Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. , S. 394 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber eine Dampfkessel-Explosion, welche zu Mastricht
stattfand; von Jobard.
Diese Explosion tödtete den Besitzer und den Ingenieur der Fabrik, als sie die
Einstellung der Arbeiten benutzten um im Feuerraum Maaßregeln für einen neuen Rost
zu treffen; ich gebe im Folgenden die wahrscheinliche Erklärung dieses Unfalls.
Sobald die Arbeiter sich zum Mittagsmahl begeben, bedeckt der Heizer den Rost mit
Kohlenklein, schließt das Register des Schornsteins, sowie die Thür des Feuerraums,
und oft stellt er eine Blechplatte vor die Oeffnung des Aschenraums, um durch
Verhinderung des Zugs sein Feuer zu unterhalten. Sobald die Glocke ertönt, welche
den Arbeitern das Zeichen zur Rückkehr in die Fabrik gibt, muß der Heizer vorerst
das Register des Schornsteins aufziehen, damit die Gase ausgetrieben werden, welche
ich in dieser Art Retorte erzeugt haben; die im Aschenraum enthaltene Luft vermischt
sich nämlich bald mit dem (aus dem Kohlenklein durch die Wärme entwickelten)
Wasserstoffgas, welches den Feuerraum, die Feuercanäle und alle von der Flamme
durchzogenen Räume erfüllt, und so entsteht ein Gemisch von Luft und Wasserstoffgas,
welches vielleicht noch gefährlicher als die schlagenden Wetter in den
Steinkohlengruben ist, weil es erhitzt ist. Der Ingenieur wird es vernachlässigt
haben, dieses Gemisch zu entleeren, bevor er, eine Lampe in der Hand, die Thür des
Feuerraums öffnete; daher die Explosion, in deren Folge der Kessel gehoben wurde und
ein Siederohr an der schwächsten Stelle platzte.
Ich habe allen Grund zu glauben, daß der größere Theil der Explosionen aus den
erwähnten Ursachen entsteht; denn fast alle Erzählungen in den Zeitungen beginnen
mit den charakteristischen Worten: „Gerade als man sich anschickte die
Arbeiten in der Fabrik von X. wieder aufzunehmen, hörte man eine fürchterliche
Explosion; glücklicherweise waren die Arbeiter noch nicht in die Locale
zurückgekehrt. . . .
Wir sehen häufig, daß der Heizer beim ersten Glockenschlag mit dem eiserne: Haken das
Brennmaterial im Feuerraum lockert, um seine Maschine in Gang zu bringet, aber
vergißt vorher das Register des Schornsteins zu öffnen, eine Vorsicht welche er für
unwesentlich hält, weil er sie oft vernachlässigt hat ohne deren Opfer zu werden;
denn das Gemisch ist nicht immer in den explosiven Verhältnissen. In dem erwähnten
Bericht ist beigefügt, daß der Kessel von seinem Sitz gehoben wurde, was nicht
geschehen seyn könnte, wenn die erste Explosion nicht im Feuerraum erfolgt wäre; die
zweite, welche sich der ersten sofort beigesellt, ist diejenige des Kessels selbst
und wird durch den Stoß der ersten veranlaßt.
Wenn die Arbeit Abends aufhört, Pflegen die Heizer, um ihr Feuer Morgens nicht wieder
anzünden zu müssen, die zurückbleibende Kohle mit einer dicken Schicht von
Kohlenklein zu bedecken und so gut als möglich alle äußeren Ausgänge zu schließen;
sie brauchen dann des Morgens nur noch die auf dem Rost gebildete dicke Kohlenkruste
mit dem eisernen Haken zu heben, um ihre Maschine in Gang zu bringen. Es ist nicht
zu bezweifeln, daß sie auf diese Weise eine große Menge Gas erzeugen, welches Zeit
genug hat sich mit Luft zu mischen und dadurch explosiv zu werden. Man müßte daher
die Thür des Feuerraums mit dem Register des Schornsteins so verbinden, daß sich
jene nicht ohne dieses, oder vielmehr erst nach letzterem öffnen könnte. (Comptes rendus, Februar 1861, Nr. 5.)
Entlastete Schieber für Locomotiven.
Auf der Michigan Central-Eisenbahn hat der entlastete Schieber von R. C. Bristol so gute Resultate gegeben, daß er jetzt auch an
anderen Locomotiven angebracht wird. Er besteht aus einem gewöhnlichen Schieber, in
welchem auf jeder Seite eine rechtwinklige Nuth eingegossen ist. Diese Nuthen, die
gegen die Schieberfläche gekehrt sind, sind etwa 2 1/2 Zoll tief, 3/4 Zoll weit und
10 Zoll lang. In jeder dieser Nuthen befinden sich zwei Keile, die an ihren Enden durch
Stellschrauben festgestellt werden, so daß man vermittelst ihrer die Tiefe der
Ruthen variiren kann. Unter diesen Keilen befinden sich sechs Stahlrollen, die auf
der Schieberfläche ruhen, und so den Schieber tragen; diese sind etwa 1 Zoll im
Durchmesser und 5/8 Zoll breit, nach Umständen auch anders. Man schraubt nun den
Schieber fest auf die Schieberfläche auf und befestigt dann die Keile so, daß sie
die Rollen fest gegen die Schieberfläche Pressen. Wenn die Keile in dieser Weise
gestellt sind, so bewegt sich der Schieber unter Dampfdruck so leicht, daß man die
Maschine ohne Schwierigkeit mit einer Hand umsteuern kann. Die Keile sind von Stahl,
und als Bahn für die Rollen sind Stahlplatten in die Schieberfläche eingelassen oder
darauf befestigt. H. Bergius. (Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure, 1860, Bd. IV S. 304.)
Die patentirten Webstühle der Maschinenfabrik Obertürkheim;
von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart.
Die Maschinenfabrik Obertürkheim bei Stuttgart, welche sich in neuerer Zeit
ausschließlich nur mit Anfertigung von Webereimaschinen beschäftigt, hat einen ihrer
in Württemberg und in den übrigen Staaten Deutschlands, sowie auch in England
patentirten mechanischen Webstühle im Musterlager der Centralstelle zu Stuttgart
aufgestellt, wo derselbe zu jeder Zeit in Augenschein genommen werden kann. Derselbe
ist von Hrn. William Lancaster, derzeit Mitbesitzer und
Director der Maschinenfabrik Obertürkheim, construirt und läßt folgende wesentliche
Verbesserungen erkennen.
Zunächst finden wir am Zettelbaum eine abgeänderte
Bremsvorrichtung, bei welcher sowohl Gewichte als Spiralfedern in Anwendung kommen.
Diese Combination soll dem Zettelbaum gestatten, beim Fachmachen in gewissem Grade
nachzugeben und dadurch die nachtheilige Wirkung der auf die Kettenfäden ausgeübten
Spannung zu beseitigen.
An dem Tuchbaume zeigt sich eine neue Vorrichtung, durch
welche derselbe gegen den vom Regulator bewegten Sandbaum angepreßt wird. Diese
Pressung ist hier von allen Schwankungen frei, sie äußert sich in stets gleicher
Stärke, und sichert dadurch die größte Regelmäßigkeit in der Aufwindung. Die
Lagerung des Tuchbaumes ist zugleich so angeordnet, daß das Abnehmen und Einlegen
desselben mit größter Leichtigkeit und mit äußerst geringem Zeitaufwand
bewerkstelligt werden kann. Ganz eigentümlich erscheint ferner die Bewegung von
Sand- und Tuchbaum, indem die für das Aufwinden nothwendige periodische
Drehung beider Bäume nicht wie bisher beim Rückgang, sondern gleichzeitig mit dem
Vorgang und Schlag der Lade erfolgt. Diese Anordnung soll eine bedeutende Schonung
des Blattes, sowie eine gleichförmigere Dichtheit des Gewebes zur Folge haben.
Zur Bewegung des Geschirres kommt ein neuer höchst
einfacher, aber mit größter Präcision wirkender Mechanismus zur Anwendung. Die
Einwirkung auf das Geschirr ist der Art, daß für das Vorder- und
Hintergeschirr gleichgroße Schränkwinkel herbeigeführt werden, mithin ein vollkommen
reines Fach erzielt wird.
Weitere Verbesserungen finden sich an der Lade und den
zugehörenden Theilen. Die Bewegung der auf die Treiber einwirkenden Schlagstäbe wird
vermittelst eines neuen und eigenthümlichen Mechanismus, durch welchen ein höchst
beschleunigter und äußerst kurzer Schlag ausgeübt wird, herbeigeführt. Eine andere
Verbesserung zeigt sich in der Anordnung des die beiden Treiber verbindenden
Schlagriemens; derselbe ist nämlich nicht mehr wie bisher unterhalb, sondern auf der
vordern Seite der Lade angebracht, eine Unordnung, welche gestattet, seine Function
vollkommen zu überwachen und eintretende Störungen mit Leichtigkeit zu beseitigen.
Auch die in Verbindung mit den Schlagstäben stehenden, das Zurückführen derselben
bewirkenden Federn sind der Art verändert, daß die Möglichkeit des Schlaffwerdens
derselben völlig beseitigt seyn dürfte.
Außer den hier angeführten Verbesserungen sind Hrn. Lancaster noch einige andere patentirt, welche an dem vorliegenden Stuhle
noch nicht angebracht sind, nämlich eine Beweglichkeit des Streichbaumes, wodurch
das Fachmachen erleichtert werden soll, und eine Beweglichkeit der untern
Blattnutheu, um den Schützen austreten zu lassen, wenn er durch irgend einen Zufall
im Fache stecken bleibt. W In der mit der Maschinenfabrik Obertürkheim verbundenen
Weberei befinden sich seit längerer Zeit vierzig derartige Stühle in Gang, und eine
größere Anzahl ist bereits für andere Etablissements geliefert worden.
(Württembergisches Gewerbeblatt, 1861, Nr. 10.)
Reiche Silberbergwerke in Californien.Man s. die frühere Notiz im polytechn. Journal Bd. CLVI S. 461.
Die Washoe-Silbergruben liegen an dem östlichen
Abhange der Sierra Nevada, in ungefähr 30 Gr. 25 M. n. Br. und etwa 10 (engl.)
Meilen vom Washoe-Thale (Nevada-Territorium) und 8 (engl.) Meilen von
dem Carsonflusse. An diesem Punkte haben wenigstens die Hauptentdeckungen
stattgefunden, obwohl alle Anzeichen dafür sprechen, daß ein großer Theil des
umliegenden Landes auf meilenweite Erstreckung sich silber- und goldhaltig
zeigen wird. Zu Virginia-City oder Silver-Hill, wie der Ort auch genannt wird, sind
Gruben auf wenige Yards Länge eröffnet, die einen unglaublichen Reichthum an Silber,
manchmal auch an Gold ergeben haben. Beide Metalle finden sich auf demselben Gange,
unregelmäßig mit einander gemengt, indem an einzelnen Stellen von beiden ziemlich
gleiche Theile, an anderen auf 1 Theil Gold etwa 3 Theile Silber im Erze enthalten
sind. Eine Analyse des Erzes von diesem Punkte ergab per
Toune 2939 Dollars Werth an Gold und 2857 Dollars an Silber, während ein schwarzer
Sand von einer in der Nähe befindlichen Wäsche per Tonne
3000 Dollars in Silber und 300 Dollars in Gold lieferte. Die Grube, die jetzt
bearbeitet wird, gehört einer Gesellschaft, deren Agent und Theilhaber die Firma Donald, Davidson und Comp. in
St. Franzisco ist. Ungefähr 40 Tonnen Erze sind von dort nach St. Franzisco gesandt,
von wo wieder eine kleine Partie über Panama und New-York nach Havre
verschifft worden ist, um dort probirt zu werden. Die Analysen, die hier gemacht,
lassen keinen Zweifel, daß das Erz von 3000 bis 6000 Dollars per Tonne ergeben wird. Vor Eintritt des ungünstigen Wetters hofft man
75–100 Tonnen nach St. Franzisco schaffen zu können. Der Umstand, daß die
Fracht bis dorthin derzeit noch 100 Dollars per Tonne
beträgt, hat zu einigen rohen Versuchen, das Erz an der Grube zu verschmelzen
geführt, die theilweise von Erfolg gewesen sind.
Der Correspondent der New-York-Times schreibt vom 5. November v. J.
Folgendes: „Die Washoe- oder besser Carson-Thal-Gruben übertreffen bei
weitem die weltberühmten Silbergruben von Peru und Chili. Der jetzt in Angriff
genommene Gang liegt hart an der Grenze von Californien im
Utah-Territorium, etwa 175 engl. Meilen von Sacramento-City, für
Maulthiere vollständig zugänglich, von welchen jetzt über 400 den Verkehr mit
dem Salzsee vermitteln. Die Gruben wurden durch einen gewissen Comstock, jetzt in St. Franzisco entdeckt, der, wie
gewöhnlich, seine Ansprüche an verschiedene Unternehmer für geringe Beträge
verkaufte. Eine unter dem Namen Walsh-Compagnie bekannte Gesellschaft fördert täglich 2 Tonnen
reines Erz, und nebenbei mehrere Tonnen des als Muttergestein auftretenden
Quarzes, welcher nach mexikanischer Art amalgamirt, immer noch über 400 Dollars
täglich ergibt. Das Gold, welches an der Oberfläche reichlich beigemischt war,
verschwindet nach der Teufe immer mehr und wird durch Silber ersetzt.
Die Ader ist über 1000 Fuß weit verfolgt worden. Die Walsh-Compagnie besitzt
im Ganzen ein Feld von 1400 Fuß Länge; hierauf folgen Bryant und Raymond, die 50 Fuß, den Fuß zu 400
Dollars, erworben haben, während von ihnen schon 13 Tonnen nach St. Franzisco
verladen sind, die circa 3000 Dollars per Tonne werth.
Von der Walsh-Compagnie sind 28 Tonnen nach St. Franzisco gesendet worden, und
noch 12 Tonnen liegen zum Verladen bereit. Alles dieses Erz enthält Gold und Silber
neben einander und wird mit 2500–6000 Dollars per
Tonne bezahlt. (Mining Journal, 1860, S. 907;
Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr.
5.)
Ein neues Waschverfahren für goldhaltige Erden.
Blake beschreibt ein neues Waschverfahren, welches vor
einiger Zeit in Californien zur Trennung der goldführenden Erden und des Sandes
eingeführt wurde. Die Einfachheit und Wirksamkeit dieser Methode wird ihr ohne
Zweifel allgemeinere Anwendung verschaffen und das Schlämmen der Mineralien nach
derselben würde von Bedeutung seyn. Das Verfahren besteht darin, einen Wasserstrahl
unter starkem Druck in die goldführende Erde zu spritzen, welche dadurch unterhöhlt
und ausgewaschen wird. Um dieß zu bewirken, wird das Wasser, welches aus einer
Röhre, ähnlich dem Steigrohe einer Feuerspritze, dringt, gegen die Grundlage einer
Erd- oder Sandschicht gerichtet, um sie zu untergraben. Wenn der Einsturz
erfolgt, dient das Wasser, die Theile des Goldes von dem feinen Sande und der Erde
zu trennen, welche es umgeben; und diese wird mit dem Sande durch die Strömung in
lange Canäle fortgerissen, wo das Gold sich unverzüglich in Folge seiner größeren
Dichte niederschlägt. Man gewinnt und verwäscht, um das Gold davon zu sondern, auf
diese Weise 100 Tonnen Erde und Sand mit größerer Leichtigkeit, als 10 Tonnen nach
dem alten Systeme. Das Wasser vollendet die ganze Arbeit, es reißt die Erde von der
Seite der Hügel ohne Hülfe von Grabscheiten weg; es reißt sie hinweg und verwäscht
sie in einer Arbeit, während bei der Sonderung mit der Hand diese beiden Theile der
Operation nothwendiger Weise getrennt sind. Den Druck erzeugt einfach das Gewicht
des Wassers, welches von einem höheren Reservoir herabkommt. Man benutzt eine
Wassersäule von 60 bis 100 Fuß, je nach den Umständen.
Das Auftauchen dieses Verfahrens hat in Californien die Goldgräberei umgestaltet und
derselben neuen Aufschwung gegeben, indem sie die Ausbeutung ausgedehnter
goldreicher Gebiete gestattet. Das Wasser ist ein kostbarer Gehülfe in einem Lande,
wo Handarbeit so theuer ist. Bei einer Röhrenmündung von 1 bis 1 1/2. Zoll Weite und
unter einem Druck einer Wassersäule von 90 Fuß Höhe fördert und verwäscht ein Kind
so viel goldführende Erde in einem Tage, als 10 bis 15 Mann ohne diese Beihülfe.
Unter den Verhältnissen Nord-Carolina's kann eine solche Vorrichtung täglich
mehr als 1000 Bushel (ungefähr 36 Kubikcentimeter) fördern und verwaschen. Bei
diesem Verfahren muß man nicht allein auf die Druckhöhe, sondern auch auf das
Volumen des Wassers Rücksicht nehmen, weil eine beträchtlichere Menge die Erde
leichter losreißt besser verwäscht und eine vollkommenere Scheidung bewirkt.
(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr. 50.)
Mittel zum schnellen Löschen glühender Steinkohlen.
Für manche Fabrikanten oder überhaupt für Besitzer von Etablissements, in denen
größere Steinkohlenfeuer unterhalten werden, dürfte es nicht ohne Interesse seyn,
ein Mittel kennen zu lernen, das Einsender dieses schon seit längerer Zeit
angewendet hat, um glühende Steinkohlen oder hellbrennendes Steinkohlenfeuer schnell
zu dämpfen, so daß dieselben alsbald verlöschen und die damit geheizten
Dampfmaschinen u.s.w. möglichst bald außer Thätigkeit gesetzt werden. Man mische zu
diesem Zwecke 6 Pfd. Kochsalz, 8 Pfd. gesiebte Holz- oder Torfasche und 1
Pfd. sogenanntes Federweiß recht innig unter einander und rühre es in ein ungefähr 3
Centner Wasser haltendes Faß. Gut umgerührt, wird von dieser Mischung mit einem dazu
geeigneten Gefäße geschöpft und die glühenden Kohlen oder das Feuer begossen, bis
letzteres erloschen ist, wozu ein nur zweimaliges Begießen genügen wird. Selbst
andere hellbrennende Feuer können mit diesem Mittel alsbald gelöscht werden.
(Sächsische Industriezeitung, 1860, S. 160.)
Anwendung des Kohlenschiefers zur Fabrication von
Barnsteinen.
Bekanntlich verursacht beim Steinkohlenbergbau, wo die Lager eine geringe Mächtigkeit
haben, wie im Norden Frankreichs und in Belgien, die Masse der Schiefer, die sich
beim Abbau und beim Treiben der Stollen absondern, eine Kostenvermehrung für die Gewerke, indem dieses
Haufwerk ein weit bedeutenderes Volumen ausmacht, als welches zu den Ausfüllungen
nöthig ist. Man ist dann meistens gezwungen, dieses Gebirge zu Tage zu fördern und
davon an den Eingängen der Schächte große Halden aufzustürzen. Bis jetzt sind diese
Massen nur zur Ausbesserung der benachbarten Wege verwendet.
Hr. Sadin, Ingenieur der Kohlenbergwerksgesellschaft zu
Jemappe, beabsichtigt sie zur Fabrication von Barnsteinen zu benutzen, von welchen
auf den Kohlenbergwerken eine ungeheure Menge verbraucht wird.
Der Kohlenschiefer ist wirklich eine Art plastischen Thons oder erhärtete kieselsaure
Thonerde, enthaltend: kohlensaures Eisenoxydul, Eisenoxyd, Kohle und noch mehrere
andere Substanzen. Wenn derselbe gemahlen ist und mit Wasser angemengt wird, so
bekommt er eine teigige Consistenz und nimmt alle Formen an, die man ihm geben will,
hauptsächlich die parallelepipedische Barnsteinform.
Wenn dieser Teig zu zähe ist und beim Trocknen rissig wird, macht man ihn magerer,
indem man ihn mit Sand oder pulverisirtem Kohlensandstein, oder auch in einem
schicklichen Verhältniß mit gebranntem und zerkleintem Kohlenschiefer vermengt.
Das Eisenoxyd und kohlensaure Eisenoxydul fangen bei einer gewissen Temperatur an zu
schmelzen und bilden einen Cement, welcher alle, dieses neue Product ausmachenden
Theile vereinigt; die Kohle, von welcher der Schiefer imprägnirt ist, begünstigt das
Brennen der Barnsteine im Innern und vermehrt ihre Haltbarkeit, indem sie die
vollständige Schmelzung des darin enthaltenen Eisens bewirkt.
Die Kohle hat noch den Vortheil, daß sie, indem sie verbrennt, den Barnstein porös
macht und seine Adhärenz mit dem Mörtel befördert.
Diese Bildsamkeit des gepulverten Kohlenschiefers ist der Art, daß man wahrscheinlich
grobe Töpferwaaren oder wenigstens Quadersteine, Ziegel und feuerfeste Barnsteine
wird fabriciren können, wenn man die Schiefer zweckmäßig scheidet, um darin
enthaltene schmelzbare Stoffe zu entfernen.
Auf diese Weise entledigt man sich dieses Raum versperrenden Materials, das so theuer
zu stehen kommt und durch welches man bisweilen genöthigt wird, Flächen Land von
großem Werthe anzukaufen. Man wird in Zukunft nicht mehr nöthig haben, sie dem
Ackerbau zu rauben. (Journal des mines, 1860, Nr. 22;
berg- und hüttenmännische Zeitung, 1861 Nr. 9.)
Ueber das Monohydrat der Schwefelsäure.
Dr. L. Playfair hat einige
Versuche angestellt um zu ermitteln, unter welchen Bedingungen das Monohydrat
wasserfreie Säure verliert; dieselben ergaben, daß beider Destillation von Säure von
1,848 spec. Gewicht eine solche erhalten wird, die nur 1,838 bis 1,840 wiegt. Wenn
man diese aber 1/2–1 Stunde bis auf 287°,5 C. erhitzt, so bekommt sie
ein Gewicht von 1,84792–1,84798. Der Gehalt an wasserfreier Säure beträgt
dann, wie acidimetrische Proben ergaben, 81,615–81,62 Procent. Man soll daher
beim Concentriren der Schwefelsäure die Temperatur nicht bis nahe zum Siedepunkt,
sondern bis zu 287°,5 steigen lassen. (Chemical
News, Januar 1861, Nr. 58.)
Verfahren, die freiwillige Zersetzung des Chlorkalks zu
verhindern.
Die im polytechn. Journal Bd. CLVIII S. 237
mitgetheilte Notiz von Prof. A. W. Hofmann über
freiwillige Zersetzung des Chlorkalks veranlaßte Hrn. C. Barreswil ein von ihm entdecktes Verfahren zu veröffentlichen, um diese
Zersetzung wo nicht zu verhindern, doch bedeutend zu verzögern. Es besteht darin,
den Chlorkalk zwischen Walzen aus Granit oder unter verticalen Mahlsteinen zu
zerreiben, und ihn hernach in der Art zu verpacken, daß man ihn sehr stark
zusammenpreßt. Der auf diese Weise behandelte Chlorkalk wird so dicht und hart wie
ein Stein, und kann sehr lange Zeit ohne bemerkliche Veränderung aufbewahrt werden.
Er muß natürlich, wenn man ihn anwenden will, vorher pulverisirt werden. (Répertoire de Chimie appliquée, November
1860, S. 350.)
Darstellung des Chlorkohlenstoffs.
Eine bequemere Art als die gewöhnliche, den Zweifach-Chlorkohlenstoff
(C² Cl⁴) aus dem Schwefelkohlenstoff und Chlor in der Rothgluth
darzustellen, wenn nämlich Abwesenheit von Sonnenschein die beste Methode aus dem
Chloroform unanwendbar macht, ist nach A. W. Hofmann das
Verfahren, Schwefelkohlenstoff mittelst Antimonchlorid (Sb Cl⁵) in den
Zweifach-Chlorkohlenstoff überzuführen. Vermischt man die beiden
Flüssigkeiten, so erhitzen sie sich zum Sieden und beim Erkalten scheiden sich
Krystalle von Antimonchlorür und Schwefel ab. Die Lösung enthält
Schwefelkohlenstoff, Chlorkohlenstoff und Chlorschwefel, letzterer wahrscheinlich
durch eine secundäre Wirkung des Schwefels auf noch unzerlegtes Antimonchlorid
entstanden.
Um größere Mengen zu bereiten, mischt man die beiden Flüssigkeiten in einem Kolben,
der mit aufrecht gerichtetem Kühlrohr versehen ist, und zwar am vortheilhaftesten 1
Aeq. Schwefelkohlenstoff mit 2 Aeq. Antimonchlorid. Da jedoch die Reaction sehr
stürmisch ist, so ist es am besten, wenig Antimonchlorid mit großem Ueberschuß von
Schwefelkohlenstoff zu vermischen und in die siedende Mischung trockenes Chlor
einzuleiten. Das Product der Destillation unter 100° C. wird mit Kalilauge
gekocht, um Antimonchlorür, Chlorschwefel und Schwefelkohlenstoff unschädlich zu
machen, dann auf gewöhnliche Art gereinigt. Sein Siedepunkt ist 77° C.
– Was über 100° destillirt. liefert viel reines Antimonchlorür.
(Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXV S. 264.)
Neues Verfahren, auf den Geweben Berlinerblau topisch zu
befestigen.
Prof. Arnaudon in Turin hat die interessante Beobachtung
gemacht, daß oxalsaures Ammoniak die Wirkung des gelben Blutlaugensalzes, wenn
dasselbe als Lösung mit einem Eisenoxydsalz gemischt wird, gänzlich aufhebt; setzt
man also oxalsaures Ammoniak einem Eisenoxydsalz zu, so wird letzteres kein
Berlinerblau geben, wenn es mit einer Auflösung von gelbem Blutlaugensalz versetzt
wird; aber auf Zusatz einer Säure wird sofort Berlinerblau erzeugt. Die Anwendung
dieses Verhaltens in der Färberei wurde bereits S. 153 in diesem Bande des
polytechn. Journals mitgetheilt.
Prof. Crace Calvert in Manchester schlägt vor, jene
Thatsache im Zeugdruck anzuwenden. Man braucht nur den Zeug mit einem Gemisch von
Eisenoxydsalz und oxalsaurem Ammoniak zu tränken, dann zu trocknen und hernach an
denjenigen Stellen, wo Berlinerblau erzeugt werden soll, eine Säure aufzudrucken.
(Chemical News, Januar 1861, Nr. 60.)
Das Chinolinblau im Zeugdruck angewandt.
Das nach Williams Verfahren (S. 230 in diesem Bande des
polytechn. Journals) dargestellte Chinolinblau kommt bereits im Handel unter dem
Namen Cyanin vor. Es wurde in Mülhausen zum Zeugdruck
angewandt und liefert ein sehr schönes Blau; dieser Farbstoff ist aber leider sehr
theuer.
Mischung zum Einfetten der Wolle, von W. E. Gedge.
Man löst Rapsöl, Olivenöl oder ein anderes geeignetes Oel in Ammoniakflüssigkeit und
fügt, nachdem die Lösung vollständig erfolgt ist, Wasser hinzu, so daß die Mischung
hinreichend flüssig wird, um gehörig in der Wolle vertheilt werden zu können. Die
Größe des Wasserzusatzes hängt von der Qualität und Reinheit des Oels ab; reines
Olivenöl verträgt einen weit größeren Wasserzusatz als Rapsöl oder andere ordinäre
Oele, es ist deßhalb
ökonomischer anzuwenden als wohlfeile Oele und verdient den Vorzug vor den bisher
angewendeten Compositionen. Im Allgemeinen nimmt man auf 1 Th. der Mischung von
Ammoniak und Oel 1 bis 1 1/2 Th. Wasser. Die Mischung wird zum Kratzen und Kämmen
der Wolle in denselben Mengenverhältnissen wie Olivenöl angewendet; sie
beeinträchtigt die Weisheit der Wolle durchaus nicht, und diese ist nachher leichter
zu reinigen, als wenn sie in gewöhnlicher Weise eingefettet wurde. Die beste Art,
diese Mischung zu bereiten, ist folgende: Man gießt in 15 Gewichtstheile Oel nach
und nach in kleinen Quantitäten und unter beständigem Umrühren 1 Gewichtstheil
Ammoniakflüssigkeit; etwa 10 Minuten später fügt man 15 bis 20 Th. Wasser hinzu,
indem man dabei wieder beständig umrührt. Man deckt sodann das Gefäß zu und läßt die
Mischung eine Viertelstunde lang stehen, worauf sie angewandt werden kann. –
Patentirt in England am 3. März 1860. (London Journal of
arts, November 1860, S. 202.)
Sogenanntes Reinigungs- oder Schönungssalz.
Zum Reinigen beschmutzter oder durch den Gebrauch mißfarbig gewordener rother Tuche
und anderer Wollstoffe empfiehlt ein Fabrikant in Paris folgendes Mittel:
In 1000 Gewichtstheilen warmen Regen- oder Flußwassers löst man
32 Gewichtstheile
Kleesalz,
16
„
krystallisirter Soda,
5
„
Potasche (Perlasche);
nach erfolgter Lösung
werden
2 Gewichtstheile
pulverisirter Cochenille
zugesetzt und die Lösung filtrirt. Nachdem damit die rothen
Wollstoffe durchnäßt, werden sie mit einer harten Bürste bis zur Entfernung des
Schmutzes nach dem Strich gebürstet und darauf wird der halbtrockene Stoff mit
reinem Wasser ausgewaschen.
Angestellte Versuche haben gezeigt, daß das Mittel die vom Erfinder gerühmten
Eigenschaften in der That besitzt, die Wirkung ist eine rasche und vollständige,
wobei namentlich die rothe Farbe in ihrer ursprünglichen Reinheit und Frische
bleibend wieder hervortritt. Die geringe Menge Cochenille ist jedoch hierbei von
keinem Einfluß, man kann sie ohne Nachtheil ganz weglassen. (Mittheilungen des
hannoverschen Gewerbevereins, 1860 S. 379.)
Ueber die Erkennung und Bestimmung von organischer Materie in
Mineral- und Trinkwässern mittelst Chamäleon.
Hervier empfiehlt für alle Fälle, in denen es sich um die
Nachweisung von organischer Materie in Wasser, Sand oder Bauschutt etc. im Interesse
der Gesundheit handelt, die Behandlung der zu untersuchenden Objecte mit Chamäleon,
(Comptes rendus, t. LI p. 945.)
Man sehe Monnier's Verfahren zur Bestimmung der im Wasser
enthaltenen organischen Substanzen, im polytechnischen Journal Bd. CLVII S. 132.