Titel: | Locomobile von Cochot in Paris. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XXIII., S. 81 |
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XXIII.
Locomobile von Cochot in Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, Februar 1861, S.
77.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Cochot's Locomobile.
In Folge der immer allgemeiner werdenden Verbreitung der Locomobil-Maschinen
stellt sich mehr und mehr das Bedürfniß heraus, dieselben so viel wie möglich zu
vereinfachen und ihre Führung auch für weniger geübte Arbeiter möglich zu
machen.
Hr. Cochot hat sein Augenmerk vorzugsweise darauf
gerichtet, die Construction des Kessels zu modificiren, dessen Haupterfordernisse
große Heizfläche und Leichtigkeit der Reinigung sind. In diesen Punkten lassen die
bisher construirten Maschinen noch sehr viel zu wünschen übrig; damit der Kessel
nicht ein zu großes Volumen einnehme, sucht man die Heizfläche zu vermindern und die
Röhren zu verengern, so daß die Flammen darin bald verlöschen und Unreinigkeiten
sich in solcher Masse niederschlagen, daß die innere und äußere Reinigung der Röhren
sehr oft vorgenommen werden muß.
Cochot's System dagegen (patentirt in Frankreich am 18.
Januar 1860) bietet zunächst eine große Heizfläche dar und vermeidet außerdem die
Bildung von Niederschlägen und die Nothwendigkeit der häufigen Reinigungen, indem
hier nicht enge, sondern weite Röhren, wirkliche Siederöhren, angewendet werden,
welche, wie bei den gewöhnlichen Dampfkesseln, das Wasser im Innern enthalten und
von Außen von der Flamme umspült werden.
Hiedurch wird die Hitze des Brennmaterials vollständiger ausgenutzt, indem die Flamme
nicht so bald wie in engen Röhren verlöscht und die erdigen Bestandtheile des
Wassers nicht so rasch niedergeschlagen werden.
Diese neue Einrichtung der Dampfkessel für Locomobilen erhellt aus den Figuren 9 und
10,
welche deren Construction darstellen. Die weiten Siederöhren sind in hinreichender
Anzahl in mehreren Reihen übereinander, entsprechend der zu erzeugenden Dampfmenge,
angebracht. Natürlich ist dieß System eben so gut auch auf andere Dampfkessel
anwendbar.
Der Erfinder hat sich auch bemüht, die Construction und Aufstellung der Dampfmaschine
selbst zu vereinfachen, um ihr Gewicht zu vermindern und ihre Wartung und
Unterhaltung zu erleichtern.
Abweichend von anderen Locomobilmaschinen ist hier der Cylinder aufrecht an einer
senkrechten gußeisernen Platte angebracht, welche am äußeren cylindrischen Mantel
des Kessels befestigt ist, so daß er nur wenig Platz einnimmt und dem Heizer oder
Maschinenwärter leicht zur Hand ist.
Je nach Umständen wird der Cylinder unten oder oben am Kessel, und folglich die
übrigen Maschinentheile darüber oder darunter angebracht. Im letzteren Falle kann
die Treibwelle so weit nach beiden Seiten des Kessels verlängert werden, daß die an
ihren Enden befindlichen Räder als Schwungräder und zugleich als Räder zur
Fortschaffung der Locomobile dienen können. Ist die Maschine an ihrem Bestimmungsort
aufgestellt, so werden sie als Transmissionsräder benützt.
In den Figuren
9 und 10 ist die erstere Art der Construction mit dem Cylinder am unteren
Theile des Kessels dargestellt, und zwar in ihrer Anwendung auf Maschinen von
geringer Kraft, welche auf zwei Rädern ruhen und wie Schubkarren leicht von einem
Manne fortbewegt werden können.
Fig. 9 ist die
Vorderansicht einer Locomobile mit verticalem Kessel; Fig. 10 ist ein
Querschnitt derselben durch die Mitte des Kessels.
Die Construction des Kessels ist höchst einfach. Die äußere Kesselwand D umgibt den inneren Feuerraum A mit dem Roste B an seiner unteren Fläche.
Eine gewisse Zahl Röhren a, in dem Feuerraum liegend,
stellt die Siederöhren dar, so daß die Heizfläche hinreichend groß wird. Die
Feuergase entweichen dann durch das Rauchrohr 0.
Die Uebertragung der Hitze auf das Wasser geschieht mit großer Schnelligkeit.
Außen an dem Kessel ist die Grundplatte E befestigt, auf
welcher der ganze Mechanismus angebracht ist. Der Dampfcylinder F befindet sich an ihrem unteren Theil; ebenso sind die
Führung g und die Lager e
der Treibwelle m an dieser Platte befindlich. Die
Stützpunkte für den Regulator h stehen mit der Führung
g in Verbindung; die Bewegung des Regulators erfolgt
durch die conischen Räder p, p¹, deren eines
durch die Rolle p² mit einer über die Welle m gehenden Schnur getrieben wird.
Die Welle m trägt außer dem Schwungrad V zwei excentrische Räder j
und j', deren eines die Steuerung, das andere die
Speisepumpe treibt.
Der Regulator wirkt auf den Hebel l' mit der Stange l, welcher die Dampfklappe regulirt. Der Dampfkolben
treibt die Bleuelstange G mit den Krummzapfen n an der Welle m.
Der ganze Apparat ruht auf den Rädern R, die zum
Fortschaffen dienen; ist die Maschine aufgestellt, so steckt man die Füße r' durch die unter dem Kessel angebrachten eisernen
Röhren r und stützt sie auf Steine oder Lager s, wodurch die Maschine einen festen Stand erhält.
Wenn der Dampfcylinder am oberen Ende des Kessels angebracht wird, so findet keine
wesentliche Aenderung der Unordnung statt. Die Welle ist dann verlängert und trägt
zwei Rollen oder Schwungräder, die als Räder zum Transportiren der Maschine dienen.
Es sind dann an dieser noch zwei kleinere Vorderräder anzubringen. Um die Besorgung
des Feuers nicht zu hindern, befindet sich die Feuerthür zwischen zwei Rädern,
welche den erforderlichen Raum frei lassen.
Endlich gehören zu dieser Maschine noch die verschiedenen Hülfstheile, wie
Sicherheitsventil, Manometer, Ausleerhahn etc.