Titel: | Ueber ein verbessertes Heizungssystem in gewöhnlichen Häusern; von Dr. Fr. Mohr. |
Autor: | Dr. Karl Friedrich Mohr [GND] |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. LI., S. 209 |
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LI.
Ueber ein verbessertes Heizungssystem in
gewöhnlichen Häusern; von Dr. Fr.
Mohr.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Mohr, über ein verbessertes Heizungssystem in gewöhnlichen
Häusern.
Die Heizung mit Oefen in Zimmern bleibt für gewöhnliche Verhältnisse der Luftheizung
vorzuziehen, weil man dabei eine genügende Ventilation hat, und weil man jedes
einzelne Zimmer heizen kann, ohne große Canäle mitheizen zu müßen.
Bei der Ofenheizung bekommt man das Erste und die Hauptmasse der Wärme, bei der
Luftheizung den Rest, den nicht die Canäle aufgenommen haben. Dagegen geht bei der
Ofenheizung eine große Menge Wärme durch die Kamine verloren, welche als schlecht
leitende Körper die Wärme aus dem untern Stocke ohne allen weiteren Nutzen zum Dache
hinausführen. Von dieser Wärme kann noch ein großer Theil nutzbar gemacht werden.
Das System, welches ich bei dem Baue meines Wohnhauses angewendet habe, besteht
darin, daß ich die Feuerluft nicht durch einen Kamin, sondern durch eiserne Röhren
ableite, welche in einem quadratischen Hohlraum stehen. Es umgibt also ein Luftraum
das Feuerrohr, und setzt man diesen Luftraum durch Klappen am Boden und an der Decke
mit einem Zimmer in Verbindung, so entsteht eine Luftströmung in diesem das
Feuerrohr umgebenden Raume, wodurch die Luft am Boden in den Hohlraum einströmt und
an der Decke in das Zimmer zurückkehrt.
In jeder Etage ist der quadratische Hohlraum durch eine Schichte Ziegelsteine oder
eine eiserne Platte mit rundem Loche quer abgeschnitten.
Kann man es bei dem Neubau eines Hauses so einrichten, daß ein Schlafzimmer über der
Küche ist, so ist dasselbe immer mäßig geheizt, da das Küchenfeuer täglich geheizt
wird. Oder man lege das Schlafzimmer über dem Wohnzimmer in dem Erdgeschoß an, so
findet dasselbe statt. Die untere Etage hat von der Einrichtung einen geringen
Nuzen; sie wird als am meisten bewohnt für sich geheizt.
Die eisernen Rohre haben 8 Zoll Durchmesser im Lichten und man kann bequem in 3
Etagen in jeder einen Ofen anbringen, ohne daß es an Zug fehlt. Beim Bau bringt man
in der Wand eine Ansatzröhre an, die in das eiserne Rohr mündet, worin die
Ofenpfeife eingesetzt wird; gibt man dem quadratischen Hohlraum eine lichte Weite
von 1 Fuß Seite, so hat der ganze Querschnitt 1 Quadratfuß Fläche, davon kommen auf
das 8zöllige Rohr 50 Quadratzoll; es bleiben also noch 94 Quadratzoll Querschnitt,
worin die Luftcirculation mit dem Zimmer stattfindet.
Wird die untere Etage geheizt, so entsteht in der zweiten Etage ein warmer Luftstrom
auf Kosten der Wärme, die sonst unbenutzt zum Dach hinausgegangen wäre, und von dem,
was hier nicht benutzt wird, kommt in der dritten Etage noch einmal ein Theil zur
Verwendung, und endlich können auf dem Speicher, wo nicht selten Schlafkammern der
Dienstboten sind, auch noch kleine Mengen Wärme abgegeben werden. Für den Fall, daß
man die Erwärmung nicht bedarf, schließt man an der Decke und am Fußboden die Löcher
durch Schieber, wie z.B. im Sommer, wenn das Schlafzimmer über der Küche ist.
Die Kosten der Einrichtung sind lediglich nur die des eisernen Rohres, wozu man sehr
starkes Blech oder dünnes Gußeisen nimmt. Diese Construction ist ungemein
feuersicher, denn das eiserne Rohr geht durch einen gemauerten Hohlraum, und kann
nirgendwo an Holz anstoßen. Auch mauert man eine Seite des quadratischen Hohlraumes
so zu, daß man sie leicht herausbrechen kann, und zwar von Seiten eines Ganges, wo
man am besten an das Kamin heran kommen kann. Das Rohr wird auf dem Speicher durch
ein Klappthürchen geputzt, wie ein gemauertes Kamin.
Wenn in der untersten Etage der Küchenherd geheizt wurde, so zeigte ein Thermometer,
welches in der nächsten Etage an der Decke in der Oeffnung gelegt wurde, 28 bis
35° R., und in der dritten Etage 10 bis 14° R. Der ganze Zimmerraum
wärmte sich natürlich nicht zu dieser Höhe, und es ist diese Temperatur abhängig von
der Größe des Zimmers, der Anzahl der Fenster und Aehnlichem. Wenn die in der 2ten
Etage hervorgebrachte Wärme nicht hinreichend ist, um einen solchen Raum ohne Weiteres zu bewohnen, so
kann man ihn doch durch wenig Brennmaterial vollständig erwärmen. In jedem Falle
erspart man die dem untern Feuer abgenommene Wärme an Brennmaterial in den höhern
Etagen.
In den höheren Etagen benutzt man die mild geheizten Räume zur Ueberwinterung von
Blumen und zum Aufbewahren von Obst.
Fig. 6 zeigt
die Einrichtung im verticalen Schnitt in 2 Etagen.
Das eiserne Rohr c, c geht durch den gemauerten Raum d.
Bei a und b sind die
Oeffnungen mit Schiebern um Luftzug zu bewirken.
Bei c ist die Thüre, wo der beim Putzen heruntergestoßene
Ruß ausgenommen wird.
Fig. 7 zeigt
den horizontalen Querschnitt; f ist die zum Ausbrechen
eingesetzte Seite für etwaige Reparaturen an dem innern Rohr.