Titel: | Zur Kenntniß der Dosirung des sogenannten weißen Schießpulvers; von Dr. J. J. Pohl. |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. CXVI., S. 427 |
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CXVI.
Zur Kenntniß der Dosirung des sogenannten weißen
Schießpulvers; von Dr. J. J.
Pohl.
Aus den Sitzungsberichten der k. k. Akademie der Wissenschaften zu
Wien, Bd. XLI.
Pohl, über die Dosirung des sogenannten weißen
Schießpulvers.
Bei Bereitung des von Augendre erfundenen sogenannten
weißen Schießpulvers behufs Vorlesungs-Versuchen befolgte ich die Vorschrift,
welche nach dem Moniteur industriel, 1850 Nr. 1426, im
polytechn. Journal Bd. CXV S. 379 angegeben
ist. Nach dieser Vorschrift wäre die Dosirung des aus Kaliumeisencyanür (gelbem
Blutlaugensalz), Rohrzucker und chlorsaurem Kali bestehenden neuen
Schießpulvers:
Kaliumeisencyanür
1
Gewichtstheil
oder
20
Gewichtstheile,
Rohrzucker
2
„
„
40
„
chlorsaures Kali
2
„
„
40
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe
5
„
„
100
„
Alle Versuche nach dieser Dosirung ein gut abbrennendes Schießpulver zu erhalten
schlugen aber fehl, das Pulver explodirte langsam unter Hinterlassung einer Masse
kohligen Rückstandes. Eben so wenig gelang es, ein nur einigermaßen wahrscheinliches
Schema aufzustellen, nach welchem bei der angeführten Dosirung die Zerlegung beim
Abbrennen des Pulvers erfolgen könnte. Da ich übereinstimmend in den mir gerade zu
Gebote stehenden Zeitschriften dieselben Angaben fand, so glauchte ich obige
Dosirung sey richtig abgedruckt und versuchte nun selbst ein besseres Schießpulver
mit den genannten Substanzen darzustellen.
Nach mehreren Versuchen blieb ich bei der Dosirung:
Kaliumeisencyanür
28
Gewichtstheile,
Rohrzucker
23
„
chlorsaures Kali
49
„
––––––––––––––––––––––––––––
Summe
100
„
stehen, welche ein sehr gut abbrennendes Schießpulver lieferte
und nahezu dem Verhältnisse:
K₂FeCy₃, 3 HO +
C₁₂H₁₁O₁₁ + 3 (KO, ClO₅)
entspricht, das in 100 Gewichtstheilen:
Kaliumeisencyanür
28,17
Gewichtstheile,
Rohrzucker
22,78
„
chlorsaures Kali
49,05
„
fordert.
Ueber die beim Abbrennen dieses Schießpulvers gebildeten Zerlegungsproducte läßt sich
ohne vorausgegangene weitläufige Analysen wohl schwer etwas Bestimmtes sagen, um so
weniger als das Abbrennen im Freien oder im geschlossenen Raume, sowie rasch oder
absichtlich verlangsamt, gewiß von Belang und selbst von Einfluß auf die Art der
Zerlegungsproducte seyn kann. Nimmt man jedoch als hiebei mögliche
Zerlegungsproducte des Kaliumeisencyanürs: Stickstoff, Cyankalium und ein
Kohleneisen von der Zusammensetzung FeC₂ an, welches sich in der That beim
Glühen dieser Verbindung bei Luftausschluß bilden soll, so könnte die Zerlegung nach
dem Schema:
Textabbildung Bd. 159, S. 428
vor sich gehen, wornach je 100 Gewichtstheile
Schießpulver:
52,56 Gewichtstheile
nicht flüchtige Körper und
47,44 „
gasförmige Körper
––––––––––––––––
zusammen
100,00 „
lieferten.
Eine zweite Zerlegungsweise wäre:
Textabbildung Bd. 159, S. 428
100 Gewichtstheile des Pulvers geben dann bei der Zerlegung:
55,50 Gewichtstheile
fester Körper und
44,50
„
gasförmiger Körper.
Endlich ließen drittens:
Textabbildung Bd. 159, S. 429
ableiten, wobei aus je 100 Gewichtstheilen Schießpulver beim
Abbrennen
54,32 Gewichtstheile
fester Körper und
45,68
„
gasförmiger Körper
entstünden.
Bei längerem Glühen des gelben Blutlaugensalzes an der Luft bildet sich freilich auch
cyansaures Kali und Eisenoxyd, sowie nach Beimischung von Braunstein, Salpeter oder
anderen Oxydationsmitteln im Ueberschusse diese Oxydation rasch und vollständig
geschehen soll. Wollte man aber die Entstehung dieser Zerlegungsproducte beim
Abbrennen des weißen Schießpulvers nach Aequivalenten ableiten, so müßte das
chlorsaure Kali im Ueberschusse vorhanden seyn, welcher Bedingung mindestens das
Dosirungsverhältniß:
2 (K₂FeCy₃, 3 HO) + 2
(C₁₂H₁₁O₁₁) + 8 (KO, ClO₅)
entspricht, das die Zerlegungsproducte
4 (KO, CyO)
+ 2 N
+ 8 KCl
+ 19 CO
+ 8 Fe₂O₃
+ 9 CO₂
+ 28 HO
liefern könnte.
Wie zu ersehen, würde die Zerlegung nach dem Schema I gedacht, die vortheilhafteste
seyn, da hiebei am meisten gasförmige und am wenigsten feste Körper entstehen,
welche die benutzten Feuerwaffen verunreinigen. Auch kommt mir nach einer freilich
vorläufig nur oberflächlichen Untersuchung der Verbrennungs-Rückstände, diese
Zerlegungsart als am wahrscheinlichsten vor.
100 Gewichtstheile des Pulvers geben aber nach dem Schema I
Stickstoff
1,865
Gewichtstheile,
Kohlenoxyd
11,192
„
Kohlensäure
17,587
„
Wasser
16,788
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe
47,442
Gewichtstheile.
Ferner:
Cyankalium
17,385
Gewichtstheile,
Chlorkalium
29,840
„
Kohleneisen
5,333
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe
52,558
Gewichtstheile.
Auf Volumina bezogen lieferten hingegen 100 Gewichtstheile bei 0° C. und 760
Millim. Barometerstand, mit Benutzung von Regnault's
Ausdehnungscoefficienten, und nach Reduction des beim Abbrennen entstehenden
Wasserdampfes auf 0° C. unter der Voraussetzung, daß nach der Angabe Regnault's: 1 Volum Wasser bei 0° C. 1700 Volumina
Dampf bei 100° C. bildet:
Stickstoff
1927,0
Kubikcentim.
Kohlenoxyd
8942,9
„
Kohlensäure
8942,9
„
Wasserdampf
20867,6
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
Zusammen
40680,4
Kubikcentim.
Unter diesen Zerlegungsproducten muß das Wasser als bereits fertig vorhanden in den
Bestandtheilen des Schießpulvers angenommen werden, was auch von dem im Cyankalium
gebundenen Cyan gilt.
Indem man berücksichtigt, daß 100 Gewichtstheile der Masse enthalten:
1,865
Gewichtstheile
frei werdenden Stickstoff,
4,797
„
zu Kohlenoxyd verbrennenden Kohlenstoff und
4,797
Gewichtstheile
sich zu Kohlensäure umsetzenden Kohlenstoff,
lassen sich näherungsweise die beim Abbrennen dieses
Schießpulvers gelieferten Wärmeeinheiten bestimmen, denn legt man Favre und Silbermann's
Verbrennungswärme des Kohlenstoffes zu Grunde,Comptes rendus, tome XX p. 1565 et tome XXI p. 944. so wird die beim Abbrennen gelieferte Wärmemenge W, in Wärmeeinheiten ausgedrückt:
W = (4,797 × 2474 + 4,797
× 8080)/100
also gleich 506,3 Wärmeeinheiten.
Um ferner die Verbrennungstemperatur beim freien Abbrennen des weißen Schießpulvers
kennen zu lernen, ist es unumgänglich nothwendig die specifische Wärme der Summe der
Verbrennungsproducte unter constantem Druck zu kennen, wozu die allgemeine
Gleichung:
ΣS = (ps + p's' + p''s''
+ . . . . .)/G
führt, in welcher ΣS die
gesuchte specifische Wärme, G die Summe der vorhandenen
Gemengtheile, p, p', p''. . . und s, s', s''. . . deren spec. Wärme bedeuten. Benutzt man zu diesem Behufe
nach Regnault für:
Stickstoff
die spec.
Wärme
= 0,2440
Kohlenoxyd
„ „
„
= 0,2479
Kohlensäure
„ „
„
= 0,2164
Wasserdampf
„ „
„
= 0,4750
ferner für
Chlorkalium
„ „
„
= 0,1730
und leitet man endlich aus Regnault's Vergleich der spec. Wärme des Kaliums und des BleiesComptes rendus, tome XXVIII p. 325. die spec. Wärme des Kaliums (unter Annahme des Aequivalentes K = 39,11) zu 0,3326 ab, so folgen aus der von Woestyn aufgestellten RelationAnnales de Chimie et de Physique, Sèrie
III, tome XXIII p.
295.
S = (ans + a'n's' + a''n''s''+ . . . .
.)/A
in welcher A das Aequivalent der
gegebenen chemischen Verbindung, a, a', a''. . . die
Aequivalente der Bestandtheile, n, n' n''. . . deren
vorhandene Vielfachen ausdrücken und endlich s, s', s''
die denselben entsprechenden spec. Wärmen (für C =
0,2415 als spec. Wärme und Eisen = 0,1098 genommen),
für Cyankalium die spec. Wärme = 0,3107 und
Kohleneisen die spec. Wärme = 0,1493.
Es wird hiernach die spec. Wärme der Summe der Verbrennungsproducte = 0,2636 und die
Verbrennungstemperatur:
W/ΣS
= 506,3/0,2636 = 1920,7° C.
Das am häufigsten benutzte Dosirungs-Verhältniß des gewöhnlichen schwarzen
Schießpulvers ist aber
KO, NO₅ + S + C₃
und unlängst haben erst Bunsen und
Schischkoff gezeigt,Polytechn. Journal Bd. CXLVII S.
413. daß die bisher angenommene Zersetzung dieses Pulvers gänzlich unrichtig sey.
Nach diesen beträgt aber der feste Rückstand vom Abbrennen des gewöhnlichen
Schießpulvers 68,06 Proc., die gasförmigen Bestandtheile nur 31,38 Proc. und dem
Volumen nach bei 0° und 760 Millim. Barometerstand 19310 Kubikcentim.
Nimmt man nun die Zusammensetzung des gebräuchlichsten schwarzen Schießpulvers im
Durchschnitte gleich der von Bunsen und Schischkoff in ihrem untersuchten
Pulver gefundenen an, so resultirt in 100 Gewichtstheilen schwarzen
Schießpulvers:
Kohlenstoff
7,69 Proc.
Wasserstoff
0,41 „
Sauerstoff
36,99 „
Läßt man ferner mit Bunsen und Schischkoff die beim freien Abbrennen gelieferte Heizkraft zu 619,5
Wärmeeinheiten gelten, so ergibt sich, daß das weiße Schießpulver im Verhältnisse
0,8081 : 1 weniger Wärme als das gewöhnliche Schießpulver entwickle. Das schwarze
Pulver gab aber beim freien Abbrennen eine Verbrennungstemperatur von 2993°
C., es verhalten sich daher auf die Temperatur 0° und den Barometerstand von
760 Millim. bezogen,
für das schwarze Pulver:
für das weiße Pulver:
die gelieferten Gasmengen
wie:
1
:
2,107
die Flammen-Temperatur
wie:
1
:
0,641
die Rückstände hingegen
wie:
1
:
0,77
Bei den genannten Verbrennungs-Temperaturen gäbe aber für 760 Millim.
Barometerstand das von Bunsen und Schischkoff untersuchte schwarze Pulver nahezu 231411 Kubikcentim. Gase,
das weiße Pulver aber 300798 Kubikcentim., und somit stünden die gelieferten
Gasmengen im Verhältnisse wie:
1
: 1,300.
Beim Abbrennen im geschlossenen Raume, also bei constantem Volumen und variablem
Druck wird jedoch die Verbrennungstemperatur und somit auch die Anzahl der
gebildeten Kubikcentim. Gase auf den Normal-Barometerstand reducirt,
geändert, da sich hiebei die spec. Wärmen der Gase beträchtlich ändern. Nimmt man
nämlich mit Bunsen
Bunsen, Gasometrische Methoden, Braunschweig 1857, S. 255. für diese Umstände die spec. Wärme des Stickstoffes zu 0,1717, der
Kohlensäure zu 0,1702, des Kohlenoxydes zu 0,1753, des Wasserdampfes zu 0,1668 an,
so folgt wie oben abgeleitet, die spec. Wärme der Summe der Verbrennungsproducte
für's weiße Schießpulver zu 0,1944, und die Verbrennungstemperatur W/ΣS = 506,3/0,1944 =
2604,5° C. sowie die Menge der gelieferten Gase gleich 431162 Kubikcentim. Das von
Bunsen und Schischkoff
untersuchte schwarze Pulver gab aber für die Abbrennung im geschlossenen Raume die
Flammentemperatur zu 3340° C., somit hiebei nahezu 258240 Kubikcentim.
Gase.
Es resultiren also für's Abbrennen im geschlossenen Raume die Verhältnisse:
schwarzes Pulver
zu
weißem Pulver
für
die Flammentemperaturen
wie:
1
:
0,779
für die Gasmengen
wie:
1
:
1,669
Da nun die Wirksamkeit eines Schießpulvers großentheils von der Menge der beim
Abbrennen gebildeten Gase abhängt, so dürfte in dieser Beziehung, gleiche
Gewichtsmengen und Abbrennen im geschlossenen Raume vorausgesetzt, das neu dosirte
weiße Schießpulver die 1,67fache Wirkung des schwarzen Pulvers haben. Berücksichtigt
man hingegen die Volumina der abbrennenden Schießpulver, so stellt sich die
Leistungsfähigkeit anders heraus. Bei der vorgenommenen für Schießpulver üblichen,
sogenannten trockenen Dichtenbestimmung zeigte sich nämlich, daß ein Gefäß, welches
102,542 Grm. weißes Schießpulver faßte, 132,355 Grm. von gewöhnlichem Scheibenpulver
aufnahm. Somit wäre die relative Dichte des neuen Pulvers dem schwarzen gegenüber
gleich 0,774 und die Leistungsfähigkeit auf gleiche Volumina bezogen nur mehr
1,292.
Um den gleichen Effect für Projectile, Sprengungen etc. zu erzielen, sind also dem
Gewichte nach statt 100 Th. schwarzem Pulver nur 60 Th. weißes Pulver der Dosirung I
zu nehmen, welche nicht mehr als 31,53 Gewichtstheile Rückstand lassen, während
letzterer beim schwarzen Pulver nach Bunsen und Schischkoff 68 Gewichtstheile ausmacht. 100 Volumina des
alten Schießpulvers brauchen aber zum Ersatz 77,4 Volumina des weißen Pulvers. Wie
zu ersehen, liegt ein Hauptvortheil des weißen Schießpulvers nicht nur in der
erhöhten Wirksamkeit, sondern auch insbesondere für den Gebrauch in Schießwaffen
aller Art und zu Sprengungen in geschlossenen Räumen wie Bergwerken etc. in der weit
niederen Flammen-Temperatur, so daß eine größere Anzahl von Schüssen als
bisher, unmittelbar auf einander folgen kann, ohne daß sich die Geschützwände oder
die stagnirende Luft in den Stollen, Tunnels etc. zu sehr erhitzen.
Mögen diese, wie mehrmals bemerkt, nur annäherungsweise richtigen Daten dazu
beitragen, die allgemeine Aufmerksamkeit dem neuen weißen Schießpulver zuzulenken, welches
wenigstens als Sprengpulver das alte Pulver an Kraft übertrifft und in dieser
Beziehung der Wirksamkeit der Schießbaumwolle nahe steht, vor dieser aber, was
Leichtigkeit und Billigkeit der Darstellung, sowie Unveränderlichkeit beim
Aufbewahren anbelangt, den Vorzug verdient.
Für den weiteren Vergleich des schwarzen und neuen weißen Schießpulvers mag noch
Folgendes bemerkt seyn. Da das neue Pulver chlorsaures Kali enthält, welches
bekanntlich beim Gebrauche aller bisherigen Schießpulver-Surrogate, deren
Bestandtheil es bildet, die Feuerwaffen zu Folge seiner Zerlegungsproducte in hoher
Temperatur angreift und selbst das Rosten eiserner Läufe durch theilweise Zersetzung
beim Anziehen hygroskopischen Wassers bewirken kann, so liegt die Befürchtung nahe,
daß dieß auch von unserem Pulver gelte. Träte dieser Uebelstand thatsächlich ein, so
würde das Weiße Pulver nur als Sprengpulver dienen können, als solches aber
ausgezeichnete Erfolge bedingen. Wenn aber beim Abbrennen des neuen weißen Pulvers
sich thatsächlich nur die Zerlegungsproducte des Schema I bildeten, so ist nicht
einzusehen, warum dasselbe schädlicher auf die Feuerwaffen als das alte schwarze
Pulver wirken sollte. Im Gegentheile, der bei gleicher Wirksamkeit viel geringere
feste Rückstand im Rohr, müßte eher eine Schonung der Feuerwaffe zur Folge haben. Ob
dem wirklich so sey, ließe sich am einfachsten durch mit einer bestimmten Feuerwaffe
vorgenommene und längere Zeit fortgesetzte Schießversuche entscheiden, zu welchen
Versuchen mir aber leider jede Gelegenheit mangelt. Da ferner das neue Pulver
weniger hygroskopisch ist als das alte, so kann ein eigentliches Feuchtwerden
desselben nicht leicht eintreten und somit wäre die Zerstörung von längere Zeit im
geladenen Zustande verbleibenden Feuerwaffen auch nicht zu besorgen. Weitere große
Vortheile bietet aber das weiße Pulver gegenüber dem schwarzen durch die so schwere
Explosionsfähigkeit bei Druck und Schlag. Nur der heftigste Schlag von Eisen auf
Eisen bewirkt Explosion, dagegen kann es durch Reibung von Holz auf Metall, zwischen
Steinen, Thonmassen etc. nicht dazu gebracht werden. Wohl aber hat man sich vor
Reiben des Pulvers mit Kohle oder Schwefel und selbst vor dem zufälligen Vermengen
damit zu hüten, welches sehr leicht die Explosion bedingt. Ebenso gehört die leichte
Entzündbarkeit durch Funken, namentlich der elektrischen Funken, durch glimmende und
mit Flamme brennende Körper und das natürlich unmögliche Abschwärzen, endlich die
Verwendbarkeit im ungekörnten Zustande als Schieß- oder Sprengpulver, zu den
Vortheilen. Die Bereitungsweise des neuen Pulvers ist gegenüber jener des schwarzen
Pulvers eben in Folge der leichten Beischaffung der Rohmaterialien, der leichten Vermischung halber und
des Fortfallens des Verdichtens, Körnens, Glänzens etc. außerordentlich erleichtert
und verkürzt. Es lassen sich sogar bei gegebenen Rohmaterialien in wenig Stunden
große Mengen des neuen Pulvers ohne Benutzung weiterer Geräthe als etwa einer
Stampfe und eines Mischfasses bereiten. Daß endlich das neue Pulver trotz des
höheren Anschaffpreises der benutzten Rohmaterialien bei gleichem Gewichte dennoch
billiger als das alte Schießpulver zu stehen komme, bedarf keines weiteren Beweises
und noch augenfälliger günstig stellt sich der Kostenpunkt bei Berücksichtigung der
erhöhten Leistungsfähigkeit heraus.
Nachdem das genannte Dosirungsverhältniß I schon im Jahre 1856 ermittelt war, kam mir
der Bericht Augendre's über sein weißes Schießpulver an
die Pariser Akademie der Wissenschaften zur Hand,Comptes rendus, t. XXX p. 179. nach welchem er selbst ein anderes Dosirungs-Verhältniß als das in
den meisten deutschen Zeitschriften angegebene verwendet. Augendre nimmt nämlich hiernach:
Kaliumeisencyanür
1
Gewichtstheil,
Rohrzucker
1
„
Chlorsaures Kali
2
„
was für 100 Gewichtstheile die Dosirung:
Kaliumeisencyanür
25
Gewichtstheile
oder
1,000 Aeq.
Rohrzucker
25
„
„
1,235 „
Chlorsaures Kali
50
„
„
3,446 „
gibt. Wie zu ersehen, nähert sich dieses Verhältniß sehr dem
von mir gewählten. Nach dem gegebenen Zerlegungsschema I glaube ich aber die von mir
gefundene Dosirung als die richtigere und vortheilhaftere ansehen zu dürfen.