Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. , S. 153 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Commission für einheitliches Maaß und Gewicht in
Deutschland.
In den fünf Sitzungen der vergangenen Woche hat die am Bundestag zu Frankfurt a. M.
versammelte Commission für einheitliches deutsches Maaß und Gewicht ihre Arbeiten
bedeutend weiter gefördert, und es wird uns die erfreuliche Mittheilung gemacht, daß
fast alle wesentlicheren Beschlüsse einstimmig gefaßt
sind, überhaupt bis jetzt eine glückliche Einhelligkeit in den Verhandlungen sich zu
Tage legt.
Für den als Einheit des Längenmaaßes gewählten französischen Mètre soll der
Name Meter beibehalten werden, und man hat demnach die
Benennung „Stab“, welche in einer von der hannoverischen
Regierung vorher am Bundestag überreichten Denkschrift empfohlen war, nicht
angenommen, um zum Vortheil des internationalen Verkehrs auch in der Schreibung die
Identität des Maaßes erkennen zu lassen. Die Theilung des Meters betreffend, hat man
zwar principiell die vollständige decimale Zerfällung in 10 Decimeter, 100 Centimeter, 1000 Millimeter angenommen, daneben aber auch eine
vereinfachte Eintheilung und Nomenclatur aufgestellt, wonach – mit Ausschluß
des Zehntels – der Meter direct in 100 Cent, der Cent in 10 Mill
zerfallen soll. Es dünkt uns, daß dieses letztere System allgemeinen Beifall im
gewöhnlichen Verkehr und in der technischen Welt finden müsse, während die Leute der
reinen Wissenschaft vielleicht fortfahren werden, die ihnen schon geläufigen
längeren Namen zu gebrauchen. Die doppelten Benennungen derselben Maaßgrößen können
zu Mißverständnissen nicht Anlaß geben, da die Namen der einen Reihe eben nur durch
Streichung der späteren Sylben aus jenen der anderen Reihe gebildet sind.
Der Meter soll auch – unter Beseitigung jedes anderen Ellenmaaßes – zum
Messen der Zeugwaaren gebraucht, hierbei aber in
doppelter Weise eingetheilt werden, nämlich auf der einen Seite decimal, in 100 Cent
(was besonders wegen Messung der Stoffbreiten
zweckdienlich erscheint), und auf der andern Seite in 1/2, 1/4, 1/8, 1/16, um der im
gewöhnlichen Leben gerade bei Ellenwaaren so bequemen Gewohnheit Rechnung zu tragen.
Diese letztere Theilungsweise, durch Halbiren, würde jedoch nur nebenher als
gesetzlich zugelassen (nicht als absolut verbindlich)
anzusehen seyn.
Als Bergwerksmaaß ist das Lachter = 2 Meter (wie es in Sachsen jetzt schon besteht) vorgeschlagen
und angenommen; dasselbe wäre in 100 Theile (Zoll oder Lachterzoll, auch schlechtweg
Hundertel genannt) zu theilen.
Als Wegemaaß hat man die Meile
= 7500 Meter beschlossen, welche von der geographischen Meile und den in Deutschland
jetzt üblichen Post- oder Straßenmeilen unbedeutend abweicht, Der Kilometer = 1000 Meter, soll da wo man ein solches
kleineres Wegmaaß etwa wünschenswerth hält, zulässig seyn; ebenso eine Ruthe von 5 Meter (welche in der Meile 1500mal enthalten
ist).
Das Flächenmaaß für Grundstücke und Ländereien erhält als
Einheit und Grundlage naturgemäß den Quadrat-Meter, welcher decimal getheilt wird. Als größere Einheiten
sind angenommen:
die Quadrat-Ruthe
=
25
Quadratmeter
das Beet oder Ar (nach dem französ. are)
=
100
„
der Morgen
=
2,500
„
das Joch
=
5,000
„
der Acker oder das Hektar (franz. hectare)
=
10,000
„
wobei man beabsichtigt den einzelnen Staaten zu überlassen,
welche von diesen Größen sie zu ihrem Gebrauch auswählen und zu einem System
zusammenstellen wollen. So würden z.B. diejenigen Länder welche den Morgen annähmen (dieser ist sehr wenig vom preußischen,
hannoverischen, braunschweigischen, bremischen Morgen und vom kurhessischen Acker
verschieden, dem darmstädtischen und nassauischen Morgen aber ganz gleich),
denselben in 100 Quadrat-Ruthen theilen, ohne sich der übrigen Größen zu
bedienen. Indem man so gestrebt hat, sich thunlichst dem Gewohnten anzunähern, ist
doch die leichte Vergleichbarkeit sämmtlicher Feldmaaße und ihr Zusammenhang mit dem
Decimalsystem, sowie mit den französischen, belgischen und niederländischen
Feldmaaßen nicht aufgeopfert.
Zum Brennholzmaaß ist der Kubikmeter als Einheit
aufgestellt; 4 Kubikmeter werden eine Klafter genannt.
Man wünscht daß vorgeschrieben werde: die Messung solle in einem Rahmen von 2 Meter
Höhe und 2 Meter Breite, also 4 Quadratmeter Oeffnung, geschehen. Die Länge der
Holzscheite will man entweder gar nicht vorgeschrieben, oder der Festsetzung durch
die einzelnen Regierungen überlassen wissen, um örtlichen Gewohnheiten oder den
Erfordernissen zu bestimmten Zwecken Rechnung zu tragen. Dessenungeachtet würde in
jedem einzelnen Fall augenblicklich leicht zu erkennen seyn, wieviel Klafter oder
Kubikmeter der Meßrahmen faßt; denn die Länge der Scheite, in Meter ausgedrückt,
gäbe direct die Masse in Klafter, mit 4 multiplicirt dieselbe in Kubikmeter an. Wäre
etwa die Scheitlänge 0,75, oder 1,00, oder 1,20 Meter, so hätte man die Holzmenge
womit der Maaßrahmen gefüllt ist, ohne weiteres als 0,75 oder 1 oder 1,2 Klafter,
d.h. beziehungsweise 4 × 0,75 = 3, oder 4 × 1 = 4, oder 1 × 1,2
= 4,8 Kubikmeter zu berechnen.
Als Körpermaaß für Bau- und Werkholz gilt der Kubikmeter, oder – wo man diese Einheit den
Umständen nach zu groß fände – das Scheit, unter
welchem Namen 1/100 Kubikmeter zu verstehen ist, so daß 100 Scheit = 1 Kubikmeter
sind.
Endlich schlägt man für die Größenbestimmung von Stein-
und Erdmassen (beim Straßen- und Eisenbahnbau etc.) den Kubikmeter vor, ohne den Gebrauch eines ausdrücklich
benannten Vielfachen des Kubikmeters verhindern zu wollen, sofern es etwa
wünschenswerth gefunden werden sollte, bei Lieferungsaccorden u.s.w. dergleichen an
die Stelle der jetzt üblichen Schachtruthen, Faden, Kasten etc. zu setzen.
Wahrscheinlicherweise würde der Kubikmeter sich leicht ausschließliche Geltung
verschaffen. (Allgemeine Zeitung vom 23. Januar 1861.)
Der nordatlantische Telegraph.
Die große Wichtigkeit einer telegrafischen Verbindung zwischen Amerika und Europa,
besonders zwischen den Vereinigten Staaten, Canada und England, ist schon lange
anerkannt, und die Möglichkeit einer solchen Verbindung ist durch die bekannte
Legung des atlantischen Telegraphentaues wenigstens für kurze Zeit festgestellt
worden. Der Hauptgrund, weßhalb dieses Unternehmen, die Linie von Valentia in Irland
nach New-Fundland, gescheitert, ist bis jetzt noch nicht zur Evidenz
nachgewiesen, indessen erscheint es wahrscheinlich, daß es besonders die Verzögerung
des elektrischen Stromes ist, wodurch der Austausch verständlicher Zeichen unmöglich
gemacht wurde.Bekanntlich wird von deutschen Gelehrten angenommen, daß es hauptsächlich das
Eindringen des Wassers durch die isolirte Hülle sey, welches, bedingt durch
den ungeheuren Druck der darauf lastenden Wassersäule, kaum zu vermeiden
sey, und allmählich eine derartige Ableitung und Schwächung des Stromes
durch Nebenschließungen hervorbringe, daß eine Uebertragung verständlicher
Zeichen dadurch unmöglich werde. In einer Leitung von circa 110 deutschen Meilen ist es möglich, für je 1/3
Secunde ein Zeichen zu geben, indem in dieser Zeit nicht allein der Strom von einem
Ende der Leitung zum andern gelangt (was in unendlich kurzer Zeit geschieht),
sondern dieser kurze Zeitraum auch genügt um die im isolirten Drahte angesammelte
Elektricität verschwinden zu lassen. Bei circa 220 Meilen braucht man dazu eine Secunde, bei 440 Meilen 9
Secunden. Es verhält sich der völlig isolirte Draht dabei gleich einer ungeheuren
Leydner Flasche, deren innere Belegung der Draht, deren äußere das umgebende Wasser
bildet, während sich die Gutta-percha-Hülle mit dem Glase der Leydner
Flasche vergleichen läßt.
Wenn es vielleicht nicht unmöglich erscheint, auch diese Schwierigkeit durch
Verbesserung der Zeichen gebenden und empfangenden Instrumente zu überwinden, so ist
doch vorderhand dazu noch keine Aussicht vorhanden, und die Welt wartet noch immer
vergebens auf das verbindende Glied zwischen den beiden Welttheilen.
Der bisher gehegte und in Ausführung gebrachte Plan einer directen submarinen
Verbindung zwischen beiden Continenten ist trotz aller ungeheuren Anstrengung
definitiv als gescheitert zu betrachten. Um so mehr ist es anzuerkennen, daß die
Versuche der Durchführung dieses großartigen Gedankens noch nicht aufgegeben sind.
Oberst Th. Schaffner aus den Vereinigten Staaten hat
schon seit längerer Zeit das Publicum für die von ihm projectirte nördliche Route zu
gewinnen versucht, ein Plan, der nur auf die detaillirte Untersuchung dieser Route
wartet, um in Angriff genommen zu werden. Mit Rücksicht auf die oben berührte
Verzögerung des Stromes hat Hr. Schaffner eine Route
proponirt, die, abgesehen von allen etwaigen sonstigen Unzuträglichkeiten,
jedenfalls den ungemeinen Vortheil einer größeren Anzahl Stationen und kürzerer
submarinen Leitungen darbietet. Die ganze Länge des unterseeischen Drahtes beträgt
circa 380 Meilen, und diese theilt sich durch die gewählten Stationen in mehrere
Abtheilungen, von denen die längste höchstens 133 Meilen lang ist.
Die europäische Leitung geht von der Nordspitze Schottlands aus, zuerst nach Thors
Hafen, der Hauptstadt der Faröerinseln; von dort aus geht der Draht nach dem
Westermanshafen, der möglichst nach Westen gelegen ist, und von dort nach Reykjavik,
der Hauptstadt von Island. Von dort wird die elektrische Verbindung mit der
Südspitze von Grönland hergestellt, etwas südlich vom 61. Grade nördlicher Breite.
Durch den District von Julianshaab, der die südlichste Spitze von Grönland einnimmt,
wird der Draht über Land geleitet und von der westlichen Küste aus endlich
unterseeisch nach Hamiltons-Bucht auf der Küste von Labrador. Die Distanz von
Schottland bis nach den Faröerinseln beträgt circa 50 Meilen, von dort nach Island
etwa 66 Meilen, von Island nach Grönland 132 Meilen und ebensoviel von dort bis zur
Küste von Labrador.
Durch Oberst Schaffner sind auf der projectirten Linie
schon Tiefenmessungen ausgeführt worden, und hofft man, daß der Draht auf der ganzen
Länge der gewählten Linie ein Bett von Sand und Schlamm vorfinden wird, das zu
seiner Aufnahme durchaus geeignet ist. Unterirdische Strömungen fehlen, und würde
der einmal gelegte Draht durch den Sand, der sich von aufthauenden Eisbergen ablöst,
bald bedeckt und so noch mehr gesichert werden.
Von Nord-Schottland bis Island ist die See nirgends tiefer als 1000 Faden (à 6 Fuß). Von dort bis Grönland senkt sich der
Meeresboden allmählich bis aus eine Tiefe von circa 1540 Faden, um dann sich wieder
ebenso allmählich zu erheben. Die größte Tiefe zwischen Grönland und Labrador
übersteigt immer noch nicht 2000 Faden – immerhin eine ganz anständige
Tiefe.
Die größte Tiefe befindet sich nahezu an derselben Stelle, wo die große von
Spitzbergen kommende Meeresströmung fließt.
Die Einwendungen gegen diese Route sind besonders von den Gefahren hergenommen, die
der Leitung angeblich durch Eisberge drohten; Oberst Schaffner will von seinen Beobachtungen an der Küste von Grönland und
Labrador die Ueberzeugung abgeleitet haben, daß diese Befürchtungen jedenfalls
unbegründet sind. Die Küste bietet tiefe Einschnitte genug dar, in denen das Kabel
sicher vor Eisbergen gelegt werden könnte, bis es zu Tiefen gelangt, wohin selbst
die größten Eisberge nicht reichen. In dieser Meinung wird derselbe durch die
Zeugnisse der angefehensten Noropolfahrer unterstützt. Der berühmte Sir Eduard Belcher sagt: „In Beziehung auf die Größe der
Eisberge unter dem Wasser und auf die Tiefe, bis zu welcher sie hinabreichen,
ist nur wenig bekannt, doch reichen sie über dem Wasserspiegel nur 20–40,
höchstens 80 Fuß empor, und der größte Eisberg übersteigt nur äußerst selten
eine Höhe von 110 Fuß.“ Da nun has spec. Gewicht des Eises 0,950, das
des Meerwassers bei 0°, 1026 beträgt, so würde ein gerades Eisprisma, das 0,1
Q.-Meter im Durchmesser und 10 Meter Länge, demnach 1000 Liter Volumen hätte,
950 Kilogramme wiegen, oder 925 Liter Meerwasser verdrängen, also 0,75 Meter über
dem Wasser zeigen, während 9,25 Meter untergetaucht blieben; der höchste Eisberg
würde daher nur circa 2000 Fuß tief gehen können, während das Telegraphentau in einer
Tiefe von circa 6000 Fuß und darüber läge, und daher unmöglich beschädigt werden
konnte.
Durch die verhältnißmäßig kurzen Stationen erhält man die Möglichkeit, die einzelnen
Theile des Kabels ohne besondere Schwierigkeiten von den verschiedenen
Telegraphentau-Fabriken beziehen zu können. Die ungemein großen
Schwierigkeiten, die das Verladen des früheren atlantischen Kabels machte, wo die
zwei stärksten Kriegsschiffe der englischen und amerikanischen Marine kaum
ausreichten um die Last aufzunehmen, fallen vollständig weg. Sollte eine der
Abtheilungen der Telegraphenlinie versagen, so ist der Verlust ein viel geringerer
und ein Ersatz leicht zu beschaffen. Die Verzögerung des Stromes ist natürlich in
den verhältnißmäßig kurzen Leitungen ohne Bedeutung.
Die Leiter dieses neuen Unternehmens erbaten durch eine Deputation bei Lord Palmerston die Uebernahme der nöthigen definitiven
Sondirungen durch die englische Regierung, und ist in der That das Kriegsschiff
„Bulldog“ unter dem Commando des berühmten Entdeckers der
Franklin'schen Ueberreste, Sir Leopold F. M'Clintock, zu
dieser Untersuchung abgesendet worden. Das Schiff, das dieser tüchtige Seemann
früher commandirte, und in dem er seine bekannte Nordpolreise unternommen hat, die
kleine Yacht „Fox,“ ist von der englischen Regierung der
Eigenthümerin, Lady Franklin, abgekauft worden, und wird
in kürzester Frist unter dem Commando des Capitän Allan Young absegeln, um die Landungsplätze und Küsten zu untersuchen. Auf
diesem Schiffe gehen auch erfahrene Männer ab, um die Ueberlandsroute
festzustellen.
Die Concession zu diesem Unternehmen von Seiten der dänischen Regierung hat Oberst
Schaffner schon im Jahre 1854 erworben und seit
dieser Zeit sich auf das eifrigste für das Unternehmen bemüht. Um die physikalischen
Verhältnisse, die auf die Legung des Taues Einfluß haben könnten, kennen zu lernen,
miethete er ein kleines Fahrzeug von etwa 200 Tonnen, und segelte Ende August des
Jahres 1859 mit seiner Familie und einigen Freunden von Boston zu dieser
Untersuchung ab. Diese vorläufige Recognoscirung ergab wichtige und erfreuliche
Resultate. Die Möglichkeit der Verbindung, besonders zwischen Labrador und Grönland,
ward überzeugend festgestellt; das Klima wurde zwar kalt, aber immerhin erträglich
gefunden, so daß die Gesellschaft z.B. an der Küste von Labrador unter einfachen
Hütten von Baumzweigen im Freien campiren konnte. Das Ergebniß der M'Clintock'schen Untersuchungen ist indessen abzuwarten,
ehe eine definitive Ansicht über das ganze Unternehmen ausgesprochen werden kann.
(Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 19.)
Neues Verfahren der Abscheidung des Silbers aus dem
Bleiglanz.
Wenn Schwefelsilber mit Chlorblei geschmolzen wird, so findet eine Zersetzung in der
Art statt, daß Schwefelblei und Chlorsilber entstehen. Schmilzt man daher Bleiglanz,
welcher bekanntlich aus Schwefelblei und etwas Schwefelsilber besteht, mit
Chlorblei, so wird das Silber dem Bleiglanz entzogen und durch Blei ersetzt. Hierin
besteht das Princip des neuen Verfahrens, welches in folgender Art ausgeführt wird:
Man vermischt den Bleiglanz mit 1 Proc. Chlorblei und 10 Proc. Kochsalz; sollte er
sehr reich an Silber seyn, so macht man den Zusatz von Chlorblei größer. Die
Mischung wird geschmolzen, wobei das entstandene Chlorsilber zusammen mit dem
Kochsalz obenaufschwimmt und somit von dem entsilberten Bleiglanz, welcher sich
unten ansammelt, abgeschöpft oder abgelassen werden kann. Die Mischung von
Chlorsilber und Kochsalz wird nachher mit Kalk und Kohle verschmolzen oder überhaupt
in geeigneter Manier so behandelt, daß das Silber und das in dem unzersetzt
gebliebenen überschüssigen Chlorblei enthaltene Blei reducirt wird. Die so gewonnene
Mischung von Silber und Blei wird nachher der Treibarbeit unterworfen, wobei das
Silber zurückbleibt. (Chemical News, 1860, Nr. 47.)
Ueber die Fabrication von Steingeschirr in Hörr bei Coblenz;
von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart.
Der Hauptort für Fabrication des in ganz Deutschland bekannten Coblenzer oder
rheinischen Steingeschirres ist das auf dem rechten Rheinufer, 2 1/2 Stunden von
Coblenz gelegene Dorf
Hörr, in welchem diese Fabrication von der aus 28
Meistern bestehenden sogenannten Kannebäckerzunft und noch zwei oder drei andern der
Zunft nicht angehörenden Meistern betrieben wird. In jeder dieser 30 Werkstätten
arbeiten zwei oder drei Gesellen an den Scheiben; außerdem ist noch ein Arbeiter mit
Zubereitung des Thons beschäftigt, und zwei Frauenzimmer versehen das Geschirr mit
den bekannten blauen Streifen, Blumen, Guirlanden u.s.w.
Die zur Anwendung kommenden Scheiben weichen von den gewöhnlichen Hafnerscheiben
dadurch ab, daß die bei den letzteren angewandte, mit den Füßen getriebene massive
Schwungscheibe durch ein Speichenrad ersetzt ist, welches beim Beginn der Arbeit
durch einen zwischen die Speichen eingeführten Pfahl in Umdrehung gesetzt wird.
Während der in der ersten Zeitperiode vorhandenen großen Umdrehungsgeschwindigkeit
wird das Aufdrehen, während der späterhin eintretenden langsameren Bewegung die
Faconirung und Vollendung des zu fertigenden Gegenstandes bewirkt.
Der Brennofen hat eine horizontale, rechteckige Sohle von 28–30 Fuß Länge und
6–8 Fuß Breite, welche in 7–8 Fuß Höhe von einem Tonnengewölbe
überspannt ist. Die Sohle selbst bildet ein flaches, mit vielen Oeffnungen
versehenes Gewölbe von circa 8 Zoll Scheitelstärke,
unter welchem sich in 2 1/2 bis 3 Fuß Entfernung der Feuerraum ausbreitet. Letzterer
zieht sich wie bei den sogenannten aufrechten Oefen unter der ganzen Ofensohle durch
und ist an derjenigen schmäleren Seite, welche der Eintrageöffnung entgegengesetzt
ist, mit den Feuerthüren, in vielen Fällen auch, namentlich bei Anwendung von
Steinkohle, mit einem 4 Fuß langen und 4 Fuß breiten Roste versehen. Die in diesem
Raume entwickelte Flamme steigt durch die Oeffnungen der Ofensohle in die
Geschirrkammer, verbreitet sich in derselben und entweicht vorzugsweise durch 4, 5
oder 6 Schornsteine von 2 1/2 bis 3 Fuß Höhe, welche auf dem die Geschirrkammer
bedeckenden Gewölbe, und zwar in der Nähe der beiden Stirnseiten des Ofens,
angebracht sind. Im Ofengewölbe selbst befinden sich ungefähr in Mannshöhe, sowohl
auf den schmalen als den langen Seiten, gegen 24 bis 30 seitliche, unter circa 45° ansteigende, durch eiserne Schieber
verschließbare Oeffnungen von ungefähr 1 Quadratfuß Querschnittsfläche, welche
vorzugsweise zum Einwerfen des die Verglasung der Geschirroberfläche bewirkenden
Salzes, nebenbei auch zur Controlirung und Regulirung des Feuers dienen. Um ferner
das auf 8–9 Fuß Höhe aufgeschichtete Geschirr vor einem seitlichen Ausweichen
nach der Längenrichtung des Ofens zu schützen, sind in einer Entfernung von
4–5 Fuß und etwa 2 Fuß unter dem Ofengewölbe einzelne Strebebogen von 20 bis
30 Quadratzoll Querschnittsfläche eingezogen, welche ihre Widerlager in den beiden
längeren Seitenwänden der Geschirrkammer finden. Die Oefen stehen unter freiem
Himmel, am zweckmäßigsten an einen Bergabhang angelehnt, da zwischen der Sohle der
Eintragöffnung und dem Fußboden, auf welchem der Heizer steht, ein Niveauunterschied
von 7–8 Fuß auftritt.
Man rechnet auf eine Scheibe durchschnittlich 4 Brände pro Jahr, so daß demnach ein Meister 8 oder 12 Brände jährlich machen
kann, je nachdem er 2 oder 3 Scheiben im Betriebe hat. Der Verkaufswerth eines
Brandes beträgt 350 bis 400 fl. Das Einsetzen des Geschirres erfordert 3 Tage, das
Brennen selbst dauert 36 bis 40 Stunden, zum Abkühlen und Austragen sind noch 3 bis
4 Tage erforderlich, so daß mit Sicherheit nur zwei Brände während 3 Wochen gemacht
werden können. Das Brennmaterial ist meistens Holz, theils weiches, theils hartes,
und es werden zu jedem Brande 6 Klafter à 144 Kubikfuß zum Gesammtpreis von
150 fl. verbraucht. Die Anwendung von Steinkohle hat man auch vielfach versucht,
scheint aber noch nicht zu einem sicheren Resultat gekommen zu seyn, da die
Verwendung zu mannichfach auftritt, theils am Anfange, theils am Ende des Brandes,
einmal mit 70 bis 80 Centner, ein andermal mit nur 20 Cntr. pro Brand. Die Meinungen sind getheilt, gehen aber allgemein dahin, daß
der Werth des Brandes durch Anhängen von Flugasche um ziemlich eben so viel
verringert werde, als die Ersparniß an Brennmaterial beträgt. Nach Beendigung des
Brandes wird durch die oben erwähnten seitlichen Oeffnungen des Ofengewölbes ein
Salzquantum von 2–3 Centnern eingeworfen, welches durch seine Verdampfung die
glasige Oberfläche des Geschirres (Salzglasur) hervorbringt.
Die Anzahl der in Hörr vorhandenen Oefen ist nur etwa halb so groß, als die Anzahl
der Werkstätten, und es müssen demnach die nicht mit Oefen versehenen Meister in
fremden Oefen brennen, wobei sie für den Brand 7 Thaler oder 12 fl. 15 kr. zu zahlen
haben. Dieser scheinbare hohe Ofenzins findet seine Rechtfertigung in den
bedeutenden Anlage- und Unterhaltungskosten des Ofens. Es muß derselbe im
Innern aus dem
feuerfestesten Material hergestellt werden, ist fortwährenden Reparaturen
unterworfen und schon nach Verlauf eines Jahres muß er im Innern auf 4 bis 6 Zoll
Stärke völlig neu ausgekleidet werden.
Die fabricirten Gegenstände sind außerordentlich mannichfaltig, der Mehrzahl nach
allerdings Krüge, Kannen und andere Wirthschaftsgeräthe, außerdem große Ballons zur
Aufbewahrung von Säuren, Wasserleitungsröhren von vorzüglicher Güte, diverse Gefäße
für Chemiker und Apotheker, in geringerer Quantität auch feinere Arbeiten, als
Becher und Bierkrüge, deren Oberfläche durch Pressen in metallenen Formen mit
erhabenen Verzierungen versehen wird u.s.w.
Außer in Hörr wird derselbe Fabricationszweig, obschon in geringerer Ausdehnung, noch
in mehreren benachbarten Orten betrieben, namentlich in Grenzhausen, Ranzbach und
Hildscheid, von denen die beiden letzteren vorzugsweise die bekannten
Sauerwasserkrüge in colossalen Massen anfertigen. Die Waaren werden zum Theil in den
Orten selbst durch Händler aufgekauft, zum Theil von den Fabrikanten auf eigene
Rechnung nach den größeren Städten am Rhein spedirt, wobei die Absendung meistens
von dem zwischen Coblenz und Hörr gelegenen Rheinhafen Vallendar aus erfolgt. Neben
diesem Steingeschirr werden in Hörr und Umgegend noch große Massen von Thonpfeifen
in fünf Etablissements fabricirt, von denen das größte jeden Tag 30–35000
Stück herstellt. Außerdem werden noch große Quantitäten Thon von Vallendar aus
sowohl rheinauf- als rheinabwärts verschifft, wobei 100 Cntr. mit 30 bis 36
fl. bezahlt werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1860, Nr. 41.)
Mittel, zu bestimmen, ob ein Glas dem Blindwerden ausgesetzt
ist oder nicht.
Vogel und Reischauer haben im
polytechn. Journal Bd. CLII S. 181
mitgetheilt, daß man durch Einlegen des zu prüfenden Glases in eine concentrirte
Auflösung von salpetersaurem Zinkoxyd sich überzeugen könne, ob ein Glas klar bleibe
oder nicht. Splittgerber hat Versuche hierüber
angestellt. Derselbe hat das von dem L.-O.-Rath Dr. Lüdershof angegebene Verfahren der
Erhitzung des Glases für ausreichend gefunden, während eine Einwirkung des
salpetersauren Zinkoxyds nur statt hat, wenn an dem zu untersuchenden Glase eine
frische Fläche angeschliffen wird. Ebenso wie das salpetersaure Zinkoxyd wirke
übrigens auch das saure schwefelsaure Kali und wohl noch andere Salze.
(Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1860 S.
123.)
Ueber Papier und Pergamentpapier.
Dr. Kunheim zeigte in der
Versammlung der Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen
im Monat Juni v. J. vegetabilisches Pergament vor, wie solches von dem
Papierfabrikbesitzer Bernhard Behrend in Cöslin
hergestellt wird. Ueber die Herstellung und Eigenschaften des Pergamentpapiers,
welches in großem Umfange in Paris von Montgolfier und in
London von de la Rue fabricirt wird, haben wir eine
ausführliche Abhandlung des Professors Hofmann
mitgetheilt. Das Pergamentpapier wird bekanntlich durch Behandlung von ungeleimtem
Papier mit einer Mischung von Schwefelsäure und Wasser erhalten. Außer den schon in
der genannten Abhandlung angeführten Eigenschaften gibt Hr. Behrend noch folgende an: Mit Bleistift Geschriebenes kann ohne Nachtheil
abgewischt werden; es eignet sich daher für Notizbücher, Schreibtafeln etc. Die
Tinte fließt sehr leicht darauf aus, so daß man mit der gewöhnlichen Alizarintinte
keinen feinen Strich machen kann; sie muß zu diesem Zwecke noch mit Gummi versetzt
werden, haftet aber nach dem Trocknen sehr fest. Ferner kann das Papier als
Zeichen- und Pauspapier benutzt werden. Zum Ueberbinden von Gefäßen kann es
die Schweinsblase mit Vortheil ersetzen; bei größerer Haltbarkeit hat es wegen der
Abwesenheit des Stickstoffs nicht die Neigung zu faulen. Es wird auch zur
Herstellung von Wertpapieren und Patronenhülsen empfohlen. In Bezug auf die Verwendung zu
Wertpapieren theilte Hr. Geh. Regier.-Rath Wedding
mit, daß in der Berliner Staatsdruckerei vielfältige Versuche gemacht worden seyen,
die aber vorläufig, abgesehen von der zweifelhaften Dauerhaftigkeit, noch daran
scheiterten, daß das Pergamentpapier Druck und Schrift zwar leicht annehme, aber
auch wieder davon befreit werden könne. Hr. Commerzienrath Weigert schlug vor, da sich die einzelnen Bogen beim Präpariren sehr
leicht durch Aufeinanderlegen verstärken lassen, zu versuchen, ob sich nicht leichte
und haltbare Jacquardpappen daraus herstellen ließen. Im Anschluß hieran machte Hr.
Dr. Kunheim auf die
Wichtigkeit der Versuche aufmerksam, welche jetzt in Oesterreich gemacht werden, das
Maisstroh zur Papierfabrication zu verwenden. Andere Lumpensurrogate sind theils
nicht leicht zu transportiren, finden als Viehfutter Verwendung, oder sind schwer zu
behandeln; das Maisstroh jedoch ist ein reines Material. Ein Knotenfänger bei der
Bearbeitung ist entbehrlich; ein Abfasern des Schreib- und Zeichenpapiers
soll bei der Gleichmäßigkeit des Materials nicht stattfinden. Dabei werden bei der
Fabrication manche Vorarbeiten erspart und dadurch die Anlagekosten geringer.
Erfinder der Herstellung des Maispapiers ist ein Hr. Moritz Diamant in Wien, das Verfahren selbst ist vom Reichsgrafen Lippe-Weißenfeld acquirirt worden. Nähere Auskunft
hierüber ertheilt Dr. Schwartz in Breslau. Hr. Geh. Regier.-Rath Wedding erwähnte auch hierbei, daß die Haltbarkeit des Maispapiers im
Vergleich zu aus Hanf und aus leinenen Lumpen gefertigtem Papier zweifelhaft sey,
indem das Material seiner Beschaffenheit nach nicht solche Fasern liefern könne, die
ein Verfilzen gestatten, wie dieß Hanf und Leinen gestatteten. Ein gutes Leimen wäre
für Papier aus Mais und anderen Strohsorten eine nothwendige Bedingung, das hieraus
gefertigte Papier aber nur zu untergeordneten Zwecken verwendbar. (Verhandlungen des
Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1860 S. 125.)
Ueber ein neues Verfahren, mit Berlinerblau zu färben, von J.
Arnaudon.
Dieses Verfahren beruht auf der Eigenschaft des oxalsauren Ammoniaks, die Fällung der
Eisenoxydsalze durch Blutlaugensalz zu verhindern. Um diese Eigenschaft
nachzuweisen, theilt man eine Lösung des Eisenoxydsalzes in zwei Theile, fügt der
einen Portion oxalsaures Ammoniak hinzu und versetzt dann beide Portionen mit
derselben Quantität einer Lösung von gelbem Blutlaugensalz. In der nicht mit
oxalsaurem Ammoniak versetzten Portion entsteht dabei sofort ein blauer
Niederschlag, in der andern Portion entsteht dagegen kein Niederschlag, sondern
dieselbe färbt sich bloß tiefer braun und setzt nach einiger Zeit einen
krystallisirten braunen Niederschlag ab. Vermischt man diese braune Flüssigkeit mit
einer Säure, so entsteht sofort der Niederschlag von Berlinerblau. Es ist nicht die
Oxalsäure, welche die Bildung des Berlinerblaus verhindert, denn wenn man den
Versuch in der Art wiederholt, daß man anstatt des oxalsauren Ammoniaks Oxalsäure
zusetzt, so findet die Bildung des Berlinerblaus ziemlich in derselben Weise statt,
als ob man irgend eine andere Säure zugesetzt hätte. Die Erscheinung, daß die
Eisenoxydsalze bei Gegenwart von oxalsaurem Ammoniak durch Blutlaugensalz nicht
niedergeschlagen werden, beruht wahrscheinlich auf der Bildung eines oxalsauren
Doppelsalzes von Eisenoxyd und Ammoniak, welches durch Blutlaugensalz nicht zersetzt
wird.
Man kann dieses Verhalten in folgender Art in der Färberei anwenden: Nachdem man ein
Bad aus schwefelsaurem Eisenoxyd oder einem anderen Eisenoxydsalz und der
hinreichenden Menge von oxalsaurem Ammoniak, um die Bildung von Berlinerblau durch
das Blutlaugensalz zu verhindern, bereitet hat (wobei man gut umrühren muß, damit
der Niederschlag, welcher beim Eingießen des Blutlaugensalzes entsteht, sich wieder
auflöst), bringt man das zu färbende Garn oder den sonstigen Faserstoff hinein und
läßt es einige Stunden lang darin verweilen, indem man es zuweilen mit den Stöcken
herum bewegt. Man nimmt es nachher wieder heraus, läßt abtropfen und bringt es
sodann, ohne es vorher zu sehr auszuwinden, in ein anderes Bad, welches entweder
bloß in einer verdünnten Säure besteht oder außerdem noch Zinnchlorid enthält. Das
Garn wird dabei sofort blau und man behandelt es nachher weiter wie gewöhnlich.
In der Druckerei kann man so verfahren, daß man den Zeug zuerst mit der Mischung von
Eisenoxydsalz, oxalsaurem Ammoniak und Blutlaugensalz imprägnirt, trocknet und dann
mit einer Mischung, die eine Säure und Zinnchlorid enthält, bedruckt, worauf wieder getrocknet und
gewaschen wird; man erhält auf diese Weise ein blaues Muster auf weißem Grunde. Man
kann aber auch die Mischung selbst ausdrucken und den Zeug nachher durch eine Säure
passiren, was dasselbe Resultat gibt. (Technologiste,
October 1860, S. 11; polytechnisches Centralblatt, 1861 S. 141.)
Verfahren bei der Behandlung des Krapps, von Eduard Mucklow.
Der Genannte ließ sich am 20. Februar 1860 ein Verfahren der Behandlung des Krapps in
England patentiren, welches zum Zweck hat, den Krapp möglichst von solchen
Bestandtheilen zu befreien, welche die Farbstoffe einhüllen und das Färbevermögen
des Krapps beeinträchtigen. Diese Behandlung wird mit der ganzen Krappwurzel, also
bevor dieselbe gemahlen ist, vorgenommen, wobei der Zweck nach Mucklow vollständiger erreicht wird, als wenn man den Krapp erst zertheilt
und dann zu reinigen sucht. Die Behandlung besteht darin, daß man die Krappwurzeln
in reinem kalten Wasser, oder in Wasser, welches eine geringe Menge eines den
Krappfarbstoff nicht auflösenden Salzes enthält, 1 bis 6 Stunden lang einweicht und
dann stark preßt. Frische Krappwurzeln werden nicht eingeweicht, sondern direct so
stark als möglich gepreßt, wobei die schleimigen, zuckerigen etc. Stoffe
größtentheils herausgehen. Der so behandelte Krapp wird nachher getrocknet und
gemahlen. Der Patentträger nennt das so erzeugte Product raffinirten Krapp (refined madder) und gibt von demselben an, daß es zu
allen Zwecken geeignet und ein wohlfeiles Ersatzmittel des unter dem Namen
„feinster gemahlener Krapp“ vorkommenden Materials sey. Es
soll nämlich die ungebeizten Stellen des Kattuns wenig einfärben, und, in der
Türkischrothfärberei oder zum Druck angewendet, nur wenig Seife und andere
Schönungsmittel erfordern, auch zur Bereitung von Garancin und Krappextract sehr
geeignet seyn und dabei weniger Säure oder Alkali als andere Krappsorten nöthig
haben. Der in der ausgepreßten Masse enthaltene Zucker kann in gewöhnlicher Manier
durch Erzeugung von Alkohol verwerthet werden. (Repertory of
Patent-Inventions, November 1860, S. 399; polytechnisches
Centralblatt, 1861 S. 140.)
Ueber die Darstellung der Milchsäure.
Nach Lautemann erhält man reine Milchsäure viel leichter,
wenn man zu der gewöhnlichen Mischung von Zucker, Weinsäure, Milch und Käse, anstatt
der Schlämmkreide eine äquivalente Menge Zinkoxyd nimmt und der Mischung 1/3 Wasser
mehr zufügt. Die Temperatur der gährenden Masse soll 40 bis 45° C. betragen
und die Mischung muß fleißig umgerührt werden; nach 8 bis 10 Tagen ist die Innenwand
des Gefäßes mit schönen weißen Krystallkrusten von milchsaurem Zink bekleidet. Die
Masse wird hierauf zum Kochen erhitzt, und die filtrirte Flüssigkeit der
Krystallisation überlassen. Das milchsaure Zink löst man in heißem Wasser auf, fällt
das Zink durch Schwefelwasserstoff, dampft die abfiltrirte Flüssigkeit ein, dabei
gesteht diese zu einer breiigen Masse in Folge ausgeschiedenen Mannits; um letzteres
zu entfernen, löst man die Masse in möglichst geringer Menge Wassers, und schüttelt
diese Lösung mit Aether, welcher die Milchsäure auflöst und das Mannit ungelöst
läßt. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXIII S. 242.)