Titel: | Apparat zur Eisbereitung mittelst Verdichtung des Ammoniakgases; Anspruch auf die Priorität seiner Erfindung von Tellier, Budin und Hausmann sen. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XXXIX., S. 120 |
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XXXIX.
Apparat zur Eisbereitung mittelst Verdichtung des
Ammoniakgases; Anspruch auf die Priorität seiner Erfindung von Tellier, Budin und Hausmann
sen.
Aus den Comptes rendus, Januar 1861, t. LII p.
142.
Ueber den Apparat zur Eisbereitung mittelst Verdichtung des
Ammoniakgases.
Schon im verflossenen Juli hätten wir der (französischen) Akademie der Wissenschaften
einen dem von Hrn. Carré beschriebenenS. 23 im vorhergehenden Heft. ähnlichen Apparat vorlegen können, wenn wir nicht hätten warten wollen, bis
der Apparat zur Anwendung im Großen reif wurde.
Nachdem uns am 25. Juli 1860 ein Patent ertheilt worden, bestellten wir bei Cail und Comp. einen dem eben
bezeichneten ähnlichen Apparat. Ueber die Priorität der Erfindung werden nun die
Gerichte zu entscheiden haben; unser Apparat stand schon im November zum Arbeiten
bereit und hat hinreichende Dimensionen, um 100 Kil. Wasser in jeder Operation zum Gefrieren zu
bringen. Um seinen Gang besser zu reguliren, haben wir ihn fast den ganzen December
hindurch arbeiten lassen; er kann jeden Augenblick vor einer zu ernennenden
Commission der Akademie in Thätigkeit gesetzt werden.
Bezüglich der Angaben des Hrn. Carré erlauben wir
uns folgende Bemerkungen:
1) Die Condensation des Ammoniakgases entspricht der Temperatur der
Abkühlungsflüssigkeit, welche in Frankreich zwischen 0 und 20° C. wechselt;
der Condensations-Druck liegt also zwischen 4,4 und 8,5 Atmosphären. Dieser
Druck wird, wenigstens wenn man sehr große Oberflächen anwendet, durch den
Widerstand des Ammoniaks mindestens um 1 Atm. überschritten, und noch mehr, wenn das
Feuer schlecht regulirt wird oder die Oberflächen nicht das richtige Verhältniß
haben. Der Apparat muß also auf mindestens 10 Atmosphären inneren Druck berechnet
seyn. Wir haben daher für kleine Apparate die schweflige Säure vorgezogen, welche
sich zwar in Wasser weniger löst, aber eines um die Hälfte geringeren Druckes zur
Verdichtung bedarf und daher für den häuslichen Gebrauch passender ist.
2) Der Druck im Kessel variirt natürlich mit demjenigen im Condensator; die
Destillations-Temperatur beginnt bei 115–120° C. und geht bis
zum Siedepunkt des Wassers herab, wenn alles Ammoniak aus der Lösung verdampft
werden soll. Ist dieser Punkt erreicht, so zeigt sich ein Unterschied von 2–3
Atm. zwischen dem Kessel und dem Condensator, wie dieß die Manometer am Apparate
darthun. Es ist dieß eine Folge der Bildung von fast reinem Wasserdampf, der sich in
den Schlangenröhren condensirt.
3) Eine gut geleitete Operation liefert trockenes Ammoniakgas, was durch directe
Versuche ermittelt worden ist.
4) Wir bestreiten die Genauigkeit des von Hrn. Carré angegebenen Preises für die Abkühlung des Wassers, welcher
das Doppelte seiner Erwärmung durch eine Wärmequelle betragen soll; in einem guten
Apparate wird die Kälte zum selben Preise erzeugt wie die Wärme.
5) Endlich bemerken wir noch, daß das Ammoniak, wenn es bei 1 Atm. Druck oder einem
höheren entweicht, eine deutliche blaue Färbung, ähnlich dem Rauch gewisser
Holzarten, annimmt.