Titel: | Frictionshammer der Maschinenfabrikanten Gouéry und Guérin in Paris. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. III., S. 6 |
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III.
Frictionshammer der Maschinenfabrikanten Gouéry und Guérin in
Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, November 1860, S.
233.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Gouéry's Frictionshammer.
In der Industrie macht man sehr häufig von Apparaten Gebrauch, welche, um energische
Effecte zu erzielen, die aufgesammelte Kraft mehr oder weniger plötzlich abgeben
müssen. Dieß ist z.B. der Fall bei den Dampfhämmern, bei den Rammmaschinen zum
Einrammen der Pfähle, bei Stempel- und Prägewerken etc.
Bei dieser Art von Apparaten wird die aufsteigende Bewegung des Fallhammers entweder
durch Dampf erzielt, oder durch die Kraft von Menschen, welche in größerer oder
kleinerer Anzahl an Schnüren oder Stricken ziehen.
Obgleich diese Art von Apparaten vielfach berechnet und umgeändert wurde, blieb den
HHrn. Gouéry und Guérin doch noch die Möglichkeit, sie in einer Weise zu behandeln,
welche sehr günstige Resultate liefert, wie wir uns überzeugen konnten, als wir den
Fallhammer ihres Systemes im Gange sahen.
Dieses System beruht auf der Anwendung einer durch irgend einen Motor
hervorgebrachten fortlaufend kreisförmigen Bewegung zum Heben irgend eines Gewichtes
mit irgend einer Geschwindigkeit, um wie bei den Dampfhämmern Schläge zu erzielen,
ohne jedoch wie bei diesen, die directe Wirkung des Dampfes nöthig zu haben. Das
System kann sowohl bei Stempel- und Prägewerken, als auch bei Rammmaschinen
zum Einschlagen von Pfählen, und bei allen Maschinen ähnlichen Zweckes angewandt
werden. Es gestattet, mit der größten Leichtigkeit schwache und starke Schläge
hervorzubringen.
Dieß wurde durch die Anwendung zweier Frictionsräder erzielt, wovon das eine
ununterbrochen durch irgend einen Motor gedreht wird, während das andere nur dann
direct durch Reibung mitgenommen wird, wenn es durch einen besonderen Mechanismus an
die Oberfläche des ersten, treibenden Rades angedrückt wird. Aus dem bisher nur kurz
Angedeuteten geht schon hervor, wie zahlreich die Anwendungen dieses neuen Systemes
seyn können.
Die Figuren
29–32 zeigen die Anwendung des Princips an einem Fallhammer zur Herstellung
geprägter oder getriebener Arbeit. Wir wollen hiebei bemerken, daß bei der
Einfachheit des Apparates und seiner einzelnen Unordnungen der bei den Dampfhämmern
so häufig vorkommende Uebelstand eines Kolbenstangenbruches nicht vorkommen
kann.
Fig. 29 ist
eine verticale Hauptansicht des Fallhammers und seines Getriebes.
Fig. 30 zeigt
denselben von der Seite und zwar zum Theil im Durchschnitte.
Fig. 31 ist
ein horizontaler Durchschnitt des Ständers und zwar in der Höhe genommen, wo das
Gesenke, die Matrize oder der Amboß liegt.
Fig. 32 ist
eine horizontale Ansicht oder ein Grundriß des Frictionsrädergetriebes.
Die beiden gußeisernen verticalen Pfeiler M haben auf
ihrer inneren Seite eine Nuth, um die schmiedeeisernen Leitschienen d aufzunehmen, durch welche der eigentliche Fallhammer
R geführt wird. Die Pfeiler M stehen auf zwei Tragwinkeln N, die an den
Amboßstock oder die Chabotte P angeschraubt sind. Oben
haben die Pfeiler oder Ständer M die Tragarme m angegossen, auf welchen die Lager für die
Frictionsräder sich befinden, und welche durch die Verbindungsstangen m' vereinigt sind. Der Amboßstock P ist mit Kloben p' versehen, durch welche
Stellschrauben gehen, mittelst deren das Gesenke oder die Matrize, in welcher man
prägt, festgestellt und richtig eingestellt wird.
Auf eine horizontale Achse A, die in den zwei Lagern a liegt, ist die Triebscheibe A' aufgesteckt, die durch irgend einen Motor in Bewegung gesetzt wird. Auf
derselben Achse befindet sich das gußeiserne Frictionsrad B, an welches zwei vorspringende Ränder angegossen sind, von denen jeder
eine vertiefte, conische Nuth enthält. An dem gabelförmigen Hebel F befinden sich zwei Zapfen f, die in den Lagern f' liegen, welche auf die
Tragarme m aufgeschraubt sind. Die Gabelenden sind mit
Ohren o versehen, durch welche eine Achse c geht, auf der die große Scheibe C lose aufgesteckt ist. An diese sind zwei conische Ränder angegossen,
welche in die Ruthen des Rades B eingreifen. Zwischen
die Ränder des Rades C legt sich ein Band E, das aus einem Lederriemen, aus Gutta-percha,
oder aus einem Stahlstreifen bestehen, oder durch eine Bandkette ersetzt werden
kann, an deren Ende das Fallgewicht R angehängt ist.
Die Wirkung der Maschine ist folgende:
Nähert man, nachdem der Fallhammer auf das Gesenke gefallen ist, den Handgriff des
Hebels F dem Gestelle, so dreht sich die Gabel um die
Achse o, wodurch sich natürlich die Achse c der des Frictionsrades B
nähert; die beiden Räder berühren sich, und es entsteht Reibung zwischen C und B, so daß auch das Rad
C gedreht, und folglich der Fallhammer R gehoben wird, da sich die Kette oder der Riemen auf
das Rad C aufwickelt.
Ist der Hammer auf die bestimmte Höhe, die nach Bedürfniß größer oder kleiner seyn
kann, gehoben, so bewegt man den Hebel F vom Gestelle
auswärts, die Reibung hört auf, und der Hammer fällt dann durch sein eigenes
Gewicht. Es versteht sich von selbst, daß man die Drehungsachse des Hebels auch eben
so gut über die Achse des Frictionsrades C legen könnte,
oder daß man die Lager von C festschrauben, und dagegen
die Achse der Triebscheibe B beweglich machen
könnte.