Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. , S. 234 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Commission für einheitliches Maaß und Gewicht in
Deutschland.Man vergl. S. 153 im vorhergehenden Heft.
Die am Bundestag zu Frankfurt a/M. versammelte Commission für einheitliches deutsches
Maaß und Gewicht hat in dreizehn Sitzungen, welche innerhalb siebzehn Tagen gehalten
wurden, ihre Arbeit bis zu dem Punkt gefördert, wo ein Ausschuß ernannt werden
konnte, der mit schriftlicher Zusammenstellung der Resultate und ihrer Motive
beauftragt ist. Dieses Elaborat soll möglichst bald in den alsdann wieder
aufzunehmenden Plenarsitzungen berathen und danach das officielle Gutachten der
Commission festgestellt werden.
Die aus den Berathungen weiter hervorgegangenen, den Regierungen zu unterbreitenden
Vorschläge sind in Kürze folgende:
Als Einheit und Grundlage sämmtlicher Hohlmaaße wird der
französische Liter oder Kubik-Decimeter unter dem Namen Liter aufgestellt, was eine nothwendige Consequenz von der Annahme des
Meters als Basis des Systems ist.
In Ansehung speciell der Maaße für Flüssigkeiten beschloß
man außer dem Liter noch den doppelten Liter mit der Benennung Maaß (Neu-Maaß) aufzustellen, und als größere Einheit den Hektoliter oder Neu-Ohm
von 100 Liter. Für den Verkehr mit kleinsten Quantitäten soll der Liter in 1/2, 1/4,
1/8 u.s.w. nach Bedürfniß getheilt werden, ohne daß man sich veranlaßt sah für die
Unterabtheilungen eigene Namen zu empfehlen, mit einziger Ausnahme des halben Liters, wofür man die Benennung Schoppen annahm.
Als Hohlmaaße für trockene Gegenstände bestimmte man den
Liter, den Zehner von 10
Liter, und den Neu-Scheffel oder den Hektoliter von 100 Liter. Letzteres Gemäß soll in 1/2 und
1/4, der Zehner aber in zwei Fünfer getheilt werden,
während die Untertheilung des Liter in 1/2, 1/4, 1/8 u.s.w., wie beim
Flüssigkeitsmaaß, zu geschehen hätte. Hiernach ergibt sich folgendes Schema für die
Maaßgrößen zu Getreide, Mehl, Steinkohlen, Kartoffeln, Kalk etc. etc.:
der Neu-Scheffel (der Hektoliter)
= 100 Liter
der halbe Neu-Scheffel
= 50 „
das Viertel
= 25 „
der Zehner
= 10 „
der Fünfer
= 5 „
der Liter
= 1 „
die Bruchtheile des Liter durch Halbirung.
Der halbe Neu-Scheffel und das Viertel sind bequeme Größen zum Messen des
Getreides und anderer schwerer Gegenstände; für Holzkohlen wird der ganze Scheffel
ohne Hinderniß direct gebraucht werden, wie es in Frankreich üblich ist. Vielfache
des Scheffels oder Hektoliters sind natürlich nicht ausgeschlossen wo sie zweckmäßig
erscheinen mögen; so denkt man namentlich als Holzkohlengemäß für Hüttenwerke den
Zuber = 500 Liter als gesetzlich zulässig
anzuerkennen. (Beilage zur Allg. Ztg. vom 1. Febr. 1861.)
Englands Dampfmaschinenkräfte.
Im 2ten Theile von Fairbairn's Untersuchungen und
Vorlesungen (Useful informations for engineers) finden
sich die (nominellen) Pferdekräfte der gegenwärtig in Großbritannien betriebenen
Dampfmaschinen angegeben, und zwar:
bei den Gruben und Metallbütten
450000
„ „
Fabriken aller Art
1,350000
„ der Dampfschifffahrt
850000
auf den
Eisenbahnen
1,000000
––––––––
Summe in Pferdekräften
3,650000.
Sollte die Arbeit mit lebendigen Pferden verrichtet werden, so würden, da diese in 24
Stunden höchstens 8 Stunden arbeiten können, mindestens 11 Millionen Pferde
erforderlich seyn.
Unsere Quelle rechnet, daß auf je eine nominelle Pferdekraft ein durch die
Maschinenarbeit oder auf den Dampfschiffen beschäftigter Arbeiter angenommen werden
könne, wonach die gesammte Anzahl auf beinahe 4 Millionen kommt.
Um wenigstens ungefähr zu übersehen, wie viel Kohlen diese Maschinen verbrauchen,
wollen wir annehmen, daß dieselben durchschnittlich jährlich nur 200 Tage und
täglich 10 Stunden im Gange wären, und daß man per
Stunde und Pferdekraft circa 8 Pfd. Kohlen verbrauche,
so hätte man per Jahr und Pferdekraft 8 Tonnen, mithin
überhaupt circa 29 Millionen Tonnen, oder, da die
jetzige jährliche Förderung in Großbritannien circa 65
Millionen Tonnen betragen dürfte, von dieser nahe 45 Proc.
Rechnet man zu jenen
29,200000 Tonnen
den Verbrauch bei allen Zweigen der
brittischen Eisenindustrie mit circa
15,000000 „
ferner die Ausfuhr nach anderen
Ländern zu
6,500000 „
so verbleiben für allen sonstigen
Verbrauch
14,300000 „
–––––––––––––––––––––––––
Summe
65,000000 Tonnen.
(Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und
Hüttenwesen, 1861, Nr. 3.)
Ueber die Temperatur, welche sich in den nach Siemens'schem Princip construirten Schmelzöfen erreichen
läßt.
Hierüber hielt Prof. Scheerer folgenden Vortrag in der
Sitzung des bergmännischen Vereins zu Freiberg vom 14. Februar 1860.
Der Hitzegrad, welchen ein Brennmaterial bei seiner Verbrennung in atmosphärischer
Luft erzeugt, kann bekanntlich dadurch gesteigert werden, daß man entweder 1) das
Brennmaterial vor seiner Verbrennung, oder 2) die zur Verbrennung dienende Luft,
oder 3) beide erhitzt. Bloß das Brennmaterial zu erhitzen, hilft wenig; denn die
Berechnung zeigt z.B., daß während 0° warme Holzkohle in 0° warmer
Luft unter Erzeugung einer Temperatur von 27000 C. verbrennt, eine bis zu
400° C. erwärmte Holzkohle unter solchen Umständen eine Temperatur von
2735° C. hervorbringt. Eine Erhitzung der Holzkohle auf 400° C. hat
also die Verbrennungs-Temperatur nur um 35° C. erhöht. Von weit
größerem Effecte ist dagegen die Erhitzung der Verbrennungsluft. Holzkohle, welche
durch 400° C. heiße Luft verbrannt wird, erzeugt eine Temperatur von nahe
3065° C., also um 365° C. höher als bei Verbrennung in Luft von
0°. Natürlich wird der höchste Effect hervorgebracht, wenn Brennmaterial und
Verbrennungsluft vorgewärmt werden, dadurch muß sich der bei der Verbrennung
erzeugte Hitzegrad nahe um eben so viel steigern, als die gemeinschaftliche
Vorwärmung betrug. Eine 400° C. warme Holzkohle verbrennt in 400° C.
warmer Luft unter Erzeugung einer Temperatur von 3100° C.
Das Siemens'sche Princip zur Erhöhung der Temperatur in
Schmelz- (Flamm-) Oefen besteht nun zunächst 1) in der Erhitzung der
Verbrennungsluft, dann aber 2) in einer möglichst hohen, leicht ausführbaren
Steigerung dieser Erhitzung. Dieser zweite Punkt enthält das Eigenthümliche der Siemens'schen Methode.
Die von Siemens construirten Schmelzöfen bestehen im
Allgemeinen aus einem Erhitzungsraum (Schmelzraum), zwei Feuerungsvorrichtungen und
zwei Generatoren (oder einem Generator mit zwei Hauptabtheilungen). Unter Generator
wird hier ein, durch feuerfeste Zwischenwände in viele kleinere, mit einander
communicirende Abtheilungen getheilter größerer Raum verstanden, welcher zur
Erhitzung der Verbrennungsluft dient. Man bringt alle Wände desselben mittelst
hindurchstreichender Flamme zum starken Glühen und läßt dann die Verbrennungsluft
durch diesen geheizten Raum gehen, dessen innere vielfache Zertheilung und große
Gesammtwandfläche die Lufterhitzung möglichst begünstigen. Daß hierdurch der
Generator nicht zu sehr abgekühlt und die Lufterhitzung zu bedeutend herabgezogen
werde, dazu ist eben der zweite Generator vorhanden, welcher geheizt wird, während
der andere zur Lufterhitzung dient. Von Zeit zu Zeit wechseln diese Vorgänge in den
Generatoren: die Anheizung des Generators und die Wärmeabgabe an die
Verbrennungsluft. Dadurch kann unausgesetzt ein Strom stark erhitzter
Verbrennungsluft geliefert werden, und zwar ein größerer und stärker erhitzter Strom, als ihn
gewöhnliche Lufterhitzungs-Apparate (mit eisernen Röhren) zu liefern
vermögen. Zugleich aber erfordert das Anheizen der Generatoren keinen besonderen
Feuerungs-Apparat, sondern der Schmelzofen besorgt dieß selbst. Von seinen
zwei Feuerungs-Vorrichtungen erhitzt je eine abwechselnd den Schmelzraum und
einen der Generatoren. Es geschieht dieß – wenn wir uns durch G und G' die Generatoren,
durch F und F' die
Feuerungen und durch R den Schmelzraum andeuten –
auf folgende Weise:
GG'
FRF'
Während z.B. die Feuerung F durch erhitzte Luft aus dem
Generator G gespeist wird und ihre Flamme in den
Schmelzraum R schickt, erhitzt die aus diesem Raume
kommende Flamme, vereint mit der Flamme der Feuerung F',
den Generator G'. Nach einiger Zeit wird mittelst einer
einfachen Ventil-Vorrichtung der Wechsel bewirkt: Die Feuerung F' wird durch erhitzte Luft aus dem Generator G' gespeist und die aus R
kommende Flamme, vereint mit der Flamme der Feuerung F',
erhitzt nun den Generator G. Es läßt sich einsehen, daß
durch einen derartigen Wechsel die Generatoren allmählich heißer und heißer werden
müssen. Angenommen, die Temperatur des Generators G beim
Beginne des Versuchs sey t, so wird der Generator G' natürlich zu einer höheren Temperatur als t, wir wollen sie t' nennen,
angeheizt werden. Nach eingetretenem Wechsel nimmt die Verbrennungsluft also eine
höhere Temperatur als zuvor an, und folglich muß der Generator G eine noch höhere Temperatur t'' annehmen u.s.w. Man könnte nun der Meinung seyn – und diese
Meinung ist wirklich ausgesprochen worden – daß sich durch einen Ofen der
gedachten Construction eine Hitzesteigerung, so zu sagen, ins
Unendliche erreichen lasse. Das ist jedoch keineswegs der Fall, sondern
auch hier gibt es ein Temperatur-Maximum, welches
selbst unter den günstigsten denkbaren Umständen nicht überschritten werden kann.
Die Rechnung ergibt dieses theoretische Maximum für einen mit guten Steinkohlen
geheizten Ofen zu etwa 20000° C. Wäre es praktisch ausführbar, eine solche
Temperatur, oder auch nur eine halb so hohe, wirklich zu erzeugen, so würde sich der
betreffende Ofen – und wenn er aus dem feuerfestesten Baumaterial bestände
– sicherlich in sehr kurzer Zeit selbst schmelzen. Daß ein Siemens'schen Ofen dieß glücklicherweise nicht thut, hat
seinen Grund darin, daß jene vorausgesetzten günstigsten Umstände nur zu einem sehr
kleinen Theile in der Praxis erreichbar sind; und es läßt sich ermessen, daß die
Temperatur eines Flammofens der gedachten Art, selbst bei der größten technischen
Sorgfalt schwerlich 4000° C. überschreitet. Das Temperatur-Maximum in
einem mit 400° C. heißer Gebläseluft betriebenen Eisenhohofen beträgt
3300–3400° C. Die Siemens'schen Oefen
können diese Temperatur, welche bisher als die höchste bei allen metallurgischen
Processen galt, also nicht allein erreichen, sondern vielleicht noch um einige
Hundert Grade übertreffen. Das ist aber von sehr wesentlicher Bedeutung, und die Siemens'schen Oefen eignen sich dadurch unter anderem
ganz vorzüglich zum Stahlschmelzen. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1860,
Nr. 51.)
Apparat zum Waschen der Erze, von Landrin und Soulé in Paris.
Bekanntlich hat man in neuerer Zeit die Separation der Erze dadurch bewirken wollen,
daß man das feingepulverte Gemenge von Gestein und Erzen in eine sehr hohe, eiserne,
mit Wasser gefüllte Röhre am oberen Ende hinein schüttete, wo dann das spec.
schwerere Erz rascher herabfällt und sich in einer angesteckten kurzen Büchse
sammelt, die man nach dem Vorstoßen eines Schiebers entfernt, worauf auch die
Bergart durch eine momentane Oeffnung des Schiebers herausgelassen wird. Durch die
HHrn. Landrin und Soulé
ist nun eine wesentliche Vereinfachung des Apparates vorgeschlagen worden, die darin
besteht, daß man nur eine mäßig lange Röhre anwendet, dagegen aber den Weg, den das
Gemisch zu machen hat, dadurch verlängert, daß man die Flüssigkeit mittelst eines
senkrecht stehenden Flügelapparates in drehende Bewegung versetzt. Die schwereren
Erztheile werden dadurch in steileren, die Steintheilchen in flacheren Spiralen sich
bewegen, und so dieselben Resultate erreicht werden, als ob man eine vielfach höhere
Röhre anwendete.
(Mining Journal, 1860 S. 603; Wochenschrift des
schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr. 3.)
Starke Eisenplatten für gepanzerte Kriegsschiffe.
Der Bau der gepanzerten Kriegsschiffe erfordert die Herstellung geschmiedeter
Eisenstücke von ganz außergewöhnlichen Dimensionen und Gewichten. So haben die
Bleche für den „Warrior“, welcher
gegenwärtig auf dem Werfte liegt, eine Dicke von 4,32 Zoll (preuß.) und das eiserne
Hauptstück erhält eine Höhe von 38,2 Fuß, mit einem Gewichte von 840 Ctr. Es dürfte
dieß wohl das größte und schwerste Eisenstück seyn, welches bis jetzt geschmiedet
worden ist. (Monit. des int. mat.; Wochenschrift des
schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr. 4.)
Ueber die unauflöslichen Bestandtheile des käuflichen Zinks;
von G. Rodwell.
Wenn man zur Darstellung von Wasserstoffgas verdünnte Schwefelsäure auf käufliches
Zink einwirken läßt, so bemerkt man, daß eine Anzahl schwarzer flockiger Theilchen
auf der Oberfläche der Flüssigkeit schwimmt, welche, wenn alles Zink aufgelöst ist,
allmählich zu Boden sinken und sich dort als grauliches Pulver sammeln. Dieser
Rückstand betrug von 100 Theilen gewöhnlichen gewalzten Zinks.
I.
II.
III.
IV.
1,3142
1,3661
1,3388
1,3017
also im Mittel der vier Bestimmungen 1,3339.
Ich fand, daß er aus schwefelsaurem Blei bestand, nebst beiläufig 0,5 Proc.
Kohlenstoff, und einer Spur Eisen. Die schwarzen Theilchen scheinen Bleisuboxyd zu
seyn, welches, wenn die Wasserstoffentbindung aufgehört hat (aber erst dann),
langsam in schwefelsaures Blei umgewandelt wird.
Das Blei ist im Zink unzweifelhaft als metallisches Blei enthalten, und seine
schnelle Umwandlung in Suboxyd ist wahrscheinlich dem elektrischen Strome
zuzuschreiben, welcher zwischen ihm und dem Zink, womit es in Berührung ist,
hergestellt wird; denn wenn man ein reines Stück Blei in verdünnte Schwefelsäure
taucht, so bleibt es einige Zeit lang blank, stellt man aber nun ein Stück Zink so
in die Flüssigkeit, daß es das Blei berührt, so wird sich letzteres schnell mit
einer schwarzen Haut überziehen. (Chemical New, Januar
1861, Nr. 57.)
Brumlen's Verfahren der
Bleiweißfabrication.
Statt des Bleiweißes wird jetzt vielfältig basisches Chlorblei verwendet, das man
durch Behandlung von neutralem Chlorblei mit basisch-essigsaurem Blei erhält.
Das basische Chlorblei ist bedeutend unlöslicher in Wasser als das neutrale, und
deckt wegen seiner unkrystallinischen Form vortrefflich, während das neutrale
Chlorblei dieß gar nicht thut. Man stellt sich, nach Hrn. Ludwig Brumlen zu Newyork, zuerst fein granulirtes Blei dar, das
man erhält, indem man geschmolzenes Blei durch ein fein durchlöchertes Gefäß oder
ein Sieb in Wasser gießt. Mit den so erhaltenen feinen Bändern und Fäden füllt man
drei übereinander stehende Holzgefäße, 5 Fuß weit und 2 Fuß tief, die mit Hähnen am
Boden versehen sind. Man gießt nun auf das oberste Gefäß mäßig starke Essigsäure
(die per Unze 20 Gran kohlensaures Kali sättigt), oder
eine Auflösung von Bleizucker, die etwa 5% des Salzes enthält. Nach kurzem Verweilen
läßt man die Flüssigkeit in den zweiten, und von diesem in den dritten Bottich ab,
um sie endlich in einem Vorrathsbehälter aufzufangen. Das so befeuchtete Blei
oxydirt sich ungemein rasch, und wenn man daher die gebrauchte Essigsäure wieder
aufpumpt, so bildet sich zuerst Bleizucker, und bei Wieholung der Operation endlich
basisch-essigsaures Bleioxyd. Nimmt man schon gebildeten Bleizücker, so
findet der Uebergang in basisches Salz um so schneller statt. Man sieht, daß hier
ganz der altbekannte Proceß vorliegt, den man schon früher zur Darstellung von
Bleizucker etc. anwendete. Der Erfinder gibt auch an, daß man ebensogut Bleiglätte
direct in Essigsäure auflösen könne.
Aus der erhaltenen Bleizuckerlösung wird nun durch vorsichtigen Zusatz von Salzsäure
zuerst neutrales Chlorblei gefällt; die erhaltene Flüssigkeit und die Waschwasser
können statt frischer Essigsäure verwendet werden. Das ausgewaschene Chlorblei wird
alsdann mit basisch-essigsaurem Bleioxyd so lange digerirt, bis es durch
Aufnahme von Bleioxyd aus letzterem Salze in basisches Chlorblei übergegangen ist,
worauf man die klare Flüssigkeit, welche nun wieder neutralen Bleizucker enthält,
abzieht, den Niederschlag auswäscht, trocknet und in den Handel bringt. Auch die
zuletzt erhaltene Bleizuckerlösung wird, wie frische, zur Darstellung von
basisch-essigsaurem Blei benutzt, so daß also von der kostspieligen
Essigsäure nur durch Verzettelung etwas verloren gehen kann. (Mining Journal; Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 2.)
Feuerfester Thon bei Polnisch-Neudorf.
Auf der Grube Heinrich Amalie bei Poln. Neudorf hat das Braunkohlenlager eine
Mächtigkeit von 1 1/2 Ltr. und bei söhliger Lage nur eine Decke von 3/4 Lachter;
dasselbe besteht ganz vorwaltend aus mürber erdiger Braunkohle mit einzelnen
regellos zerstreuten Partien von holzartiger Beschaffenheit, fast nur im unteren
Theile der Lagerstätte. Unter dieser liegt in 11 bis 18 Fß. Stärke ein
graulich-weißer plastischer Thon, dessen
Verbreitung auf eine Fläche von circa 300 Morgen
verfolgt worden ist. Die Gewinnung dieses zur Fertigung feuerfester Waaren
vorzüglich geeigneten Thones wurde im Frühjahre 1858 begonnen, es sind davon bis
jetzt über 10000 Tonnen abgesetzt, und zwar größtentheils nach Oesterreich (an die
Thonwaarenfabrik zu Hruschau und das Wittkowitzer Eisenhüttenwerk), ferner an die
Antonienhütte, an Zinkhütten (darunter auch Lydogniah.), an die Cementfabrik zu
Oppeln etc. Von den Zinkhütten Silesia und Stanislaus wird angegeben, daß die aus
dem Thone hergestellten Muffeln 8 Wochen, resp. 69 Tage
im Feuer gestanden. In der Schuhmann'schen
Porzellanmanufaktur bei Berlin haben die Muffeln 4–5 Brände ausgehalten,
während bisher die aus ausländischen Thonen gefertigten Muffeln dort nur 2 Brände
aushielten.
Nach drei angestellten Analysen (a. von Hrn. Dr. Schwarz in Breslau, b. und c. von Hrn. Dr. Pagels zu Oppeln, die
letzte aus dem wasserfreien geglühten Thone) enthielten
100 Theile des in Rede stehenden Thons:
a.
b.
c.
d.
Kieselsäure
66,33
57,25
62,85
59,48
Thonerde
18,94
29,04
31,89
28,95
Eisenoxyd
2,27
1,02
1,12
1,05
kohlens. Kalk
0,84
0,83
0,92
Spur
Magnesia
0,45
0,76
0,84
–
Kali
–
2,15
2,37
–
Wasser
11,17
9,78
–
11,05
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summen
100,00
100,83
99,99
100,53.
Die letzte Analyse (d.) von schottischem Thone von Gartsherrie (aus dem polytechn. Journal Bd. CXL S. 107), wonach der Poln. Neudorfer
Thon dem schottischen gleich zu stellen seyn dürfte. (Wochenschrift des schlesischen
Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr. 4.)
Ueber das Vorkommen von Chlor in den Steinkohlen; von Th. Leadbetter in Glasgow.
Meines Wissens hat man noch nicht versucht, den Chlorgehalt der Steinkohlen
quantitativ zu bestimmen. Daß unter den Producten der trockenen Destillation der
Steinkohlen Salmiak
vorkommt, wurde von Fownes und Anderen bemerkt; man hat
auch beobachtet, daß wenn die ammoniakalische Flüssigkeit der Gasanstalten durch
Abdampfen concentrirt wird, sich Krystalle von Salmiak absetzen. Die Fabrikanten von
schwefelsaurem Ammoniak haben ebenfalls gefunden, daß eine beträchtliche Menge von
gebundenem Ammoniak in der Destillirblase zurückbleibt, nachdem das kohlensaure
Ammoniak abdestillirt worden ist. In einer Probe dieser rückständigen Flüssigkeit
aus der Blase fand ich 506,4 Grains Chlor per Gallon,
und in zwei Proben von nicht destillirter ammoniakalischer Flüssigkeit fand ich
respective 156 und 76,4 Grains Chlor per Gallon.
Das Vorkommen einer so großen Menge Chlor in dieser ammoniakalischen Flüssigkeit
veranlaßte mich den Chlorgehalt der Steinkohlen zu ermitteln, wozu ich eine Reihe
von Versuchen mit Cannelkohle und anderen Steinkohlen aus verschiedenen Gruben
Schottlands anstellte. Von jeder Probe wurden 1000 Grains in destillirtem Wasser
gekocht, und nach dem Abfiltriren des unauflöslichen Theils wurde das Chlor im
Filtrat durch salpetersaures Silber in gewöhnlicher Weise bestimmt. In folgender
Tabelle sind die Resultate zusammengestellt, nebst den Berechnungen auf 1 Tonne (20
Ctr.).
Name der Steinkohle.
Chlor in 100 Theilen.
Grains Chlor p.
Tonne.
Lesmahagow
0,015292
2383
Boghead
0,012369
2939
Bank Coal
0,017300
2712
Knightswood
0,019791
3103
Barton's Holm
0,009277
1454
Monkland
0,027831
4363
Thankerton
0,004948
775
Weiche Kohle (soft coal)
0,004948
775
Es schien auch wünschenswerth, die Asche obiger Steinkohlen auf Chlor zu untersuchen;
hierzu wurde ein bekanntes Gewicht der Kohle zuerst verkohlt und hernach in einem
Platintiegel eingeäschert, die Asche mit Wasser ausgekocht und die Flüssigkeit dann
in gewöhnlicher Weise auf Chlor geprüft. In der Asche von mehreren obiger
Steinkohlensorten wurde nicht eine Spur von Chlor entdeckt, und in den anderen wurde
nur eine kleine und unbestimmbare Menge gefunden. Es ist daher einleuchtend, daß
wenn die Steinkohlen destillirt oder in geschlossenen Gefäßen verkohkt werden, das
Chlor mit den flüchtigen Substanzen ausgetrieben wird, und diese Thatsache erklärt
genügend den Umstand, daß in den von verschiedenen Chemikern veröffentlichten
Analysen von Steinkohlenaschen ein Chlorgehalt nicht erwähnt wird.
Bei einer andern Reihe von Versuchen mit denselben Steinkohlensorten destillirte ich
einen Theil von jeder in einem schmiedeisernen Rohr und prüfte das Destillat
sorgfältig auf Chlor. In jedem Falle war die Gegenwart einer bestimmbaren Menge von
Chlor entscheidend nachzuweisen. (Chemical News, 1860,
Nr. 46.)
Anwendung des Pergamentpapiers für die porösen Zellen
galvanischer Batterien.
Die HHrn. Siemens und Halske
hatten schon vor einiger Zeit darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig es wäre, die
Thonzellen in den galvanischen Bechern durch Zellen aus Pergamentpapier zu ersetzen.
Versuche, die hierüber in der Papierfabrik des Hrn. Behrent in Cöslin in Pommern angestellt wurden, haben ein sehr gutes
Resultat ergeben, indem daselbst jetzt aus dieser Pergamentmasse Zellen dargestellt
werden, welche stark und dauerhaft genug sind, um mit Vortheil für den gedachten
Zweck verwandt zu werden.
So viel wir erfahren haben, wird bei der Darstellung derselben in der Weise
verfahren, daß die gewöhnliche rohe, zermahlene, nasse Papiermasse auf einen
Holzklöppel, der die
Form der Zelle hat, in der nöthigen Dicke gegossen und dann trocknen gelassen wird.
Der trockene Becher wird dann unter Druck mit Schwefelsäure getränkt. Die Anwendung
von Druck hat sich als nothwendig herausgestellt, damit die Schwefelsäure in sehr
kurzer Zeit die dicken Wandungen der Zelle durchdringt.
Ob es nicht einfacher ist, diese Becher in der Weise herzustellen, daß man mehrere
Streifen Papier, von der nöthigen Breite, bei der Umwandlung in Pergament
aufeinander klebt, bis man die nöthige Dicke der Zellenwandung (also 2/3 bis 1
Millimeter) erreicht hat, und den auf dieselbe Weise dargestellten Boden mit dem
Cylinder auf die Art verbindet, daß man die so eben dargestellte Pergamentmasse als
Klebemittel benutzt, bleibt dahingestellt. Wir glauben jedoch, daß diese letztere
Darstellungsweise der Zellen eine leichtere ist. Dr. Dullo.
Ueber eine neue grüne Farbe, von C. Struve.
Seit etwa drei Jahren trifft man im Handel in Form sehr leichter lockerer Stücke eine
unter dem Namen „arsenikfreies Grün“
bekannte Farbe, die als Surrogat des Schweinfurter Grüns dienen soll und jetzt in
ausgedehntem Maaße in der Industrie Anwendung findet.
Wenngleich nun dieses Grün auch nicht eine völlig so lebhafte Farbe wie das
Schweinfurter Grün besitzt, ist es doch zu manchen Zwecken viel geeigneter, da es
wirklich durchaus arsenikfrei ist. Dessen ungeachtet ist es aber, wenn auch viel
weniger giftig als jenes, keineswegs unschädlich, wie nachstehende Angabe der
Bestandtheile ergibt, und darf es z.B. nicht zum Färben von Backwerk u. dergl.
angewendet werden. Die Farbe soll übrigens dauerhaft seyn und noch besser decken als
das Schweinfurter Grün. Der Verf. hat auf Veranlassung von Prof. Wicke in dessen Laboratorium eine quantitative Analyse
dieser Farbe ausgeführt, welche folgendes Resultat ergab:
chromsaures Bleioxyd
13,65 Proc.
basisch kohlensaures Kupferoxyd
80,24 „
Eisenoxyd
0,77 „
kohlensauren Kalk
2,65 „
Feuchtigkeit
2,58 „
––––––––
99,89
(Archiv der Pharmacie Bd. CLIV S. 42.)
Wirkung des Chloroforms auf Bienen.
In England hat man mit Glück versucht, die Bienen in ihren Körben durch Chloroform zu
betäuben, wenn man die Körbe leeren will. Ein solcher Korb wird zur Abhaltung des
Lichtes mit einem Tuche behangen und das Chloroform eingetröpfelt. Sobald man
bemerkt, daß sich die Bienen ganz ruhig verhalten, kann man sie ohne alle Gefahr
leicht in einen anderen Korb übersiedeln, in welchem sie am anderen Morgen alle
wieder erwachen und munter ihre Wohnung umschwärmen. (Pharmaceutical Journal and Transactions, 1859 p. 246; Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1861, Nr. 3.)