, wodurch gewissermaßen die Bestimmungsweise als eine in der
That praktische sich empfiehlt.
Was die Ausführung der Bestimmungsweise angeht, so ist für die größeste Gleichmäßigkeit in der Behandlung der Proben zu sorgen, damit die
wirklichen Verschiedenheiten auch wirklich hervortreten. Eine nothwendige Bedingung
ist, die Proben gleichmäßigst zu mengen und zu glühen.
Die Gemengtheile müssen daher auf das Feinste zerrieben, die zum Vergleiche
dargestellten Proben alle von derselben Größe und Form seyn und in einem Tiegel von
gleicher Wand- und Deckel-Dicke, mit Beobachtung der jedes Mal
möglichst gleichen Umstände geglüht werden.
Wird nach diesen Regeln verfahren, so kann man eines hinreichend genauen, ja bei
Wiederholungen eines überraschend übereinstimmenden Resultates gewiß seyn.
Beispielsweise führe ich die angestellten Versuche mit einigen der bekanntesten
feuerfesten Thone an.
Sie wurden durch gelindes Erhitzen getrocknet, so daß sie sich, ohne zu ballen, zu
dem feinsten Pulver zerreiben ließen. Zu dem Thonpulver
wurde dem Volumen nach das 1, 2, 3, 4, 6, 8 und 10fache des präparirten Quarzpulvers
gesetzt und von jedem dieser sieben verschiedenen Gemenge dieselbe Quantität
genommen.
Die genannten Zahlenverhältnisse wurden gewählt, da sie sich im Verlaufe
verschiedener Versuche als die zweckmäßigsten herausgestellt und bewährt haben.
Nachdem jede dieser gleichen Quantitäten innigst gemengt und alsdann angefeuchtet
worden, formte ich Cylinder daraus von circa 3 Linien
Durchmesser und 6 Linien Höhe. Die 7 Cylinder eines jeden zu prüfenden Thones werden
so numerirt, daß die Nummern die Menge des Quarzzusatzes repräsentiren. Also Nr. 1
enthält auf 1 Theil Thon 1 Theil Quarz, Nr. 2 zwei Theile u.s.w.
Da die Bestimmungsmethode überhaupt auf Vergleichungen beruht, so kommt es darauf an,
einen Normalthon auszuwählen, mit dem der zu prüfende Thon zu vergleichen, wodurch
eine bestimmte Schätzung verschiedener Thone unter sich von selbst stattfindet.
Als solchen Normalthon wählte ich den schottischen von Jarnkirk, einen der besten,
wie allgemein bekannt ist. Er wurde mit 1 Theil Quarzpulver versetzt, so lange und
so stark erhitzt, bis eine Schmelzung eintrat. Bei 2 Theilen war die Schmelzung
merklich geringer und noch geringer bei 3 Theilen u.s.w. Die Pröbchen wurden stets,
wie oben angegeben, gemengt, geformt und geglüht. Mehrmals der Versuch wiederholt,
wurde immer dasselbe Resultat erhalten, d.h. Pröbchen, wovon die gleich
zusammengesetzten auch ein gleiches Ansehen hatten.
Der Hitzegrad war eine bis zum Weißglühen gesteigerte helle Rothglühhitze, in welcher
Gußstahl, in den Tiegel eingebracht, vollkommen zum Fluß gekommen war.
Die sieben Normal-Cylinder-Pröbchen (ungebrannt) des Jarnkirker Thones
wurden mit den sieben Pröbchen des zu prüfenden Thones, eines belgischen von Wierde
bei Namur, der bezeichneten Hitze 12 Minuten lang, in einem geschlossenen, 2 Zoll
hohen und 5/4 Zoll weiten Schmelztiegel, in einem sogenannten Deville'schen Ofen mit Doppelgebläse ausgesetzt. Die Pröbchen kamen so in
den Tiegel zu liegen, daß die entsprechenden Nummern des schottischen und belgischen Thones neben
einander sich befanden, und zwar unten in dem Tiegel mit den niedrigen Nummern
anfangend. Nachdem der Versuch noch einmal auf dieselbe Weise wiederholt worden und
die entsprechenden Pröbchen ein gleiches Ansehen zeigten, hielt ich mich für
berechtigt, Resultate daraus zu ziehen.
Keines der Pröbchen des Jarnkirker Thones zeigte eine
Formveränderung in Folge von Schmelzung oder Aufblähung, was ein unzweideutiges und
zugleich besonderes Kennzeichen ist, daß der schottische Thon durch ungleich größere
Strengflüssigkeit sich von den übrigen geprüften Thonen auszeichnet.
Pröbchen Nr. 1, mit 1 Theil Quarzzusatz, zeigt sich, wie schon oben erwähnt,
vollständig mit einer Flußrinde umgeben und erscheint glasirt; bei 2 Theilen Zusatz
ist die Flußrinde schon unvollständiger, so daß das Pröbchen das Aussehen hat, als
ob es bestaubt sey; bei 3 Theilen tritt dieses bestaubte Aeußere noch mehr hervor
und so weiter, bis bei 6 Theilen Zusatz die Oberfläche körnig erscheint und das
Pröbchen auf der Bruchfläche an der Zunge haftet. Bei 8 Theilen Zusatz findet dieses
Anhaften auch auf der äußern Fläche statt, und bei 10 Theilen sind die Theilchen so
lose zusammengesintert, daß sie sich mit dem Nagel abreiben lassen.
Schlägt man die Pröbchen durch, so entspricht diesem äußeren Ansehen auch das innere;
doch sind die bezeichneten Unterscheidungen nicht so augenfällig.
Der Kürze wegen bediene ich mich bei den folgenden Beschreibungen der Pröbchen
kurzweg der Nummern derselben, die, wie bemerkt, die Theile des Quarzzusatzes
repräsentiren.
Bei den Pröbchen des belgischen Thones ist bei 1 und auch
bei 2 die ursprüngliche Cylinderform verändert. Beide haben sich aufgebläht.
Pröbchen 3 und 4 zeigen beide noch vollständige
Ueberziehung mit Flußrinde und erst bei 6 zeigt sich das erwähnte staubige Aussehen.
Bei Pröbchen 8 hat letzteres merklich zugenommen und Pröbchen 10 erscheint körnig;
doch ist die Masse im Ganzen stark zusammengesintert.
Stellt man hiernach einen Vergleich zwischen dem belgischen und schottischen Thone
an, so ergibt sich, daß die 4 ersten Nummern des belgischen Thones in Hinsicht der
Schmelzbarkeit unter Nr. 1 des schottischen Thones zu setzen sind, d.h. also
leichter schmelzbar sind; Nr. 6 des belgischen Thones dagegen erscheint
strengflüssiger wie Nr. 1 des schottischen Thones. Es ist demnach Pröbchen 1 des
schottischen Thones zwischen Pröbchen 4 und 6 des belgischen Thones zu setzen, was,
nehmen wir 5 als Mittel an, gemäß unserer Vergleichungsmethode heißt: der belgische Thon erfordert 5 Mal
so viel Quarzpulver als der schottische, damit beide in einer hellen bis
zum Weißglühen gesteigerten Rothglühhitze sich gleich strengflüssig zeigen.
Bestätigt wurde dieses Resultat, als ich 1 Theil belgischen Thon mit 5 Theilen
Quarzpulver in der That versetzte, ein Pröbchen darstellte und dasselbe mit Pröbchen
1 des Jarnkirker Thones glühte, wobei denn beide sehr ähnlich sich verhielten. Bei
diesen zwei vereinzelten Pröbchen jedoch erfordert eine
sichere Beurtheilung ein weit geübteres Auge.
Der Kürze wegen ist es wohl gestattet, ohne Mißverständnisse zu besorgen, schlechtweg
das gefundene Resultat so auszudrücken: der belgische Thon ist
5 Mal leichtflüssiger als der schottische oder umgekehrt.
Ebenso nach wiederholten und unter sich durchaus übereinstimmenden Glühversuchen den
bekannten hessischen Thon, von Mönchenberg bei Cassel, mit dem schottischen
verglichen, ergab sich folgendes Resultat:
Aufgebläht war Pröbchen 1 und selbst 2 noch in geringer Weise. Pröbchen 3 zeigte sich
vollständig mit Flußrinde überzogen, bei Pröbchen 4 war dieselbe unvollständiger und
trat das staubige Aussehen auf, das bei 6 vorherrschend ins Auge fiel.
Pröbchen 4 des hessischen Thones zeigt sich besser wie 1 und schlechter wie 2 des
schottischen Thones, oder mit anderen Worten: 4 des hessischen Thones erreicht nicht
völlig 1 des schottischen, was also heißt: der hessische Thon
ist nicht völlig 4 Mal (etwa 3 1/2 Mal) leichtflüssiger wie der schottische oder umgekehrt.
Ebenso verglichen einen rheinischen Thon, aus der Gegend bei Coblenz, ergab sich:
Aufgebläht ist nur Pröbchen 1, 2 zeigt sich vollständig mit Flußrinde überzogen, bei
3 ist das bestaubte Aussehen entschieden hervortretend und bei den folgenden
Pröbchen erscheint die Oberfläche körnig. – Verglichen mit dem Jarnkirker
Thonpröbchen ist Nr. 2 des rheinischen Thones stärker mit Flußrinde überzogen und
dichter wie Nr. 1 des schottischen, Nr. 3 des rheinischen Thones hat sich dagegen
entschieden strengflüssiger gehalten. Es ist mithin der
rheinische Thon völlig 2 Mal leichtflüssiger wie der schottische oder
umgekehrt.
Beiläufig bemerke ich, daß Thone, die bei dem 3fachen Quarzzusatze in der
beschriebenen Weise noch eine Aufblähung des resp.
Pröbchens zu erkennen geben, oder die bei dem 6fachen Quarzzusatze leichflüssiger
sich zeigen, wie der Jarnkirker bei einfachem, diejenigen sind, die im Handel nicht
mehr zu den sogenannten feuerfesten gerechnet werden.
Die zweckmäßigste Weise, die Vergleichungen anzustellen, möchte folgende seyn, wie
aus den vorstehenden Versuchen hervorgeht. Nach erlangter größtmöglicher Versicherung der
Constanz und Verläßlichkeit des Glüh-Resultats, ermittelt man, welche
Pröbchen des zu prüfenden Thones unter Nr. 1 des
schottischen Normal-Thones zu setzen sind, d.h. welche mit einer
gleichzeitigen Veränderung der Form sich aufgebläht haben; dann untersucht man, ob
das nächste höhere Pröbchen mehr glasirt oder dichter sich zeigt wie 1 des
Normalthones. Ist das der Fall, so vergleicht man die nächsten höheren und so
weiter, bis man zu dem Pröbchen gelangt, welches gleich sich verhält. Im Falle, daß
keines übereinstimmt, hat man darauf zu achten, welches Pröbchen mehr und welches
weniger strengflüssig als 1 des Jarnkirker Thones sich zeigt, wodurch eine
annähernde Schätzung sich leicht ergibt.
Diese empirische Bestimmungsmethode der Strengflüssigkeit der Thone, die sich in
wenigen Worten zusammenfassen läßt: die Menge Quarzpulver,
welche einem Thone beigemengt werden muß, um dessen Unschmelzbarkeit in einem
gewissen Grade zu erzielen, gibt ein Maaß für die Strengflüssigkeit des
Thones, liefert, wie oben weiter ausgeführt, bei Beobachtung der richtigen
Steigerung der Hitze und größtmöglicher Gleichmäßigkeit der Ausführung der Versuche,
Resultate, die sowohl genügend scharf ins Auge fallen als überraschend
übereinstimmen und daher als hinreichend verläßlich anzusehen sind.
So schwierig es seyn würde, nur einige vereinzelte Pröbchen stets sicher vergleichend
zu beurtheilen, so leicht ist das, wenn eine Reihe von relativ gleich
zusammengesetzten Pröbchen vorliegt. Hat man nur einige Mal hierin sich versucht und
geübt, so erlangt man bald eine solche Fertigkeit, daß leicht auf die sicherste
Weise solche Schätzungen, die es, wie ich nicht verkenne, allerdings nur sind, von
dem Geübteren vorgenommen werden.
Die Methode erlaubt selbst Thone unter sich zu vergleichen, die einander in Hinsicht
der Strengflüssigkeit sehr nahe stehen, für die auf anderm Wege, es sey denn durch
lange wiederholte Erfahrung im Großen, es nicht möglich ist, eine Entscheidung zu
Gunsten des einen oder andern Thones zu geben.
Gleichzeitig gibt die Methode Aufschluß über die sogenannte Fettigkeit oder Magerkeit
der Thone, d.h. über die Menge des Zusatzes, den ein Thon zu binden vermag –
eine Eigenschaft, die neben der Strengflüssigkeit sehr in
Anschlag zu bringen ist. Sind zwei Thone gleich strengflüssig, aber ist der eine
bindender als der andere, so ist dem mehr bindenden wesentlich der Vorzug zu geben
oder umgekehrt.
Die geprüften 4 Thonsorten so z.B. verglichen, findet sich, daß der rheinische und
belgische Thon am meisten Zusatz aufzunehmen vermögen, alsdann folgt der hessische,
und der schottische ist der magerste. Will man, so läßt sich dieses Verhältniß auch
etwa in den bezeichneten Zahlen ausdrücken, was jedoch, da es nicht so ganz leicht
und einfach zu bewerkstelligen ist und daher weiterer Ausholungen bedarf, ich einer
spätern Abhandlung vorbehalte.
Noch kurz beschreibe ich die Versuche, welche zwar kein genügendes Resultat geben,
die mich aber zu der besprochenen Bestimmungsmethode führten.
Mein erster Gedanke war, mittelst gereinigten Quarzpulvers eine Stufenleiter für die
verschiedensten Grade der Strengflüssigkeit zu bilden und zwar so, daß der reine
Quarz für sich die oberste Stufe einnehmen sollte, und die unteren bestimmte Gemenge
davon mit irgend einem Thone. Die angestellten Versuche ergaben aber zu wenig
charakteristische Unterscheidungen, um bei selbst den verschiedensten Mengenzusätzen
von Quarz einigermaßen feste Anhaltepunkte aufstellen zu können. Wurden gleichzeitig
verschiedene Thone so für sich mitgeglüht, so war es durchaus zweifelhaft, wo
dieselben einzuordnen seyen und ergab sich als unthunlich, einen mit reichlichem
Quarzzusatze versetzten Thon mit einem Thone für sich zu vergleichen. Nahm man statt
des Quarzpulvers Charmotte und zwar von einem der besten schottischen Thone, so
waren zwar die Unterscheidungen, und namentlich in höheren Hitzegraden, deutlicher;
aber Vergleichungen oder Einordnungen waren dann noch nicht weniger unsicher.
Dieselbe Unsicherheit zeigte sich auch bei Versetzung eines Thones mit seinem
eigenen Charmotte.
So stellte sich heraus, daß im Allgemeinen eine augenfällige und eine sichere
Bestimmungsweise nur bei Proben möglich ist, die eine gleichartige Zusammensetzung haben.
Die Thone so für sich zu glühen und zu vergleichen, gibt nur bei den besten
feuerfesten und zugleich mageren Thonen ein Resultat, wofür jedoch jedes Mal erst
ein bestimmter Anhaltepunkt zu suchen ist. Bei den wenigen strengflüssigen oder
fetten Thonen, die in einem intensiven Feuer entweder sich aufblähen oder stark
schwinden, geht jeder Anhaltepunkt für einen Vergleich verloren.
Beschäftigt, eine größere Reihe bekannter, ausgezeichneter, sogenannter feuerfester
Thone, nach dem beschriebenen Verfahren vergleichend zu untersuchen, wovon ich die
Resultate veröffentlichen werde, stelle ich Industriellen, die Thone, sey es unter
sich verglichen zu haben wünschen, oder wissen möchten, welche Stelle dieselben
unter jenen einnehmen, es anheim, mir Proben zukommen lassen zu wollen unter der frankirten
Adresse: „Dr. C. Bischof, bei Ehrenbreitstein a Rhein.“
Selbstredend sind zu einer umfassenden Beurtheilung außer der Strengflüssigkeit und
dem Grade der Magerkeit und Fettigkeit, noch andere Verhältnisse, wie ich das schon
angedeutet, in Betracht zu ziehen, so namentlich die Haltbarkeit der Thone im Feuer,
sey es für sich oder in ihrem Verhalten gegen die Berührungsmittel, wie Ofen-
oder sonstige Schlacke, gegen Eisen, Zink, Glas etc., wodurch eine solche
erfahrungsmäßige Beurtheilungweise zu einer einigermaßen erschöpfenden werden
dürfte.
Die Ermittelung dieser Verhältnisse wird der Gegenstand meiner weiteren
Untersuchungen werden.