Titel: | Bestimmung des specifischen Gewichtes von Flüssigkeiten; von Professor C. Brunner. |
Autor: | Karl Brunner |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. CXIX., S. 443 |
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CXIX.
Bestimmung des specifischen Gewichtes von
Flüssigkeiten; von Professor C.
Brunner.
Mit einer Abbildung.
Brunner, über die Bestimmung des spec. Gewichtes von
Flüssigkeiten.
Textabbildung Bd. 159, S. 443
Diese Bestimmung reducirt sich bekanntlich darauf, das absolute Gewicht eines
gegebenen Volumens der zu untersuchenden Flüssigkeit mit demjenigen eines gleich
großen Volumens destillirten Wassers zu vergleichen. Die beiden hiezu üblichen
Methoden sind: 1) das directe Abwägen der zu untersuchenden Flüssigkeit in einem
Gläschen, dessen Volumen, resp. Wasserinhalt genau bekannt ist; 2) die
Bestimmung des scheinbaren Gewichtsverlustes eines in die Flüssigkeit versenkten
Körpers, dessen eben so im Wasser stattfindender Gewichtsverlust bekannt ist,
– die aräometrische oder gravimetrische Methode.
Diese letztere kann vielleicht auf die einfachste Art mit Vermeidung jeglicher
Rechnung folgendermaßen ausgeführt werden.
Man verfertigt sich aus einem Stück eines Glasstabes einen SchwimmerDie Anfertigung des Schwimmers geschieht, indem man das annähernd abgewogene
Glasstäbchen, wie bei dem eigentlichen Versuche zuerst in freier Luft
aufgehängt tarirt, alsdann in destillirtes Wasser versenkt und nun prüft, ob
zur Herstellung des Gleichgewichtes 1 Gramm zugelegt werden müsse. Wird mehr
erfordert, fo wird von dem Stäbchen so viel abgeschliffen, bis nach
Wiederholung der Prüfung das erforderliche Zulegegewicht 1 Gramm
beträgt., dessen Gewichtsverlust beim Einsenken in destillirtes Wasser (von einer
beliebig zu bestimmenden Normaltemperatur) genau 1 Gramm beträgt. Diesen hängt man mittelst eines
Pferdehaares oder bei Versuchen mit concentrirten Säuren, alkalischen Laugen u. dgl.
mittelst eines feinen Platindrahtes an eine unten mit einem Häkchen versehene kleine
Waagschale und diese letztere an die Stelle der einen Schale einer empfindlichen
Waage. Man tarirt den so vorgerichteten Apparat aufs genaueste und versenkt nun den
Schwimmer in das passende cylindrische Gefäß (z.B. eine Probirröhre), welches die zu
untersuchende Flüssigkeit enthält (siehe die vorstehende Figur). Es ist klar, daß
die in das über dem Schwimmer befindliche Schälchen zur Herstellung des
Gleichgewichtes benöthigten Gewichte, in Grammen ausgedrückt, unmittelbar das
specifische Gewicht der Flüssigkeit angeben.
Da man auf jeder chemischen Waage 0,001 Gramm mit voller Sicherheit wägen kann, so
wird für die meisten Fälle diese einfache Methode ausreichend gefunden werden.
Sollte man eine größere Genauigkeit wünschen, so dürfte nur dem Schwimmer ein
größeres, wenn man will, das 10fache Volumen gegeben werden. Jedenfalls dürfte sich
das beschriebene Verfahren für kleine Mengen von Flüssigkeiten, wo das Abwägen in
Volumgläschen unbequem und das Aräometer nicht mehr anwendbar ist, am besten eignen.
Daß hiezu keine besondere Waage, wie eine solche z.B. Autenrieth
S. 109 in diesem Bande des polytechn.
Journals. kürzlich beschrieben, erforderlich sey, ist wohl hinlänglich klar.
Bern, den 1. März 1861.